Die Wirksamkeit ätherischer Öle bei postoperativer oder durch Chemotherapie bedingte Übelkeit

Studienergebnisse über die Anwendung ätherischer Öle


Diplomarbeit, 2016

38 Seiten, Note: 1


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

Methodik in der Datenerhebung bzw. –auswertung

1 Epidemiologie der Krebserkrankungen

2 Diagnose und Therapie des Karzinoms

3 Das Symptom der Übelkeit

4 Aromatherapie

5 Aromapflege

6 Grundlegendes zu ätherischen Ölen
6.1 Aromapflegeanwendungen
6.2 Kriterien für die Qualität ätherischer Öle
6.3 Dosierung von ätherischen Ölen
6.4 Gegenanzeigen und Wechselwirkungen
6.5 Ätherische Öle bei Übelkeit und Erbrechen

7 Studienergebnisse der Anwendung ätherischer Öle bei Übelkeit/Erbrechen
7.1 PONV
7.1.1 Inhalative Anwendung von ätherischen Aromaölen
7.1.2 QueaseEase®
7.1.3 Kapselverabreichung von Ingwer
7.2 CINV

8 Diskussion

Literaturverzeichnis

Anhang A Kritische Beurteilung einer Interventionsstudie

Kurzfassung

2012 sind in Österreich 39.014 Menschen an Krebs erkrankt.1 Meist sind Operationen, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie notwendig. In dieser Arbeit geht es um die Wirksamkeit ätherischer Öle bei postoperativ, oder Chemotherapie bedingter Übelkeit, da Übelkeit und Erbrechen zu den häufigsten und unangenehmsten Nebenwirkungen einer Narkose und Chemotherapie zählen.2 Eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Ovid, Cochrane Library und PubMed wurde durchgeführt und in elektronischen Zeitschriften nach entsprechenden Studien in deutscher und englischer Sprache gesucht. Der Bewertungsbogen für Interventionsstudien nach Behrens & Langer hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit, Aussagekraft und Anwendbarkeit wurde für die Bewertung der Studien verwendet.3 8 Studien mit der Anwendung ätherischer Öle bei Übelkeit, zwischen 2005 und 2015 veröffentlicht, wurden gefunden. Die Anwendungsformen, die Stichprobengröße und die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Studien berichten einerseits über die Wirksamkeit ätherischer Öle bei Übelkeit, andererseits führen Studien die Ergebnisse auf andere Effekte zurück, wie zum Beispiel auf tiefes Einatmen, oder konnten keinen positiven Effekt nachweisen. Gemäß Steflitsch kann Aromatherapie und Aromapflege die unerwünschten Nebenwirkungen onkologischer Interventionen mildern und die Lebensqualität erhöhen.4

Zu Beginn dieser Arbeit wird die Epidemiologie der Krebserkrankungen in Österreich dargestellt, das Symptom der Übelkeit beschrieben und die Aromapflege von der Aromatherapie differenziert. Es folgt Grundlegendes zu ätherischen Ölen und deren Anwendung, Kriterien für die Qualität ätherischer Öle, Dosierung und Gegenanzeigen bzw. Wechselwirkungen werden gezeigt. Ätherische Öle gegen Übelkeit und Erbrechen werden beschrieben und mit Studienergebnissen gestützt. Am Schluss folgt die Diskussion des Themas.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Pubmedsuche

Tabelle 2 PICO-Schema

Tabelle 3 Literaturrecherche

Tabelle 4 HEC und MEC intravenös verabreicht, präventive Antiemetika für HEC

Tabelle 5 CINV/RINV Verleich Patient/inn/en gegenüber Schätzungen der Mediziner/innen/Pflegepersonen

Tabelle 6 Ursachen warum CAM Behandlungen gewählt werden

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

Krebs ist in Österreich nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs waren 2014 für 68,5 % aller Sterbefälle verantwortlich. 2012 erkrankten in Österreich 39.014 Menschen an Krebs.5

Der Fokus dieser Arbeit ist das Symptom der Übelkeit, da laut Steflitsch 24 % bis 75 % der Betroffenen die eine Chemotherapie erhalten, bereits aufgrund ihrer Vorahnung und Erinnerungen Tage vor Beginn eines neuen Zyklus, über Übelkeit berichten.6 Übelkeit und Erbrechen zählen zu den häufigsten und unangenehmsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Die Betroffenen sind in der Lebensqualität und Ernährungslage beeinträchtigt. Ätherische Öle wirken direkt auf den Gastrointestinal Trakt und auf das ZNS.7 Gesundheits- und Krankenpflegepersonen ist es möglich, im klinischen Alltag präventiv mit der Aromapflege das Wohlbefinden der Betroffenen zu fördern. Durch professionelle Beratungen können unter anderem Tipps für eine Raumbeduftung für zu Hause gegeben werden. Durch Arzt/Ärztin Anordnung, im mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich, kann eine Verbesserung der Symptome durch Aromatherapie erzielt werden. Es gibt Studien die die Wirksamkeit ätherischer Öle betreffend Übelkeit zeigen. Lernen mehr Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, diese Studien kennen, können die ätherischen Öle präventiv besser angewandt werden. Es sind Grundkenntnisse über ätherische Öle, Dosierung, Wirkweise, Nebenwirkungen und Kontraindikationen notwendig, um die Aromapflege richtig anzuwenden.

Ziel dieser Arbeit ist es zu zeigen, welche ätherischen Öle bei Übelkeit eingesetzt werden können. Diese Arbeit soll die Neugierde von Pflegepersonen, Betroffenen und Angehörigen an der Wirksamkeit ätherischer Öle in der Onkologie wecken und erste Informationen für deren Anwendung liefern. Es werden aktuelle Studien kurz zusammengefasst und analysiert. Wesentliche Frage ist, welche ätherischen Öle bzw. welche Aromaanwendungen in der Aromapflege gegen Übelkeit eingesetzt werden können.

Methodik in der Datenerhebung bzw. –auswertung

Es wird eine systematische Literaturrecherche über das digiBib Portal der Donau-Universität Krems in den Datenbanken, Ovid, Cochrane Library, PubMed und in elektronischen Zeitschriften des Fachgebietes Medizin und Krankenpflege durchgeführt. Bücher betreffend Onkologie und Aromapflege werden gelesen. Die Literatursuche und -bewertung wird nach Kleibel durchgeführt, das heißt es werden die formale und inhaltliche Qualität bewertet. Im Oktober und Dezember 2015 und Februar 2016 fand die Literatursuche statt. Artikel in deutscher und englischer Sprache, veröffentlicht seit 2005 wurden eingeschlossen. Bei PubMed wurden die meisten Treffer erzielt. Bei der Literatursuche wurden folgende Schlüsselwörter, unter Verwendung von Bool´schen Operatoren verwendet8:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 Pubmedsuche

Das PICO-Schema wurde als Kriterium zur Auswahl der wissenschaftlichen Artikel herangezogen9:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 PICO-Schema

Durch Berrypicking-Methode10 werden weitere relevante Artikel gefunden. Zur Beurteilung der Qualität der gefundenen wissenschaftlichen Arbeiten, wird der Bewertungsbogen von Behrens & Langer verwendet.11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3 Literaturrecherche

1 Epidemiologie der Krebserkrankungen

In Österreich wurden laut Statistik Austria im Jahr 2012 bei 39.014 Menschen Krebsneuerkrankungen dokumentiert, davon 20.172 bei Männern und 18.842 bei Frauen. Bei 10.673 Männern und 9.505 Frauen führte eine Krebserkrankung im Jahr 2012 zum Tod. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist seit 1994 Prostatakrebs, bei Frauen Brustkrebs.12 Zum Jahresende 2012 lebten in Österreich von den rund 8,4 Millionen etwa 315.000 Personen mit der Diagnose Krebs.13

Im Vergleich dazu wurden 2012 weltweit die an Krebs erkrankten auf 14,1 Millionen Menschen geschätzt, davon 7,4 Millionen Männer und 6,7 Millionen Frauen. An den ersten beiden Stellen von neu diagnostizierten Erkrankungen ist der Lungen-, und Brustkrebs.14

Gemäß Hübner haben Betroffene von Tumorerkrankungen grundlegende Bedürfnisse, wie zum Beispiel als Mensch, mit einer Erkrankung und nicht als Erkrankung an sich wahrgenommen zu werden. In der Welt der Onkologie vermissen die Betroffenen Ruhe, Geborgenheit und Zuwendung.15 Nun zur Diagnose und Therapie eines Karzinoms.

2 Diagnose und Therapie des Karzinoms

Die Aussage des 10-jährigen leukämiekranken Oskar zeigt die Hilflosigkeit seiner Freunde und seiner Familie, wenn es um seine Erkrankung geht: „Sie fürchten sich vor mir. Sie trauen sich nicht, mit mir zu reden. Und je weniger sie sich trauen, umso mehr komme ich mir wie ein Monster vor. Warum jage ich ihnen solche Angst ein? Bin ich so hässlich? Stinke ich? Bin ich blöd geworden, ohne es zu merken?“ „Sie haben keine Angst vor dir, Oskar. Sie haben Angst vor der Krankheit.“16

Mit dem Erhalt der Krebsdiagnose können zum Beispiel Schock, Erstarrung, Ablehnung, Panik, Wut und Resignation auftreten. Aufgabe der Pflegepersonen und der Ärzte/Ärztinnen ist eine positive Vorgehensweise, um den Betroffenen durch Zuhören und Eingehen auf die Befürchtungen zu motivieren.17

Das Krebsrahmenprogramm Österreich beschreibt als Ziel der Krebsbehandlung, ein möglichst langes Leben der Betroffenen bzw. dessen Verlängerung in bestmöglicher Lebensqualität, Symptomfreiheit, Selbständigkeit, sozial und falls möglich, beruflich integriert zu sein. Es wird in die Teilziele Prävention, Diagnose, Behandlung, Forschung, Psychoonkologie, Palliativ- und Hospizversorgung und Onkologische Rehabilitation unterteilt.18

Es gibt mehrere Säulen der Tumortherapie. Die Operation, Strahlen- und Chemotherapie, gezielte Immuntherapie, Antikörpertherapien und sogenannte „targeted therapy“, oder die Therapie mit „small molecules“, bei den Rezeptoren und Moleküle in Signalkaskaden gehemmt werden.19

Zu den häufigsten und unangenehmsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie zählen Übelkeit und Erbrechen.20 Bereits aufgrund Vorahnung und Erinnerung berichten 24 % bis 75 % der Patient/inn/en mit Chemotherapie, Tage vor Beginn eines neuen Chemotherapie-Zyklus über Übelkeit.21 Zunächst Einzelheiten zur Übelkeit.

3 Das Symptom der Übelkeit

Steflitsch beschreibt Übelkeit als unangenehmes Gefühl, sich erbrechen zu müssen und definiert Erbrechen als kraftvolles Auswerfen von Mageninhalt, welches durch unwillkürliche Kontraktion der Abdominal-Muskulatur hervorgerufen wird. Übelkeit und Erbrechen werden vom Brechzentrum im Gehirn beeinflusst. Unter den vielen Ursachen, können unter anderem Bestrahlungstherapie, Medikamententoxizität, Karzinome, Ursachen im zentralen Nervensystem, erhöhter intrakranialer Druck, Stimulation des vestibulären Zentrums, Schmerz, Meningitis oder Hirntrauma, Auslöser sein.22

Die Krebserkrankung und die Behandlungsmethoden, wie die Operation und die Strahlen- und Chemotherapie, verursachen schwere Nebenwirkungen. Die häufigsten sind Übelkeit und Erbrechen, Obstipation, Depression, Erschöpfung, stechende Schmerzen, Lymphödeme, Haarausfall und Schlaflosigkeit. Je nach Art des Tumors und der Therapie kann es unter anderem auch kurz- oder längerfristig zu Appetitlosigkeit und Übelkeit kommen.23

Pleyer unterscheidet Übelkeit aufgrund tumorauslösender Prozesse im Körper und therapiebedingte Übelkeit. Akutes Erbrechen oder langanhaltende Übelkeit mit Erbrechen führt häufig zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes und der Lebensqualität. Durch wiederholtes Erbrechen kann es zu gefährlichen medizinischen Komplikationen, zur Dehydratation, bis hin zur Exsikkose kommen. Außerdem reduziert sich das Körpergewicht, das bei vielen krebskranken Patient/inn/en schwer erhalten werden kann, weiter. Es kann auch zur Aspiration von Erbrochenen kommen, wodurch sich eine Aspirationspneumonie entwickeln kann. Das zeigt wie ernst zu nehmen Übelkeit und Erbrechen sind und die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen.24

Apfel et al führte einen systematischen Review von 22 Studien betreffend Risikofaktoren für postoperative Übelkeit und Erbrechen durch. Einschlusskriterien waren Studien mit über 500 Patient/inn/en. Jeweils signifikante Risikofaktoren waren: weibliches Geschlecht, frühere postoperative Übelkeit und Erbrechen, Reisekrankheit in der Vergangenheit, Nichtraucher, Alter, volatile Anästhetika, Dauer der Anästhesie, Opioide postoperativ und Cholezystektomien (jeweils p = <0,001).25

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nachfolgende Tabelle zeigt das Risiko von Erbrechen, unterteilt in HEC, MEC, i.v. verabreicht, die jeweiligen Wirkstoffe und Beispiele präventiver Antiemetika vor der Chemotherpie.

Tabelle 4 HEC und MEC intravenös verabreicht, präventive Antiemetika für HEC26

Von akuter Übelkeit wird gesprochen, wenn sie innerhalb von 24 h auftritt, verspätete Übelkeit besteht bis zu 2 - 5 Tage nach erhaltener Therapie.27

Eine prospektive Multicenter Studie wurde von Mai 2005 bis Mai 2007 in 9 Allgemeinkrankenanstalten in den Niederlanden durchgeführt, an der zu Beginn 273 und am dritten Zyklus 225 Patient/inn/en teilnahmen. Es wurde der Einfluss von CINV auf die Lebensqualität der Patient/inn/en, die Verbindung zwischen Patient/inn/en-Charakteristika und Antiemetika und die Rolle von Ärzt/inn/en Entscheidungen, um Antiemetika-Behandlungen anzupassen, untersucht. Antiemetika wurden gemäß NCCN Richtlinie für Antiemetika von 2007 verabreicht (5-HT3 -Antagonist, Dexamethason). Es wurde ein 18-Punkte FLIE (Funcitional Living Index-Emesis) Fragebogen verwendet, um den Einfluss von CINV auf das tägliche Leben zu erfassen. Bei einem Ergebnis <108 wurde ein Einfluss auf das Leben angenommen. Diese beinhalteten das Alter, Geschlecht, die Übelkeit erzeugende Wirkung, die Antiemetika und der Alkoholkonsum. Das Durchschnittsalter war 56 Jahre (24 bis 87 Jahre). Ein Drittel waren männliche Patienten. Die häufigste Diagnose war Brustkrebs und Lungenkrebs. 37 % erhielten HEC, 51 % MEC mit Anthrazyklinen und 12 % MEC ohne Anthrazyklinen. Mehr jüngere (<65 Jahre) berichteten über akute CIN, als ältere Betroffene (im ersten Zyklus 47 % vs. 14 %, p < 0,005, im zweiten Zyklus 44 % vs. 21 %, p < 0,005 und im dritten Zyklus 48 % vs. 20 %, p < 0,005). Über akutes Erbrechen im zweiten und dritten Zyklus berichten 12 % vs. 3 % und 11 % vs. 2 %. Signifikant mehr Frauen berichteten über akute Übelkeit 48 % vs. 18 %, p < 0,005, verspätete Übelkeit 75 % vs. 51 %, p < 0,009 und akutes Erbrechen 15 % vs. 5 % p = 0,01. Verspätetes Erbrechen kam bei 27 % vs. 14 %, p = 0,05 vor. Im ersten Zyklus berichteten 78 Frauen (p = 0,03) und 17 Männern über einen Einfluss auf das tägliche Leben, im zweiten Zyklus 75 Frauen (p = 0,03) und 15 Männer. 89 % der Patient/inn/en, die einen 5HT3-Antagonisten erhielten, berichteten am dritten Tag nach dem ersten Zyklus von verspäteter Übelkeit, gegenüber 56 % der Patient/inn/en, die eine Kombination von Aprepitant und ein Kortikosteroid oder ein Kortikosteroid als Single-Therapie erhielt (p = 0,03). Im zweiten Zyklus berichtete kein/e Patient/in, der/die eine Kombination von Aprepitant, 5HT3 Antagonist und ein Kortikosteroid erhielt, von akutem Erbrechen, verglichen zu 33 % die eine Kortikosteroid-Therapie erhielten (p < 0,005).28

Vidall et al verglich in einer multinationalen Querschnittsstudie, die Häufigkeit und die Auswirkungen von CINV/RINV auf Patient/inn/en, mit Schätzungen von Mediziner/innen und Onkologischen Pflegepersonen, mittels Fragebogen und Online-Umfrage. Ziel war, festzustellen, ob ein wahrnehmbarer Unterschied zwischen Gesundheitsfachkräften und Patient/inn/en besteht. Es nahmen 375 Mediziner/innen, 186 Onkologische Pflegepersonen und 386 Patient/inn/en innerhalb von 5 EU-Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien, England und Spanien) teil. Es wurde auf die zuletzt stattgefundene Zyklus-Therapie Bezug genommen. Mediziner/innen und Pflegepersonal schätzten das Auftreten von Übelkeit und Erbrechen höher als die Patient/inn/en, wie aus nachfolgender Tabelle 5 ersichtlich. Patient/inn/en nahmen den Einfluss von Übelkeit auf das tägliche Leben ähnlich, wie den Einfluss auf Erbrechen wahr. Auf einer 10-Punkt Skala, wo 1 für das niedrigste steht, wurde die CIN und CINV im Durchschnitt auf 4,6 und 5,3 in milden Fällen und 6,7 und 6,8 in mäßigen Fällen beschrieben. Die Gesundheitsfachkräfte unterschätzten diesen Einfluss (p < 0,05). Gemäß der Patient/inn/en erhielten 51 % (197/386) Antiemetika am Tag der Behandlung im Krankenhaus, 29 % unter 30 Minuten vor der Therapie. 85 % (329/386) erhielten Antiemetika für zu Hause, Mediziner/innen und Pflegepersonen schätzten die Verschreibung auf 66%. 38 % (145/386) nahmen die verschriebenen Antiemetika. Als Ursache sagten die Patient/inn/en, sie wollten keine Medikamente vor verspürter Übelkeit einnehmen, die Tabletten waren eine „Last“ und sie hatten Angst, durch das Schlucken der Tabletten Übelkeit hervorzurufen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5 CINV/RINV Verleich Patient/inn/en gegenüber Schätzungen der Mediziner/innen/Pflegepersonen29

Grunberg et al führten eine prospektive Beobachtungsstudie mit 298 Patient/inn/en, die zum ersten Mal eine Chemotherapie erhielten, mit 13 Onkolog/inn/en und 11 Onkologischen Pflegepersonen, durch. Es wurde die Häufigkeit von akuter und verspäteter CINV bei Patient/inn/en, die HEC oder MEC erhielten ermittelt. Es wurde auch darauf geachtet, ob Mediziner/innen und Pflegepersonal die Häufigkeit von akuter und verspäteter CINV richtig erkannten. Die Teilnehmer waren aus Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien und den USA. Vor Therapiebeginn schätzten Mediziner/innen und Pflegepersonen mittels Fragebogen das Auftreten von CINV ein. Bei HEC wurde die verspätete Nausea auf 39 % geschätzt, bei 60 % beobachtet, verspätetes Erbrechen wurde auf 22 % geschätzt und bei 50 % beobachtet. Bei MEC wurde verspätete Nausea mit 24 % geschätzt, bei 52 % beobachtet, verspätetes Erbrechen wurde auf 15 % geschätzt und bei 28% beobachtet. 97 % der Patient/inn/en erhielten einen 5-HT3 -Antagonisten, 78 % in Kombination mit einem Kortikosteroid, meist über 3 Tage.30

Eine komplementäre Therapie kann eine intensive antiemetische Therapie meist nicht ersetzen, kann aber eine gute Unterstützung bieten. Therapieoptionen sind Akupunktur/Akupressur, Entspannungstechniken und Ingwer. Ingwer wird in der ayurvedischen Medizin gegen Übelkeit eingesetzt.31

Salomonson et al untersuchten 2008 in Norwegen und Dänemark die Verwendung der angebotenen komplementären und alternativen Medizin in Krankenhäusern. Es wurde hierfür ein einseitiger Fragebogen per Email an die Ärztlichen Direktoren verschickt. Von den antwortenden Krankenhäusern bieten in Norwegen 50 von 99, in Dänemark 39 von 126 komplementäre und alternative Medizin an. In Norwegen wurde in 19 Krankenhäusern Aromatherapie angeboten.32

Aromatherapie und Aromapflege tragen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden bei und behandeln Krankheiten, oder lindern Beschwerden. Stelflitsch et al verweist auf Studienergebnisse, die traditionelles Heilwissen mit neuzeitlicher Medizin und die Wünsche und Interessen von Therapeuten, Pflegepersonen und Betroffenen mit den Bedürfnissen von Körper, Geist und Seele vereinen.33

Aromatherapie und Aromapflege kann die unerwünschten Nebenwirkungen onkologischer Interventionen mildern und die Lebensqualität erhöhen.34

Lengacher et al führten eine deskriptive Querschnittsstudie mit 105 Teilnehmer/innen durch, um festzustellen warum komplementäre und alternative Medizin bei Frauen mit Mammakarzinom genutzt werden. Wie aus folgender Tabelle 6 ersichtlich, wurde 33 Behandlungen in vier Kategorien unterteilt. Aromatherapie wurde von 7 Patient/inn/en gewählt, um physische Symptome, Nebenwirkungen und psychischen Stress zu reduzieren und wegen dem Gefühl, Kontrolle über die Behandlung zu haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 6 Ursachen warum CAM Behandlungen gewählt werden35 Nun zur kurzen Differenzierung zwischen Aromatherapie und Aromapflege.

4 Aromatherapie

Die Aromatherapie ist ein Teilgebiet der Phytotherapie oder der Pflanzenheilkunde. Sie ist eine der sich schnell verbreitenden und wissenschaftlich stetig besser fundierte Methode der Komplementärmedizin. Der Begriff geht auf 1937 zurück, wo dieser von René-Maurice Gattefossé in seinem Buch Aromathérapie geprägt wurde. Für Gattfossé beruhte die Aromatherapie auf dem Duft ätherischer Öle, sowie Naturparfums und ihren antimikrobiellen, physiologischen und kosmetischen Eigenschaften.36

„Die Aromatherapie ist nicht (nur) Therapie durch Aroma (Riechen)! […] Aromatherapie ist eine rationale Therapie mit pflanzlichen Ölen und Wässern mit den drei Therapiewegen intern, nasal, percutan.“37

5 Aromapflege

Unter Aromapflege wird der professionelle Einsatz von ätherischen Ölen im pflegerischen, klinischen Bereich, die gezielte Behandlung von Alltagsbeschwerden zu Hause, als auch die Anwendung von Ölen für Wellness und Schönheit bezeichnet. Die Aromapflege dient der Harmonisierung bei Befindlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Unruhezuständen, Ängste, Verwirrtheit, Appetitmangel, depressive Verstimmungen und Wut. Zu den pflegerischen Anwendungen zählen Hautpflege, Bäder, Waschungen, Wickel, Inhalationen, Einreibungen und leichte Streichungen.38

Durch die Aromapflege wird eine individuelle, persönliche und ganzheitliche Betreuung möglich, da sie sich an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert. Folgende Vorteile der Aromapflege werden von Deutsch berichtet: Sie steigert deutlich spürbar das Wohlbefinden und unterstützt wesentlich den Heilungserfolg, verbessert die Lebensqualität, fördert und sensibilisiert die Eigenwahrnehmung, stärkt die Selbstheilungskräfte, verbessert die Immunabwehr, fördert das körperliche und seelische Gleichgewicht und erhält und unterstützt die normalen, gesunden Hautfunktionen durch eine natürliche und gesunde Hautpflege.39 Um ätherische Öle richtig anzuwenden, sind grundlegende Informationen notwendig. Auf diese wird jetzt eingegangen.

6 Grundlegendes zu ätherischen Ölen

Ätherische Öle kommen in rund 300 Pflanzenfamilien vor und werden aus Blüten, Fruchtschalen, Samen, Gras, Kraut, Nadeln, Holz/Zweigen, Harzen, Rinden und Wurzeln gewonnen. Ätherische Öle besitzen aufgrund ihrer komplexen Zusammensetzung ein breites Wirkspektrum. Sie aktivieren Selbstheilungskräfte und beeinflussen über das limbische System das vegetative Nervensystem und damit alle unbewusst ablaufenden Prozesse wie Stimmungslage, Atmung, Kreislauf und Verdauung. Ätherische Öle setzen an der Ursache von Funktionsstörungen und Erkrankungen und nicht allein bei den Symptomen an. Sie wirken auf Körper und Psyche und durch Effekte auf immunkompetente Zellen werden Antikörperbildung und Entzündungsprozesse allgemein gesteigert.40

6.1 Aromapflegeanwendungen

Auf die Anwendungsformen in der Aromapflege kann nur kurz eingegangen werden. Dazu gehören zum Beispiel die Raumbeduftung, Waschungen, Bäder/Teilbäder, Wickel und Kompressen, Hautpflege und Einreibungen und Streichungen.41

Für das Basis- und Fachwissen der Aromapflege ist eine Fort- oder Weiterbildung erforderlich. Persönliche Erfahrungen erleichtern die Anwendung von ätherischen Ölen. Die Aromapflege in der Klinik gehört zum eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich der Pflegepersonen. Die Aromapflege unterstützt den gesamten Bereich der prophylaktischen Pflegemaßnahmen, einschließlich der Gesundheitspflege und Gesundheitserhaltung. Vor Aromaanwendungen müssen die Stationsleitung, Krankenanstaltsleitung und die Betroffenen schriftlich zustimmen. Im Krankenhaus fallen die Herstellung von Aromapflegeprodukten nicht in den Kompetenzbereich von Pflegepersonen, sondern in den der Apotheke oder Fachfirmen. Vor der ersten perkutanen Anwendung ätherischer Öle muss ein Verträglichkeitstest in der Ellenbeuge, oder auf der Innenseite des Unterarms, durchgeführt werden. Nach 5 und 30 Minuten, bei sensibler Haut nach 48 und 72 Stunden kann eine Reaktion abgelesen werden. Bei Reaktion auf die Aromaölmischung wird die Mischung sofort abgesetzt, sorgfältig beobachtet und dokumentiert.42

[...]


1 vgl. Hackl, 2016, S. 10

2 vgl. Wabner et al, 2012, S. 491

3 vgl. Behrens & Langer 2010

4 vgl. Steflitsch In: Steflitsch et al, 2013, S. 247

5 vgl. Baldaszti, 2014, S. 44

6 vgl. Steflitsch In: Steflitsch et al, 2013, S. 255

7 vgl. Wabner et al, 2012, S. 491

8 vgl. Kleibel, 2011, S. 33ff, 115ff, 180

9 vgl. Kleibel, 2011, S. 151

10 vgl. Kleibel, 2011, S. 65

11 vgl. Behrens & Langer 2010

12 vgl. Baldaszti, 2014, S. 44

13 vgl. Hackl, 2016, S. 10-13

14 vgl. WCRF, World Cancer Research Fund International

15 vgl. Hübner, 2012, S. V

16 vgl. Amman, 2003, S. 85 zit. n.: Pleyer et al, 2012, V,

17 vgl. Longmore et al, 2014, S. 522

18 vgl. Arrouas et al, 2014, S. 26, S. 8

19 vgl. Hübner, 2012, S. 7f.

20 vgl. Wabner et al, 2012, S. 491

21 vgl. Steflitsch, In: Steflitsch et al, 2013 S. 255

22 vgl. Steflitsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 214

23 vgl. Steflitsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 247

24 vgl. Pleyer, 2012, S. 137

25 vgl. Apfel et al, 2012, S.742-751

26 vgl. Roila et al, 2006, S. 21

27 vgl. Vidall et al, 2015, S. 3297-3303

28 vgl. Hilarius et al, 2012, S. 107-117

29 vgl. Vidall et al, 2015, S. 3297-3305

30 vgl. Grunberg et al, 2004, S. 2261-2267

31 vgl. Hübner, 2012, S. 19

32 vgl. Salomonsen et al, 2011, S. 1-7

33 vgl. Steflitsch et al, 2013, XI

34 vgl. Steflitsch In: Steflitsch et al, 2013, S. 247

35 vgl. Lengacher et al, 2006, S. 1-7

36 vgl. Steflitsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 3-5

37 vgl. Wabner et al, 2012 S. 1

38 vgl. Steflitsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 6

39 vgl. Deutsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 383f.

40 vgl. Steflitsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 8f.

41 vgl. Deutsch, 2013, S. 19-28

42 vgl. Deutsch, In: Steflitsch et al, 2013, S. 383ff.

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Die Wirksamkeit ätherischer Öle bei postoperativer oder durch Chemotherapie bedingte Übelkeit
Untertitel
Studienergebnisse über die Anwendung ätherischer Öle
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung
Veranstaltung
Akademische Abschlussarbeit, Universitätslehrgang Komplementäre Gesundheitspflege 05
Note
1
Autor
Jahr
2016
Seiten
38
Katalognummer
V334486
ISBN (eBook)
9783668246171
ISBN (Buch)
9783668246188
Dateigröße
915 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ätherische Öle, Aromatherapie, Aromapflege, komplementäre Therapie, Übelkeit und Erbrechen, postoperativ, Chemotherapie, Pfefferminze, Ingwer, Cardamon, Grüne Minze, Spearmint, Quease Ease, Aromaanwendung, Raumbeduftung, Inhalation, inhalieren, Pflanzenheilkunde, Phytotherapie
Arbeit zitieren
Monika Cirlea (Autor:in), 2016, Die Wirksamkeit ätherischer Öle bei postoperativer oder durch Chemotherapie bedingte Übelkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334486

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