Spanisch im Südwesten der USA. Zur soziolinguistischen Situation der „chicanos“

Bilingualismus, Fluch oder Segen?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2015

15 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichtlicher Hintergrund
2.1 Mexikanisch-Amerikanischer Krieg
2.2 Immigration
2.3 Segmentierung des Arbeitsmarktes

3. Heutige Situation
3.1 Soziale Identität der Chicanos
3.2 Sprecherzahl und geographische Verteilung
3.3 Bilingualismus im öffentlichen Leben
3.3.1 Language Policy und Reformen
3.3.2 Bilingualismus an Schulen

4. Schlussbemerkung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

La raza anglosajona debe dominar todo el extremo sur de este vasto continente. [] Los mexicanos no son mejores que los indios, y no veo razón por la que no debamos quitarles sus tierras. [] Nosotros estamos ahora en guerra, dando la paz, la seguridad y la felicidad a esta gente oprimida. (Sam Houston)

Mit dieser Äußerung drückt Sam Houston, ein US-amerikanischer Politiker und General, während des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Abneigung gegen die Mexikaner aus. Er stellt sie den Indianern gleich, welche im Zeitalter der Kolonialisierung aus westlicher Sicht als wild und unzivilisiert galten. Somit tut Houston es den Kolonialherren gleich und legitimiert den Krieg der USA gegen Mexiko, indem er die Zivilisierung der Mexikaner in den Vordergrund stellt und er ihnen „Frieden, Sicherheit und Fröhlichkeit“ (s. oben) geben möchte. Dies zwingt die Spanisch sprechende Bevölkerung schon bei der Annexion großer Teile Mexikos nach dem Ende des Krieges in eine inferiore soziale Position.

Diese Arbeit soll die Entwicklung der spanischen Sprache im heutigen Südwesten der USA darstellen. Hierbei soll neben den historischen Hintergründen die heutige Situation vor allem im Hinblick auf die soziale Identität der Chicanos beleuchtet werden. Der Ausdruck chicano entspricht der „Bezeichnung für einen aus Mexiko eingewanderten Bürger“ (http://www.duden.de/rechtschreibung/Chicano (Zugriff am 17.08.2015)) der USA. Dabei soll besonders auf das Phänomen des Bilingualismus eingegangen werden, worunter im Allgemeinen die Fähigkeit eines Sprechers oder einer Sprechergruppe verstanden wird, zwei Sprachen auf etwa demselben Sprachniveau zu beherrschen.

Die konkrete Fragestellung lautet wie folgt: Bilingualismus Fluch oder Segen?! Inwiefern kann die Sprechergruppe der Chicanos von ihrer Zweisprachigkeit profitieren und inwieweit ist diese eventuell in Anlehnung an das Eingangszitat von Houston immer noch ein Hindernis sozial nach oben zu steigen. An dieser Stelle wird weder auf die sprachlichen Varietäten des Spanischen im Südwesten der USA, noch auf das Codeswitching eingegangen, sondern eher auf die „language policy“, also auf die Maßnahmen, welche der Staat zur Regelung des Bilingualismus ergreift. Außerdem soll ein Überblick über Bilingualismus an Schulen und hierüber eine Verknüpfung zur sozialen Gesellschaftsstruktur hergestellt werden.

(vgl. Aulich, Ulrike (24.04.2007): „Bilingualismus“, https://www.phonetik.uni-muenchen.de (Zugriff am 18.08.2015)).

2. Geschichtlicher Hintergrund

2.1. Mexikanisch-Amerikanischer Krieg

Zunächst stellt man sich die Frage, welche Gebiete heute zum Südwesten der USA gehören und warum dort so viele Spanisch sprechende Menschen angesiedelt sind. Um diese Frage zu beantworten, gilt es, die historischen Hintegründe zu analysieren. Hauptgrund ist mit Sicherheit der Mexikanisch-Amerikanische Krieg der Jahre 1846 - 1848.

Das 1836 von Mexiko unabhängig gewordene Texas provoziert am 01.03.1845 den Krieg und tritt den Vereinigten Staaten Amerikas unter James K. Polk bei. Diese Annexion wird von Mexiko nicht anerkannt und der Konflikt erreicht seinen Höhepunkt, da die texanischen Grenzen seitens Mexiko bis zum Nueces River und seitens der USA bis zum Rio Grande gesteckt sind. Unter General Zachary Taylor überschreiten die nordamerikanischen Truppen die Nueces-Grenze, und es kommt zu blutigen Kämpfen. Im Gegensatz zu den mexikanischen Streitkräften, von welchen grobe Schätzungen auf 25000 Tote schließen lassen, fallen den Schlachten auf US-amerikanischer Seite nur 1733 Soldaten zum Opfer. Allerdings kommen weitere 13283 Soldaten der Letzteren dazu, da diese von Gelbfieber geplagt den Tod finden, was wiederum als Ironie des Schicksals betrachtet werden kann, da zwei Jahrhunderte zuvor die Indianer bewusst durch Krankheiten wie Pocken ausgerottet wurden.

Die Niederlage Mexikos zieht große Gebietsverluste von Texas mit sich. Der Friedensvertrag von Guadalupe Hidalgo wird am 2. Februar 1848 unterzeichnet und am 10. März desselben Jahres rechtskräftig gemacht. Es fallen Zahlungen der Vereinigten Staaten für die Einverleibung Oberkaliforniens - des heutigen Staates Kalifornien - und New Mexico in Höhe von 15 Millionen Dollar an. Texas wird entsprechend dem Jahre 1945 ohne Entschädigungen annektiert. Abbildung 1 verdeutlicht den von Mexiko erlittenen Gebietsverlust. Deutlich erkennt man Oberkalifornien Alta California, welches dunkelgrau hinterlegt ist. Östlich davon grenzt sich rot hinterlegt New Mexico Nuevo Mexico ab und anschließend wird Texas abgebildet. In dieser Arbeit soll es im Bezug auf die Gebietsabrenzung des Südwesten der USA vornehmlich um die ehemalig spanischsprachigen Gebiete gehen, welche dementsprechend ehemaliges mexikanisches Territorium waren. Darunter befinden sich Kalifornien, Nevada, Utah, Arizona, New Mexico, Texas und Teile Colorados.

Im Verlauf des Krieges wird die mexikanische Bevölkerung, welche seit 1848 in den Vereinigten Staaten lebt, zu einer sozialen Minderheit degradiert. Dies wirkt sich bis heute auf die soziale Identität der Chicanos aus, worauf in Kapitel 3.1 noch näher eingegangen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Karte von Mexiko 1838 darin enthalten die im Mexikanisch Amerikanischen Krieg

1846-1848 abgetretenen Gebiete (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mexikanisch- Amerikanischer_Krieg#/media/File:Mexican_map_en_1838.PNG (Zugriff am 19.08.2015)). (vgl. Schmitt, Uwe (2006): „Ein ungerechter Krieg“, in: Welt Online, (Zugriff am 19.08.2015)). (vgl. Liebe, E.: „Amerikanisch-Mexikanischer Krieg 1846-1848“, http://www.bigcountry.de/index.php?Seite=/amerikanisch_mexikanischen_krieg.htm (Zugriff am 19.08.2015)).

2.2 Immigration

Im Hinblick auf die Ausgangsfragestellung „Bilingualismus Fluch oder Segen?!“ gilt es, die Chicano-Gesellschaft näher zu betrachten, um dieser Frage gerecht zu werden. Grundsätzlich kann die Ausprägung von Bilingualismus im Hinblick auf demografische Faktoren, wie z. B. die Ballung einer Sprechergruppe in einem bestimmten Gebiet, oder aber auf sozioökonomische Faktoren, wie der Stellung der Chicanos in der Gesellschaft oder der language policy untersucht werden.

Dabei rückt die Immigration der Mexikaner in amerikanisches Staatsgebiet in den Vordergrund. Prinzipiell wird nach dem Amerikanisch- Mexikanischem Krieg zunächst von einem Einwanderungsstopp über etwa 50 Jahre gesprochen, da die Nordamerikaner selbst ihre Westwärtsexpansion fortsetzen. Um die Jahrhundertwende jedoch öffnet sich Nordamerika. Grund dafür ist vor allem das Einsetzen der Industrialisierung und der Arbeitskräftemangel.

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts immigrieren etwa 48900 Mexikaner in der Hoffnung auf bessere Lebensumstände und Arbeit in die USA - das Jahrzehnt darauf steigt die Zahl auf 163000 an. Dieser Wachstumstrend reicht bis in die Gegenwart. Um diesen zu kontrollieren und den Arbeitskräftemangel, ausgelöst durch den Zweiten Weltkrieg, zu decken, wird durch die Einführung des sogenannten Bracero-Programms im Jahre 1942 die Anwerbung mexikanischer, temporärer Gastarbeiter legalisiert. Dieses Projekt scheitert, da die Arbeiter auf Zeit nach Ablauf des Arbeitsvertrages nicht auswandern, sondern in den USA ohne Arbeitsgenehmigung bleiben. Großteils werden die teilnehmenden Gastarbeiter des Bracero Programms ausgebeutet. Sie arbeiten vorwiegend im Agrarsektor als Erntehelfer - oft für nur 2 $ am Tag und unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen. Das Programm endet 1964.

(vgl. Sánchez, Rosaura (1983): Chicano Discourse. Socio-historic Perspectives. Rowley, Massachusetts: Newbury house publishers, inc., 1-8).

(vgl. [anon.] (1999): „USA / Mexiko: Vorstoß für neues Gastarbeiter-Programm“, in: Migration & Bevölkerung, das Online Portal zur Migrationsgesellschaft, 8/99, 12.10.1999, (Zugriff am 20.08.2015)).

2.3 Segmentierung des Arbeitsmarktes

Während der Einwanderungswellen ist eine Segmentierung des nordamerikanischen Arbeitsmarktes zu beobachten. Der Markt teilt sich hierbei in den primären und den sekundären Arbeitsmarkt auf. Der primäre Markt zeichnet sich durch hoch qualifizierte Arbeitskräfte, hohe Gehälter, Aufstiegsmöglichkeiten und Stabilität aus. Im Kontrast hierzu steht der sekundäre Arbeitsmarkt, zu dem die Mehrheit der Immigranten zählt. Das durchschnittlich niedrigere Einkommen der Gastarbeiter im Vergleich zur US-Bevölkerung führt zu einer Art Gettobildung.

[...]

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Spanisch im Südwesten der USA. Zur soziolinguistischen Situation der „chicanos“
Sous-titre
Bilingualismus, Fluch oder Segen?
Université
University of Passau  (Romanische Sprach- und Kulturwissenschaft)
Cours
Amerikanisches Spanisch
Note
2,3
Auteur
Année
2015
Pages
15
N° de catalogue
V335163
ISBN (ebook)
9783668250567
ISBN (Livre)
9783668250574
Taille d'un fichier
713 KB
Langue
allemand
Mots clés
Amerikanisches Spanisch, Spanisch in den USA, Chicanos, Spanisch, Immigration
Citation du texte
Katharina Renke (Auteur), 2015, Spanisch im Südwesten der USA. Zur soziolinguistischen Situation der „chicanos“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335163

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