Berufsethische Standards und Leitbilder der Sozialen Arbeit. Prinzipien, Nutzen, hilfreiche Orientierung


Term Paper, 2015

16 Pages


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Inhaltsverzeichnis

1. Soziale Arbeit, eine Profession?!

2. Ethik in der Sozialen Arbeit
2.1 Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V.
2.2 Berufsethische Prinzipien des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit
2.3 Orientierungshilfe und Nutzen der berufsethischen Prinzipien

3. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Soziale Arbeit, eine Profession?!

Seit Mitte der 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts herrscht in Deutschland die Debatte, ob es sich bei der Sozialen Arbeit um eine Profession handelt. Mittlerweile ebbt die Professionalisierungsdebatte in Deutschland wieder ab. Dieser Diskurs ist in mehreren Etappen von statten gegangen.

Begonnen hat die Debatte um die Professionalisierung der Sozialen Arbeit lange nach der Berufsgründung durch Alice Salomon mit der Verlagerung der Ausbildung von Fachschulen an Hochschulen und die damit verbundene Frage, ob Soziale Arbeit ein Beruf oder eine Profession sei (vgl. von Spiegel, 2004: 48). So begann eine kontraproduktive Entwicklung in der Debatte um die Professionalisierung der Sozialen Arbeit. In Bezug auf diese Fragestellung wurde versucht über berufssoziologische Kriterien, die Soziale Arbeit in den Stand einer Profession zu befördern (vgl. ebenda: 49). Diese Kriterien waren, liegt ein wissenschaftlicher Wissensbestand vor, ist eine berufliche Ethik vorhanden, werden anerkannte Methoden genutzt und liegt damit eine Fachsprache vor. Damit soll eine berufliche Identität und Domäne geschaffen werden (vgl. ebenda: 49). In diesem Zusammenhang traten die Probleme auf, und es entstand der Eindruck Soziale Arbeit sei eine Semi-Profession, da es keine klare Domäne nur für Lernende der Sozialen Arbeit gibt. Viele andere Berufsbilder arbeiten in diesem Bereich zusammen (Sozialarbeiter, Erzieher, Diplom Pädagogen, Psychologen, Laien etc.), dadurch ergibt sich auch, dass aufgrund desselben Arbeitsgebietes, ähnliche Methoden und eine ähnliche Fachsprache genutzt wird. Außerdem bedient sich die Soziale Arbeit nicht eines eigenen Wissensbestands, sondern bedient sich der Human- und Sozialwissenschaften (ebenda: 50).

Ebenfalls die häufig eingesetzten Laien, die ehrenamtlich in Aufgaben der Sozialen Arbeit tätig sind, machen einen Professionsanspruch fragwürdig und streichen die Semi-Profession. Unter anderem dadurch wird der Eindruck vermittelt ‚das kann doch jeder‘. Oft zweifeln auch die Fachkräfte selbst und nicht nur die (wissenschaftliche) Gesellschaft. Geschürt wird dieser Gedanke der Debatte dadurch, dass Soziale Arbeit aus der gesellschaftlichen Anerkennung von individuellen Problem- und Notlagen der Menschen entstanden ist und ein Rechtsanspruch auf Hilfen installiert wurde (vgl. ebenda: 50).

Dadurch, dass Soziale Arbeit mit individuellen Problem- und Notlagen von Menschen arbeitet, dringen Sozialarbeiter in die Intimsphäre von Menschen und ganzen Familien ein, gleichzeitig vertreten sie eine Einrichtung und müssen in einem gesetzlichen Rahmen agieren, daraus ergibt sich das sogenannte doppelte Mandat.

Unter anderem durch diesen Umstand und dem gescheiterten Versuch Soziale Arbeit durch die Strukturfunktionalisierung zu professionalisieren, wurde ein weiteres Modell entwickelt. Hier wurde von einer „bescheidenen Profession ohne monopolisierbares Wissen“ (ebenda: 51) gesprochen. Den Sozialarbeitern wird bei diesem Modell zugestanden, eine schwierige Aufgabe zu haben, bei der ein hohes Maß an Können (Kompetenz) erforderlich ist, und des Weiteren wurden die speziellen Rahmenbedingungen des Berufes durch dieses Modell anerkannt. (vgl. ebenda: 51).

Im Rahmen der Debatte wurde auch die Ablösung von der Erziehungswissenschaft als Hauptwissenschaft angestrebt, dies besonders von den Lehrenden an Fachhochschulen (vgl. ebenda: 54). Der Erziehungswissenschaft wurde traditionell die Sozialpädagogik untergeordnet. Um diesen Umstand aufzubrechen, wurde begonnen eine Sozialarbeitswissenschaft zu etablieren.

Dies würde die Professionalisierung vorantreiben, da es dann für die Soziale Arbeit eine eigene Bezugsdisziplin gäbe und sie damit ein eigenes Wissenssystem vorweisen könnte, auf dem dann das Handlungssystem, die Profession aufgebaut werden könnte. Im Fall der Sozialen Arbeit, die ja faktisch bereits vorhanden ist, würde so die Legitimation als Profession erfolgen können. Diese Diskussion wird, wie die Professionalisierungsdebatte, immer noch geführt.

Es entstanden im Laufe der Zeit noch weitere Modelle, die eine Professionalisierung der Sozialen Arbeit zum Ziel hatten. Unter anderem wurde ebenfalls seit den 70iger Jahren versucht, eine wissenschaftliche Basis für die Soziale Arbeit zu finden. Anfangs wurden Theorien gelehrt und die Personen, die diese umsetzten sollten, wurde zwar durch bereits ausgebildete Fachkräfte und Supervision begleitet, jedoch war es in der Praxis lediglich ein Suchen nach der passenden Methode für das jeweilige Problem (vgl. ebenda: 55). Um einen wissenschaftlichen Standard zu schaffen, sollte das erworbene Wissen, die Methoden, nicht passend ausgewählt werden, sondern aufgrund der jeweiligen Situation eine passende Handlungsform aus dem Wissen generiert werden. So entstand das Modell der neuen Fachlichkeit (vgl. ebenda: 55).

Zusammenfassend lässt sich sagen, es gab in den vergangen Jahren verschiedene Ansätze, die Sozial Arbeit sowie eine Sozialarbeitswissenschaft zu etablieren. Auf einigen Ebenen wird die Debatte der Professionalisierung immer wieder und immer noch geführt. Es wurden Ansätze weiter entwickelt, wie der Ansatz des Wissenstranfers. Daraus ergab sich die „professionelle Fallanalyse“ (ebenda: 57). Diese stellt eine fundierte Methode der Sozialarbeitswissenschaft sowie eine klare professionelle Deutung eines Sachverhaltes dar und ist keine intuitive Eingebung, aus der Handeln resultiert. Aus diesem Handeln lässt sich das „Kerngeschäft“ der Sozialen Arbeit ableiten, welches die berufliche Identität meines Erachtens darstellt und damit die verbundene Zuständigkeit, bei der Sozialarbeiter auf Fachwissen und eine Berufsethik zurückgreifen.

Grundlegend wird nach von Spiegel „der Streit um Sinn und Funktion einer eigenständigen Sozialarbeitswissenschaft [...] auf der disziplinären Ebene ausgetragen und hat Auswirkungen auf die Anerkennung als Profession.“ (ebenda: 58). Demnach ist Soziale Arbeit vielleicht eine Profession, der nur die Disziplin fehlt, anerkannt zu werden.

2. Ethik in der Sozialen Arbeit

Nach der kurzen Übersicht über die Professionalisierungsdebatte geht es in dieser Arbeit um ein weiteres zentrales Thema der Sozialen Arbeit, der Ethik der Sozialen Arbeit.

Unabhängig vom Status der Sozialen Arbeit als Profession oder nicht, dringen wir als Sozialarbeiter in die Intimsphäre von Individuen und/oder Familien ein. Auch wenn im Vordergrund die „gute Absicht“ und das „Helfen“ stehen, stellt sich nicht nur die Frage nach dem methodischen Vorgehen, sondern auch der ethischen Vertretbarkeit des Vorgehens.

In dieser Arbeit werden zunächst die ethischen Prinzipien und Standards vorgestellt und welchen Nutzen sie in der Praxis haben und im weiteren Verlauf der Arbeit, ob sie eine hilfreiche Orientierung für Fachkräfte bieten.

2.1 Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V.

Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V. (DBSH) ist als Bundesverband eine organisierte Interessensvertretung für Berufstätige in der Sozialen Arbeit. Er blickt auf eine lange Geschichte zurück. Begonnen hat die Organisation in Berufsverbänden bereits zu der Zeit von Alice Salomon. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Verbände gegründet, zusammengeschlossen und neu auf gesplittet. Ziel des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit ist es eine Einheitsvertretung für alle Menschen, die in der Sozialen Arbeit vertreten sind, herzustellen.

Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit gründete sich 1994, nach der Auflösung des DBS und BSH. Seit dem vertritt er als größter einheitlicher Berufsverband und als tariffähige Gewerkschaft seine Mitglieder in arbeits-, tarif- und besoldungsrechtlichen Interessen. Er bezieht dabei zu berufspolitischen Themen Stellung. Er äußert sich zur Entwicklung in der Fachwelt und zu gesellschaftspolitischen Themen. Dabei ist er frei von einer Weltanschauung oder religiösen Prägung und auch frei von parteilichen Einflüssen (vgl. DBSH).

Der Deutsche Berufsverband Sozialer Arbeit hat dazu beigetragen, das Berufsbild der Sozialen Arbeit mitzuentwickeln, die Bezahlung anzupassen und bietet seinen Mitarbeitern neben Fortbildungsmöglichkeiten auch einen Austausch untereinander durch organisierte Fachtagungen und Literatur. Unter anderem um das Berufsbild zu gestalten und um den Mitarbeitern der Sozialen Arbeit eine Orientierung zu bieten, hat er 1997 die „Grundlagen für die Arbeit des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit e. V. – Ethik in der Sozialen Arbeit“ veröffentlicht. In diesem Dokument sind die Ethik Prinzipien der International Federation of Social Workers, in der der Deutsche Berufsverband Sozialer Arbeit Mitglied ist, und die berufsethischen Prinzipien des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit veröffentlicht.

Darin sind allgemeine Grundsätze des beruflichen Handelns, das Verhalten gegenüber Klienten, Kollegen, gegenüber anderen Berufen, Institutionen und das Verhalten in der Öffentlichkeit niedergeschrieben. Ebenfalls sind weitere Vorschriften und internationale Übereinkommen erwähnt, an die sich Menschen, die in der Sozialen Arbeit arbeiten, halten sollen.

Im Folgenden werden die berufsethischen Prinzipien genauer vorgestellt und erläutert.

2.2 Berufsethische Prinzipien des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit

Der Deutsche Berufsverband Sozialer Arbeit hat maßgeblich das Berufsbild der Sozialen Arbeit in Deutschland geprägt. Wie von der International Federation of Social Workers und der International Association of Schools of Social Work gewünscht, hat der Berufsverband die Prinzipien und Standards um eigene nationale berufsethische Prinzipien ergänzt. Diese wurden 1997 veröffentlich und als verbindliche Richtlinien für alle Mitglieder verabschiedet. Diese sind damit für alle Mitglieder des Berufsverbandes in der Praxis verpflichtend umzusetzen.

Im Jahr 2014 wurde das Thema Berufsethik des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit erneut in der Verbandszeitschrift ‚Forum Sozial – Die berufliche Soziale Arbeit‘ behandelt und detailliert aufbereitet.

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Details

Title
Berufsethische Standards und Leitbilder der Sozialen Arbeit. Prinzipien, Nutzen, hilfreiche Orientierung
College
University of Applied Sciences Frankfurt am Main
Author
Year
2015
Pages
16
Catalog Number
V336187
ISBN (eBook)
9783668260030
ISBN (Book)
9783668260047
File size
476 KB
Language
German
Keywords
Soziale Arbeit, Leitbilder der Sozialen Arbeit, Berufsethik
Quote paper
Sebastian Arnold (Author), 2015, Berufsethische Standards und Leitbilder der Sozialen Arbeit. Prinzipien, Nutzen, hilfreiche Orientierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336187

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Sozialen Arbeit. Prinzipien, Nutzen, hilfreiche Orientierung



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