Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Corporate Social Responsibility
2.1 Definition
2.2 Das Konzept nach Carroll
2.3 Anwendungsgebiete im Bankensektor
3 Mögliche Beziehungen zwischen CSP und CFP
3.1 Negative Beziehung
3.2 Positive Beziehung
3.3 Gemischte Beziehung
3.4 Keine Beziehung
4 Die Messung der gesellschaftlichen Performance
4.1 Messansätze
4.1.1 Inhaltsanalysen
4.1.2 Fragebogenerhebungen
4.1.3 Reputationsanalysen
4.1.4 Eindimensionale Indikatoren
4.1.5 Ethische Ratings (Multidimensionale Indikatoren)
5 Die Messung der finanziellen Performance
5.1 Messansätze
5.1.1 Marktbasierte Bewertung
5.1.2 Buchhaltungsbasierte Bewertung
6 Beurteilung der Beziehung zwischen CSP und CFP auf Grundlage empirischer Ergebnisse
6.1 Durchgeführte Studien
6.2 Beurteilung der Studien
6.3 Stichprobenanalyse
6.4 Ergebnisse der Stichprobenanalyse
7 Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Die Vier-Stufen-Pyramide nach Carroll
Abb. 2: U-förmiger Verlauf der beiden Variablen CSP und CFP in Abhängigkeit von der Zeit
Abb. 3: Invertiert-u-förmiger Verlauf der beiden Variablen CSP und CFP
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Anwendungsgebiete von CSR im Bankensektor
Tab. 2: Ergebnisse der Studien im Überblick
Tab. 3: Stakeholder des Bankensektors
Tab. 4: Ethisches Rating ausgewählter italienischer Banken durch drei verschiede- ne Ratingagenturen
Tab. 5: Anzahl der Ergebnisse der Studien je möglicher Beziehung zwischen CSP und CFP
Tab. 6: Die Korrelation zwischen CSP (globales ethisches Rating durch Ethibel) und buchhaltungsbasierten Kennzahlen
Tab. 7: Die Korrelation zwischen CSP (globales ethisches Rating durch Axia) und buchhaltungsbasierten Kennzahlen
Tab. 8: Die Korrelation zwischen CSP (globales ethisches Rating durch Ethibel) und marktbasierten Kennzahlen
Tab. 9: Die Korrelation zwischen CSP (globales ethisches Rating durch Axia) und marktbasierten Kennzahlen
Tab. 10: Die Korrelation zwischen CSP (analytisches ethisches Rating durch Ethibel) und buchhaltungsbasierte Kennzahlen
Tab. 11: Die Korrelation zwischen CSP (analytisches ethisches Rating durch Ethibel) und marktbasierten Kennzahlen
Tab. 12: Die Korrelation zwischen CSP (analytisches ethisches Rating durch Axia) und buchhaltungsbasierte Kennzahlen
Tab. 13: Die Korrelation zwischen CSP (analytisches ethisches Rating durch Axia) und marktbasierte Kennzahlen
1 Einleitung
Noch vor einigen Jahren hielten Banken an dem Anhaltspunkt fest, dass ihre Tätigkeiten aus ethischer Sicht nicht relevant sind und die Geschäfte den Shareholder-Value maximieren und sich allein an die Gesetze der Finanzmathematik halten müssen. Es wurde der Standpunkt vertreten, dass durch die Rationalität der Marktteilnehmer/innen und die volle Offenlegung der Vertragsbedingungen keine Ausrichtung der Banken an ethischen Kriterien wie Fairness erforderlich ist (vgl. Koslowski, 2009, S. 12). Die Forderung nach einer Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung hat seit den letzten Jahren, vor allem der Finanzkrise, jedoch stark zugenommen (vgl. Soana, 2011, S. 140). Durch die Globalisierung der Märkte und den Wunsch der Gesellschaft nach mehr Übernahme an Verantwortung sind Banken einem enormen Druck ausgesetzt CSR auszuüben und somit nach den gesellschaftlichen Werten und Normen zu handeln. Dem CSR-Konzept liegt der Gedanke zu Grunde, dass Banken jenseits der ökonomischen Dimension zur Übernahme von Verantwortung für Herausforderungen verpflichtet sind, da sie eine zunehmenden Gestaltungsmacht und Größe aufweisen und „wo es ein großes Maß an Einfluss und Macht gibt, muss es auch ein großes Maß an Verantwortungsbewusstsein und moralischem Bewusstsein geben, weil Macht selbst ein moralisches oder ethisches Phänomen ist.“ (vgl. Koslowski, 2009, S.21). Die öffentliche Forderung nach einer Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung der Banken wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Während die Befürworter der Überzeugung sind, dass Banken, welche gesellschaftlich verantwortlich agieren, diverse Wettbewerbsvorteile generieren können und so ihren finanziellen Erfolg steigern, argumentieren die Kritiker stets, dass Banken nur die Ansprüche ihrer Shareholder beachten sollten und die Profitmaximierung die alleinige Verantwortung der Banken darstellt (vgl. Friedman, 1970, o.S.). Diese Seminararbeit widmet sich daher der Frage, welche Auswirkungen sich aus dem gesellschaftlichen Engagement von Banken auf den finanziellen Erfolg ergeben.
Um die Beziehung zwischen der gesellschaftlichen und finanziellen Performance zu untersuchen, wird zunächst in Kapitel 2 auf die theoretischen Grundlagen eingegangen. Anschließend werden in Kapitel 3 mögliche Beziehungen zwischen den zwei zu untersuchenden Variablen erläutert. Darauf aufbauend werden in Kapitel 4 und 5 die Messansätze vorgestellt, die zur Messung der gesellschaftlichen Engagements und des Unternehmenserfolges herangezogen werden. In Kapitel 6 folgen beispielhafte Studien, die bis dato die Beziehung zwischen CSP und CFP untersucht haben.
2 Corporate Social Responsibility
2.1 Definition
„The term [social responsibility] is a brilliant one; it means something, but not always the same thing, to everybody“ (vgl. Votaw, 1973, S. 11).
Da jedes Land unterschiedliche Werte und moralische Kriterien aufweist, variieren auch die weltweiten Ansichten von Managern bzw. Managerinnen und Anspruchsgruppen in Bezug auf CSR. Daher ist es nicht möglich eine allgemeingültige Definition für die gesellschaftliche Verantwortung zu nennen (vgl. Schneider, 2012, S. 18).
Die Europäische Kommission beschreibt in seiner Publikation CSR als „[…] ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern (vgl. Tab. 3) zu integrieren“ (vgl. Europäische Kommission, 2011, S. 4).
2.2 Das Konzept nach Carroll
Das CSR-Konzept nach Carroll gehört zu den grundlegendsten und am meisten anerkannten der modernen CSR-Forschung (vgl. Loew et al., 2004, S. 21). Er definiert die unternehmerische Verantwortung wie folgt:
“The social responsibility of business encompasses the economic, legal, ethical, and discretionary expectations that society has of organizations at a given point in time” (Carroll, 1979, S. 500).
Carroll unterteilt die unternehmerische Verantwortung in vier zentrale Dimensionen und stellt diese in Form einer Pyramide dar (vgl. Abb. 1). Dabei werden die ökonomische, die rechtliche, die ethische und die willkürliche Verantwortungen als aufbauende Ebenen betrachtet. (vgl. Carroll, 1991, S. 40). 1979 schlug Carroll eine Gewichtung der einzelnen Ebenen im Verhältnis 4:3:2:1 vor (vgl. Carroll, 1979, S. 499).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Die Vier-Stufen-Pyramide nach Carroll (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Carroll, 1991, S. 42)
Gemäß Carroll kann sich ein Unternehmen nur dann als sozial verantwortlich bezeichnen, wenn es alle vier Dimensionen berücksichtigt und erfüllt. (vgl. Carroll, 1979, S. 500).
2.3 Anwendungsgebiete im Bankensektor
Wagner teilt die Anwendungsgebiete von CSR im Bankensektor in drei verschiedene Ebenen (vgl. Tab. 1), die im Folgenden abgebildet sind (vgl. Wagner, 1997, S. 61).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Anwendungsgebiete von CSR im Bankensektor
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wagner, 1997, S. 61)
3 Mögliche Beziehungen zwischen CSP und CFP
Um den Zusammenhang zwischen CSP und dem finanziellen Erfolg im Bankensektor zu untersuchen, wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche anglo-amerikanische empirische Studien durchgeführt. Dabei wurden vier mögliche Hypothesen aufgestellt, die im Folgenden erläutert werden (vgl. Soana, 2011, S.134).
3.1 Negative Beziehung
Gemäß Friedman (1970, o.S.) entstehen durch die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung Kosten, die deutlich über den entstehenden Erlösen liegen und somit den finanziellen Erfolg schmälern. Diese hohen Kosten sind zurückzuführen auf die Beschäftigung von zusätzlichem Personal, die Beschränkung der Regionen und Geschäftsbereiche und auf die zunehmenden Ausgaben, die auf Aktivitäten oder Prozesse anfallen, um die Forderungen der Stakeholder zu befriedigen.
3.2 Positive Beziehung
Waddock und Graves (1997, S. 306) argumentieren damit, dass ertragsreiche Unternehmen /Banken über mehr Ressourcen verfügen, um gesellschaftliche Verantwortung übernehmen zu können und somit sich eine gute finanzielle Performance positiv auf die gesellschaftliche Performance auswirkt. Ribstein (2005, S. 21) ist der Ansicht, dass durch strategische Neubewertung, Prozessverbesserungen und Loyalität zu Arbeitnehmern, Kunden und der Gesellschaft CSR zu einem Anstieg der CFP führt. Formbrun et al. (2000, S. 91f.) und Peloza (2005, S. 4ff.) sind der Meinung, dass CSR Vorteile für den Ruf des Unternehmens / der Bank bringt und damit zu einer Besserung der finanziellen Lage führen kann.
3.3 Gemischte Beziehung
Diese Hypothese besagt, dass die Beziehung von CSP und CFP abhängig von der Zeit und somit nicht konstant ist und durch einen u-förmigen bzw. invertiert-u-förmigen Verlauf beschrieben werden kann. Der u-förmige Verlauf (vgl. Abb. 2) veranschaulicht, dass die Übernahme von CSR in der kurzen Frist höhere Kosten als Erlöse verursacht, jedoch mittel- bis langfristig das Gegenteil eintritt. Der invertiert-u-förmige Verlauf (vgl. Abb.3) stellt dar, dass durch CSR ein Optimum erreicht wird und bei gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme über dem optimalen Level der finanzielle Erfolg wieder sinkt (vgl. Soana, 2011, S.135).
3.4 Keine Beziehung
Bei dieser Hypothese besteht keine Korrelation zwischen den beiden Variablen, so dass die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung keine Auswirkungen auf den finanziellen Erfolg hat (vgl. Soana, 2011, S.135).
4 Die Messung der gesellschaftlichen Performance
Die Messung der CSP, also dem Maß indem CSR umgesetzt wird, ist keine einfache Angelegenheit, da CSR ein multidimensionales Konstrukt darstellt, dessen Erfassung in seiner Gesamtheit höchst kompliziert ist (vgl. Waddock & Graves, 1997, S. 304). Laut Abott & Monsen (1979, S. 502) existiert bei der Erfassung der CSP zum einen das Problem, dass die Beschaffung von aussagekräftigen Daten, die ein Urteil über CSP erlauben, problematisch ist und zum anderen das Problem, dass ein Verfahren entwickelt werden muss, dass dem enormen Ausmaß von möglichen Ergebnissen, die bei einer hohen CSP entstehen, gerecht wird. Abott & Monsen (1979, S. 502) folgern, dass die Kombination dieser zwei Probleme, die Entwicklung eines validen Messansatzes für CSP höchst problematisch macht. Nichtsdestotrotz wurde im Laufe der Zeit durch zahlreiche Versuche versucht geeignete Messansätze zu entwickeln. Im Folgenden werden einige dieser Messansätze vorgestellt.
4.1 Messansätze
4.1.1 Inhaltsanalysen
Bei der Inhaltsanalyse handelt es sich um ein empirisches Datenerhebungsverfahren, deren Ziel es ist einen Textinhalt auszuwerten und zu beschreiben (vgl. Atteslander, 2006, S. 182).
Um die gesellschaftliche Verantwortung zu messen, wird der Textinhalt eines von Unternehmen / Banken selbstverfassten und offengelegten Dokuments (Dislosure) auf die Anzahl an Wörtern, Zeilen oder Sätzen untersucht, die CSR-Angelegenheiten kommunizieren (vgl. Soana, 2011, S.135).
4.1.2 Fragebogenerhebungen
Eine weitere Methode zur Messung der gesellschaftlichen Verantwortung stellt die Fragebogenerhebung dar. Die Fragebögen, die von den Managern eines Unternehmens / einer Bank ausgefüllt werden, werden im nächsten Schritt von Forschern ausgewertet. Der Nachteil dieses Messansatzes ist, dass jeder Manager eine subjektive Vorstellung von CSR hat (vgl. Soana, 2011, S.135).
4.1.3 Reputationsanalysen
Bei Reputationsanalysen wird die CSP durch unterschiedliche externe Quellen bewertet (vgl. Griffin & Mahon, 1997, S. 14). Dabei gibt es diverse Reputationsratings, die jeweils unterschiedliche Quellen verwenden. Das erste Reputationsrating wurde von Moskowitz und dem Journal ‘Business and Society Review‘ entwickelt. Da das Reputationsrating von Moskowitz allein auf seiner subjektiven Evaluation beruhte und zudem die verwendeten Kriterien nicht definiert wurden (vgl McGuire, 1988, S. 858), wurde der Ansatz von Moskowitz weiterentwickelt, um dem Vorwurf der Subjektivität und eingeschränkten Gültigkeit zu entgehen. Eine Weiterentwicklung stellt der Corporate Reputational Index, auch Fortune Reputational Index, dar, der durch das Fortune-Magazine, „durch die Befragung tausender leitender Manager und Analysten“ (vgl. Wahl, 2011, S. 38), bestimmt wird und als eines der meist genutzten Reputationsratings gilt (vgl. Soana, 2011, S. 135).
4.1.4 Eindimensionale Indikatoren
Bei eindimensionalen Indikatoren, handelt es sich um solche, die ausschließlich einen Aspekt betrachten anhand derer die Messung der gesellschaftlichen Performance durchgeführt wird. Die in der Literatur am meisten verbreiteten Vertreter der gesellschaftlichen Performance sind die Beziehung des Unternehmens / der Bank zu seiner lokalen Gemeinschaft und die Menschenfreundlichkeit, die Kundenorientierung, das Maß der Teilhabe an illegalen Praktiken und die Umweltfreundlichkeit.
4.1.5 Ethische Ratings (Multidimensionale Indikatoren)
Bei ethischen Ratings handelt es sich um mehrdimensionale Modelle, deren Indikatoren bei der Messung der gesellschaftlichen Performance verschiedene Aspekte betrachten. Brammer et al. (2006) beispielsweise beschränkte sich bei seiner Messung auf die drei CSR-Aspekte Beschäftigung, Umwelt und Gemeinschaft (vgl. Karagiorgos, 2010, S.88). Die ethischen Ratings werden durch spezielle Ratingagenturen durchgeführt, wobei jede Ratingagentur ihr eigenes Quantifizierungsmodell hat. Bei der Messung der CSP wird zunächst im Hinblick auf jeden Stakeholder bezüglich des Indikators eine Bewertung abgegeben und danach das arithmetische Mittel der Bewertungen berechnet, anhand dessen das Rating aufgestellt wird (vgl. Soana, 2011, S. 135). Der Nachteil dieses Messansatzes liegt in der subjektiven Definition von CSP begründet und wird in Tab. 4 verdeutlicht (vgl. Soana, 2011, S.137). Diese zeigt, dass bei der Hälfte der Banken stark differierende Bewertungen durch die drei Agenturen existieren (farblich hinterlegt).
5 Die Messung der finanziellen Performance
Die Messung der CFP von Unternehmen / Banken scheint im Vergleich zu der sozialen Performance ein relativ klarer Prozess zu sein. Grundsätzlich gibt es zwei Messansätze, nämlich die marktbasierte und die buchhaltungsbasierte Bewertungsmethode (vgl. Ullmann, 1985, S. 549; Orlitzky et al., 2003, S. 407). Diese werden nun im Folgenden erläutert.
5.1 Messansätze
5.1.1 Marktbasierte Bewertung
Die Idee einer jeden marktbasierten Bewertungsmethode ist, die finanzielle Performance aus der Perspektive der Shareholder zu ermitteln (vgl. Orlitzky et al., 2003, S. 407). Als Indikatoren für die Messung der CFP können beispielsweise der Market-to-Book-Value (MTBV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (PTBV) und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (Price-Earnings-Ratio) herangezogen werden (vgl. Soana, 2011, S. 140), die durch eine Gegenwarts- und Zukunftsorientierung geprägt sind. Im Hinblick auf die buchhaltungsbasierte Bewertung, die vergangenheitsorientiert ist, kann die marktbasierte Bewertung daher als vorteilhafter beschrieben werden. Der zweite Vorteil dieser Bewertungsmethode besteht darin, dass diese im Vergleich zur bachhaltungsbasierten weniger anfällig für unterschiedliche Buchhaltungstechniken und Manipulationen ist. Dass sich die marktbasierte Bewertung einzig und allein auf die Shareholder fokussiert, stellt jedoch einen Nachteil dar, da Unternehmen / Banken, die gesellschaftlich verantwortlich agieren, nicht ausschließlich durch die Einschätzung der Shareholder bewertet werden können, da diese Unternehmen / Banken die Interessen von verschiedenen Stakeholdern beachten (vgl. McGuire et al, 1988, S. 859).
5.1.2 Buchhaltungsbasierte Bewertung
Anders als die marktorientierte Bewertung gibt die buchhaltungsbasierte Bewertung Auskunft über die interne Effizienz und damit den Fähigkeiten des Managements eines Unternehmens / einer Bank. Dabei werden als Indikatoren vor allem die Eigenkapitalrentabilität (ROE), Gesamtkapitalrentabilität (ROA) und der Gewinn je Aktie (EPS) als Rentabilitätskennzahlen und das Aufwands-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) als Effizienzkennzahl herangezogen (vgl. Orlitzky et al., 2003, S. 408 und Soana, 2011, S. 140). Wissenschaftler sehen die Vorteile der buchhaltungsbasierten Bewertung im Vergleich zur marktbasierten darin, dass diese besseren Aufschluss über die Qualität des Managements und die Politik des Unternehmens geben und weniger anfällig für systematische Trends sind (vgl. McGuire et al., 1988, S. 869 und Orlitzky et al., 2003, S. 408). Es existieren jedoch auch eine Reihe von Schwächen, wie dem bereits genannten Vergangenheitsbezug der Daten, der Manipulationsmöglichkeit, der möglichen Verzerrungen aufgrund unterschiedlicher Buchhaltungsmethodiken und inflationsbedingte Verfälschungen (vgl. Promberger & Spiess, 2006, S. 66). Die Gesamtkapitalrentabilität wird dennoch als bester Indikator für die Messung der finanziellen Performance angesehen (vgl. Promberger & Spiess, 2006, S. 69).
6 Beurteilung der Beziehung zwischen CSP und CFP auf Grundlage empirischer Ergebnisse
6.1 Durchgeführte Studien
Zahlreiche Studien haben bis dato versucht die Beziehung zwischen CSP und CFP zu klären. In der folgenden Tabelle werden einige dieser Studien mit ihren jeweiligen Variablen präsentiert und die verschiedenen Ergebnisse dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2: Ergebnisse der Studien im Überblick Beziehung zwischen CSP und CFP: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] positiv, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] negativ, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] gemischt, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] keine
(Quelle: Eigene Darstellung 1 in Anlehnung an Promberger & Spiess, 2006, S.38ff.)
Wie aus der Tab. 5 ersichtlich ist, existieren überwiegend Ergebnisse aus den Studien, die eine positive Beziehung zwischen der gesellschaftlichen und finanziellen Performance aufweisen.
6.2 Beurteilung der Studien
Da die Studienergebnisse durch eine enorme Widersprüchlichkeit geprägt sind, kann das Ergebnis einer positiven Beziehung, auch wenn dieses durch die Mehrheit der Studien bestätigt wird, nicht als ein allgemeingültiges Ergebnis betrachtet werden und gilt daher nicht für alle Märkte und Sektoren. Die Ursache für die Widersprüchlichkeit der Studienergebnisse kann dadurch erklärt werden, dass die durchgeführten Studien durch heterogene Faktoren gekennzeichnet sind. Diese sind zum einen unterschiedliche CSP- und CFP-Messansätze und zum anderen unterschiedliche Zeitpunkte, in denen die Studien durchgeführt werden. Außerdem unterscheiden sich die Studien in der Anzahl an Stichproben, so wie in den Kontrollvariablen und statistischen Methoden. Hinzu kommt, dass beim Vergleich der Studien, die sich fast ausschließlich auf Unternehmen / Banken der USA und dem Vereinigten Königreich beziehen, die Unterschiede, die CSP in den verschiedenen Märkten aufzeigt, nicht berücksichtigt werden (vgl. Soana, 2011, S. 136f.).
6.3 Stichprobenanalyse
Um die Beziehung zwischen CSP und CFP zu untersuchen wurden am 31.12.2005 durch zwei italienische Ratingagenturen Stichprobenanalysen durchgeführt. Bei der Bewertung durch Ethibel (vgl. Tab. 6, 8, 10 & 11) wurden dabei 21 internationale Banken, bei der Bewertung durch Axia (vgl. Tab. 7, 9, 12 & 13) 16 italienische Banken als Stichprobe gewählt.
Bei den Bewertungen wurde CSP, sowohl durch ein analytisches ethisches Rating (vgl. Tab. 10-13), als auch durch ein globales Rating (vgl. Tab. 6-9) vertreten. Das analytische ethische Rating verwendet Parameter bezüglich jeder einzelnen Komponente der Ethik, wobei es sich bei dem globalen Rating um aggregierte einzelne analytische Ratings handelt. Analytische ethische Ratings werden dann genutzt, wenn die Beziehung einer jeden einzelnen Ethik-Komponente mit den CFP-Indikatoren untersucht werden soll.
CFP wurde bei den Analysen sowohl durch die buchhaltungsbasierte, als auch durch die marktbasierten Bewertungsmethode quantifiziert. Bei beiden Bewertungsmethoden wurden jeweils drei Indikatoren herangezogen. Diese sind der ROAA, der ROAE und die Cost-Income-Ratio bei der buchhaltungsbasierten und MTBV, PTBV und die bereinigte Price-Earnings-Ratio bei der marktbasierten Bewertung.
Die Stichprobenanalyse zur Ermittlung der Beziehung zwischen CSP und CFP wurde mittels einer linearen bivariaten Korrelationsanalyse nach Pearson durchgeführt. Die Signifikanzniveaus betrugen eins und fünf Prozent (vgl. Soana, 2011, S.139ff.).
Der Korrelationskoeffizient liegt im Intervall von -1 und 1 und gibt die Stärke und die Richtung des Zusammenhangs zweier Variablen an. Dabei steht ein Wert von -1 für eine stark negative und ein Wert von 1 für eine stark positive Korrelation. Signifikante Korrelationen, also solche, die mit einem Stern gekennzeichnet sind, haben einen bessere Informationsqualität und sind bei der Analyse von größerer Bedeutung.
6.4 Ergebnisse der Stichprobenanalyse
Im Fall des globalen ethischen Ratings konnte sowohl bei den buchhaltungsbasierten (vgl. Tab. 6 & 7), als auch bei den marktbasierten Indikatoren (vgl. Tab. 8 & 9) kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Bei dem analytisch ethischen Rating durch Ethibel, der die vier ethischen Parameter interne und externe Sozialpolitik, Umweltpolitik und Wirtschaftspolitik zur Bewertung der Banken herangezogen hat, weißt ebenfalls keiner der Banken einen signifikanten Zusammenhang zwischen den ethischen Parametern mit den buchhaltungs- und marktbasierten Indikatoren auf. Ausschließlich der Parameter interne Sozialpolitik und der ROAA sind durch einen negativen Zusammenhang geprägt (vgl. Tab. 10 & 11). Für das analytisch ethische Rating durch Axia wurden neun Parameter in die Analyse miteinbezogen. Diese sind Produkt, Umwelt, Gebiet, Minderheiten, Transparenz, internationale Tätigkeiten, Unternehmensführung, Arbeitnehmer und soziale Balance. Die meisten dieser Parameter zeigen keine Korrelation mit den buchhaltungs- und marktbasierten Indikatoren. Positive Zusammenhänge bestehen lediglich zwischen den Indikatoren Unternehmensführung und ROAE, Arbeitnehmer und Cost-Income-Ratio, internationale Tätigkeiten und MTBV, sowie internationale Tätigkeiten und PTBV. Aus diesen Ergebnissen kann der Schluss gezogen werden, dass das für Mitarbeiter zuständige Management die Effizienz einer Bank steigern kann und dass eine gute Unternehmensführung einer Bank positive Auswirkungen auf dessen Unternehmenserfolg hat. Auch ein negativer Zusammenhang kann zwischen den Indikatoren Transparenz und Cost-Income-Ratio gefunden werden (vgl. Tab. 12 & 13). Bei der Cost-Income-Ratio handelt es sich um eine Kennzahl, die Effizienz einer Bank misst. Der negative Zusammenhang könnte zeigen, dass die systematische Kommunikation von Zielvorstellungen, Ergebnissen und Strategien hinsichtlich des Marktes, der Shareholder, Kunden und Anbieter Nachteile für die Effizienz einer Bank bringt und sich negativ auf deren Bilanz auswirkt (vgl. Soana, 2011, S. 144f.).
7 Fazit
Eine eindeutige Aussage über die Beziehung zwischen der gesellschaftlichen Performance und dem Unternehmenserfolg konnte bisweilen nicht gemacht werden, da die Ergebnisse der Studien, die bis dato durchgeführt worden sind, eine Vielzahl von Widersprüchen enthalten. Dieses Ergebnis scheint nicht überraschend zu sein, wenn man bedenkt, dass sich bis heute keine Definition von CSR als international anerkannt beschreiben lässt. Hinzu kommt, dass bis heute nicht richtig geklärt ist, welche Messansätze für die Messung der gesellschaftlichen Verantwortung und des Unternehmenserfolgs herangezogen werden sollten, um weniger widersprüchliche Studienergebnisse zu erhalten.
Die überwiegenden Ergebnisse der Stichprobenanalyse internationaler und italienischer Banken liefern Beweise, dass das Investment von Banken in CSR keine Nachteile auf den Unternehmenserfolg hat. Jedoch kann auch nicht klar bestätigt werden, dass die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung Vorteile für den Unternehmenserfolg bringt.
Da die Thematik der gesellschaftlichen Verantwortung in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit weiter an Bedeutung gewinnen wird, sollte intensiver Forschung in diesem Bereich betrieben werden die Problematik der Widersprüchlichkeit geklärt werden.
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