Die Fastenfrage (Mk 2,18-22). Eine Exegese im Rahmen der Lehramtsausbildung


Exégesis, 2013

24 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Übersetzungsvergleich

3. Literarkritik
a) Abgrenzung
α) bgrenzung nach oben
β) bgrenzung nach unten
b) Stellung im Kontext
c) Gliederung (Elberfelder)
d) Synoptischer Vergleich
e) Einheitlichkeit

4. Traditionsgeschichte/Formgeschichte
a) Scheidung von Tradition und Redaktion
b) Gattungsbestimmung
c) Der Sitz im Leben

5. Begriffs- und Religionsgeschichte
a) Begriffsgeschichte
b) Religionsgeschichtliche Analyse

6. Der Sinn des Textes
a) Der Sinn des Textes auf der ersten Stufe der Tradition (Verse 18,19ab)
b) Der Sinn des Textes auf der zweiten Stufe der Tradition (Verse 18,19ab + 20)
c) Der Sinn des Textes auf der dritten Stufe der Tradition (Verse 18,19ab + 20,19c)
d) Der Sinn des Textes auf der „vierten“ Stufe der Tradition (markinische Redaktion)

7. Wirkungsgeschichte und Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Da das Markusevangelium als das älteste der vier Evangelien gilt, schafft es heutzutage eine bedeutende Quelle1 für Rückfragen der Historie Jesus. Demzufolge stehen die übrigen Evangelisten in direktem Bezug zu seinen „narrativen Verkündigungen“2.

Markus-Johannes wird mehrfach in der Bibel erwähnt. So gilt er in der Apg 13,5 und 13 als Begleiter Paulus und Barnabas auf ihrer ersten Missionsreise. Mit Petrus selbst wird ihm eine enge Freundschaft nachgesagt, da er als sein Dolmetscher bei Predigten fungierte3. Nur auf Wunsch der römischen Christen soll Markus sein Evangelium niedergeschrieben haben

Doch wer ist dieser Markus? Ist er wirklich der Verfasser des uns vorliegenden Evangeliums? Sein biblischer Bericht selbst liefert nur vage Angaben zu seiner Person und lässt viel Interpretationsspielraum. Dennoch gilt in der altkirchlichen Überlieferung Markus, der mit jüdischem Namen Johannes heißt, als Verfasser. Er stammt aus Jerusalem und das Haus seiner Mutter Maria war schon damals ein wichtiger Versammlungsort, in dem sich die führenden Persönlichkeiten der damaligen Urgemeinde trafen.

Eine sehr bekannte Perikope des Markusevangeliums beschäftigt sich mit der sog. „Fastenfrage“ - Markus 2,18-22. Hier wird nicht nur die Problematik des Fastens an sich erörtert, sondern auf einer anderen Ebene ebenfalls die vorherrschende Spannung zwischen Jesus und den Pharisäern.

Diese exegetische Arbeit befasst sich mit jener Perikope aus dem Markusevangelium, wobei, unter dem Punkt Literarkritik, versucht wird, nicht nur auf formale und sprachliche Besonderheiten einzugehen, sondern gleichwohl die traditionelle und redaktionelle Entstehungsgeschichte auf den verschiedenen Stufen der Tradition darzulegen.

Es gilt demzufolge nachzuweisen, inwiefern ein Übersetzungsvergleich erste Indizien liefern kann, die in den folgenden Schritten - u.a. einer Überprüfung auf Einheitlichkeit und einem synoptischen Vergleich - ausgearbeitet werden. Desgleichen besteht Klärungsbedarf in der Begriffs-und Religionsgeschichte bezüglich Markus 2,18-22, wobei versucht wird die Problematik Jesu mit den Pharisäern darzulegen.

Als letzter exegetischer Schritt werden die verschiedenen Stufen der Tradition hervorgehoben und die reale Wirkungsgeschichte von Markus 2,18-22 und deren eigentlicher Stellenwert für die christliche Urgemeinde erörtert.

2. Übersetzungsvergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 4

Im Folgenden werden die drei Bibelübersetzungen verglichen, wobei nur die prägnanten Unterschiede und Gemeinsamkeiten niedergeschrieben werden. Da einige nicht den Sinn bzw. die Aussage der Bibelstelle verändern, verweise ich hiermit auf die graphisch dargestellte Tabelle.

Gleich zu Beginn der Perikope in 18a fällt auf, dass bei Luther die Jünger des Johannes und der Pharisäer „viel“ fasteten. Hier wird, im Gegensatz zur Elberfelder und Guten Nachricht, die Pietät deutlich hervorgehoben. Der Zusatz in der Guten Nachricht „Es war an einem Tag“, lässt darauf schließen, dass es sich bei dem Fasten nicht um einen singulären Moment handelt, sondern vielmehr die Rede von einem wiederholenden Akt - oder Ritus - der im direkten Zusammenhang mit dem Glauben steht, ist.

In 18b benutzen Luther und die Gute Nachricht Präteritum, wohingegen die Elberfelder weiterhin im Präsens bleibt. Desweiteren ist bei Elberfelder und Luther nicht eindeutig klar, wer zu Jesus kommt - die Jünger des Johannes, die Jünger der Pharisäer oder beide? Lediglich die Gute Nachricht verallgemeinert diese ungenaue Gruppe auf „Leute“.

Die Elberfelder verweilt auch in 18c weiterhin im Präsens, Gute Nachricht und Luther im Präteritum. Die weiteren Unterschiede sind von geringem Stellenwert und werden deshalb hier nicht weiter erläutert5. Das Selbige gilt für den Vers 18d, da hier lediglich Luther anstelle eines „aber“ die Konjunktion „und“ wählt und damit die Unvernunft des Nicht-Fastens der Jünger, in den Augen der Pharisäer, nicht so stark betont, wie die Elberfelder und die Gute Nachricht.

In Vers 19 fallen die Unterschiede der verschiedenen Übersetzungen relativ gering aus, weswegen hier auf die Tabelle verwiesen wird. Dennoch lässt sich nach den ersten beiden Versen eine Vermutung aufstellen. Es ist durchaus auffallend, dass die Verse 18 und 19 sich wörtlich beinahe gleichen, nur einzelne Akzente werden von verschiedenen Verfassern anders gesetzt - so z.B. die Betonung des „viel“ fasten bei Luther in 18a. Dies könnte ein erster Hinweis auf die Bedeutsamkeit der beiden Verse sein, da sie von verschiedenen Leuten jeweils fast gleich übersetzt worden sind.

Die Elberfelder spricht im weiteren Verlauf - Vers 20 - von „Tagen“, während Luther und die Gute Nachricht von der „Zeit“ sprechen, die kommen wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass damit unterschiedliche Zeiträume gemeint sind. So ist es auch Letztgenannte, welche anfangs im Präsens verfasst ist6.

Die erste Regel unterscheidet sich hauptsächlich bei der Verwendung verschiedener Wörter für den gleichen Sachverhalt. So wird bei der Guten Nachricht „ ltes“ mit „Neuem“ „[ge]flickt“, während bei Elberfelder und Luther „Neue[s]“ mit „ lte[m]“ verbunden wird. Desweiteren findet sich ein Unterschied in dem Gebrauch der Wörter „nähen“ - Elberfelder - und „flicken“ - Gute Nachricht und Luther. In der Bedeutung wird „flicken“ bei reparaturähnlichen Vorgängen benutzt, wobei „nähen“ die Herstellung von etwas beschreibt.

Bemerkenswert ist, dass in Vers 21c bei der Elberfelder ein Riss „entsteht“, wohingegen dieser bei Luther und Guter Nachricht „ärger“ bzw. „größer“ wird. So wird desweiteren bei erstgenannter, in 21b die explizite Trennung vom „Neuen vom lten“ erwähnt.

Auch in der zweiten Regel werden verschiedene Begriffe für die entsprechende Gegebenheit verwendet. Auffallend in 22b ist dennoch: Bei der Elberfelder „verderben“ Wein und Schläuche, Luther schreibt, dass Wein und Schläuche gar „verloren“ sind und die Gute Nachricht formuliert umgangssprachlich, dass Wein und Schläuche „hin“ sind.

Entscheidend lässt sich hier festhalten, dass die verglichenen Bibelübersetzung gleichwohl Unterschiede aufweisen, diese jedoch - abgesehen von einigen Interpretationsspielräumen - nicht gravierend in den Sinn, bzw. Aussageabsicht des Textes eingreifen. So wird bei allen dreien der Kontext und die beabsichtige Wirkung der zwei Regeln Jesu klar.

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Verseinteilung nach der Elberfelder Bibelübersetzung verwendet, da sie einen geordneten und klar strukturierten Inhalt wiederspiegelt.

3. Literarkritik

a) Abgrenzung

Betrachtet man die Perikope Mk 2,18-22 im Kontext zum gesamten 2. Kapitel des Markusbuches, so lässt sich literarkritisch festhalten, dass jene Perikope sich sowohl nach oben, wie auch nach unten, klar abgrenzen lässt. Anhand der vorliegenden Kommentare wird im Folgenden eine erste Begrenzung festgelegt.

α) Abgrenzung nach oben

In der vorherigen Situation, Mk 2,15-17, findet sich Jesus mit seinen Jüngern und einigen Zöllnern und Sündern in einem Haus ein. Woraufhin der Ausspruch Jesu bezüglich der Sünder in Vers 17 den Abschluss dieser Szene bringt. Bereits die Einführung neuer Subjekte7 in Vers 18 verdeutlicht den Beginn einer neuen Situation. In der vorliegenden Perikope steht nicht mehr die Gruppe der Sünder und Zöllner im Mittelpunkt, sondern es wird vom Fasten verschiedener jüdischer Gruppen und somit einem neuen Personenkreis gesprochen. Ferner wird durch den deutlichen Unterschied in der Thematik bezüglich der Fastenfrage und den damit verbunden Problemen, die Zäsur zwischen Vers 17 und 18 verstärkt. Somit lässt sich Mk 2,18-22 von der ihr vorausgehenden Perikope klar abgrenzen.

β) Abgrenzung nach unten

Auch nach unten lässt sich der Text klar abgrenzen, denn so beginnt in Vers 23 eine neue Szene. Es ist im Folgenden nicht mehr die Rede von der Fastenfrage, sondern vielmehr wird sich nun mit einem neuen Thema, der Sabbatfrage, auseinandergesetzt. Diese Vermutung wird bestärkt, da schon in Vers 23 ein neuer Schauplatz - das Kornfeld - und desweiteren ein anderes Datum - der Sabbat - erwähnt wird. Außerdem gibt es eine Veränderung im Personenkreis, Jesus ist demnach mit seinen Jüngern vorerst allein auf dem Kornfeld unterwegs - die Pharisäer erscheinen erst in Vers 24.

So lässt sich hier festhalten, dass die Perikope Mk 2,18-22 sowohl nach oben als auch nach unten klar abgrenzbar ist. Dies wird vor allem für die weitere literarkritische Auseinandersetzung eine tragende Rolle spielen.

b) Stellung im Kontext

Dem Markusevangelium liegt eine Vielzahl von Einzelüberlieferungen zugrunde, welche vom Verfasser persönlich kompositionell zusammengesetzt wurden. Dabei ist besonders zu beachten, dass eine Gliederung von Markus selbst nicht existiert8. So gibt es zahlreiche Exegeten, welche dieses Evangelium unterschiedlich gliederten.

Beginnend mit dem Auftreten Johannes des Täufers und der Taufe Jesu erzählt Markus in seinem Evangelium von Jesu Wirken in Galiläa und seinem Weg nach Jerusalem. In den darauffolgenden Kapiteln wird über das Leiden und Sterben des Gottessohnes in Jerusalem berichtet. Das Evangelium endet mit Jesu Auferstehung, seinen Erscheinungen und der Himmelfahrt.

1. Nach der Elberfelder Bibelübersetzung9 lässt sich der Inhalt folgendermaßen gliedern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Nach Petr Pokorný und Ulrich Heckel, welche die exegetische Arbeit von Ingo

Broer10 kommentierten, gliedert sich der Anfang des Evangelium in drei Teile:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Schon hier sei auf die sog. „2-Quellentheorie“ aufmerksam gemacht, welche in dieser rbeit allerdings nicht weiter erläutert werden soll, da sie als allgemein bekannt gilt.

2 Vgl. Bultmann (1966), Die Erforschung der Synoptischen Evangelien, 7.

3 Wuppertaler Studienbibel (1989), Das Evangelium des Markus, 15.

4 Im folgenden Verlauf dieser Arbeit wird sich auf die Elberfelder Bibelübersetzung berufen, inklusive der Verseinteilung.

Die genaueren Angaben der Bibelübersetzungen finden sich im Literaturverzeichnis

5 So z.B. die Verwendung der unterschiedlichen Verben: sagen (Elb), sprachen (Luth), fragten(GN)

6 Bzgl. der Unterschiede des Verlusts des Bräutigams verweise ich auf die Tabelle

7 Hier: Die Jünger des Johannes

8 Vgl. Dschulnigg (2007), Das Markusevangelium - Theologischer Kommentar zum Neuen Testament, 33

9 Elberfelder Bibelübersetzung (42011), Das Evangelium nach Markus, 1303.

10 Vgl. Petr Pokorný/Ulrich Heckel (2007), Einleitung in das Neue Testament, Zu: Ingo Broer (2006), Einleitung in das Neue Testament

Final del extracto de 24 páginas

Detalles

Título
Die Fastenfrage (Mk 2,18-22). Eine Exegese im Rahmen der Lehramtsausbildung
Universidad
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg
Calificación
2,3
Autor
Año
2013
Páginas
24
No. de catálogo
V335223
ISBN (Ebook)
9783668251465
ISBN (Libro)
9783668251472
Tamaño de fichero
954 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
fastenfrage, eine, exegese, rahmen, lehramtsausbildung
Citar trabajo
Max Bretschneider (Autor), 2013, Die Fastenfrage (Mk 2,18-22). Eine Exegese im Rahmen der Lehramtsausbildung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335223

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