Karl der Große und sein Verhältnis zu Byzanz um 800


Dossier / Travail de Séminaire, 2016

14 Pages, Note: 1,0

Katja Burg (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Zu den Quellen
1.2 Forschungegenstand

2. Situationsüberblick vor 800
2.1 Der Weg zur Kaiserkrönung
2.2 Die Beziehung zum Byzantinischen Reich vor 800

3. Die Kaiserkrönung

4. Die Reaktion von Byzanz auf die Kaiserkrönung Karls

5. Ausblick

6. Bedeutung von Byzanz für das Kaisertum Karls

7. Schlussbetrachtung

Übersetzung der griechischen Textstellen und Anmerkung

Hilfswerke

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die sagenumwobene Kaiserkrönung Karls des Großen beschäftigt die Forschung schon lange, viele Einzelheiten und Umstände sind bis heute nicht klar. Fest steht, dass um 800 das sogenannte „Zweikaiserproblem“ entstand. Doch wie war das Verhältnis zwischen Karl und den byzantinischen Kaisern? Und wie unterschieden sich die Reiche in ihren Vorstellungen und Ansprüchen? Diese Fragen sind Hauptmotivation für diese Arbeit gewesen. Zuerst soll die Entwicklung vor und die Reaktion der Byzantiner nach der Kaiserkrönung behandelt werden. Zunächst wird daher ein Überblick über die Gesamtsituation gegeben. Darauf folgt eine kurze Beschreibung der Kaiserkrönung. Im Rahmen dieses Überblicks soll die Interaktion zwischen den Reichen und die jeweilige Ideologie Thema sein, um die Entwicklung des aufkommenden Konflikts nachzuverfolgen. Abschließend wird ein kurzer Ausblick auf die später folgenden Ereignisse gegeben werden und die Bedeutung von Byzanz für das Kaisertum Karls kurz dargelegt. Dafür werden ausgewählte fränkische und eine byzantinische Quelle herangezogen.

1.1 Zu den Quellen

Zwar sind wir aufgrund der relativ breiten Quellenlage über die Zeit Karls des Großen gut informiert, jedoch sind die Berichterstattung über die Verhandlungen mit dem Osten und auch die Kaiserkrönung an sich kurz gehalten. Dies erschwert die Rekonstruktion von Abläufen und Details. Bei den fränkischen Quellen wird die Vita Karoli von Einhard verwendet, wahrscheinlich nach 830 verfasst. Problematisch ist hier die private Nähe als Vertrauter Karls. Motive für die Kaiserkrönung werden nicht genannt, sie selber nur knapp beschrieben.1 Als zweite Quelle dienen die fränkischen Reichsannalen. Hier ergibt sich das Problem der gleichlautenden Niederschriften aus verschiedenen Klöstern und die nachträgliche Bearbeitung der Texte.2 Als dritte Quelle werden die Lorscher Annalen herangezogen. Auf byzantinischer Seite wird die Chronik des Theophanes als Vergleich verwendet, ebenfalls nicht unproblematisch aufgrund der persönlichen Intention des Autors.

1.2 Forschungegenstand

Um die Entwicklung der abendländischen Kaiserpolitik richtig zu bewerten, muss nicht nur das Verhältnis von Kurie und Kaiser, sondern auch die byzantinische Seite mittels der Byzantinistik mit einbezogen werden.3 Die Geschichtswissenschaft hat sich bereits intensiv mit der Kaiserkrönung um 800 auseinandergesetzt, um ein ganzheitliches historisches Bild der Gesamtsituation zu rekonstruieren.

In dieser Arbeit werden vor allem die Werke von Werner Ohnsorge und Peter Classen als Sekundärliteratur herangezogen, weiterhin ein neuerer Aufsatz von Johannes Fried und ein Überblickswerk von Rudolf Schieffer.

2. Situationsüberblick vor 800

2.1 Der Weg zur Kaiserkrönung

Um Karl den Weg zur Kaiserkrönung im Jahre 800 zu ebnen, mussten viele verschiedene Faktoren aufeinandertreffen. Zum einen war das Machtvakuum, welches die byzantinische Herrschaft hinterlassen hatte, essentiell für das Frankenreich, um sich zu einer supranationalen Macht zu entwickeln. Der byzantinische Einflussbereich war in Italien durch andere außenpolitische Probleme des Reiches stark zurückgegangen, ihr Herrschaftsbereich umfasste nur noch einen kleinen Teil des alten Römischen Reiches. Byzanz konnte dem Papsttum nicht mehr den nötigen Schutz gewährleisten, zum Beispiel gegenüber den Langobarden. Mit diesen lag schon Karls Vater Pippin seit 754 im Konflikt und nach zwei Kriegen kam es zu einem Vertrag, der unter anderem die Rückgabe des Exarchats von Ravenna beinhaltete.4 Diesen Konflikt löste Karl 773 endgültig durch die Eroberung des Langobardenreiches. Mit diesem Schritt vereinte Karl zwei Großreiche, wurde selber König der Langobarden und festigte seine Vormachtstellung. Er vermied den Fehler des Vaters und erhob keinen langobardischen Herrscher.5 Die Konvertierung der früher als Barbaren geltenden Langobarden zum Christentum ist auch nicht zu unterschätzen. Andernfalls wäre es für Karl schwierig gewesen, über ein barbarisches und heidnisches Reich neben dem christlichen Frankenreich zu herrschen. Die Loslösung des Papsttums in Rom von Byzanz war eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung zum westlichen Kaisertum. Faktisch hatte Byzanz keine Möglichkeit zum Intervenieren in die westlichen Angelegenheiten, jedoch gehörte Rom sowohl rechtlich als auch ideologisch noch zum Oströmischen Kaisertum. Die Zugehörigkeit und die Oberhoheit des Kaisers wurden noch anerkannt. Zusammenfassend schreibt Werner Ohnsorge:

„[...]die Umdeutung des Karl verliehenen römisch-byzantinischen Patriziustitels zu einem kurial-römischen Titel, die Fälschung der sog. Schenkung Konstantins, der Verzicht auf die Datierung nach griechischen Kaiserjahren in den päpstlichen Urkunden, die Prägung päpstlicher Münzen mit dem Bilde Hadrians statt kaiserlicher Münzen, die Lateranbilder, die Karl und Konstantin auf eine Stufe stellten[...].“6

Parallel dazu wird die Bindung an das fränkische Königtum stärker, schon seit der Regierungszeit Pippins. Die Franken erwiesen sich als Schutzmacht der Christenheit mit hoher religiöser Gesinnung und Achtung vor der Autonomie des Kirchenstaates. So wandten sich die Päpste immer häufiger an die Franken, bis es 800 schließlich zur Krönung Karls kam.

2.2 Die Beziehung zum Byzantinischen Reich vor 800

Hier soll ein rascher Überblick über das Verhältnis zwischen dem byzantinischen und dem fränkischen Reich sowie die divergierenden ideologischen Ansichten gegeben werden. Die byzantinischen Herrscher sahen sich mit einer langen kaiserlich-römischen Tradition verbunden, so gaben diese Kaiser ihre Ansprüche, die aus der Universalherrschaft im Mittelmeerraum folgten, niemals auf. Die „neuen“ Staaten der Barbaren im Westen wurden toleriert, jedoch der Herrschaft des Basileus zu- und untergeordnet.7 Auch war es üblich die Germanenfürsten als „Söhne“ anzureden. Diese Gepflogenheiten, gepaart mit dem selbstbewussten und pomphaften Auftreten der oströmischen Gesandten, war für die Franken des 8. Jahrhunderts wenig verständlich.8

Für die Byzantiner befand sich das Frankenreich in einer geologisch günstigen Position, da es im Rücken seiner unmittelbaren Nachbarn lag. So waren Langobarden, Awaren und Goten gemeinsame Feinde.9 Auch nach der Eroberung Italiens, und obwohl das Exarchat von Ravenna an den Papst und nicht an das oströmische Reich fiel, kam es 757 zu einem Freundschaftsbündnis zwischen Pippin und Konstantin V. Diese „Freundschaft“ wurde von beiden Seiten anders verstanden. Für die Franken bedeutete sie ein politisches Bündnis auf Basis der gegenseitigen Anerkennung im Rahmen gleichen Rechtes. Für die Byzantiner wurde Freundschaft eher im Sinne der Anerkennung ihres höheren Rechtes und einer Abhängigkeit der Franken von ihnen angesehen. Im Gegensatz dazu betrachteten sich die Franken ebenfalls als ein hervorragendes Volk und ein gewisser Nationalstolz führte dazu, dass man dem Byzantinischen Reich zwar auf Grund des Alters einen formalen Vorrang zusprach, aber eine Unterordnung oder Abhängigkeit nicht akzeptiert wurde. Selbst die Divergenz in der Bilderfrage führte nicht zum Bruch und so kam es zu Verhandlungen über eine Staatsheirat zwischen Konstantins Sohn Leon und Pippins Tochter Gisela. Das Projekt blieb ohne Ergebnis. In den ersten Herrschaftsjahren Karls wird über die

Beziehung zum byzantinischen Reich nichts dokumentiert.10 Eirene ergreift 780 in Byzanz die Herrschaft als Mitkaiserin ihres Sohnes. Es wurde eine Flotte nach Sizilien entsandt, da der dortige Patricius sich gegen Eirene gestellt hatte. Theophanes berichtet, dass in diesem Zuge eine Gesandtschaft an Karl ging, um ein Bündnis durch die Verlobung von Karls Tochter Rothrud mit Konstantin VI. zu besiegeln.11

[...]πρόςΚάρουλοντὸνῥῆγαΦράγγων,ὅποςτὴναὐτοῦΘυγατέρα,Ἐρυθρὼλεγοµένην,νυµφεύσηταιτῷΚωνσταντίνῳ,τῷυἱῷαὐτῆς.12

Auf fränkischer Seite wurden die Ereignisse in anderer Reihenfolge dargestellt. Hier kommt es erst durch Bündnis und die Verlobung mit den Franken zum Aufstand des Patricius.13 Fest steht, dass Eirene für ihre eigene Herrschaftssicherung auf Frieden im Westen angewiesen war und sich somit auch in gewisser Abhängigkeit von Karl befand. Ohnsorge betont, dass für Karl die dogmatischen Differenzen im Vergleich zur angestrebten Anerkennung der Gleichwertigkeit beider Reiche hinten anstehen. Er holt griechische Erzieher an den Hof für seine Tochter, er selbst hat wohl auch Griechisch verstanden.

[...]


1 Einhardi Vita Karoli, Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte 1, S. 159, 199,201

2 Die Reichsannalen, Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte 1, S.1

3 Ohnsorge, Werner: Das Zweikaiserproblem, S. 7-8

4 Schieffer, Rudolf: Die Karolinger S. 63-64, ergänzend ist zu sagen, dass Ravenna an Rom fiel und Grundlage der res publica romana war

5 Classen, Peter: Karl der Große, S. 17

6 Ohnsorge, Werner: Das Zweikaiserproblem, S.20

7 Classen, Peter: Karl der Große, S. 1-2, Ergänzend ist hier die strategische Bedeutung Siziliens hervorzuheben

8 Ohnsorge, Werner: Das Zweikaiserproblem, S. 17

9 Classen, Peter: Karl der Große, S. 2

10 Ebd., S. 25-26

11 Ebd., S.30

12 Theophanes a. m. 6274, S. 455

13 Classen, Peter: Karl der Große, S. 30

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Karl der Große und sein Verhältnis zu Byzanz um 800
Université
University of Dusseldorf "Heinrich Heine"
Note
1,0
Auteur
Année
2016
Pages
14
N° de catalogue
V335247
ISBN (ebook)
9783668251625
ISBN (Livre)
9783668251632
Taille d'un fichier
527 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geschichte, karl, Mittelalter, Proseminar
Citation du texte
Katja Burg (Auteur), 2016, Karl der Große und sein Verhältnis zu Byzanz um 800, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335247

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