„Steigen die Zinsen, fallen die Kurse, fallen die Zinsen, steigen die Kurse“ – was bereits in den ersten Semestern eines jeden grundständigen wirtschaftswissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Studiengangs als mathematisch und volkswirtschaftlich nachvollziehbare These vermittelt wird, stellt für Unternehmen seit jeher ein äußerst problematisches und bisweilen kostenintensives Unterfangen dar. So stehen Unternehmen, unabhängig davon, ob börsennotiert oder nicht, vor dem Problem, einen zuverlässigen und für die Breite an Interessensgruppen möglichst nachvollziehbaren Unternehmenswert zu ermitteln.
Hierbei ist mitunter zu erwähnen, dass es nicht den einen Unternehmenswert gibt, da der errechnete Unternehmenswert stets nur einem von vielen in Frage kommenden Zwecken dient. Dabei wird, vereinfacht ausgedrückt, eine monetär ermittelte Größe im Zähler durch einen (gegebenen) Zins dividiert. Der Quotient hieraus stellt schließlich einen Unternehmenswert dar, welcher, Bezug nehmend auf die die einführende Phrase, bei kapitalmarktorientierten Unternehmen durch einen Börsenkurs abgebildet wird.
Der Börsenkurs ist im Allgemeinen als Marktwert zu verstehen. Mit der Entwicklung des Shareholder-Value-Ansatzes durch Alfred Rappaport in den 1980er Jahren erfuhr der Marktwert einen enormen Bedeutungsgewinn. Der Shareholder-Value-Ansatz orientiert sich dabei weg vom reinen Umsatzwachstum hin zu effizienteren und wertorientierten Managementsystemen. So wurden Unternehmenswerte bis dato auf Basis stichtagbezogener Bilanz- und Buchgewinne ermittelt. Dieser Ansatz wurde mit Aufkommen des Shareholder-Value-Ansatzes weitläufig überdacht, da er einen Blick auf Vergangenes, nicht auf Bevorstehendes, wie etwa auf die Rentabilität vorzunehmender Investitionen, lieferte. In diesem Zusammenhang bedurfte es auch neuer Bewertungsverfahren, sodass die Problematik der zukunftsorientierten Unternehmenswertermittlung einen positiven Einfluss auf die Konzipierung kapitalflussbasierter Bewertungsverfahren hatte. Diese kapitalflussbasierten Bewertungsverfahren sind heute unter Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF-Verfahren) bekannt und gehören zu den anerkanntesten und gängigsten Bewertungsstandards.
Cashflows erlauben aufgrund der reinen Berücksichtigung zahlungswirksamer Vorgänge einen Blick auf das Innenfinanzierungspotenzial eines Unternehmens – sei es zur Sicherstellung der Kapitaldienstfähigkeit oder zur Finanzierung von Investitionsprojekten.
Inhaltsverzeichnis
- Das Nettoverfahren innerhalb der Wertorientierten Unternehmensrechnung
- Das Nettoverfahren als zahlungsstrombasierter Ansatz in der Unternehmensbewertung
- Die Ermittlung bewertungsrelevanter Cashflows
- Abgrenzung des Equity-Approach zum Ertragswertverfahren nach IDW S1
- Ermittlungsverfahren zur Handhabung und Weiterverarbeitung der Cashflows
- Allgemeines
- Ermittlungsmodelle
- Die Bedeutung des Terminal Value
- Einfluss von Verschuldung auf den Unternehmenswert
- Allgemeines
- Irrelevanztheorem nach Modigliani/Miller
- Arbitragebeweis nach Modigliani/Miller
- Zirkularitätsproblem bei der Ermittlung der Eigenkapitalkosten eines verschuldeten Unternehmens im Rahmen des Equity Approach
- Zusammenfassende Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Ermittlung des Unternehmenswertes mittels des Nettoverfahrens (Equity Approach) im Rahmen der wertorientierten Unternehmensrechnung. Ziel ist es, die Methodik und die wichtigsten Elemente des Nettoverfahrens im Detail zu erläutern und die zentralen Aspekte der Unternehmensbewertung im Kontext von Eigenkapitalkosten und Verschuldung zu beleuchten.
- Das Nettoverfahren im Kontext der wertorientierten Unternehmensrechnung
- Die Ermittlung von bewertungsrelevanten Cashflows und deren Weiterverarbeitung
- Die Bedeutung des Terminal Value und seiner Berechnung
- Der Einfluss von Verschuldung auf den Unternehmenswert und die Anwendung des Irrelevanztheorems von Modigliani/Miller
- Das Zirkularitätsproblem bei der Ermittlung der Eigenkapitalkosten eines verschuldeten Unternehmens im Rahmen des Equity Approach
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Nettoverfahren als Teil der wertorientierten Unternehmensrechnung ein. Kapitel 2 beleuchtet die Methodik des Nettoverfahrens und erläutert die Ermittlung bewertungsrelevanter Cashflows. Es werden zudem die Unterschiede zum Ertragswertverfahren nach IDW S1 aufgezeigt. Kapitel 3 befasst sich mit den Verfahren zur Handhabung und Weiterverarbeitung von Cashflows, einschließlich der Ermittlung von Terminal Values. Schließlich analysiert Kapitel 4 den Einfluss von Verschuldung auf den Unternehmenswert, beleuchtet das Irrelevanztheorem von Modigliani/Miller und diskutiert das Zirkularitätsproblem im Zusammenhang mit der Ermittlung der Eigenkapitalkosten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Schlüsselbegriffen: Nettoverfahren (Equity Approach), Unternehmensbewertung, wertorientierte Unternehmensrechnung, Cashflows, Terminal Value, Eigenkapitalkosten, Verschuldung, Irrelevanztheorem, Modigliani/Miller, Zirkularitätsproblem, IDW S1.
- Citar trabajo
- Martin Jasiulek (Autor), 2013, Ermittlung des Unternehmenswertes bei gegebenen Kapitalkosten. Der Equity Approach, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335530