Einstellungen über spießige Kleingartenanlagen in denen Hobbygärtner Tomaten anpflanzen und Kohlköpfe ziehen, weichen einer neuen urbanen Bewegung, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Viele Stadtmenschen werkeln gerne im Garten und leben dabei ihren „grünen Daumen“ aus. Es geht um die Hinwendung zum Selbermachen, wobei die Natur mitten in der Stadt genutzt werden soll. So bieten Gemeinschaftsgärten Erfahrungsräume, in denen ein neues Verständnis von Urbanität erzeugt wird. Doch welche Motivation steckt hinter der Aneignung des Raumes, bei der Gegensätze von Stadt und Land, Gesellschaft und Natur ins Wanken geraten?
In der folgenden Ausarbeitung beschäftige ich mich zu Beginn mit dem Aufsatz „Von anderen Räumen“ von Michel Foucault, in dem es um Räume geht, die gesellschaftliche Gegenmodelle realisieren. Welche Vorstellung von Raum bzw. Räumen entwirft Foucault? Wie platzieren sich darin Heterotopien? Und was ist das „Andere“ dieser Heterotopien? Zur näheren Bestimmung dessen, was Raum und Zeit ist, betrachte ich die von Foucault vorgestellte Heterotopie des Gärtnerns. Dabei beziehe ich mich auf Untersuchungen der Soziologin Silke Borgstedt, die über nachhaltige Lebensstile und neue Wohlstandsmodelle forscht. In ihren Untersuchungen spielen urbane Gärten eine zentrale Rolle.
In einer kritischen Lesart setze ich mich anschließend mit einigen von Foucault aufgestellten Grundsätzen der Heterotopien auseinander, indem ich Schnittstellen und Abweichungen vom urbanen Gärtnern aufzeige.
Darauf aufbauend stelle ich im dritten Kapitel weitere Vermittlungs- und Aneignungsformen des Gärtnerns vor. Dabei nehme ich Bezug auf meinen späteren Berufsalltag als Grundschullehrerin und lege in Auseinandersetzung mit der Gegenwart dar, wie das Gärtnern Kindern und auch Erwachsenen näher gebracht werden kann. Gibt es hier Übereinstimmungen mit den von Silke Borgstedt beschriebenen zentralen soziokulturellen Strömungen? Weiterhin soll anhand des neuen Raumkonzeptes des Museums Angewandte Kunst auf eine mögliche Verknüpfung zweier Räume hingewiesen werden.
In einem abschließenden Fazit stelle ich die gesammelten Raumerfahrungen dem Begriff der Raumaneignung gegenüber und setze sie in Bezug zu dem Seminartitel „Wem gehört die Stadt?“ Ein kurzer Ausblick auf weitere interessante Forschungsbereiche zum Thema urban gardening schließen die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Foucault - Von anderen Räumen
- 1.1 Ursprung der Beschäftigung mit Räumen
- 1.2 Bedeutung von Heterotopien
- 2 Der Garten als älteste Heterotopie versus Urban Gardening
- 2.1 Urban Gardening
- 2.1.1 Re-Grounding
- 2.1.2 Autonomie
- 2.1.3 Sinnlichkeit und Vielfalt
- 2.2 Urban Gardening - eine Heterotopie?
- 3 Weitere Vermittlungs- und Aneignungsformen
- 3.1 Raumkonzept des Museums Angewandte Kunst
- 3.2 Vermittlung des Gärtnerns in Sachbüchern
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem Konzept der Heterotopien nach Michel Foucault und untersucht, wie sich diese auf das Phänomen des Urban Gardening anwenden lassen. Dabei werden die Motivationen und Kontexte der Raumaneignung in urbanen Räumen analysiert und die Relevanz des Gärtnerns für eine neue Form der Urbanität beleuchtet.
- Heterotopien nach Michel Foucault
- Urban Gardening als Raumaneignung und Gegenmodell
- Motivationen und Kontexte des Gärtnerns in der Stadt
- Relevanz des Gärtnerns für ein neues Verständnis von Urbanität
- Vermittlung des Gärtnerns und Raumkonzepte im Kontext von Bildung und Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass Urban Gardening eine neue Form der Urbanität repräsentiert und ein Gegenmodell zu traditionellen Vorstellungen von Stadt und Land bietet. Es werden die zentralen Themen der Arbeit, wie die Heterotopien nach Foucault und die Bedeutung von Raumaneignung, vorgestellt.
1 Foucault - Von anderen Räumen
Dieses Kapitel befasst sich mit Michel Foucaults Aufsatz "Von anderen Räumen" und analysiert seine Konzepte von Raum, Heterotopien und deren Bedeutung für die Gesellschaft. Es werden die historischen Entwicklungen der Raumwahrnehmung und die Rolle von Heterotopien als Gegenmodelle zur realen Welt erläutert.
2 Der Garten als älteste Heterotopie versus Urban Gardening
Dieser Abschnitt untersucht die Heterotopie des Gärtnerns im Kontext von Urban Gardening. Es werden die Begriffe "Re-Grounding", Autonomie und Sinnlichkeit im urbanen Gartenbereich beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Frage, ob Urban Gardening als eine Form von Heterotopie verstanden werden kann.
3 Weitere Vermittlungs- und Aneignungsformen
Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Vermittlungs- und Aneignungsformen des Gärtnerns. Es werden Beispiele aus dem Bereich der Bildung, der Kunst und der Literatur aufgezeigt, die den Bezug zwischen Gärtnern und verschiedenen Räumen verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen der Arbeit sind: Heterotopie, Raumaneignung, Urban Gardening, Foucault, Raum, Zeit, Gesellschaft, Kultur, Bildung, Kunst, Museum, Vermittlung, Aneignung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2013, Urban Gardening im Kontext von Foucaults "Von anderen Räumen". Sind urbane Gärten Heterotopien?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337167