Der Bildungsauftrag in einer Kindertagesstätte. Ein Praktikumsbericht


Praktikumsbericht / -arbeit, 2016

32 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Angaben zur Institution

3 Gesamtverlauf des Praktikums
3.1 Rahmenbedingungen des Berufspraktikums
3.2 Verlauf des Praktikums
3.3 Explizite Darstellung der Arbeit mit den Kindern, den Eltern und den KollegInnen

4 Themenschwerpunkt: Die Vermittlung von Bildung im Hort einer Kindestageseinrichtung – Grenzen und Möglichkeiten zur Implementierung von Lern- und Bildungsprozessen
4.1 Begriffsdefinition Bildung anhand eines geschichtlichen Einblickes und eines theoretischen Models
4.2 Das Verständnis von Bildung im Grundschul- bzw. Hortalter
4.3 Pädagogisch angeleitete Entwicklungsschritte hin zur Bildung
4.3.1 Kognitive Entwicklung: Ausbildung stabiler Konzepte der Strukturierung von Wissensbeständen, Entwicklung von Problemlösekompetenzen
4.3.2 Erwerb grundlegender Kulturtechniken: Lesen, Schreiben, Rechnen
4.3.3 Ausbau der Resilienz: Umgang mit fremdbestimmten Leistungsanforderungen und Stressbewältigung
4.3.4 Die Steuerung der Aufmerksamkeit und Handlungen
4.3.5 Identitätsentwicklung: Entwicklung eines realitätsgerechten Selbstkonzeptes/ Selbstbewusstseins, Weiterentwicklung der Autonomie, Entwicklung von befriedigenden Interessen
4.3.6 Sozioemotionale Entwicklung: Emotionsregualtion, verantwortungsbewusst befriedigende Gruppenpositionen gewinnen, Sicherheit in Interaktionen mit Kin­dern gleicher Altersgruppe und Erwachsenen erreichen, sowie stabile Freundschaften aufbauen, Kooperationsfähigkeit und Ausbau der Fähigkeit zur Konfliktlösung
4.3.7 Das Verständnis für Werte und Moral weiterentwickeln
4.3.8 Medienkompetenz: Entwicklung eines sicheren und kritischen Umgangs mit den Medien, ihren Angeboten und Möglichkeiten
4.3.9 In die erweiterte Geschlechterrolle hineinwachsen, Geschlechtsstereotypen hinterfragen

5 Abschlussreflexion

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

Diese Arbeit richtet sich nach der Handreichung für wissenschaftliches Arbeiten (4., überarbeitete Version von Februar 2010) von Prof. Dr. Alexandra Caspari der University Frankfurt of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Studiengang Soziale Arbeit (B.A.) (vgl. Caspari 2010).

Wird ein Wort kursiv dargestellt, so soll es betont werden, während einfache Anführungszeichen (‚...‘) eine Hervorhebung von Fachwörtern darstellen soll.

In dieser Arbeit wird für eine gendergerechte Ausdrucksweise, mit Hilfe eines Großbuchstabens in einem Wort wie dem ‚ I ‘ in Kolleg I nnen oder Klient I nnen, immer die männliche und die weibliche Form angesprochen. Sollte sich eine Formulierung explizit auf ein Geschlecht beziehen, so wird im Vorfeld ausdrücklich darauf hingewiesen.

Aus Datenschutzrechtlichen Gründen wird der Name der Einrichtung, des Trägers und der Stadt nicht genannt.

1 Einleitung

Zum Erlangen der staatlichen Anerkennung als Sozialarbeiter absolvierte ich mein Berufspraktikum vom 01.04.2015 bis zum 31.03.2016 in einer Kindertagesstätte, wobei ich überwiegend im Hort tätig gewesen bin.

Im ersten Teil dieser Arbeit möchte ich die Einrichtung vorstellen in der ich mein Berufspraktikum absolvierte. Hierbei stelle ich ihren Auftrag dar, sowie ihre Grundsätze, ihre Prinzipien und ihre Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit.

Im nächsten Schritt zeige ich den Verlauf meines Praktikums auf und gehe dabei auf die Rahmenbedingungen ein, sowie auf explizite Arbeitsschwerpunkte während meines beruflichen Alltags.

Im Themenschwerpunkt dieser Arbeit möchte ich mich mit der Vermittlung von Bildung beschäftigen, im Hinblick auf den politisch formulierten Bildungsauftrag des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans, mit Einbezug der Konzeption des Trägers. Hierbei möchte ich auf persönliche Grenzen und strukturelle Bedingungen zu sprechen kommen. Diese möchte ich dann analysieren und reflektieren.

Im Anschluss daran nehme ich eine Gesamtreflexion des Verlaufes meines Berufspraktikums vor und setze dies dann ins Verhältnis zu meinem beruflichen Selbstverständnis als Sozialarbeiter.

2 Angaben zur Institution

Der Träger X der Praxisstelle Y ist ein städtischer Eigenbetrieb der Stadt Z. Dieser Träger hat die Fach- und Personalaufsicht und betreibt über 140 Kinderzentren, die in neun Regionen, je nach Stadtgebieten aufgeteilt sind. Für jede Region mit ihren darin befindlichen Kinderzentren ist die Hierarchie insoweit gegliedert, dass dem Magistrat die höchste Entscheidungsbefugnis eingeräumt wird, auf ihm folgen die Betriebsleitung, dann die Fachleitung und zu guter Letzt die Regionalleitung.Die Einrichtung befindet sich in einem Stadtteil, dessen Wohngebiete verdichtete soziale Problemlagen aufweisen. Die Kinder der Familien kommen aus vielen Nationen und haben verschiedene kulturelle Hintergründe und wachsen somit zum größten Teil zweisprachig, gar dreisprachig auf.

Der Auftrag der Praxisstelle richtet sich nach den gesetzlichen Vorgaben des SGB VIII der Kinder- und Jugendhilfe. Hierbei sollen die Kinder in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung gefördert und ein Beitrag zur Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten geleistet werden. Benachteiligungen sollen vermieden oder abgebaut werden und die Kinder sind vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen. Zudem soll mit den Eltern bzw. den Personensorgeberechtigten eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit als Basis für die Erziehung und Förderung der Kinder erfolgen. Mit der Arbeit im Kinderzentrum werden die Empfehlungen des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplanes verfolgt, sowie die Rahmenrichtlinien des Trägers.

Die Grundsätze der pädagogischen Arbeit bauen auf der (1) Betreuung, (2) Bildung und (3) Erziehung der Kinder auf. So soll den Kindern ein angenehmer, inspirierender Lernort gestellt werden, mit Zugang zu anderen Kindern und zu einer Gemeinschaft, in der sie sich wohlfühlen und in der ihnen mit Offenheit und Respekt begegnet wird. Zudem sollen für die Kinder, in enger Zusammenarbeit mit den Eltern, Anregungen in der täglichen Arbeit mit ihnen geschaffen werden, hinsichtlich einer Umgebung, in der sich die Kinder individuell und sozial entwickeln können.

Die Pädagogischen Prinzipien umfassen die (1) Bindung, Sicherheit und Geborgenheit des Kindes, in dem u.a. die Eingewöhnungsphase individuell auf das Kind angepasst wird. Weiterhin die (2) Selbstbildung der Kinder, in dem die pädagogischen Fachkräfte die Kinder in der Entdeckung und Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt unterstützen und sie somit ganzheitlich, mit Blick auf ihre Stärken in einer anregenden Umgebung fördern. Ein weiteres Prinzip stellt das (3) Soziale Lernen dar, mit dem Anspruch, dem Kind Empathie, Kooperations- und Teamfähigkeit, sowie Konfliktmanagement und den Umgang mit Belastungen und Stress (‚Resilienz‘)nahe zu bringen, sowie die (4) Partizipation i.S.v. demokratischer Teilhabe der Kinder an der Gestaltung ihres Alltags im Hort, Mitbestimmung der Vorhaben sowie die Übernahme von Verantwortung und Zuständigkeiten et al.. Hierbei geben die pädagogischen Fachkräfte einen klaren Rahmen vor, an dem sich die Kinder orientieren können.Zurzeit wird ein Beschwerdemanagement konzeptioniert, mit dem insbesondere den Kindern die Möglichkeit eingeräumt werden soll, mit ihren Anliegen in der Einrichtung Gehör zu finden, im Sinne eines demokratischen Prozesses.Die (5) Inklusion und Integration, in dem sich alle Kinder entfalten und sich als wertvoll und wichtig in der Gemeinschaft erleben und einen unbefangenen Umgang mit Differenzen und Vielfalt entwickeln. Zuletzt liegt ein besonderes Augenmerk der Einrichtungauf der (6) wertschätzenden Zusammenarbeit zwischen dem pädagogischem Personal und den Eltern, indem ein regelmäßiger Austausch über das Kind, m.H.v. Elterngesprächen sowie die Teilnahme an Elternabenden, Festen et al. stattfindet.

Die Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit liegen zum einen insbesondere bei der (1) Sprachförderung, Sprache und Musik, sowie dem (2) Experimentieren, Forschen, Naturwissenschaften und Naturerfahrung, die (3) Förderung von Motorik und Bewegung, sowie die, der (4) Medienkompetenz, die (5) Kulturelle Teilhabe, sowie dem (6) Kreativen Gestalten und der (7) Zahngesundheit und Hygiene. Ersteres erhält ein besonderes Augenmerk, da das Kinderzentrum von Kindern aus Familien besucht wird, die einen überwiegenden Migrationshintergrund haben und somit die Sprache Deutsch nicht als Muttersprache gesprochen wird.

Das Betreuungsangebot umfasst 105 Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren. Der Kindergarten stellt 63 Plätze: Halbtags-, Zweidrittel- und Ganztagsplätze. In drei altersgemischten Kindergartengruppen werden je 21 Kinder betreut. Zu einer bestimmten Tageszeit können die Kinder sich in den anderen Räumen beschäftigen. Der Kindergarten arbeitet teiloffen und es finden gruppenübergreifende Angebote statt. Der Hort stellt 42 Plätze und ist in der Schulzeit ab 11:30 Uhr und in den Ferien außer der Schließzeit ganztags geöffnet. Der Hort bietet Zweidrittel- und Modulplätze, Tagesbuchungen sowie eine Ferienbetreuung für externe Kinder. Kurz nachdem ich mein Berufspraktikum begann, implementierte man feste Bezugsgruppen, in denen jeweils eine Gruppe von zehn bis fünfzehn Kindern den BezugserzieherInnen zugeordnet wurden.Diese treffen sich einmal wöchentlich und die BezugserzieherInnen erarbeiten spezifische Themen mit verschiedenen Lerninhalten in ihren Gruppen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit der integrativen Betreuung.Die Öffnungszeiten des Kinderzentrumssind von Montag bisFreitag von 7:00 – 17:30 Uhr.

Der Personalschlüssel ergibt sich wie folgt: Auf 21 Kinder kommen mindestens zwei Stellen mit je 39 Stunden sozialpädagogischen Personals im Kindergarten und 1,5 Stellen im Hort. Der Kindergarten beinhaltet zehn pädagogische Fachkräfte, darunter die Stellvertretende Leiterin, davon fünf Vollzeit- und vier Teilzeitangestellte. Der Hort umfasst zwei sozialpädagogische Fachkräfte in Vollzeit, eine Teilzeitkraft, sowie eine Angestellte in der Tätigkeit einerErzieherIn (ATE) inTeilzeitund einen Berufspraktikanten der Sozialen Arbeit, die alle von der Leitung fachlich begleitet werden.

Die Qualifikation des pädagogischen Personals beinhaltet zum größten Teil pädagogische Fachkräfte im Kindergarten und Hort, den staatlich anerkannten ErzieherInnen, außer der ATE-Kraft, sowie dem Berufspraktikanten der Sozialen Arbeit. Zwei Fachkräfte sind Diplompädagoginnen, eine mit Schwerpunkt Heil- und Sonderpädagogik und eine mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit. Die Leiterin ist Diplom-Lehrerin sowie Diplom-Sozialarbeiterin. Zudem werden die Fachkräfte der Einrichtung dazu angehalten, regelmäßige Fortbildungsangebote die ausschließlich vom eigenen Träger angeboten werden, wahrzunehmen.

Die Zertifizierung der Einrichtung als Haus der kleinen Forscher soll zudem als hervorragendes Merkmal der Einrichtung erwähnt werden. Somit setzt die Einrichtung einen besonderen pädagogischen Schwerpunkt auf das Experimentieren und Forschen. Hierbei sollen die Kinder sowohl im Alltag, als auch in speziellen Angeboten und im Rahmen der Möglichkeiten dazu Gelegenheiten erhalten, Forscherfragen nachzugehen und zu experimentieren. Zurzeit steht die Rezertifizierung an.

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen beruht auf einen Zusammenschluss eines Arbeitskreises, in dem sowohl alle Kindertageseinrichtungen des Stadtteils, als auch die Grundschulen und eine weiterführende Schule integriert sind. Dieser Arbeitskreis trifft sich regelmäßig alle vier bis sechs Wochen um Absprachen zu treffen, eventuelle Fragen zu klären, Themen zu diskutieren und gemeinsame Aktionen zu planen und auszuwerten. Außerdem arbeitet die Kindertagesstätte eng mit einem ambulanten Zentrum zusammen, welches mit verschiedenen Fachdisziplinen ausgestattet ist. Hierbei werden nach eingehender Diagnostik die Kinder, bei denen z.B. eine Verhaltensstörung (u.a.) festgestellt wurde, behandelt, gefördert und betreut. Weiterhin arbeitet die Einrichtung eng mit dem Jugendamt und einer Frühförderstelle zusammen. Hierbei begleiten und unterstützen die pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung die Familien, wenn sie das möchten.

3 Gesamtverlauf des Praktikums

Das Anliegen meiner Bewerbung bei meiner Praxisstelle lag zum einen darin begründet die für meine zukünftige berufliche Vorstellung notwendige Einsicht in das Praxisfeld der frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung in einer Kindertagesstätte zu bekommen und zum anderen, die staatliche Anerkennung als Sozialarbeiter zu erlangen. Zurzeit besteht meinBerufswunsch darin, als Berufsschullehrer für ErzieherInnen arbeiten zu können. Die dafür notwendigen Voraussetzungen zu erwerben, liegen in meiner Bewerbung begründet.

3.1 Rahmenbedingungen des Berufspraktikums

Die Rahmenbedingungen für das Berufspraktikumergaben sich aus dem Ausbildungsplan, den ich zusammen mit meinen Praxisanleiterinnen erarbeitete. Zwar war ein Teil des Verlaufs des Ausbildungsplans in der Einrichtung bereits bekannt, jedoch wurde ein Teil von mirnachträglich hinzugefügt. Dieser Teil beinhaltete meine im Studium gewählten Schwerpunkte Kultur und Medien. Das Berufspraktikum gliederte sich in drei Phasen: einer bis zu acht Wochen andauernde Einführungs- und Einarbeitungsphase, eine drei bis vier Monate andauernde Handlungsphase, in der die Arbeit zunehmend selbstständiger ausgeführt wurde, sowie eine daran anschließende Konsolidierungs- und Verselbstständigungsphase, in der überwiegend selbstständig gearbeitet wurde. Insgesamt waren drei Auswertungen während des Berufspraktikums vorgesehen. Währenddessen hatte ich zwei Anleiterinnen: Eine staatlich anerkannte Erzieherin mit einer Zusatzqualifikation zur Praxisanleitung für meine sozialpädagogische Ausbildung und eine Diplom Sozialarbeiterin und Lehrerin (die Leitung) für die sozialadministrative Ausbildung. Wöchentlich fanden sowohl zweistündige Anleitergespräche als auch administrative Arbeiten im Büro statt.

Die Arbeitsbereiche unterteilten sich einmal in einen sozialpädagogischen Bereich und einem sozialadministrativen. Hierbei arbeitete ich mit den Kindern, deren Eltern und meinen KollegInnen zusammen. In der alltäglichen Arbeit durchlief ich stetig drei verschiedene Dienste: dem Hausaufgaben-, den Essens- und den Koordinationsdienst.

Folglich wird auf eine scharfe Trennung von sozialpädagogischen und sozialadministrativen Arbeiten abgesehen, da ich der Meinung bin, dass dies den Lesefluss negativ beeinflussen würde. Vielmehr ist mir daran gelegen, einen nachvollziehbaren Verlauf meines Berufspraktikums mit all seinen Facetten aufzuzeigen und vor allem das, was ich währenddessen gelernt habe.

3.2 Verlauf des Praktikums

Bei der Erstellung des Ausbildungsplans entschlossen meine Anleiterin und ich uns dazuzwei Arbeitsgemeinschaften (AG), die aus je fünf Kindern bestanden, zu bilden. Ich äußerte den Wunsch, Kinder in meine AGs aufnehmen zu dürfen, von denen meine Anleiterin wüsste, dass sie z.T. aus problembelasteten Familienverhältnissen kommen. Sie unterstützte mich bei der Auswahl der Kinder, sowie bei der Vor- und Nachbereitung der AGs. Hierbei leistete ich ein höheres Arbeitspensum als im Ausbildungsplan vorgesehen war, jedoch legte ich Wert darauf beide Schwerpunkte meines Studiums in mein Praktikum mit einzubringen.

In der s.g. Medien-AG hatte ich es mir zum Ziel gesetzt den Kindern Medienkompetenzen zu vermitteln, um sie insbesondere im Umgang mit dem Internet zu schulen. Zudem sollten die Kinder Grundkenntnisse im Umgang mit dem Computer erlernen. Hierzu lud ich das Handbuch (vgl. Appelhoff 2013) für die Arbeitsmaterialien des Internet-ABC herunter, die mir als didaktische Grundlage dienten. Mit Hilfe der Arbeitsmaterialien und dem Interaktiven Surfschein-Spiel[1], führe ich zurzeit die Medien AG, jeden Donnerstag von 15:00 - 16:00 Uhr mit den Kindern durch.

In der s.g. Kunst-AG finden künstlerisch-pädagogische Anwendungen mit den Kindern statt. Hierbei habe ich mir das Ziel gesetzt, die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Kinder zu schärfen. Mit Hilfe von Zeichnen, Malen und Formen sollen die Kinder systematisch das Vertrauen in die eigene Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Handlungskompetenzen erwerben. Insbesondere bei den Kindern, von denen ich wusste, dass sie aus problembelastenden Familien stammen, legte ich ein besonderes Augenmerk darauf, Verarbeitungsmechanismen während der kreierenden Phase in Gang zu setzen, die womöglich Rückschlüsse auf das Innenleben der Kinder erlauben, im Sinne eines Verarbeitungsprozesses von Erlebnissen. Hierbei war und ist das Ziel der Kunst-AG eine Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, sowie Anregungen zur Situationsverarbeitung zu geben. Die Kunst AG findet zurzeit jeden Freitag von 15:00 - 16:00 Uhr statt.

Beide AGs werden zurzeit von mir sorgfältig dokumentiert und die Fortschritte der einzelnen Kinder werden nach Abschluss der Projekte festgehalten und in deren Akte eingepflegt. Dies geschieht in häufiger Zusammenarbeit mit meiner sozialpädagogischen Anleiterin und meinen KollegInnen.

Im ersten Anleitergesprächkamen wir zudem auf das Konzept der Einrichtungzu sprechen, welches ich einige Tage später ausgehändigt bekommen habe.Ich erhielt Informationen über Tagesabläufe und den Diensten die ich zu absolvieren hatte. Zunächst hielt ich mich bei den Diensten im Hintergrund und beobachtete meine Anleiterin bei der Arbeit. Dann übernahm ich sukzessive Arbeitsaufgaben, solange bis ich sie selbstständig durchführen konnte, jedoch unter permanenter Beobachtung meiner sozialpädagogischen Anleiterin und meiner KollegInnen. In den darauffolgenden Anleitergesprächen wurden insbesondere im sozialadministrativen Bereich chronologisch Ziele und Aufgaben anhand des Ausbildungsplanes erarbeitet, wobei diese im sozialpädagogischen Bereich, aufgrund der Tatsache das z.T. situativ gebotene Inhalte des Ausbildungsplanes nicht heraufbeschworen werden konnten, keine chronologische Abarbeitung erfuhren.

Somit begannen auch die Arbeiten mit der Leitung und der stellvertretenden Leitung im Büro. Zunächst bekam ich eine Einführung in die Aktenführung. Mir wurde gezeigt wie ein Vertrag aussieht und nach welchen Kriterien die Stufenfestsetzungen gehandelt werden. Bei der nächsten Zusammenkunft zeigte man mir das Kassenbuch und ich nahm Einträge darin vor. So wurde mit mir das Formular zur Bildung und Teilhabe besprochen und mir wurden Arbeiten zur Bearbeitung von Rechnungen im Ausgabekontrollbuch gegeben, sowie solche zum elektronischen Kassenbuch. Ein Hauptbestandteil meiner administrativen Tätigkeiten bestand im Laufe meiner Ausbildung in der Arbeit mit besagtem Kassenbuch. Ich bekam eine Einweisung zur Führung des Anwesenheitsbuches und wir besprachen die Abrechnungsnachweise für die Mitarbeiter, wie sie aussehen und wozu sie da seien. Zu Übungszwecken zur Erstellung eines Zeugnisses sollte ich meine eigene Beurteilung schreiben.

Zudem verbrachte ich wöchentlich drei bis vier Stunden im Kindergarten. Hierbei wechselte ich wöchentlich die Gruppen und ich nahm zunehmend am Geschehen des Kindergartens teil. Hierbei knüpfte ich erste Beziehungen zu den Kindergartenkindern, ihren Eltern und zu meinen Kolleginnen. Ich analysierte hierbei die elementaren Strukturen und Abläufe des Kindergartens, nahm immer mehr an ihnen teil und ich stellte den Erzieherinnen Fragen zu ihren Arbeitsweisen und den festgelegten Schwerpunkten der Gruppenräume. Während ich in den verschiedenen Gruppenräumen war, nahm ich je nach Schwerpunkt des Gruppenraumes verschiedene Aufgaben wahr. So habe ich oft mit den Kindern gemalt, oder ich las mit ihnen Bücher die sie aussuchten. Des Öfteren nahm ich auch an Angeboten der Erzieherinnen teil. So ging ich mit ihnen in die Bücherei der Stadt und nahm auch an Tanzangeboten im Turnraum teil.

Von Seiten meiner Anleiterinnen und KollegInnen wurde mir eine permanente Eigenreflexion des Handelns, Entscheidens und des Beurteilens nahegelegt, sowie, wenn nötig, andere Interaktionsmöglichkeiten aufgezeigt. Nach meinem Empfinden hatte ich somit immer einen Ansprechpartner gehabt, auch dann, wenn meine Anleiterinnen nicht da waren. Mir wurden Konzepte, Methoden und Techniken in der Arbeit mit den Kindern, mit ihren Eltern und meinen KollegInnen nahegelegt, die ich zunächst verinnerlichte um sie dann anzuwenden. Somit lernte ich nach einiger Zeit ebenfalls die elementaren Strukturen des Hortes kennen, und arbeitete mit allen immer mehr auf eine Inhalts- und Beziehungsebene hin, um eine professionelle Basis als Grundlage meiner Arbeit zu schaffen. Ich war überwiegend im Hortbereich tätig und verinnerlichte den Auftrag und die Leitlinien des Trägers anhand der Konzeption und versuchte sie in meinen Arbeitsalltag zu integrieren.

In den Teambesprechungen wurden zudem wichtige Rechtsvorschriften thematisiert, die mit Bestandteil unserer Arbeit sind und die ich bereits schon aus meinem Studium kannte: Die Aufsichtspflicht nach §1631 BGB, sowie die gerichtlichen Maßnahmen bei einer Kindeswohlgefährdung §1666 BGB und den Kinderschutzparagraphen nach §8a SGB VIII.

Während den ersten Wochen installierte ich ein System für den Hausaufgabendienst, welches zum Protokollieren verwendet wird und ursprünglich per Hand dokumentiert wurde und von mir mit Hilfe von Excel digitalisiert wurde. Außerdem war ich mit an der Ferienplanung für die Ferienspiele in den Sommer und Winterferien beteiligt und fertigte hierfür aufgrund meiner fortgeschrittenen Computerkenntnisse die Informationsflyer für die Eltern an. Wir unternahmen Ausflüge zu Bildungseinrichtungen der Stadt und trafen uns mit anderen Kindertageseinrichtungen zum Fußballspielen. Ich nahm an Krisengesprächen zu Kindern teil, für die extra eine Psychologin des Trägers herangezogen wurde und ich begleitete zunehmend meine Anleiterin mit der betroffenen Mutter zu einer Psychotherapeutin wegen eines ihrer Bezugskinder, zu einer nahegelegenen Institution. Außerdem nahm ich an einer Fortbildung über Sprachförderung teil, die im Hort stattfand und ich ging mit meiner Anleiterin zu Gesprächen mit den Lehrern der Kinder in die Schule. Währenddessen wechselten wöchentlich meine Dienste und ich wurde zunehmendim Alltag der pädagogischen Arbeit im Hort präsenter und konnte mich somit sukzessiv einbringen.

3.3 Explizite Darstellung der Arbeit mit den Kindern, den Eltern und den KollegInnen

Nun möchte ich die Arbeit mit den (1) Kindern, den (2) Eltern und den (3) KollegInnen getrennt voneinander darstellen. Während meiner Ausbildung zog ich Literaturen heran, die mir dabei helfen sollten, meine Arbeitsweisen und Techniken mit den Eltern, Kindern und den KollegInnen zu verbessern. Zum einen den Leitfaden für pädagogisches Handeln der Autoren Groot-Wilken und Warda (2011) mit dem Titel Entwicklungsgespräche in Kindergarten und Kita, sowie ein Buch zur Klientenzentrierten Gesprächsführung der Autorin Weinberger (2013), welches insbesondere spezielle Fragetechniken beinhaltet, die den Klienten dazu verhelfen können selbstständig die Lösung für sein Problem zu erarbeiten.

(1) In der Arbeit mit den Kindern wurden mir zunächst die Beobachtungskriterien zur Vorbereitung, Dokumentation und Auswertung von kindlichem Verhalten nahegelegt, anhand derer die Entwicklungsgespräche mit den Eltern vorbereitet werden.Die Grundlage bildete hierbei der Leitfaden für Entwicklungsgespräche, der für die Einrichtung entwickelt wurde. Sobin ich dazu angehalten worden die Bedürfnisse einzelner Kinder zu erkennen, um daraufhin entsprechende Handlungsstrategien im Umgang mit ihnen einzuüben. Im Hinblick darauf, dass jedes Kind in sich eine vollkommen individuelle Persönlichkeit besitzt, habe ich von mir ein hohes Maß an entsprechender Sensibilität im Umgang mit ihnen eingefordert, in Bezug auf Grenzsetzungen, Zuneigung und konsequentem Handeln im Alltag mit ihnen. Während meines Berufspraktikums gab es überwiegend Konfliktsituationen und Grenzüberschreitungen von Kindern, die ich fortwährend bewältigen und im Nachhinein reflektieren musste, um entsprechende Interaktionsmöglichkeiten, insbesondere in schwierigen Situationen mit den Kindern zu erarbeiten resp. zu hinterfragen. Die größte Herausforderung bestand und besteht nach wie vor für mich darin, die Ambivalenz des Erwachsenen-Kind-Verhältnisses von Verantwortung, Macht und Gewährung von Partizipation und Selbstbestimmung auszutarieren, im Hinblick auf die Entwicklung meines Berufsbildes und meiner Rolle als Sozialarbeiter. Hierbei lag und liegt nach wie vor mein persönlicher Schwerpunkt der Erfahrungsbildung.

[...]


[1] https://www.internet-abc.de/kinder/lernen-schule/surfschein/ [Stand: 20.03.2015].

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Der Bildungsauftrag in einer Kindertagesstätte. Ein Praktikumsbericht
Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main
Autor
Jahr
2016
Seiten
32
Katalognummer
V337259
ISBN (eBook)
9783668269156
ISBN (Buch)
9783668269163
Dateigröße
809 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildungsauftrag, Grenzen der Pädagogik, Selbstkritik, Analyse, Bildungsvermittlung
Arbeit zitieren
Christopher Luis Maraver Munoz (Autor:in), 2016, Der Bildungsauftrag in einer Kindertagesstätte. Ein Praktikumsbericht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337259

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