Einleitung
Einen gesamten Überblick über die umfassenden Klavierwerke zu erlangen, die der Virtuose Franz Liszt scheinbar rastlos schuf, ist schwierig, wenn man seine Werke in ihrem kompositorischen Entwicklungsverlauf betrachten will. Sieht man einmal von seinen Spätwerken ab, ist diese Entwicklung beispielhaft zu erkennen , wenn man die drei unterschiedlich gefassten Zyklen der Zwölf großen Etüden miteinander vergleicht. Hier spiegelt sich am deutlichsten wieder, wie sich Liszts pianistische Persönlichkeit entwickelt: von der Czerny-Cramer-Linie, auf der er sich in seiner Jugend noch bewegte, über eine von Paganini inspirierte unübersteigbare Höhe zu der formalen Reife und Klarheit seines symphonischen Klang- und Ausdruckreichtums.
In dieser Arbeit versuchen wir, diesen Entwicklungsprozess nachzuzeichnen. Ausgehend vom allgemeinen Begriff der Etüde, werden die drei unterschiedlichen Fassungen der Etüden auf bestimmte Merkmale hin untersucht. Daran anschließen werden sich Analysen der sechsten und der zehnten Etüde in den drei Fassungen, an denen die kompositorische Entwicklung konkret nachvollzogen werden kann.
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Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Erläuterung des Begriffs Etüde
- Vorkommen von Etüden in der Musikliteratur, speziell: Die Klavieretüde
- Einleitung
- Die Étude en douze Exercises (op. 6)
- Die Grandes Études
- Die Études d'exécution transcendante
- Die Etüde Nr. 6 g-moll in ihrer Fassung von 1826
- Die sechste Etüde Vision in ihrer Fassung von 1852
- Die Étude d'exécution transcendante Nr. 10 f-moll und ihre Frühfassungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung und Bedeutung der Klavieretüde, insbesondere im Werk Franz Liszts. Der Fokus liegt auf der Genese der Etüde als Übungsstück und ihrer Transformation zum virtuosen Konzertstück. Die Analyse beleuchtet den Wandel von didaktischen Aspekten hin zu kompositorischen Möglichkeiten der Erweiterung virtuoser Technik.
- Definition und historische Entwicklung des Begriffs „Etüde“
- Untersuchung der Klavieretüde im 19. Jahrhundert
- Analyse der verschiedenen Arten von Etüden (Unterrichts-, Vortrags-, Konzertetüde)
- Die Rolle der virtuosen Technik in der Klavieretüde
- Franz Liszt und seine Études d'exécution transcendante
Zusammenfassung der Kapitel
Allgemeine Erläuterung des Begriffs Etüde: Der Begriff „Etüde“ wird etymologisch aus dem Altfranzösischen und Lateinischen hergeleitet und bezeichnet ursprünglich ein Instrumentalstück mit didaktischer Funktion, das dem Spieler das Üben und Bewältigen technischer Schwierigkeiten ermöglicht. Charakteristisch sind Einsätzigkeit, Monothematik und eine einfache Harmonik. Im Unterschied zur Unterrichtsetüde stehen Vortrags- und Konzertetüden, die sich durch gesteigerten Schwierigkeitsgrad und musikalischen Gehalt auszeichnen. Die Konzertetüde dient nicht nur der Überwindung bestehender, sondern auch der Schaffung neuer spieltechnischer Herausforderungen, um Virtuosität zu demonstrieren und kompositorische Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.
Vorkommen von Etüden in der Musikliteratur, speziell: Die Klavieretüde: Der Begriff „Etüde“ taucht zuerst in der Violinliteratur auf. Die Klavieretüde gewinnt im 19. Jahrhundert durch die Popularität des Klaviers als Konzertinstrument an Bedeutung. Frühe Vorläufer sind Fingerübungen und Handstücke, die sich aber von der später entwickelten Etüde in ihrem Zweck unterscheiden. Die Klavieretüde manifestiert sich erst mit der Entwicklung der Spieltechnik und der Emanzipation vom rein mechanischen Aspekt. Cramer’s „Étude pour le pianoforte“ gilt als frühes, umfassendes Studienwerk. Im Laufe des 19. Jahrhunderts differenzieren sich die Typen der Klavieretüde (Unterrichts-, Vortrags-, Konzertetüde) immer stärker aus, wobei der ursprünglich instruktive Charakter zugunsten virtuoser Aspekte in den Hintergrund tritt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Entwicklung und Bedeutung der Klavieretüde
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung und Bedeutung der Klavieretüde, insbesondere im Werk Franz Liszts. Der Fokus liegt auf der Genese der Etüde als Übungsstück und ihrer Transformation zum virtuosen Konzertstück. Analysiert wird der Wandel von didaktischen Aspekten hin zu kompositorischen Möglichkeiten der Erweiterung virtuoser Technik.
Welche Aspekte der Klavieretüde werden untersucht?
Die Arbeit beleuchtet die Definition und historische Entwicklung des Begriffs „Etüde“, untersucht die Klavieretüde im 19. Jahrhundert, analysiert verschiedene Arten von Etüden (Unterrichts-, Vortrags-, Konzertetüde), die Rolle der virtuosen Technik und widmet sich insbesondere Franz Liszt und seinen Études d'exécution transcendante.
Welche Werke von Franz Liszt werden im Detail betrachtet?
Die Arbeit behandelt die Étude en douze Exercises (op. 6), die Grandes Études und die Études d'exécution transcendante. Im Speziellen werden die Etüde Nr. 6 g-moll (Fassung von 1826), die sechste Etüde (Vision, Fassung von 1852) und die Étude d'exécution transcendante Nr. 10 f-moll und ihre Frühfassungen analysiert.
Wie wird der Begriff „Etüde“ definiert?
Etymologisch wird der Begriff „Etüde“ aus dem Altfranzösischen und Lateinischen hergeleitet. Ursprünglich bezeichnet er ein Instrumentalstück mit didaktischer Funktion zum Üben und Bewältigen technischer Schwierigkeiten. Charakteristisch sind Einsätzigkeit, Monothematik und einfache Harmonik. Die Arbeit unterscheidet zwischen Unterrichts-, Vortrags- und Konzertetüden, wobei letztere einen gesteigerten Schwierigkeitsgrad und musikalischen Gehalt aufweisen und die Schaffung neuer spieltechnischer Herausforderungen zum Ziel haben.
Welche Rolle spielt die Entwicklung der Klaviertechnik?
Die Entwicklung der Klaviertechnik ist zentral für das Verständnis der Klavieretüde. Die Arbeit zeigt, wie die Emanzipation vom rein mechanischen Aspekt der Spieltechnik zur Entstehung der Klavieretüde beitrug und wie sich die Typen der Klavieretüde (Unterrichts-, Vortrags-, Konzertetüde) im 19. Jahrhundert im Zuge dieser Entwicklung differenzierten. Der ursprünglich instruktive Charakter tritt zugunsten virtuoser Aspekte in den Hintergrund.
Welche Bedeutung hat Cramer’s „Étude pour le pianoforte“?
Cramer’s „Étude pour le pianoforte“ wird als frühes, umfassendes Studienwerk genannt, welches die Entwicklung der Klavieretüde vorwegnimmt.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält Kapitelzusammenfassungen, die die wesentlichen Punkte jedes Kapitels (Allgemeine Erläuterung des Begriffs Etüde, Vorkommen von Etüden in der Musikliteratur, speziell: Die Klavieretüde, und die detaillierte Analyse der ausgewählten Liszt-Etüden) kurz und prägnant darlegen.
- Arbeit zitieren
- Christian Karrasch (Autor:in), 2001, Etudes D´Execution Transcendante von Franz Liszt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336