Das höchste Gut der Menschen ist ihre Freiheit. Sie ist kennzeichnend für ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben. War die Freiheit zur Zeit Immanuel Kants zumeist noch auf einen geistig-kulturellen Bereich beschränkt, so erstreckt sie sich heute auch auf die natürlichen biologischen Vorgänge bis hin zu der Forderung nach einer autonomen, allumfassenden Planbarkeit des Lebens.
Wünschenswert für viele ist grundsätzlich ein langes und erfülltes Leben, das vor allem leidfrei und ohne schwere Krankheiten verläuft. Insbesondere Eltern erhoffen sich dies für ihre Kinder und mit dem medizinischen Fortschritt rückt die Erfüllung dieses Begehrens immer näher. Schon jetzt wird die durchschnittliche Lebenserwartung eines im Jahr 2030 in Deutschland geborenen Kindes für Jungen auf 81,0 Jahre und für Mädchen auf 85,7 Jahre geschätzt.
Nicht allen Paaren ist es vergönnt, auf natürlichem Wege Kinder zu bekommen. Unfruchtbarkeit, fortgeschrittenes Alter oder genetische Defekte des Paares verhindern die erfolgreiche Austragung eines Kindes beziehungsweise lassen das Elternglück nicht lange anhalten.
Neue Methoden der Gentechnik können diesen Paaren helfen. Unter Hinzuziehung einer In-Vitro-Fertilisation mit anschließender PID haben auch diese Paare die Chance ein gesundes Kind zu bekommen. Die Frage ist hierbei nur zu welchem Preis ein solcher Kinderwunsch erfüllt wird.
Dieses Verfahren stellt zwar zunächst einen Zugewinn an Freiheit dar. Diese scheinbare Freiheit könnte aber viele Paare unter Zwang setzen, eine PID durchführen zu lassen. Fraglich dabei ist, wessen Freiheit bei diesem Verfahren höher wirkt: das Recht auf reproduktive Autonomie des Paares oder das Recht auf Schutz der Würde und des Lebens des Embryos.
Aus der PID erwachsen jedoch ethische und verfassungsrechtliche Konflikte.
Inhaltsverzeichnis
- A. DIE ZULASSUNG DER PRÄIMPLANTATIONSDIAGNOSTIK (PID) - EIN SIEG DER FREIHEIT?
- B. ALLGEMEINES ZUR PID
- I. BEGRIFFLICHKEIT UND ABGRENZUNG.
- II. ANWENDUNGSBEREICHE DER PID
- 1. Nachweis genetischer Defekte und Human-Leukocyte-Antigen-Typisierung (HLA-Typisierung).
- 2. Weitere Möglichkeiten.
- III. VEREINFACHTE DARSTELLUNG DES PID-VERFAHRENS.
- 1. In-Vitro-Fertilisation, kurz IVF.
- 2. Zeitpunkt und Techniken der genetischen Untersuchung.
- 3. Selektierung der Embryonen vor dem Transfer.
- C. AKTUELLE RECHTSLAGE.
- I. URTEIL DES BUNDESGERICHTSHOFS (BGH) VOM 06. JULI 2010
- II. GESETZESENTWÜRFE DES BUNDESTAGES ZUR PID
- 1. Entwurf eines Gesetzes zur begrenzten Zulassung der PID.
- 2. Entwurf eines Gesetzes zum Verbot der PID.
- 3. Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der PID.
- D. VERFASSUNGSRECHTLICHE ASPEKTE DER PID IN DEUTSCHLAND
- I. GRUNDRECHTE DES EMBRYOS
- 1. Schutz der Menschenwürde des Embryos, Art. 1 Abs. 1 GG.
- a) Beginn der personenrechtlichen Rechtsstellung des Embryos.
- b) Uneingeschränkter Schutz der Menschenwürde des Embryos.
- c) Abstufbarer Schutz des Embryos in-vitro.
- d) Beurteilung.
- 2. Recht auf Leben, Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG.
- 3. Recht auf körperliche Unversehrtheit, Art. 2 Abs. 2 S. 2 GG.
- 4. Allgemeines Persönlichkeitsrecht (APR), Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG.
- 5. Recht auf Schutz vor Diskriminierung, Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG.
- 6. Feststellung.
- 1. Schutz der Menschenwürde des Embryos, Art. 1 Abs. 1 GG.
- II. SCHUTZ DER RECHTSGÜTER DER FRAU BZW. BEIDER ELTERNTEILE.
- 1. Schutz der Menschenwürde, Art. 1 Abs. 1 GG.
- 2. Recht auf körperliche Unversehrtheit, Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG.
- 3. Allgemeines Persönlichkeitsrecht (APR), Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG.
- 4. Recht auf Gleichbehandlung, Art. 3 Abs. 1 GG.
- 5. Recht auf Fortpflanzung, Art. 6 Abs. 1 GG.
- III. GRUNDRECHTE VON WISSENSCHAFTLERN UND ÄRZTEN.
- 1. Berufsfreiheit, Art. 12 Abs. 1 GG.
- 2. Wissenschaftliche Forschungsfreiheit, Art. 5 Abs. 3 GG.
- IV. ABSCHLIEBENDE STELLUNGNAHME.
- E. SCHLUSSWORT: EIN BLICK IN ANDERE LÄNDER.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die verfassungsrechtlichen Aspekte der Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland. Dabei werden die ethischen und rechtlichen Herausforderungen der PID im Kontext des Schutzes der Menschenwürde, des Rechts auf Leben und der körperlichen Unversehrtheit betrachtet.
- Rechtliche Grundlagen der PID in Deutschland
- Verfassungsrechtliche Aspekte der PID
- Ethische und gesellschaftliche Debatte um die PID
- Internationale Rechtslage zur PID
- Zukünftige Entwicklungen im Bereich der PID
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit beleuchtet die Zulässigkeit der Präimplantationsdiagnostik (PID) und stellt die Frage, ob sie als ein Sieg der Freiheit zu betrachten ist. Es werden verschiedene Aspekte der PID beleuchtet, darunter die Begrifflichkeit und Abgrenzung, die Anwendungsbereiche und die einzelnen Schritte des Verfahrens. Das zweite Kapitel analysiert die aktuelle Rechtslage in Deutschland. Dabei werden das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 06. Juli 2010 sowie verschiedene Gesetzesentwürfe des Bundestages zur PID genauer betrachtet. Kapitel drei befasst sich mit den verfassungsrechtlichen Aspekten der PID. In diesem Zusammenhang werden insbesondere die Grundrechte des Embryos, wie z. B. der Schutz der Menschenwürde, das Recht auf Leben und die körperliche Unversehrtheit, sowie die Grundrechte der Frau und des Mannes im Hinblick auf die PID untersucht. Außerdem werden die Berufsfreiheit von Wissenschaftlern und Ärzten im Zusammenhang mit der PID analysiert. Das vierte Kapitel bietet eine abschließende Stellungnahme zu den behandelten Themen und geht auch auf die Rechtslage in anderen Ländern ein.
Schlüsselwörter
Präimplantationsdiagnostik, PID, Menschenwürde, Embryonenschutz, Verfassungsrecht, Grundrechte, Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Berufsfreiheit, Wissenschaftliche Forschungsfreiheit, Fortpflanzung, Ethik, Rechtsvergleichung.
- I. GRUNDRECHTE DES EMBRYOS
- Arbeit zitieren
- Marina Lindner (Autor:in), 2012, Die Präimplantationsdiagnostik, eine Herausforderung für die Menschenwürde? Verfassungsrechtliche Aspekte der PID, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335085