Der Ruf „Wir sind das Volk“ der in Leipzig am 9. Oktober 1989 erstmals unüberhörbar erklang, war absolut authentisch! Er spiegelte ehrlich und unverfälscht das Stoppzeichen der Leipziger an die Bankrottpolitik des SED-Staates – bis hier her und nicht weiter – wider. Dieser Ruf sollte das Markenzeichen auch bei den Großdemonstrationen der nächsten Wochen überall in der DDR werden.
Nur fünf Wochen später, mit der Maueröffnung am 9. November 1989, wurde daraus der Ruf „Wir sind ein Volk“. Erst vereinzelt und leise verdrängte er innerhalb weniger Tage den Ursprungsruf fast völlig von den Demonstrationen und Kundgebungen. Nur ein kleines Wort war verändert worden, aber das symbolisierte eine völlig andere Entwicklung, die nun in Gang kommen sollte.
Während die ursprüngliche Bürgerbewegung der DDR im gleichen Atemzug die Führung am weiteren Prozess der Veränderung der DDR verlor, traten neue Kräfte auf die politische Bühne. Die Regie des weiteren Fortgangs der Ereignisse verlagerte sich insbesondere nach dem Fall der Mauer westwärts. Dabei stützte man sich auch auf Kräfte in der DDR, die ihre Chance auf Aufstieg und Bereicherung konsequent und manchmal auch skrupellos wahrnahmen. Darunter etliche, die noch vor kurzem offene oder heimliche Erfüllungsgehilfen des DDR-Systems waren.
Besser als der Leipziger Kabarettist Bernd-Lutz Lange kann man das nicht wiedergeben:
„Berater und Geschäftemacher überfluteten das Land...
Während wir noch um den Leipziger Ring zogen, schritten sie schon die Claims ihrer künftigen Gewinne ab.“ (B.L. Lange: Rastloser Übergang)
Den meisten Menschen in der DDR war dieser Paradigmenwechsel anfangs völlig entgangen. Viele von ihnen wachten erst wieder auf, als ihre Arbeitsplätze zu Hunderttausenden wegbrachen.
Aus der Sicht eines typischen DDR-Bürgers werden nachfolgend Vorgeschichte, Verlauf und Folgen der Herbstereignisse 1989 in der DDR beleuchtet. Die folgenden Kapitel erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, Vollständigkeit und umfassende Beurteilung der Ereignisse sowie namentlich aufgeführter Personen. Sie sollen jedoch dazu beitragen, ein authentisches Bild von Innen, aus der Sicht eines Beteiligten, zu ermöglichen. Damit soll ein Gegenpart zu den oftmals einseitigen Sichten vieler Medien und Politiker von Außen dargestellt werden. Nicht mehr und nicht weniger ist das Anliegen dieser Schrift.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- PROLOG
- Aufwachsen in der DDR
- Der lange Vorabend der Wende
- Der Wendeherbst 1989
- Gruppierungen/ Parteien/ Gewerkschaften 1989-90
- Unternehmen im Umbruch
- Der Weg in die deutsche Einheit
- Rückblick
- Anhang
- Verzeichnis der Zitate
- Verzeichnis der Anlagen
- Hinweise
- Verzeichnis der verwendeten Literatur
- Personenverzeichnis
- Dank
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieses Buch erzählt die persönlichen Erinnerungen des Autors an die Ereignisse der Wende in der DDR aus der Sicht eines typischen DDR-Bürgers. Es beleuchtet die Vorgeschichte, den Verlauf und die Folgen der Herbstereignisse 1989 und soll ein authentisches Bild von Innen, aus der Sicht eines Beteiligten, ermöglichen. Dabei werden die einseitigen Sichten vieler Medien und Politiker von Außen kritisch beleuchtet.
- Persönliche Erfahrungen und Erlebnisse des Autors während der Wende
- Soziale und politische Veränderungen in der DDR vor und nach der Wende
- Die Rolle von Medien und Politik in der Berichterstattung und Gestaltung der Wende
- Die Auswirkungen der Wende auf das Leben und die Lebensbedingungen der DDR-Bürger
- Die Bedeutung von Schlüsselereignissen wie dem Mauerfall und den Demonstrationen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- PROLOG: Der Prolog beschreibt den Ursprung des Rufs "Wir sind das Volk" und die Veränderungen, die sich mit dem Ruf "Wir sind ein Volk" nach dem Mauerfall vollzogen haben.
- Aufwachsen in der DDR: In diesem Kapitel schildert der Autor seine Kindheit und Jugend in der DDR und seine ersten Erfahrungen mit dem Staat und dem System. Er beleuchtet die Entwicklung seiner geschichtlichen Kenntnisse und sein Verhältnis zur Sowjetunion. Außerdem beschreibt er die Herausforderungen des Lebens in der DDR, wie z.B. die Lebensmittelversorgung und die kulturelle Kontrolle.
- Der lange Vorabend der Wende: Dieses Kapitel analysiert die politische und gesellschaftliche Situation in der DDR in den Jahren vor der Wende. Es beleuchtet die Ursachen für die zunehmende Unzufriedenheit mit dem SED-Regime, wie z.B. die wirtschaftliche Stagnation und die mangelnde Freiheit.
- Der Wendeherbst 1989: Das Kapitel beschreibt den Wendepunkt im Herbst 1989 mit den Massenprotesten in der DDR. Es beleuchtet die wichtigsten Ereignisse und Personen, die die Wende prägten, wie z.B. die Montagsdemonstrationen in Leipzig und die Öffnung der Berliner Mauer.
- Gruppierungen/ Parteien/ Gewerkschaften 1989-90: Dieses Kapitel widmet sich den verschiedenen politischen Akteuren, die in der Zeit der Wende eine Rolle spielten. Es beleuchtet die Entstehung neuer Parteien und die Veränderungen innerhalb der bestehenden Strukturen.
- Unternehmen im Umbruch: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Wende auf die Wirtschaft der DDR. Es schildert den Wandel von staatlichen Unternehmen zu Privatunternehmen und die Herausforderungen, die damit verbunden waren.
- Der Weg in die deutsche Einheit: Dieses Kapitel beschreibt den Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands. Es beleuchtet die Verhandlungen zwischen Ost und West und die Herausforderungen, die die Einheit mit sich brachte.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Themen dieses Buches sind die Wende in der DDR, die persönliche Erfahrung eines DDR-Bürgers, die politische und gesellschaftliche Situation vor und nach der Wende, die Rolle von Medien und Politik, die Auswirkungen der Wende auf die Lebensbedingungen und die Bedeutung von Schlüsselereignissen wie dem Mauerfall und den Demonstrationen.
- Arbeit zitieren
- Jürgen Schnerr (Autor:in), 2015, Wendeerinnerungen. Der Weg vom langen Vorabend der Wende in die Deutsche Einheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336544