Seit sich Osteuropa mit Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts im Umbruch befindet, sind die damit verbundenen Auswirkungen nicht nur positiver Natur. In den Transitionsgesellschaften erreichen Korruption und organisierte Kriminalität als unmittelbare Folge der sich verbreitenden Armut ein extrem hohes Niveau. Aus dem alten kommunistischen System Russlands haben sich alte Seilschaften in den Kapitalismus herübergerettet und erzielen beachtliche Profite auf Kosten der Allgemeinheit. Drogen- und Waffenschmuggel, Menschenhandel, Schlepperunwesen und Prostitution werden zu einem weitverbreiteten Phänomen des Alltags. Als politische Folge gewinnen in dieser Phase autoritäre Parteien und Politiker wie Vladimir Putin, die eine „Diktatur des Gesetzes“ versprechen, die desillusionierte Bevölkerung für sich.
Die russische Ökonomie erleidet jedes Jahr beträchtliche volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe durch Normenverstöße von Unternehmen, privaten Haushalten und dem Staat.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 EINLEITUNG
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2 PHÄNOMEN KORRUPTION: ERKLÄRUNGEN UND URSACHEN
- 2.1 Definition und Dimensionen eines vielschichtigen Begriffes
- 2.2 Korruptionsarten
- 2.3 Ursachen von Korruption – der Mensch als Faktor
- 2.3.1 Intelligenz
- 2.3.2 Psychopathie
- 2.3.3 Organisatorischer Zynismus
- 2.4 Ursachen von Korruption – Situationen als Faktor
- 2.4.1 Die klassische ökonomische Kriminalitätstheorie: Rational Choice
- 2.4.2 Sozial-psychologische Theorie: Kognitive Dissonanz
- 3 DAS POSTSOWJETISCHE ERBE
- 3.1 Entwicklungen in der Sozialpolitik
- 3.1.1 Die Transformation als Wandel der Gesellschaft
- 3.1.2 Postsowjetische soziale Stratifikation
- 4 KORRUPTION IN DER RUSSISCHEN WIRTSCHAFT
- 4.1 Beziehungsnetzwerke in Russland
- 4.1.1 Blat: Transaktionen über Beziehungsnetzwerke
- 4.1.2 Kryši: Transaktionen und ihre private Durchsetzung
- 4.1.3 Entwicklung kollektiver Korruption
- 4.2 Korruption als Phänomen des Wandels
- 4.2.1 Schlupflöcher durch unterentwickelte Gesetzgebung
- 4.3 Rechtsunsicherheit in der russischen Rechtskultur
- 4.3.1 Russische Gerichtsbarkeit
- 4.3.2 Die Schwäche der russischen Judikative
- 4.4 Der Rat zur Korruptionsbekämpfung
- 4.4.1 Medienreaktion auf die Gründung des Anti-Korruptionsrates
- 5 KORRUPTION IM GESELLSCHAFTLICHEN DISKURS
- 5.1 Soziologische Analyse zur Korruption in Russland
- 5.1.1 Soziodemografische Angaben
- 5.2 Involvierungstypologien der Korruption
- 5.3 Bewusstsein und Gewohnheit als Korruptionskonzept
- 5.3.1 Nicht korruptes Verhalten in Bestechungssituationen
- 5.3.2 Kultur der Bestechung
- 5.4 Korruption im Gesundheits- und Bildungswesen
- 5.4.1 Bildungsqualität durch korrekte Wahl der Mittel
- 5.4.2 Gesellschaftliches Ansehen durch höhere Bildung
- 5.4.3 „Ware“ Gesundheit gegen gute Bezahlung
- 5.4.4 Korruption als Normalität des täglichen Lebens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Entwicklung der russischen Ökonomie unter den Bedingungen von Korruption und Rechtsunsicherheit. Die Arbeit analysiert die Ursachen der Korruption, wobei der Fokus auf dem Faktor Mensch liegt. Im Zentrum steht die These, dass Korruption in Russland ein tief verwurzeltes Phänomen ist, das im Alltag der Menschen fest verankert ist und als unvermeidlich betrachtet wird. Ziel ist es, die Ursachen und Auswirkungen von Korruption auf die russische Wirtschaft zu untersuchen.
- Korruption als tief verwurzeltes Phänomen in der russischen Gesellschaft
- Ursachen der Korruption: Menschliche Faktoren, Situationsfaktoren
- Das postsowjetische Erbe als Einflussfaktor
- Korruption in der russischen Wirtschaft: Transaktionen, Beziehungsnetzwerke, Rechtsunsicherheit
- Soziologische Analyse der Korruption in Russland
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit darlegt. Sie beleuchtet die weitreichenden Folgen der Korruption für die russische Ökonomie und führt die These ein, dass Korruption ein fester Bestandteil der russischen Gesellschaft ist.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Phänomen der Korruption, indem es verschiedene Definitionsansätze und Korruptionsarten beleuchtet. Es analysiert die Ursachen von Korruption aus psychologischer und soziologischer Perspektive, indem es Faktoren wie Intelligenz, Psychopathie, organisationalen Zynismus sowie Rational Choice und kognitive Dissonanz untersucht.
Kapitel 3 widmet sich dem postsowjetischen Erbe und analysiert die Auswirkungen der Transformation auf die russische Gesellschaft. Es untersucht die Entwicklungen in der Sozialpolitik, insbesondere die Entstehung einer postsowjetischen sozialen Stratifikation.
Kapitel 4 befasst sich mit der Korruption in der russischen Wirtschaft. Es untersucht Transaktionen und Beziehungsnetzwerke, insbesondere die Rolle von „Blat“ und „Kryši“ in der russischen Wirtschaft. Es betrachtet die Korruption als Phänomen des Wandels und analysiert die Rolle von unterentwickelter Gesetzgebung und Rechtsunsicherheit.
Kapitel 5 beleuchtet die Korruption im gesellschaftlichen Diskurs. Es analysiert die soziologischen Aspekte der Korruption in Russland und untersucht die Involvierungstypologien der Korruption. Es betrachtet die Rolle von Bewusstsein und Gewohnheit im Korruptionskonzept und untersucht Korruptionsfälle im Gesundheits- und Bildungswesen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Korruption, Rechtsunsicherheit, russische Ökonomie, postsowjetisches Erbe, soziale Stratifikation, Beziehungsnetzwerke, Transaktionen, gesellschaftlicher Diskurs, soziologische Analyse, und Involvierungstypologien.
- Quote paper
- BA Claudia Nickel (Author), 2014, Die Entwicklung der russischen Ökonomie unter den Bedingungen von Korruption und Rechtsunsicherheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334563