Der Dialog Phaidros, entstanden um die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr., stellt eines der ältesten schriftlichen Zeugnisse antiker Rhetoriktheorie dar. Wie im früheren Gorgias geht Platon (durch das Sprachrohr Sokrates) hart mit dieser Theorie ins Gericht, spricht ihr unter den gegebenen Voraussetzungen sogar den Theoriecharakter ab. Anders als noch im Gorgias versucht Sokrates/Platon im Phaidros allerdings, Lösungen aus der von ihm diagnostizierten Misere aufzuzeigen. Diese Bemühung, in Verbindung mit der herausfordernden Kritik, gibt auch den Blick frei auf Platons Kunstverständnis und seine Kriterien für ein gelungenes opus. Die Fähigkeit, ein solches Kunsturteil zu fällen, heißt in der Terminologie der fertig ausgebildeten antiken Rhetoriktheorie (etwa bei Quintilian) iudicium. Diese Arbeit soll untersuchen, wie Platons Ansprüche an das opus des Redners (schriftlich oder mündlich) allgemein und im Detail aussehen und was als Voraussetzung für seine Herstellung zu gelten hat. Um einen genauen Einblick in das Wesen eines solchen platonischen Kunstbegriffes zu bekommen, wird es zunächst nötig sein, einen eindeutig definierten Referenzrahmen zu wählen, von dem sich die platonischen Eigenheiten als Kontrast abheben können. Einen solchen Rahmen bieten uns die iudicium- Definition in Heinrich Lausbergs Handbuch der literarischen Rhetorik und ein Seitenblick auf Horazens De Arte Poetica. Von dieser Aus gangsbasis werden wir uns den Dialog genauer betrachten und ihn auf Hinweise und Statements zum Kunstbegriff hin abklopfen. Besonderes Interesse soll dabei auch der Frage gelten, woher das Urteil jeweils seine Authorität zieht – ob es etwa externe Faktoren zur Rechtfertigung nötig hat. Es sollte möglich sein, so die Distanz zwischen den beiden Konzeptionen zu vermessen, also Ähnlichkeiten und Differenzen beim Namen zu nennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse
- Zur,,konventionellen“ Konzeption des rhetorischen iudicium
- Gutes Reden und Schreiben im Phaidros
- Die drei Reden des Dialogs und die Formen göttlichen Wahnsinns.
- Platons Rhetorikkritik und die Grundpfeiler seiner „Reformrhetorik“.
- Sokrates als crites..
- Zusammenfassender Vergleich und Ausblick...
- Literaturverzeichnis....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text befasst sich mit Platons Kunsturteil im Phaidros und setzt sich zum Ziel, Platons Ansprüche an die Redekunst (schriftlich und mündlich) zu untersuchen. Hierbei werden sowohl allgemeine Kriterien als auch konkrete Beispiele aus dem Dialog analysiert. Durch den Vergleich mit der "konventionellen" Konzeption des rhetorischen iudicium nach Lausberg und Horaz wird die Besonderheit von Platons Kunstbegriff deutlich.
- Platons Kritik an der traditionellen Rhetorik im Phaidros
- Platons Reformrhetorik und ihre Grundpfeiler
- Das platonische Kunsturteil und seine Kriterien
- Der Unterschied zwischen dem platonischen und dem konventionellen iudicium
- Die Autorität des Kunsturteils und seine Bezugspunkte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text stellt den Phaidros als ein frühes Zeugnis antiker Rhetoriktheorie vor. Er erläutert Platons Kritik an der traditionellen Rhetorik und seine Bemühungen, eine alternative Rhetorik zu entwickeln. Der Text kündigt zudem die Analyse von Platons Kunstbegriff im Phaidros an, wobei der Vergleich mit Lausbergs Handbuch der literarischen Rhetorik und Horazens De Arte Poetica eine wichtige Rolle spielen wird.
Analyse
Zur „konventionellen“ Konzeption des rhetorischen iudicium
Der Text definiert den Begriff des iudicium anhand von Lausbergs Handbuch der literarischen Rhetorik. Er erklärt die Bedeutung von virtus und vitium in der Kunsttheorie und erläutert die Rolle der Naturanlage (natura), des Zufalls (casu) und der Erfahrung (empireia) bei der Entwicklung eines Kunstwerks. Zudem werden die verschiedenen Stufen der Kunstentwicklung, von der Imitatio bis hin zur Techne, dargestellt.
Gutes Reden und Schreiben im Phaidros
Der Text analysiert die drei Reden im Phaidros und die darin dargestellten Formen göttlichen Wahnsinns. Er stellt Platons Kritik an der traditionellen Rhetorik dar und beschreibt die Grundpfeiler seiner Reformrhetorik. Der Text konzentriert sich auf die Rolle des Sokrates als crites im Dialog und auf die Art und Weise, wie er das Kunsturteil im Phaidros vollzieht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: iudicium, Kunsturteil, Phaidros, Platon, Rhetorik, Reformrhetorik, Lausberg, Horaz, virtus, vitium, natura, casu, empireia, imitatio, techne, crites, göttlicher Wahnsinn.
- Citar trabajo
- Andreas Glombitza (Autor), 2004, 'Was also ist das Wesen des schönen und des schlechten Schreibens?' - Das platonische Kunsturteil am Beispiel des Phaidros, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33529