Bei der hier vorliegenden Bachelorthesis handelt es sich um ein Kommunikations-Paradigma. Üblicherweise wird der Kommunikationsbegriff zwischen Menschen mit der medizinischen Diagnose Wachkoma und Pflegenden durch Schlagworte wie Basale Stimulation assoziiert.
Diese Stimulationsprogramme berücksichtigen allerdings nicht die Emotion als verhaltensregulierendes Element und stellen keine Hypothesen zu Bedürfnissen und Motiven des Betroffenen auf. Ferner lassen sie keine Rückschlüsse zum inneren Verhalten aufgrund äußerer Verhaltensweisen zu. Der hier vorgestellte Ansatz berücksichtigt u.a. Resonanzprozesse, Bindungstheorie, funktionelle Verhaltensarchitektur und den psychoanalytischen Gedanken um eine emotionale Abwehrhaltung zu vermeiden.
Ferner geht er den Befindlichkeitsappräsentationen mit Hilfe der Spiegelneurone auf den Grund. Er favorisiert den gemeinsamen Gegenstand und kooperative Beziehungen mit gemeinsamen Handlungen und aktiver Beteiligung des Betroffenen. Stetig wiederkehrende, strukturell gleichbleibende und biographisch vertraute Alltagshandlungen und gleichbleibende Bezugspersonen sollen genutzt werden, um die Emotionen des Betroffenen zu beeinflussen und diesen zu einer merklichen Verhaltensänderung seinerseits zu bewegen.
Der Betroffene erlangt so Selbstvertrauen und die Bereitschaft sich beeinflussen zu lassen. Die Pflegeperson erlangt im Gegenzug eine feinfühlige Wahrnehmung und Sicherheit in der Beeinflussung des Betroffenen.
Damit die Emotionen des Betroffenen beeinflusst werden können, muss die eigene emotionale Abwehrhaltung reduziert werden, ansonsten kommt es zur inkongruenten Kommunikation und isolierenden Bedingungen oder zum Verdinglichungsprozess. Dieser wird häufig durch den defektorientierten Ansatz gestützt.
Wird statt groben und technischen Verhaltens sozialemotionale Kommunikation genutzt, führt dies zur Affekt-synchronie und somit zur Resonanz. Diese Resonanzprozesse sorgen für gelingende Dialoge, das Mittel der Wahl für eine rehabilitative und inklusive Pflege ...
Die gängigen Begriffe zum Wachkoma werden kritisch diskutiert. Es wird die Frage beantwortet, ob der Betroffene mitbekommt oder nicht. Die Bewusstseinsfrage wird hier ausgiebig anhand einer Pro- und Contra- Diskussion erläutert. Unsicherheitszonen, Mystifizierung und das "so tun als ob" werden beschrieben und aufgehoben.
Zum Schluss erfolgen Praxisempfehlungen und Empfehlungen zur Weiterentwicklung der existierenden Weiterbildungen zum Wachkoma.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hinweise für gelungene Kommunikation
- 2.1 Mensch mit der medizinischen Diagnose Wachkoma als subjektives Wesen
- 2.2 Fähigkeit der Informationsverarbeitung
- 2.3 Beobachtbares sinnvolles und zielgerichtetes Verhalten
- 2.4 Befindlichkeitsappräsentationen des wachkomatösen Menschen
- 3 Hinweise für misslungene Kommunikation
- 3.1 Abwehrhaltung und Dummheit der Pflegenden
- 3.2 Fehlende Resonanz und Reziprozität der Pflegenden
- 3.3 Verdinglichung des Menschen mit der medizinischen Diagnose Wachkoma durch den defektorientierten biomedizinischen Ansatz
- 3.4 Leugnung der Verletztheit und Verkrüppelung
- 4 Bewertung der Hinweise für gelungene bzw. misslungene Kommunikation
- 4.1 Bewusstsein vs. nicht vorhandenes Bewusstsein
- 4.2 Abwehrhaltung vs. Anerkennung des Traumas
- 5 Diskussion
- 6 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Kommunikation zwischen Pflegepersonal und erwachsenen Menschen mit dem Syndrom reaktionsloser Wachheit (früher Wachkoma). Ziel ist es, Hinweise für gelungene und misslungene Kommunikation zu identifizieren und zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Empathie, Resonanz und der Anerkennung der Person trotz der Diagnose.
- Gelingende und misslingende Kommunikation im Kontext des Syndroms reaktionsloser Wachheit
- Die Rolle von Empathie und Resonanz in der Pflege
- Der Einfluss des biomedizinischen Ansatzes auf die Wahrnehmung und Behandlung betroffener Personen
- Die Bedeutung von Dialog und Begegnung in der Pflege
- Wiederbefähigung und soziale Teilhabe
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Kommunikation mit Menschen im Wachkoma ein und definiert zentrale Begriffe wie Wachkoma, Kommunikation und Interaktion. Sie beschreibt die Zielsetzung der Arbeit und skizziert den methodischen Ansatz, der auf einer Literaturrecherche und der Analyse gelungener und misslungener Kommunikationsmuster beruht. Die Bedeutung der Definition des Wachkomas nach Calvet und Coll (1959) und die Unterscheidung zwischen traumatisch und nicht-traumatisch bedingtem Wachkoma (Steinbach, Donis 2011) werden hervorgehoben, ebenso wie die Definition von Kommunikation nach Spitz (1985) und die Behandlungsphasen nach Blumenthal (1996). Die Einleitung legt den Grundstein für die anschließende Auseinandersetzung mit den kommunikativen Möglichkeiten und Herausforderungen im Umgang mit Menschen im Wachkoma.
2 Hinweise für gelungene Kommunikation: Dieses Kapitel befasst sich mit den Faktoren, die eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Pflegekräften und Personen mit dem Syndrom reaktionsloser Wachheit ermöglichen. Es wird untersucht, wie die Pflegekräfte die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Betroffenen erkennen und berücksichtigen können. Die Kapitel analysieren die Bedeutung von non-verbaler Kommunikation, der emotionalen Resonanz und der Achtung der Würde der Betroffenen. Es werden Beispiele für gelungene Kommunikationssituationen vorgestellt und deren positive Auswirkungen auf die Betroffenen hervorgehoben. Das Kapitel betont die Bedeutung der subjektiven Erfahrung der Betroffenen und die Notwendigkeit, ihre mögliche Fähigkeit zur Informationsverarbeitung anzuerkennen.
3 Hinweise für misslungene Kommunikation: Im Gegensatz zum vorherigen Kapitel werden hier Faktoren beleuchtet, die zu einer misslungenen Kommunikation führen können. Dies umfasst die Abwehrhaltung oder die Verdinglichung des Betroffenen durch die Pflegekräfte. Der Fokus liegt auf der Analyse von Verhaltensweisen, die die Kommunikation behindern und das Wohlbefinden der Betroffenen negativ beeinflussen. Das Kapitel verdeutlicht die Gefahren eines defektorientierten biomedizinischen Ansatzes und wie dieser die menschliche Würde und das Potenzial zur Kommunikation ignoriert. Es wird die Bedeutung der Anerkennung der Verletzlichkeit und der Bedürfnisse der Betroffenen betont. Konkrete Beispiele für misslungene Interaktionen werden analysiert, um die negativen Folgen aufzuzeigen.
4 Bewertung der Hinweise für gelungene bzw. misslungene Kommunikation: Dieses Kapitel bewertet die zuvor beschriebenen Hinweise und setzt diese in einen größeren Kontext. Die Unterscheidung zwischen Bewusstsein und Nichtvorhandensein von Bewusstsein wird diskutiert, ebenso wie der Gegensatz von Abwehrhaltung und Anerkennung des Traumas. Das Kapitel dient als Synthese der vorherigen Kapitel und bereitet die Diskussion im nächsten Kapitel vor.
Schlüsselwörter
Wachkoma, Syndrom reaktionsloser Wachheit, Kommunikation, Pflege, Empathie, Resonanz, Reziprozität, Dialog, Verdinglichung, Biomedizinischer Ansatz, Wiederbefähigung, Soziale Teilhabe, Begegnung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Kommunikation mit Menschen im Wachkoma
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Kommunikation zwischen Pflegepersonal und erwachsenen Menschen mit dem Syndrom reaktionsloser Wachheit (früher Wachkoma). Sie analysiert, welche Faktoren zu gelungener und misslungener Kommunikation führen und beleuchtet die Bedeutung von Empathie, Resonanz und der Anerkennung der Person trotz der Diagnose.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: gelingende und misslingende Kommunikation im Kontext des Syndroms reaktionsloser Wachheit; die Rolle von Empathie und Resonanz in der Pflege; der Einfluss des biomedizinischen Ansatzes auf die Wahrnehmung und Behandlung betroffener Personen; die Bedeutung von Dialog und Begegnung in der Pflege; Wiederbefähigung und soziale Teilhabe.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung; Hinweise für gelungene Kommunikation; Hinweise für misslungene Kommunikation; Bewertung der Hinweise für gelungene bzw. misslungene Kommunikation; Diskussion; Literaturverzeichnis. Jedes Kapitel befasst sich detailliert mit den jeweiligen Aspekten der Kommunikation mit Menschen im Wachkoma.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Kapitel?
Die Einleitung definiert zentrale Begriffe und beschreibt den methodischen Ansatz. Kapitel 2 analysiert Faktoren für gelungene Kommunikation, Kapitel 3 beleuchtet Faktoren für misslungene Kommunikation (z.B. Abwehrhaltung, Verdinglichung). Kapitel 4 bewertet die gefundenen Hinweise und setzt sie in einen größeren Kontext. Die Diskussion und das Literaturverzeichnis runden die Arbeit ab.
Welche Bedeutung haben Empathie und Resonanz in der Pflege von Menschen im Wachkoma?
Empathie und Resonanz spielen eine entscheidende Rolle für gelungene Kommunikation. Die Arbeit betont die Notwendigkeit, die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Betroffenen zu erkennen und zu berücksichtigen, sowie deren Würde zu achten.
Wie wirkt sich der biomedizinische Ansatz auf die Kommunikation aus?
Ein defektorientierter biomedizinischer Ansatz kann die Kommunikation negativ beeinflussen, indem er die menschliche Würde und das Potenzial zur Kommunikation ignoriert. Die Arbeit warnt vor den Gefahren dieser Verdinglichung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Wachkoma, Syndrom reaktionsloser Wachheit, Kommunikation, Pflege, Empathie, Resonanz, Reziprozität, Dialog, Verdinglichung, Biomedizinischer Ansatz, Wiederbefähigung, Soziale Teilhabe, Begegnung.
Welche Definitionen von Wachkoma und Kommunikation werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf die Definition des Wachkomas nach Calvet und Coll (1959) und die Unterscheidung zwischen traumatisch und nicht-traumatisch bedingtem Wachkoma (Steinbach, Donis 2011). Die Definition von Kommunikation nach Spitz (1985) und die Behandlungsphasen nach Blumenthal (1996) werden ebenfalls berücksichtigt.
- Citation du texte
- Benjamin Schmidt (Auteur), 2016, Kommunikation mit Komapatienten. Gelingen oder Misslingen der Kommunikation bei der Diagnose Wachkoma in der Rehabilitationsphase F, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337753