Was gibt es nicht alles über Grenzen zu sagen? Sie existieren überall. In jedem Lebensbereich. Mal sind sie scharf, mal sind sie fließend. Sie stören und halten uns von dem ab, was wir tun möchten und lassen uns nicht dorthin, wo wir hin wollen. Grenzen beschützen uns aber auch vor dem, was wir nicht möchten.
Judo ist eine explizit körperliche Auseinandersetzung. Und auch hier gibt es Grenzen...
Abgeleitet aus dem pädagogischen Wert der Selbstbestimmung und dem in Deutschland herrschenden Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit nach Art. 2 Abs. 1 GG besteht für jeden eine gewisse Freiheit, seine eigenen Grenzen selbst zu stecken. Den Rahmen hierfür stellen im sozialen Miteinander vor allem soziale Normen und das Gewissen. Im Sport gehören hierzu die jeweiligen Regeln und die Gebote der Fairness. Immer bewegt man sich dabei im Spannungsfeld von gleichberechtigten Parteien, Autoritäten und den eigenen Bedürfnissen.
Grenzen bestehen im sozialen Miteinander nicht „einfach so“, also automatisch oder gar selbstverständlich. Sie unterscheiden sich von Kultur zu Kultur, von Zeit zu Zeit, von Gruppe zu Gruppe und von Individuum zu Individuum. Und es gibt immer auch unterschiedliche Betrachtungsweisen auf ein und dieselbe Situation. In dieser Arbeit werden unterschiedliche Formen von Grenzen aus juristischer, psychologischer und pädagogischer Perspektive beleuchtet und herausgearbeitet, wann deren jeweilige Überschreitung beginnt und wo potentielle Konflikte unter den unterschiedlichen Aspekten bestehen.
Das Ziel dieser Arbeit ist eine Sensibilisierung für das Thema. Der pädagogische Fokus hat die Absicht herauszufinden, ob oder inwiefern Judo durch dessen spezifische Merkmale für Grenzüberschreitungen prädestiniert ist oder nicht, und welche Bedeutung dies auch außerhalb des Judo haben kann. Gibt es besondere Gefahren oder auch Potentiale im Judo, einem Sport, bei dem mit- und gegeneinander gekämpft wird, und das sich stets auch auf die Grundgedanken Jigoro Kanos bezieht, der Judo immer auch als Werte- und Erziehungssystem verstand?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einleitung - oder was es über Grenzen zu sagen gibt
- 2 Grundlagen des Judo
- 2.1 Begriffserklärung und Prinzipien
- 2.2 Bedeutungsvolle Rahmenbedingungen des Judo
- 2.2.1 Dojo, Judogi und Graduierung
- 2.2.2 Rei - Der Gruß als Ritual mit Botschaft
- 2.2.3 Die Judowerte des DJB als gemeinsames Wertverständnis
- 2.3 Judo-Techniken
- 2.3.1 Systematik
- 2.3.2 Kontrolle und Körperkontakt
- 2.3.3 Aufgabe
- 2.4 Training und Wettkampf
- 2.4.1 Randori und Kata
- 2.4.2 Shiai-Wettkämpfe im Judo
- 2.4.2.1 Fairness im Shiai
- 2.4.2.2 Die Rolle der Kampfrichter im Shiai
- 2.5 Erziehung und Judo
- 2.5.1 Shitei – Die traditionelle Lehrer-Schüler-Beziehung im Budo
- 2.5.2 Erziehung bei Jigoro Kano
- 3 Perspektiven auf Freiheiten und Grenzen
- 3.1 Juristische Perspektive
- 3.1.1 Allgemeine Gesetzeslage
- 3.1.2 Körperverletzung als besonderer Konfliktbereich
- 3.1.3 Schutzbefohlene
- 3.1.4 Die juristische Perspektive auf Judo
- 3.1.5 Außenperspektive
- 3.2 Psychologische Perspektive
- 3.2.1 Identität und Abgrenzung
- 3.2.2 Gewissen
- 3.2.3 Reaktionen auf Grenzüberschreitungen
- 3.2.4 Die psychologische Perspektive auf Judo
- 3.3 Pädagogische Perspektive
- 3.3.1 Selbstbestimmung und Grenzen
- 3.3.2 Die Rolle von Autoritäten und Vorbildern
- 3.3.3 Die pädagogische Perspektive auf Judo
- 3.1 Juristische Perspektive
- 4 Formen von Grenzüberschreitungen im Judo
- 4.1 Physische Grenzüberschreitungen
- 4.1.1 Dimensionen von Körperlichkeit
- 4.1.2 Direkte physische Grenzüberschreitungen
- 4.1.3 Indirekte physische Grenzüberschreitungen
- 4.2 Sexuelle Grenzüberschreitungen
- 4.2.1 Grenzverletzungen und sexueller Missbrauch
- 4.2.2 Missbrauch von Körperkontakt und Kontrolle
- 4.2.3 Missbrauch von Hierarchien
- 4.2.4 „Nein-Sagen“ können, aber nicht müssen müssen
- 4.3 Psychische und soziale Grenzüberschreitungen
- 4.3.1 Grenzverletzungen und Selbstkonzept
- 4.3.2 Traumata und Extremsituationen
- 4.3.3 Identität und das moralische Prinzip (ein Plädoyer)
- 4.1 Physische Grenzüberschreitungen
- 5 Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Thematik von Grenzen und Grenzüberschreitungen im Judo aus sportwissenschaftlicher, pädagogischer und juristischer Perspektive. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die verschiedenen Arten von Grenzüberschreitungen im Judo zu entwickeln und deren pädagogische Konsequenzen zu diskutieren.
- Definition und Bedeutung von Grenzen im Judo
- Juristische Aspekte von Grenzüberschreitungen im Sport
- Psychologische Auswirkungen von Grenzüberschreitungen
- Pädagogische Herausforderungen im Umgang mit Grenzen
- Konkrete Beispiele von Grenzüberschreitungen im Judo-Training und -Wettkampf
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung - oder was es über Grenzen zu sagen gibt: Die Einleitung führt in die Thematik von Grenzen ein und verdeutlicht deren Allgegenwärtigkeit in verschiedenen Lebensbereichen. Sie hebt die Ambivalenz von Grenzen hervor – Schutzfunktion und gleichzeitig Herausforderung, sie zu überwinden. Die Arbeit konzentriert sich auf die Problematik unterschiedlicher Wahrnehmungen von Grenzen und deren Aushandlung im sozialen Kontext, insbesondere im Sport. Die besondere Rolle von Grenzen im Sport, die Verschiebung von Leistungsgrenzen und das Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung, sozialen Normen und Regeln werden angesprochen.
2 Grundlagen des Judo: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für das Verständnis der folgenden Kapitel. Es erklärt den Begriff des Judo, seine Prinzipien, und die bedeutungsvollen Rahmenbedingungen wie Dojo, Judogi und Graduierung. Die Judowerte des DJB als gemeinsames Wertverständnis werden ebenso behandelt wie Judo-Techniken, Training, Wettkampf (Randori, Shiai, Fairness, Rolle der Kampfrichter), und die Erziehung im Judo, inklusive der traditionellen Lehrer-Schüler-Beziehung (Shitei) und der Erziehungsphilosophie von Jigoro Kano.
3 Perspektiven auf Freiheiten und Grenzen: Dieses Kapitel beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Die juristische Perspektive behandelt die allgemeine Gesetzeslage, Körperverletzung, den Schutz von Minderjährigen und die juristische Sicht auf Judo. Die psychologische Perspektive konzentriert sich auf Identität, Abgrenzung, Gewissen und Reaktionen auf Grenzüberschreitungen. Schließlich wird die pädagogische Perspektive mit den Themen Selbstbestimmung, Rolle von Autoritäten und deren Bedeutung für Judo untersucht.
4 Formen von Grenzüberschreitungen im Judo: Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Formen von Grenzüberschreitungen im Judo. Es differenziert zwischen physischen Grenzüberschreitungen (direkte und indirekte), sexuellen Grenzüberschreitungen (Missbrauch von Körperkontakt, Kontrolle und Hierarchien), und psychischen und sozialen Grenzüberschreitungen (Auswirkungen auf das Selbstkonzept, Traumata, und ethische Fragen). Das Kapitel analysiert die Dimensionen von Körperlichkeit im Judo und untersucht die komplexen Zusammenhänge von Machtstrukturen, Missbrauchspotential und der individuellen Verantwortung.
Schlüsselwörter
Judo, Grenzüberschreitungen, Grenzen, Pädagogik, Juristische Perspektive, Psychologische Perspektive, Sportwissenschaft, Körperkontakt, Kontrolle, Selbstbestimmung, Autorität, Fairness, Gewissen, Identität, Traumata, sexueller Missbrauch, Erziehung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Grenzen und Grenzüberschreitungen im Judo"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht umfassend das Thema Grenzen und Grenzüberschreitungen im Judo. Sie betrachtet dies aus sportwissenschaftlicher, pädagogischer und juristischer Perspektive und zielt darauf ab, verschiedene Arten von Grenzüberschreitungen zu verstehen und deren pädagogische Konsequenzen zu diskutieren. Der Inhalt umfasst eine Einleitung, Grundlagen des Judo, verschiedene Perspektiven auf Freiheiten und Grenzen (juristisch, psychologisch, pädagogisch), Formen von Grenzüberschreitungen im Judo (physisch, sexuell, psychisch/sozial) und eine abschließende Zusammenfassung.
Welche Perspektiven werden auf Grenzen und Grenzüberschreitungen betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet das Thema aus drei Hauptperspektiven: der juristischen (Gesetzeslage, Körperverletzung, Schutzbefohlene), der psychologischen (Identität, Abgrenzung, Gewissen, Reaktionen auf Grenzüberschreitungen) und der pädagogischen (Selbstbestimmung, Rolle von Autoritäten, Erziehung). Diese multiperspektivische Betrachtung ermöglicht ein umfassenderes Verständnis der komplexen Thematik.
Welche Arten von Grenzüberschreitungen im Judo werden behandelt?
Die Arbeit differenziert zwischen physischen Grenzüberschreitungen (direkte und indirekte Anwendung von Techniken), sexuellen Grenzüberschreitungen (Missbrauch von Körperkontakt, Machtstrukturen und Hierarchien), und psychischen und sozialen Grenzüberschreitungen (Auswirkungen auf das Selbstkonzept, Traumata, ethische Aspekte). Es wird auf die Ambivalenz von Körperlichkeit im Judo eingegangen und die Verantwortung der Beteiligten hervorgehoben.
Welche Grundlagen des Judo werden erklärt?
Das Kapitel "Grundlagen des Judo" erläutert den Begriff des Judo, seine Prinzipien, wichtige Rahmenbedingungen (Dojo, Judogi, Graduierung), die Judowerte des DJB, Judo-Techniken, Training, Wettkampf (Randori, Shiai, Fairness, Rolle der Kampfrichter) und die traditionelle Lehrer-Schüler-Beziehung (Shitei) sowie die Erziehungsphilosophie von Jigoro Kano.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis für verschiedene Arten von Grenzüberschreitungen im Judo zu entwickeln und deren pädagogische Konsequenzen zu diskutieren. Sie möchte die Bedeutung von Grenzen im Judo verdeutlichen und einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit Machtstrukturen und Körperkontakt im Judo leisten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Judo, Grenzüberschreitungen, Grenzen, Pädagogik, Juristische Perspektive, Psychologische Perspektive, Sportwissenschaft, Körperkontakt, Kontrolle, Selbstbestimmung, Autorität, Fairness, Gewissen, Identität, Traumata, sexueller Missbrauch, Erziehung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Grundlagen des Judo, Perspektiven auf Freiheiten und Grenzen, Formen von Grenzüberschreitungen im Judo und Zusammenfassung/Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Themas und trägt zum Gesamtverständnis bei. Ein Inhaltsverzeichnis und Kapitelzusammenfassungen erleichtern die Orientierung.
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- Michael Schmitt (Author), 2015, Grenzen und Grenzüberschreitungen im Judo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337109