Externe Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups in Deutschland


Bachelorarbeit, 2015

45 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG
1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
1.2 Abgrenzung der Arbeit

2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN
2.1 Die Netzwerkökonomie
2.2 Definition Start-up
2.3 Formeller und informeller Beteiligungsmarkt
2.4 Interne und Externe Eigenkapitalfinanzierung
2.5 Strategieorientierte Finanzierungsmodelle

3 DIE START-UP PHASEN NACH HAHN
3.1 Early Stages
3.1.1 (Pre-)Seed-/ Seed-Phase
3.1.2 Start-up-Phase
3.2 Expansion Stages
3.2.1 Emerging-Growth-Phase
3.2.2 Bridgefinanzierung
3.3 Later Stages

4 EXTERNE MÖGLICHKEITEN DER STRATEGIEERFÜLLENDEN EIGENKAPITALFINANZIERUNG
4.1 Privatinvestoren und Business Angels
4.2 Inkubatoren
4.3 Venture Capital und Corporate Venture Capital
4.4 Private Equity

5 MARKTSITUATION FÜR START-UPS IN DEUTSCHLAND
5.1 Business Angels am Standort Deutschland
5.2 Deutsche Inkubatoren
5.3 Der deutsche Venture Capital Markt
5.4 Private Equity-Angebote für Start-ups

6 DIE 6WUNDERKINDER GMBH ALS BEISPIEL EINES ERFOLGREICHEN DEUTSCHEN EXITS

7 FAZIT

LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Modell der strategieorientierten Gründungsfinanzierung

Abbildung 2: Lebenszyklus und Finanzierungsphasen eines Start-ups

Abbildung 3: Phasenabhängige Finanzierungsmöglichkeiten

Abbildung 4: Formen der Business Angel-Finanzierung

Abbildung 5: Akquise und Abschluss einer Venture Capital-Beteiligung

Abbildung 6: Finanzierungsbeispiel anhand der 6Wunderkinder GmbH

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

„Geld ist nicht alles. Aber ohne Geld ist alles nichts.“1

Die Wirtschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist von einem tiefgreifen- den Strukturwandel geprägt: Von der Massenproduktion der Industriekul- tur des 20. Jahrhunderts zur Netzwerkökonomie.2 Dieser sich entwickeln- de Strukturwandel geht mit dem Prinzip der „Kreativen Zerstörung“3 ein- her, dessen Grundlage neue Technologien und Produkte bilden, die neue Märkte erschließen und das Potential haben bestehende Märkte grundle- gend zu verändern.4

Angetrieben wird diese Transformation nicht von einzelnen, den Markt beherrschenden, Industrieunternehmen, sondern von einer Vielzahl an neu gegründeten Start-ups, im Besonderen im Bereich der Informationsund Kommunikations-Technologie (IKT).5 Diese Branche, die nach dem Ende des „Neuen Markts“6 innerhalb der zweiten Generation der Gründer ersichtlich vorausschauender agiert, ermöglicht es, Innovationen bereits nach kurzer Vorlaufzeit zur Marktreife zu bringen.7

Insbesondere die niedrigen Eintrittsbarrieren zur Selbstständigkeit zie- hen mehr und mehr Gründer an, die entweder durch eigene Innovationen oder als „copy-cats“, also durch das kopieren von bereits etablierten Ge- schäftsmodellen, versuchen mit ihrer Idee hier Fuß zu fassen. Dabei stellt die Idee jedoch immer nur den ersten und kleinsten Schritt zum erfolgrei- chen Start-up dar. Darüber hinaus gilt es eine Organisation aufzubauen, diese mit exzellenten Mitarbeitern zu besetzen und, um all dies zu errei- chen, das nötige Kapital zu beschaffen. So unterschiedlich Start-ups hin- sichtlich ihrer Ausrichtung auch sein mögen, so eint das stete Bedürfnis nach Kapital alle.8

Der Tatsache geschuldet, dass diese Gründer außer einer Idee wenig in eine Verhandlung mit einem traditionellen Kreditinstitut einbringen kön- nen und Familie und Freunde meist nur über einen begrenzten finanziel- len Rahmen verfügen, der sich fernab der sechs- bis achtstelligen Beträge befindet, die in der Mehrzahl der Fälle zum Erreichen des Break-Even- Points9 benötigt werden, gilt es deshalb für Unternehmer andere Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Für die Existenz eines Start-ups ist dessen stets in ausreichendem Maße vorhandene Liquidität von essentieller Bedeutung. Folglich stellt die Sicherstellung der Liquidität in allen Unternehmensphasen das Leitmotiv einer jeden Finanzierung dar.10

Exemplarisch zeigt dies die 6Wunderkinder GmbH, der es gelungen ist, ihre Liquidität durch eine Vielzahl aufeinanderfolgender Finanzierungs- runden aufrecht zu erhalten und die dadurch ihre Vision verwirklichen konnte.

1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den externen Finanzierungsmöglichkeiten derer Start-ups in Deutschland auseinander, welche über ein hohes Innovations- und Wachstumspotential verfügen.

Hierzu werden zu Beginn die theoretischen Grundlagen gelegt. Diese umfassen eine Einführung in die, die Industriekultur ablösende, Netzwer- kökonomie, eine Begriffsdefinition der Bezeichnung Start-up sowie der potentiellen Beteiligungsmärkte. Des Weiteren erfolgt eine Darstellung der Eigenkapitalfinanzierungsarten und der strategieorientierten Finanzie- rungsmodelle.

Daran schließt sich der Hauptteil der Ausarbeitung an, welcher mit ei- ner Darstellung der drei Phasen eines Start-ups beginnt. Diese umfasst, die auch als Gründerphase bezeichneten, Early Stages, an denen sich in zeitlicher Reihenfolge die Expansion Stages anschließen, bevor mit den Later Stages oder der Spätphase die dritte und letzte Stufe der Darstel- lung erfolgt. Die daran anknüpfenden Möglichkeiten der externen Beteili- gungsfinanzierung bauen auf den zuvor dargestellten Start-up Phasen insofern auf, als dass diese so ausgewählt wurden, dass sie jeweils exemplarisch für eine mögliche Finanzierung innerhalb einer bestimmten Phase stehen. Dabei richtet sich der Fokus innerhalb der Early Stage- Finanzierung auf das Konzept des Business Angels und der Inkubatoren. Beispielhaft für die Expansion Stage-Finanzierung erfolgt eine Erläuterung des Venture Capital sowie verwandter Finanzierungsformen. Abgerundet wird dies mit einer Darstellung des Private Equity als eine, dem Venture Capital übergeordnete, Finanzierungsform innerhalb der Later Stages.

Dem folgt ein Blick auf die Marktsituation der zuvor beschriebenen Fi- nanzierungsmöglichkeiten in Deutschland, bevor zur besseren Veran- schaulichung der potentiellen Finanzierungsmöglichkeiten die 6Wunderkinder GmbH mit der von ihr gewählten Finanzierung kurz dargestellt wird. Abschließend erfolgt mit dem Fazit und einem Ausblick der Abschluss der Arbeit.

1.2 Abgrenzung der Arbeit

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf Start-ups der IKT-Branche mit exponen- tiellem Wachstumspotential11. Dieser Bereich erwirtschaftet mit über 900.000 Beschäftigten einen Umsatz von 228 Mrd. € und hat damit be- reits heute eine höhere Wertschöpfung als der deutsche Automobil- und Maschinenbau. Dabei gelten junge Start-ups als Innovationstreiber der Branche und Garant für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.12

Nicht betrachtet werden sowohl der Bereich der Innenfinanzierung, als auch der Bereich der Fremdkapitalfinanzierung, da es Unternehmen innerhalb ihrer Gründungs- und Expansionsphase im Regelfall sowohl an einer Innenfinanzierungsfunktion sowie an einer ausreichenden Kreditwürdigkeit fehlt. Auch die relativ junge Form des Crowdfundings spielt, aufgrund ihrer aktuell noch sehr geringen Marktgröße und branchenspezifisch eingeschränkten Verfügbarkeit innerhalb der deutschen Start-up Finanzierung, nur eine untergeordnete Rolle.13

Die Darstellung der Finanzierungsmöglichkeiten erfolgt dabei ohne Be- trachtung der rechtlichen und steuerlichen Aspekte, die bei jeder zu wäh- lenden Finanzierung selbstverständlich auch eine wichtige Rolle einneh- men, vom Autor jedoch aufgrund des Umfangs dieser Arbeit nicht mitein- bezogen werden können. Eine Ausnahme zu dieser Vorgehensweise stellt lediglich die Analyse der Marktsituation in Deutschland dar. Des Weiteren werden auch die im Vorfeld einer Finanzierung zur Anwendung kommenden Bewertungsverfahren und die Due-Diligence-Prüfungen14 sowie die historische Entwicklung der jeweiligen Finanzierungsarten nicht näher erläutert.

Diese Arbeit soll dem neutralen Leser oder angehenden Gründer eines Start-ups vielmehr einen Überblick der externen Möglichkeiten zur strate- gieerfüllenden Beteiligungsfinanzierung für Start-ups in Form eines Leitfa- dens, der die Start-up Phasen mit den Finanzierungsarten verknüpft, ge- ben. Der Fokus auf strategieerfüllende Finanzierungen wird vom Autor dadurch begründet, dass die Finanzierungsmöglichkeiten hier keinerlei Einschränkungen unterliegen und somit für diesen Bereich ein ganzheitli- ches Bild dargestellt werden kann. Darüber hinaus ist es zur vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Stoffgebiet der Unternehmensfinanzierung sinnvoll, diese Ausarbeitung mit Begleittexten in Form der im Literaturver- zeichnis aufgeführten Werke zu kombinieren.

2 Theoretische Grundlagen

Die sich aus der Industriekultur herausgebildete Netzwerkökonomie ba- siert auf weltweit immer schneller stattfindenden Innovationszyklen, die wiederum auf in Netzwerken gespeicherten, digitalen Informationen basie- ren. Diese Innovationszyklen werden durch junge, dynamische Start-ups, die sich bei ihrer Geschäftsidee nicht von finanziellen Grenzen einengen lassen wollen, immer weiter angetrieben. Zur Deckung ihres Kapitalbe- darfs sind sie deshalb mehr denn je auf Formen der Eigenkapitalfinanzie- rung in Form von Beteiligungen angewiesen.15 Zum besseren Verständnis sollen die Grundlagen dieser voneinander abhängigen Variablen im Fol- genden dargelegt werden.

2.1 Die Netzwerkökonomie

Der sich zum Ende des 20. Jahrhunderts verbreitende Begriff der Informationsgesellschaft umfasst den Einfluss der neuen, sozialen Medien noch nicht. Um diesem Einfluss, der sowohl die Gesellschaft, als auch die Wirtschaft betrifft, gerecht zu werden, ist man zu der Begrifflichkeit der (digitalen) Netzwerkökonomie übergegangen.16

Diese ist durch einen Abbruch der Marktdominanz einzelner Industrie- unternehmen und einen Wechsel von Massenproduktion und Massen- kommunikation zu mehr und mehr individualisierbaren Produkten gekenn- zeichnet. Ermöglicht wurde die Netzwerkökonomie erst durch den expo- nentiellen Anstieg an potentiell verfügbarem Speichervolumen von Da- ten.17

Die darauf aufbauende, neue ökonomische Logik basiert auf vier Prin- zipien, die den Leitgedanken des zukünftigen Miteinanders darstellen und die Voraussetzung einer florierenden Wirtschaft mit einer lebendigen Gründungskultur bilden: Connectivity, Collaboration, Coopetition und Co- Creation.18

Connectivity führt zu einer Gesamtvernetzung zwischen Unternehmen und Kunden, sodass jeder einzelne Konsument weltweit Einfluss nehmen kann. Collaboration geht weg von einem Denken in Marketshare und hin zu einem Denken in Mindshare. Man verbündet sich mit denen, die die eigenen Ideale teilen. Coopetition eröffnet die Möglichkeit, sich gemein- same Ziele, die einen individuellen Nutzen mit sich bringen, zu vereinba- ren. Co-Creation besagt, dass der passive Konsument zum aktiven Partner wird, indem er von sich aus Informationen über seine Präferenzen preisgibt und so allumfassende Individualisierungen innerhalb eines Massenguts ermöglicht.19

Diese Prinzipien bilden, zusammen mit dem Internet als Infrastruktur des 21. Jahrhunderts, die Basis für neue Geschäftsmodelle durch junge Unternehmen, die das Potential haben ganze Branchen zu verändern.20

2.2 Definition Start-up

Start-ups haben sich in den letzten Jahrzehnten in den unterschiedlichs- ten Branchen, egal ob Food, Life Science, Bio-Tech oder IKT gebildet.21 Der Begriff des „Start-up“ differenziert sich grundsätzlich strukturell nicht nach Branchen, sondern umfasst jedes junge Unternehmen. Da es zwischen diesen Jungunternehmen jedoch erhebliche Unterschiede gibt, hat sich in der modernen Wissenschaft eine Abgrenzung der Begrifflich-keit gebildet. Zum einen wird von Start-ups im weiteren Sinne gespro-chen, wozu jegliche Unternehmen innerhalb ihres Gründungsprozesses zählen, die ihren Kapitalbedarf durch eine Finanzierung decken möchten. Dieser Gruppe inhärent, definieren sich die Start-ups im engeren Sinne, die über ein überdurchschnittliches Innovationspotential verfügen und deren Tätigkeit sich innerhalb der IKT-Branche befindet. Ihr überdurch-schnittliches Wachstums- und Renditepotential ist die Ursache, weshalb Kapitalgeber das hierbei miteinhergehende Risiko im Rahmen einer Betei-ligungsfinanzierung überhaupt eingehen.22

2.3 Formeller und informeller Beteiligungsmarkt

Für die Finanzierung junger Start-up-Unternehmen ist das Vorhandensein von formellem und informellem Beteiligungskapital wesentlich. Deren Trennung erfolgt dabei anhand des Organisationsgrades des Marktes.23

Die Akteure innerhalb des formellen Beteiligungskapitals treten offen am Markt auf und sind durch eine eindeutige oder begrenzte Renditeori- entierung und das Verfolgen strategischer Ziele gekennzeichnet.24 Die Hauptakteure hierbei bilden Venture Capital- und Corporate Venture Capi- tal-Gesellschaften sowie traditionell Kapitalbeteiligungsgesellschaften innerhalb des Finanzsektors und öffentliche Beteiligungsfonds.25 Ihren Hauptfokus legen die Akteure innerhalb des formellen Beteiligungsmark- tes, laut Fryges et al., auf den Bereich der skalierbaren High-Tech- Gründungen und investieren erst in einem späteren Stadium des Lebenszyklus eines Unternehmens.26

Aufgrund seiner inhärenten Intransparenz sind über den informellen Beteiligungsmarkt im Allgemeinen, sowie über dessen Akteure und Inves- titionsvolumina im Speziellen, nur eingeschränkt Informationen zugäng- lich.27 Dieser Bereich wird hauptsächlich durch Business Angels einge- nommen, welche bereits in der Frühphasen-Finanzierung aktiv sind. Dar- über hinaus fallen hierunter auch Crowdfunding-Plattformen, passive Privatinvestoren und Founding Angels, auf deren Betrachtung in dieser Arbeit jedoch verzichtet wird.28

2.4 Interne und Externe Eigenkapitalfinanzierung

Eigenkapital dient dem Bestands- und Gläubigerschutz und ist, als an das Unternehmen gebundene Haftungsmasse, bei einer Insolvenz dem Verlustrisiko ausgesetzt. Trotz der Tatsache, dass es sich hierbei, da den Gewinn nicht steuerlich mindernd, um die teuerste Form der Finanzierung handelt, bildet es die Basis für die Finanzierungsstruktur eines jeden Un- ternehmens.29 Hinsichtlich seiner Herkunft können dabei zwei Arten der Finanzierung unterschieden werden:

Bei der internen Eigenkapitalfinanzierung, oder auch Gründungsfinan- zierung genannt, handelt es sich um das durch die Gründer in das Unter- nehmen eingebrachte Eigenkapital. Im späteren Verlauf der Unterneh- mung fällt hierunter auch die Gewinnthesaurierung30. Mangels operativer Erlöse in der Anfangsphase ist die interne Eigenkapitalfinanzierung durch Gewinnthesaurierung für die Start-up-Finanzierung jedoch zu vernachläs- sigen.31

Dem gegenüber steht die externe Eigenkapitalfinanzierung, bei der es sich um das im Laufe des Geschäftsbetriebes durch neue Gesellschafter eingebrachte Beteiligungskapital handelt.

2.5 Strategieorientierte Finanzierungsmodelle

Die Ausgestaltung der Gründungsfinanzierung muss in Abhängigkeit zur Strategie der Gründer getroffen werden, da sie das weitere Unternehmenswachstum eines Start-ups bestimmt. Die Finanzierung der Unternehmensgründung kann dabei entweder strategiebestimmend oder strategieerfüllend erfolgen (Abbildung 1).32

Bei der strategiebestimmenden Finanzierung, im angloamerikanischen Terminus als „strategy follows finance“ umschrieben, bildet die Finanzie- rung den Engpass der Strategieentwicklung. Unterschieden wird hierbei zwischen der kompletten Vermögens- und Finanzlosigkeit, welche nur die reine Selbstfinanzierung, auch „self feeding business“ genannt, zulässt und dem Fall der eingeschränkten Vermögens- und Finanzmittelsituation. Letztere, auch „bootstrap financing“ genannt, zeichnet sich durch ein ge- ringes einzubringendes Anfangsvermögen der Gründer und die begrenzte Möglichkeit, externe Mittel aus dem persönlichen Umfeld in Anspruch nehmen zu können, aus. Beide eint dabei, dass das Geschäftsmodell im Rahmen der bereits vorhandenen Möglichkeit realisiert werden muss.33

Dem gegenüber steht die strategieerfüllende Gründungsfinanzierung, auch als „finance follows strategy“ bezeichnet. Die Geschäftsidee wird dabei unabhängig von den vorhandenen finanziellen Möglichkeiten entwickelt. Es muss jedoch vorab festgelegt werden, wie viele finanzielle Mittel erforderlich sind und auf welche Kapitalquellen hierfür zurückgegriffen werden muss, um das Vorhaben durchzuführen.34

Der Erfolg hängt dabei insbesondere an dem außerordentlichen Wachstums- und Renditepotential der Idee und der Fähigkeit die Kapital- geber hierfür begeistern zu können. Sofern die Gründer zu überzeugen wissen, kann in der Praxis auch nachträglich aus einem No-Budget- Modell/„self feeding business“ ein Big-Budget-Modell werden.35

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Modell der strategieorientierten Gründungsfinanzierung36

3 Die Start-up Phasen nach Hahn

Der Lebenszyklus eines Start-ups lässt sich laut Christopher Hahn in die Gründungs-, Wachstums- und Exitphase unterteilen. Diese führen zu den drei parallel verlaufenden Finanzierungsphasen: Early Stages, Expansion Stages und Later Stages (Abbildung 2). Wobei sich die Dauer der jeweili- gen Phase von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich gestaltet.37 Als Messgröße für den Zeitraum bis zur nächsten benötigten Finanzie- rungsrunde dient die Burn-Rate, also die Geschwindigkeit, mit der die ins Unternehmen eingebrachten liquiden Mittel aufgebraucht werden.38

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Lebenszyklus und Finanzierungsphasen eines Start-ups39

Dabei kann es auch zu Überschneidungen der einzelnen Finanzie- rungsarten und -phasen kommen. Das Volumen der Finanzierungspha- sen kann dabei von einigen 10.000 € in der Seed-Phase bis zu mehreren 10 Mio. € innerhalb der Wachstumsfinanzierung reichen.

3.1 Early Stages

Innerhalb der Gründungsphase einer Unternehmung findet die erste Fi- nanzierungsphase statt.40 Unterschieden wird hierbei zwischen den (Pre-)Seed-, Seed- und Start-up-Finanzierungen, wobei deren Grenzen in der Praxis kaum erkennbar sind und die jeweils von hohen Risiken ge- prägt sind.41

Nach der erfolgten Ideengenerierung und der formaljuristischen Gründung richtet sich die Unternehmenstätigkeit primär auf den Aufbau einer inneren Struktur, die Forschung und Entwicklung des Produkts, ebenso wie die Gewinnung erster Investoren.42

3.1.1 (Pre-)Seed-/ Seed-Phase

Die Vorstufen der Unternehmensgründung dienen der Findung und Aus- arbeitung der Geschäftsidee. Die dabei anfallenden Kosten werden zu- meist von den Gründern selbst oder deren Familie und Freunden getra- gen.43

Typischerweise dient die Seed-Phase der Ausarbeitung eines tragfähigen Businessplans und damit einhergehend der Identifikation der passenden Rechtsform. Da das Unternehmen in dieser Phase noch keinen Umsatz erwirtschaftet, sich die Produktentwicklung noch in einem sehr frühen Stadium befindet und der Kapitalbedarf primär lediglich der Forschung und Entwicklung dient, muss die Risikobereitschaft potentieller Investoren in dieser Phase sehr hoch sein. Dabei ist der Kapitalbedarf im Vergleich zu späteren Finanzierungsphasen relativ gering.44

Den hohen Risiken innerhalb der Seed-Phase geht jedoch auch ein er- hebliches „Upside Potential“45 für den Investor miteinher.46 Zumeist agie- ren in dieser Frühphase jedoch nur Business Angels oder Inkubatoren, da das Volumen der Finanzierung im Vergleich zum Aufwand der Unterneh- mensbewertung für Venture Capital-Gesellschaften meist zu hoch ist.47

Als Kontroll- und Disziplinierungsinstrument werden zu Beginn der Finanzierung zu erreichende Meilensteine48 vereinbart, deren Einhaltung durch Informationsrechte des Kapitalgebers abgesichert wird.49

3.1.2 Start-up-Phase

Die Start-up-Phase wird von der formaljuristischen Unternehmensgründung, dem Beginn der Geschäftstätigkeit und der Suche nach weiteren Kapitalgebern bestimmt.50

Die formale Umsetzung der Gründung erfordert sowohl die Entwicklung eines Gesellschaftsvertrags sowie zumeist eine Eintragung ins Handels- register. Parallel dazu wird die Unternehmensstruktur aufgebaut, die Pro- duktentwicklung bis zur Marktreife vorangetrieben, die Geschäftsabläufe geplant und die Kundenakquise gestartet. Dies erfordert weitere finanziel- le Mittel. Die Start-up-Finanzierung kann sich dabei sowohl an eine be- reits erfolgreiche Seed-Finanzierung anschließen, als auch die erste Fi- nanzierungsrunde bilden, sofern die Seed-Phase durch eigene Mittel fi- nanziert werden konnte.51

Im Vergleich zur Seed-Phase nehmen die Risiken erkennbar ab, was sich in einer höheren Bewertung des Unternehmens widerspiegelt. Diese Finanzierungsphase ist sowohl für Business Angels, als auch, aufgrund des höheren Investitionsvolumens, für Venture Capital-Gesellschaften interessant. Darüber hinaus können ab diesem Zeitpunkt auch öffentliche Fördermittel beantragt oder eine Crowdfunding-Kampagne gestartet wer- den. Einfluss auf strategische und operative Geschäftsentscheidungen wird den Investoren dabei über ein innerhalb der Unternehmensstruktur zu installierendes Aufsichtsgremium eingeräumt.52

Die Start-up-Finanzierung stellt zumeist die Grundlage für weitere Fi- nanzierungsrunden dar, sofern diese zu niedrig ausfällt oder gar aus- bleibt, kann die Existenz der jungen Unternehmung bereits ernsthaft be- droht sein.

3.2 Expansion Stages

Nachdem in den Early-Stages die unternehmerischen Grundlagen für einen Markteintritt geschaffen wurden, folgt in den Expansion Stages die Marktetablierung des Unternehmens. Weiterer Kapitalbedarf kann hierbei durch Produktweiterentwicklungen, eine Verstärkung der Marketingaktivi- täten sowie eine Internationalisierung der Unternehmung entstehen.53

[...]


1 Deutsches Sprichwort.

2 Vgl. Bendig/Evers/Knirsch, Die Zukunft der Gründungsförderung, S.9.

3 Dieser von Joseph A. Schumpeter geprägte Begriff bezeichnet den, durch den Wettbewerb ausgelösten, Prozess der ständigen Erneuerung und Verbesserung der Technologien und Produkte.

4 Vgl. Frommann/Dahmann, Zur Rolle von PE und VC in der Wirtschaft, S.17.

5 Vgl. Frommann/Dahmann, Zur Rolle von PE und VC in der Wirtschaft, S.18.

6 Als „Neuen Markt“ bezeichnet man ein von 1997-2003 an der Deutschen Börse gelistetes Marktsegment, das die neuen Technologien widerspiegeln sollte.

7 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.4.

8 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.3ff.

9 Unter dem Break-Even-Point versteht man den Punkt der die Gewinn- von der Verlustzone trennt, somit Erlöse und Kosten die gleiche Höhe erreichen.

10 Vgl. Fueglistaller et al., Entrepreneurship-Modelle, S.258.

11 Hierunter fallen Wachstumsraten innerhalb der einzelnen Finanzierungsphasen von über 100%. Synonym wird dies auch als hoch skalierbar bezeichnet.

12 Vgl. BJDW, Bericht 02/14, S.3.

13 Vgl. Nathusius, Grundlagen der Gründungsfinanzierung, S.17ff.

14 Hierbei handelt es sich um eine, mit erhöhter Sorgfalt durchgeführte, Risikoprü- fung, die im Rahmen einer Unternehmensbeteiligung i.d.R zur Anwendung kommt.

15 Vgl. Sixt, Schwarmökonomie, S.2f.

16 Vgl. Sixt, Schwarmökonomie, S.3.

17 Vgl. Sixt, Schwarmökonomie, S.2.

18 Vgl. Bendig/Evers/Knirsch, Die Zukunft der Gründungsförderung, S.9.

19 Vgl. Bendig/Evers/Knirsch, Die Zukunft der Gründungsförderung, S.10.

20 Vgl. Bendig/Evers/Knirsch, Die Zukunft der Gründungsförderung, S.80.

21 Vgl. Sören, Mission:Startup, S.1.

22 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.4.

23 Vgl. KFW-Research, Beteiligungsmarkt in Deutschland, S.2.

24 Vgl. Mayer, Venture Finance, S.129.

25 Vgl. Kulicke, Venture Capital und weitere Rahmenbedingungen, S.28.

26 Vgl. Kulicke, Venture Capital und weitere Rahmenbedingungen, S.31.

27 Vgl. Mayer, Venture Finance, S.119f.

28 Vgl. Kulicke, Venture Capital und weitere Rahmenbedingungen, S.39.

29 Vgl. Weitnauer, Handbuch Venture Finance, S.156.

30 Entspricht der Einbehaltung erwirtschafteter Gewinne.

31 Vgl. Nathusius, Grundlagen der Gründungsfinanzierung, S.52.

32 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.20.

33 Vgl. Nathusius, Grundlagen der Gründungsfinanzierung, S.29ff.

34 Vgl. Kollmann/Kuckertz, E-Venture-Capital, S.14.

35 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.23.

36 Eigene Darstellung.

37 Vgl. Pott, Entrepreneurship, S.236.

38 Vgl. Nathusius, Grundlagen der Gründungsfinanzierung, S.49.

39 Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.128.

40 Vgl. Pott, Entrepreneurship, S.237.

41 Vgl. Kulicke, Venture Capital und weitere Rahmenbedingungen, S.24.

42 Vgl. Frommann/Dahmann, Zur Rolle von PE und VC in der Wirtschaft, S.23.

43 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.83.

44 Vgl. Engelhardt, Empirische Analyse der Finanzierungspolitik, S.12.

45 Unter dem „Upside Potential“ versteht man die Chance auf eine außerordentliche Wertsteigerung.

46 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.124.

47 Vgl. Pott, Entrepreneurship, S.237.

48 Vereinbarte Umsatz-, Gewinn- oder Cash-Flow-Größen.

49 Vgl. Stadler, Venture Capital und Private Equity, S.31ff.

50 Vgl. Hahn, Finanzierung und Besteuerung, S.128.

51 Vgl. Engelhardt, Empirische Analyse der Finanzierungspolitik, S.12.

52 Vgl. Nathusius, Grundlagen der Gründungsfinanzierung, S.58.

53 Vgl. Nathusius, Grundlagen der Gründungsfinanzierung, S.57ff.

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Externe Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups in Deutschland
Hochschule
Hochschule Aschaffenburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
45
Katalognummer
V335162
ISBN (eBook)
9783668255555
ISBN (Buch)
9783668255562
Dateigröße
3134 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Start-ups, Finanzierung, Venture Capital, Business Angel, IPO, Finance, Inkubatoren, Netzwerkökonomie, Seed-Phase, Bridgefinanzierung
Arbeit zitieren
Pascal Nothwang (Autor:in), 2015, Externe Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335162

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