Um sich der Thematik des digitalen Nachlasses anzunähern, wird zunächst im Rahmen einer Bestandsaufnahme der konkrete Inhalt des digitalen Nachlasses zusammengefasst. Sodann ist das rechtliche Schicksal dieser Positionen im Erbfall zu untersuchen. Welche Bestandteile des digitalen Nachlasses erlöschen? Wie ist insbesondere mit den heruntergeladenen eBooks, Musikdateien und Filmen zu verfahren?
Das Internet ist aus dem Alltag in der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Ein Großteil der Kommunikation findet inzwischen über E-Mail, Soziale Netzwerke wie Facebook und Smartphone-Messenger wie WhatsApp statt. Auch im Bereich des Einzelhandels haben sich Anbieter wie Amazon, eBay oder Zalando längst etabliert.
Dabei sind es auch nicht mehr allein junge Menschen, die von den vielfältigen internetbasierten Dienstleistungen Gebrauch machen. Vielmehr hat das World Wide Web inzwischen auch die sogenannten Silver Surfer für sich erobert. Fast jede zweite Person ab 65 Jahre nutzt heute das Internet. Das ist im Vergleich aller Altersklassen der deutlichste Anstieg gegenüber dem Vorjahr (+ 4 Prozentpunkte). In den Altersgruppen bis 44 Jahre ist inzwischen nahezu jede Person im Internet unterwegs. Bei den 45- bis 64-Jährigen sind es 90 Prozent. Neben dem Senden oder Empfangen von E-Mails (90 Prozent) suchen die Nutzer ab 65 Jahre hauptsächlich nach Informationen über Waren und Dienstleistungen (85 Prozent) .
Was mit den online begründeten Rechtsbeziehungen und den im Internet gespeicherten persönlichen Daten für den Fall des Ablebens geschehen soll, haben neun von zehn Internetnutzern jedoch nicht geregelt. Rund 80 Prozent wollen sich zwar um diese Angelegenheiten kümmern, fühlen sich aber nicht ausreichend informiert.
Dieser Zustand ist durchaus misslich: Auf den E-Mail-, Facebook- oder Xing-Konten gehen auch nach dem Tod weiterhin Nachrichten ein. Vertragspartner einer eBay-Transaktion machen Zahlungsansprüche geltend. Online-Abonnements wie etwa DropBox, Netflix oder Spotify buchen weiterhin fleißig die monatlichen Beiträge ab.
Die im Cyberspace hinterlassenen digitalen Fußspuren können vor diesem Hintergrund für die Abwicklung des Nachlasses von entscheidender Bedeutung sein. Während man früher die erbschaftsrelevanten Informationen vor allem in Aktenordnern, auf dem Schreibtisch und in Schließfächern fand, wird man daher in Zukunft vorrangig Onlinekonten und digitale Datenträger wie PC, Smartphones oder USB-Sticks des Erblassers zu erforschen haben.
Inhaltsverzeichnis
- A. EINFÜHRUNG
- B. DER DIGITALE NACHLASS
- C. VERERBBARKEIT
- I. ANWENDBARKEIT DES DEUTSCHEN RECHTS
- II. ÜBERGANG VERMÖGENSWERTER POSITIONEN
- III. URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZTE WERKE
- IV. ZUGRIFF AUF HÖCHSTPERSÖNLICHE POSITIONEN
- 1. Auslegung des Vermögensbegriffs i.S.d. § 1922 BGB
- a. Differenzierende Ansicht
- b. Erbrechtliche Ansicht
- 2. Anspruch aus § 34 BDSG
- 3. Rechtliche Hindernisse
- a. Personenbezogenheit des Nutzungsvertrags nach § 399 BGB
- b. Praktiken der Internetdienstleister
- c. Postmortales Persönlichkeitsrecht
- d. Datenschutzrecht
- e. Fernmeldegeheimnis
- f. Verschwiegenheitspflicht
- 1. Auslegung des Vermögensbegriffs i.S.d. § 1922 BGB
- D. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem komplexen Thema des digitalen Nachlasses. Sie analysiert die Rechtslage im Kontext des deutschen Erbrechts und beleuchtet die Herausforderungen, die sich im digitalen Zeitalter stellen.
- Vererbbarkeit von digitalen Vermögenswerten
- Anwendbarkeit des deutschen Rechts auf digitale Konten und Daten
- Zugriff auf höchstpersönliche Daten nach dem Tod des Kontoinhabers
- Spannungsverhältnis zwischen Erbrecht, Datenschutzrecht und Persönlichkeitsrecht
- Praktische Auswirkungen des digitalen Nachlasses auf Erben und Internetdienstleister
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema des digitalen Nachlasses und erläutert die Bedeutung dieses neuen Rechtsbereichs. Im zweiten Kapitel werden die verschiedenen Formen des digitalen Nachlasses und dessen rechtliche Einordnung im deutschen Rechtssystem beleuchtet. Anschließend widmet sich die Arbeit der Vererbbarkeit digitaler Vermögenswerte. Dabei werden verschiedene Rechtsfragen im Detail betrachtet, darunter die Anwendbarkeit des deutschen Rechts, der Übergang von Vermögenswerten, Urheberrechte und der Zugriff auf höchstpersönliche Daten. Das Kapitel schließt mit einer Analyse der rechtlichen Hindernisse und der verschiedenen Interessenkonflikte, die im Zusammenhang mit dem digitalen Nachlass auftreten können. Im letzten Kapitel fasst die Arbeit die Ergebnisse zusammen und zieht Schlussfolgerungen für die Praxis.
Schlüsselwörter
Digitaler Nachlass, Erbrecht, Vererbbarkeit, Datenschutz, Persönlichkeitsrecht, Vermögenswerte, Nutzerkonten, soziale Netzwerke, Internetdienstleister, Rechtsfragen, Praxisprobleme, § 1922 BGB, § 34 BDSG, § 399 BGB, Fernmeldegeheimnis.
- Citation du texte
- Christian Lebrecht (Auteur), 2016, Der digitale Nachlass. Welche Bestandteile erlöschen im Erbfall und wie ist mit eBooks, Musikdateien und Filmen zu verfahren?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337598