Bereits im Zeitalter der Industrialisierung war die Eisenbahn in Deutschland ein verbreitetes Verkehrsmittel. Unter anderem wurde sie zum Transport von Stahl und Kohle aus dem Ruhrgebiet nach Berlin zur Verwendung in der Elektro- und Maschinenindustrie genutzt. Ohne die Eisenbahnverbindungen wäre die damalige ökonomische Entwicklung der Industriegebiete nicht möglich gewesen. Nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 existierte keine einheitliche Bahngesellschaft. Die staatlichen Eisen-bahnen unterstanden den jeweiligen Bundesländern. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs konnte die Deutsche Reichsbahn ihre herausragende Position in der Personen – und Güterbeförderung behaupten.
In den folgenden Jahrzehnten sah sich die Bahn mit einer stetig sinkenden Nachfrage konfrontiert. Innerhalb der nächsten Dekaden sank der Marktanteil der Personen – und Güterbeförderung aufgrund der gestiegenen Motorisierung im Westteil Deutschlands stetig. In der DDR musste lediglich ein Bedeutungsverlust im Personenverkehr hingenommen werden. Durch die Verpflichtung, Gütertransporte mit der Bahn durchzuführen, konnte der Marktanteil der Güterbeförderung gehalten werden. Während der 1970er und 1980er Jahre entwickelten sich beide Staatsbahnen aufgrund ihrer Finanzlagen zu haushaltspolitischen Risiken. Bereits vor der Öffnung Ostdeutschlands wurde, unter anderem wegen der zu erwartenden negativen Entwicklung der Finanzlage, eine Bahnreform vorbereitet. Im Zuge der Wiedervereinigung wurden beide Staatsbahnen zusammengeschlossen. 1994 erfolgte eine allumfassende Reform des Bahnwesens in Deutschland, bei der ein Wettbewerbsmarkt im Zuge der Bahnreform im deutschen Eisenbahnverkehr geschaffen wurde. Seitdem besteht für private Unternehmen die Möglichkeit, Eisenbahnverkehrsleistungen anzubieten. Mehrere hundert Unternehmen sind mittlerweile als Eisenbahnverkehrsunternehmen im Transportwesen oder im Infrastrukturbetrieb tätig. Der erste Teil dieser Arbeit ist den unzähligen Reformversuchen des deutschen Eisenbahnwesens, der Reform von 1994 und den verschiedenen Marktsegmenten gewidmet.
Aufgrund der Vielfalt an Akteuren ist ein globaler Überblick über den Markt nur schwerlich möglich. Um diesem Problem zu begegnen, wird im zweiten Teil dieser Arbeit eine umfassende Marktstudie durchgeführt, wobei jeweils die zehn größten Unternehmen mit Hilfe von Steckbriefen näher beschrieben werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Historische Entwicklung des deutschen Eisenbahnmarkts
- 2. Definition relevanter Begriffe
- 2.1 Verkehr
- 2.2 Messgrößen
- 2.3 Akteure des Eisenbahnverkehrs
- 2.3.1 Eisenbahnverkehrsunternehmen
- 2.3.2 Eisenbahninfrastrukturunternehmen
- 3. Die Bahnreform als Grundlage des Eisenbahnmarkts
- 3.1 Historische Entwicklungen
- 3.1.1 Betrachtungen bis 1949
- 3.1.2 Der erste Reformversuch – die Kleine Verkehrsreform
- 3.1.3 Entwicklungen im Personen- und Güterverkehr 1950 – 1965
- 3.2 Betrachtungen ab 1968
- 3.2.1 Der zweite Reformversuch – der Leber Plan
- 3.2.2 Der dritte Reformversuch - Das betriebswirtschaftlich optimale Netz
- 3.2.3 Unternehmensstrategie 1990
- 3.3 Die Bahnreform 1994
- 3.3.1 Ziele und Maßnahmen
- 3.3.2 Umsetzung der Bahnreform
- 3.3.3 Bewertung der Bahnreform
- 3.3.3.1 Betrachtungen der Leistungsfähigkeit und Marktanteile
- 3.3.3.2 Kostenbetrachtungen
- 4. Segmente des Eisenbahnwesens in Deutschland
- 4.1 Schienenpersonennahverkehr
- 4.1.1 Definition
- 4.1.2 Regionalisierung
- 4.1.3 Finanzierung
- 4.1.4 Das Bestellerprinzip
- 4.1.5 Entwicklungen seit der Bahnreform
- 4.2 Schienenpersonenfernverkehr
- 4.2.1 Definition und Unterteilung in relevante Segmente
- 4.2.2 Finanzierung und Marktentwicklung
- 4.2.3 Ursachen der Wettbewerbssituation
- 4.3 Schienengüterverkehr
- 4.3.1 Definition
- 4.3.2 Rahmenbedingungen
- 4.3.3 Angebotsformen
- 4.3.3.1 Einzelwagenverkehr
- 4.3.3.2 Ganzzugverkehr
- 4.3.3.3 Kombinierter Verkehr
- 4.3.4 Marktanteile verschiedener Güterarten
- 4.4 Der Infrastruktursektor
- 5. Marktstudie
- 5.1 Methodisches Vorgehen
- 5.2 Allgemeine Untersuchung des Eisenbahnmarktes
- 5.3 Untersuchung des Schienenpersonennahverkehrs
- 5.4 Untersuchung des Schienenpersonenfernverkehrs
- 5.5 Untersuchung des Schienengüterverkehrs
- 5.6 Untersuchung des Infrastruktursektors
- 6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem deutschen Eisenbahnmarkt und analysiert dessen historische Entwicklung, aktuelle Strukturen und zukünftige Herausforderungen. Im Fokus stehen die verschiedenen Segmente des Eisenbahnwesens, insbesondere der Schienenpersonennahverkehr, der Schienenpersonenfernverkehr und der Schienengüterverkehr.
- Analyse der historischen Entwicklung des deutschen Eisenbahnmarkts
- Definition und Abgrenzung relevanter Begriffe im Eisenbahnwesen
- Bewertung der Bahnreform 1994 und ihrer Auswirkungen auf den Markt
- Untersuchung der verschiedenen Segmente des Eisenbahnwesens
- Analyse der aktuellen Marktstruktur und der Wettbewerbssituation
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die historische Entwicklung des deutschen Eisenbahnmarkts von den Anfängen bis zur Gegenwart. Kapitel 2 definiert wichtige Begriffe und stellt die verschiedenen Akteure im Eisenbahnverkehr vor. Kapitel 3 analysiert die Bahnreform 1994 als Schlüsselereignis für die Entwicklung des Eisenbahnmarkts. Kapitel 4 untersucht die verschiedenen Segmente des Eisenbahnwesens, darunter der Schienenpersonennahverkehr, der Schienenpersonenfernverkehr und der Schienengüterverkehr. Kapitel 5 präsentiert eine Marktstudie, die den aktuellen Zustand des deutschen Eisenbahnmarkts anhand verschiedener Daten und Statistiken analysiert. Kapitel 6 fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Der Eisenbahnmarkt in Deutschland, Bahnreform, Schienenpersonennahverkehr, Schienenpersonenfernverkehr, Schienengüterverkehr, Infrastruktur, Wettbewerb, Marktanteile, Verkehrsleistung, Finanzierung, Akteure, Regulierung.
- Citar trabajo
- Mathias Horn (Autor), 2016, Der Eisenbahnmarkt in Deutschland. Grundlagen, Segmente und Marktanalyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337110