Öffentliche Auftraggeber (öAG) tragen einen bedeutsamen Anteil an allen Investitionen in einer Volkswirtschaft, im gemeinsamen europäischen Binnenmarkt wie auf nationaler Ebene. Mit der Vergabe von Bau- und Dienstleistungen und den Bezug von Sachgütern durch öAG werden nicht nur die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinflusst und wettbewerbsrelevante Rahmenbedingungen auf den Märkten gesetzt. Ebenso können die wirtschaftlichen Grundlagen von Unternehmen, die über ihre Lieferungen und Leistungserstellung für öAG einen mehr oder weniger hohen Umsatz generieren respektive Gewinn erzielen, von der öffentlichen Auftragsvergabe betroffen sein.
Aufgrund dieser Bedeutung wurde bereits ein Projektbericht zum Thema „Öffentliche Aufträge auf der Grundlage des nationalen und europäischen Vergaberechts – Chancen und Risiken für den deutschen Mittelstand“ angefertigt. Hier wurde der Status Quo und die Auswirkungen von bestehenden Regelungen zur öffentlichen Auftragsvergabe auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) differenziert beschrieben. Dabei wurden allgemeine Aspekte (etwa Auftragsvolumina, E-Vergabe, Zahlungsmoral der öffentlichen Hand usw.) ebenso beschrieben wie spezifische Anforderungen und Resultate auf nationaler und europäischer Ebene. Das Ergebnis des Projektberichts deutet darauf hin, dass mit der öffentlichen Auftragsvergabe für KMU verbundene Chancen die bestehenden Risiken zum Teil kompensieren, und insgesamt positive Effekte des nationalen und europäischen Vergaberechts für KMU zu erwarten sind.
Das Anliegen der nun vorzunehmenden Untersuchung ist, ob sich dieser vorläufige Befund in der Praxis überhaupt bestätigen lässt. Es fällt nämlich auf, dass bei der öffentlichen Auftragsvergabe oftmals eher Großunternehmen zum Zuge kommen, obgleich KMU – in nationaler wie in europäischer Abgrenzung – die überwiegende Organisationsform von Unternehmungen ist. Um diese Unterrepräsentanz von KMU bei Auftragsvergabe zu vermindern, sind auf nationaler wie auf europäischer Ebene eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden, mit denen KMU bei den öffentlichen Auftragsvergaben unterstützt werden sollen. In diesem Kontext ist auch auf die Novellierung der Bestimmungen im europäischen Binnenmarkt über die öffentliche Auftragsvergabe zu verweisen, die derzeit in den Mitgliedsstaaten implementiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen und Konzepte
- 2.1 KMU – Bestimmung und Abgrenzungen
- 2.2 Vergaberecht/Vergabeordnungen
- 2.3 Öffentliche Auftragswesen/Auftraggeber
- 3 Systematik und Rechtsgrundlagen der öffentlichen Auftragsvergabe in Deutschland
- 3.1 Bestimmungen des Vergaberechts
- 3.2 Vergabeverfahren
- 4 Öffentliche Auftragsvergabe und KMU im europäischen Rahmen
- 4.1 Vereinheitlichung der Regelungen auf dem Weg zum gemeinsamen Binnenmarkt
- 4.2 Novellierung der Bestimmungen zur öffentlichen Auftragsvergabe
- 4.2.1 Vereinfachung und Transparenz
- 4.2.2 E-Vergabe
- 4.2.3 Lebenszykluskosten - Innovation
- 5 Nationales und europäisches Vergaberecht in der Praxis: Ergebnisse einer Befragung von KMU-Beratungsstellen
- 5.1 Methodisches Vorgehen
- 5.1.1 Das Experteninterview als Forschungsmethode
- 5.1.2 Auswahl der Experten – Beschreibung des Sample
- 5.1.3 Principal - Agent - Problematik
- 5.2 Ergebnisse
- 5.2.1 Potentiale für KMU
- 5.2.2 Hemmnisse für KMU
- 5.2.3 Gesamteinschätzung
- 5.1 Methodisches Vorgehen
- 6 Handlungsempfehlungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelor-Arbeit untersucht die Potentiale und Hemmnisse der öffentlichen Auftragsvergabe für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus der Perspektive von Experten der Auftragsberatungsstellen. Ziel ist es, die aktuelle Situation der KMU-Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen zu analysieren und Handlungsempfehlungen für eine verbesserte KMU-Partizipation zu entwickeln.
- Die Bedeutung des öffentlichen Auftragswesens für die Wirtschaft
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen der öffentlichen Auftragsvergabe
- Die Herausforderungen und Chancen für KMU bei der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen
- Die Rolle von Auftragsberatungsstellen bei der Unterstützung von KMU
- Potentiale und Hemmnisse für KMU in der öffentlichen Auftragsvergabe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der öffentlichen Auftragsvergabe an KMU ein und erläutert die Relevanz des Themas. Kapitel 2 beleuchtet die grundlegenden Konzepte und Definitionen von KMU, Vergaberecht und öffentlichem Auftragswesen. Kapitel 3 behandelt die Systematik und Rechtsgrundlagen der öffentlichen Auftragsvergabe in Deutschland. Kapitel 4 untersucht die europäische Perspektive der öffentlichen Auftragsvergabe und die Bedeutung der Vereinheitlichung von Regelungen. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse einer Befragung von KMU-Beratungsstellen, die wichtige Erkenntnisse über die Potentiale und Hemmnisse für KMU in der Praxis liefern. Kapitel 6 beinhaltet Handlungsempfehlungen, die auf den gewonnenen Erkenntnissen basieren und die KMU-Partizipation an der öffentlichen Auftragsvergabe verbessern sollen.
Schlüsselwörter
Öffentliche Auftragsvergabe, KMU, Potentiale, Hemmnisse, Auftragsberatungsstellen, Vergaberecht, E-Vergabe, Lebenszykluskosten, Experteninterviews, Handlungsempfehlungen
- Citation du texte
- Guido Kück (Auteur), 2015, Öffentliche Auftragsvergabe an kleine und mittlere Unternehmen. Potentiale und Hemmnisse aus Expertensicht der Auftragsberatungsstellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337932