Diagnose und Therapie von Dyskalkulie


Term Paper (Advanced seminar), 2003

30 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Dyskalkulie- Therapie
1. Dyskalkulie – Was ist das?
2. Aktuelle Forschungsbefunde
3. Diagnose
3.1 Ursachen
3.2 Symptome und Erscheinungsbild
3.2.1 Mengen- und Zahlenvorstellung
3.2.2 Zahlen schreiben und Zahlen lesen
3.2.3 Zahlenreihe
3.2.4 Stellenwertsysteme
3.2.5 Schwierigkeiten im Umgang mit Rechenoperationen
3.2.6 Schwierigkeiten beim Einmaleins
3.2.7 Schwierigkeiten beim Lösen von Sachaufgaben
3.2.8 Weiter Schwierigkeiten
3.2.9 Die häufigsten Sekundärsymptome der Dyskalkulie nach Erfahrung von Ramacher-Faasen
3.3 Dyskalkulie Diagnostik
4. Therapie
4.1 Präventive Maßnahmen
4.2 Wie Eltern helfen können
4.3 Pädagogische Hilfen
4.4 Dyskalkulietherapie
4.4.1 Die Beschäftigung mit Mathematik kann Spaß machen
4.4.2 Die Hausaufgaben kann man selbständig bewältigen
4.4.3 Ablauf der Therapiestunde
4.5 Therapeutische Materialien
4.6 Körperarbeit zur Förderung von Dyskalkulenikern

III.Schluß

Literaturverzeichnis

Hauptseminararbeit

Zum Thema:

Dyskalkulie

Therapie

I. Einleitung

„Was ist denn Dyskalkulie?“ So oder so ähnlich lauteten die Kommentare, wenn ich Freunden, Verwandten oder Bekannten erzählt habe, dass ich eine Hausarbeit über Dyskalkulie schreibe. Bei meinen Erklärungen viel dann auch schnell das Wort Legasthenie. Mit diesem Begriff hatten die wenigsten Probleme, damit konnten sie etwas anfangen. Mit Dyskalkulie dagegen nicht. Kein Wunder. Über Legasthenie gibt es einer Reihe von Büchern und auch in den Medien ist es immer wieder Thema. Dyskalkulie dagegen ist noch weitgehend unbekannt. Es gibt kaum Forschung und die Veröffentlichungen dazu sind spärlich. Doch was ist nun Dyskalkulie? In dieser Arbeit möchte ich zunächst einen groben Überblick über Dyskalkulie geben, was versteht man darunter, wie sind die Symptome und wie lässt es sich diagnostizieren. Meinen Schwerpunkt richte ich dann auf Therapiemöglichkeiten.

II. Dyskalkulie - Therapie

1. Dyskalkulie - Was ist das?

Wie ich bereits in der Einleitung erwähnt habe, hat Dyskalkulie noch nicht den Bekanntheitsgrad den Legasthenie hat. Trotzdem ist Dyskalkulie eine international diagnostisch anerkannte Entwicklungsstörung, die im Katalog der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen ist: „Rechenstörung: Beeinträchtigung von grundlegenden Rechenfertigkeiten. Diese Störung beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Deffizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden.“ (Steeg, 2002)

Für Dyskalkulie gibt es viele Synonyme. Häufig werden auch die Begriffe Rechenstörung oder Rechenschwäche gebraucht. Das Wort Dyskalkulie dagegen bildet das sprachliche Gegenstück zur Legasthenie. Die Vorsilbe „dys“ bedeutet eine Störung der normalen Funktionen. Akalkulie weist auf eine Unfähigkeit zum Rechnen mit Zahlen hin (vgl. file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.66)

Es gibt zahlreiche Definitionen von Dyskalkulie, die mir aber nicht alle geeignet erscheinen, da viele Definitionen von einer Intelligenzabhängigkeit der Rechenschwäche ausgehen. Es wurde aber nachgewiesen, dass dies nicht der Fall ist. Kinder die an Rechenschwäche leiden bringen häufig in anderen Fächern durchschnittliche bis gute Leistungen. Die Definition von Ortner (2000) verdeutlicht dies: „ Rechenschwäche ist gekennzeichnet durch anhaltende Schwierigkeiten im Erfassen rechnerischer Sachverhalte, im Umgang mit Zahlen und in der Bewältigung von Rechentechniken. Dabei kann man unterscheiden zwischen einer Rechenschwäche im Rahmen einer vorhandenen allgemeinen Schulleistungsschwäche und einer - isolierten - bzw. speziellen Rechenschwäche (Dyskalkulie) bei sonst durchschnittlicher bis überdurchschnittlicher Begabung und entsprechenden Leistungen“ (Ortner & Ortner, 2000, S.385)

Eine Definition, die von Wolfensberger stammt, beinhaltet, dass es „soviele verschiedenen Rechenschwächen“ gibt „als es Rechenschwache Kinder gibt. Keine gleicht exakt der anderen. Die Rechenschwäche ist ein abstrakter Sammelbegriff. Im konkreten Fall haben wir es mit individuellen Rechenschwäche eines bestimmten Schülers zu tun“ (http:home.t-online.de/home/fred.steeg/resi.htm, 2003, S.10)

2. Aktuelle Forschungsbefunde

Erst seit den letzten zwei Jahrzehnten beschäftigt sich die Wissenschaft, d.h. Psychologie, Pädagogik, Medizin, intensiver mit dem Phänomen der Rechenstörung. Demzufolge liegen sehr wenige aktuelle Befunde und Untersuchungen zu diesem Teilgebiet vor.

Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr Kinder von Dyskalkulie betroffen sind als vermutet. Nach Untersuchungen der Charité Berlin muss bei 6.6 % der Grundschüler von einer vorliegenden Rechenschwäche ausgegangen werden. Bemerkenswert dazu ist, dass im Vergleich nur 5% der Grundschüler an Legasthenie leiden (vgl.: http://www.ztr-rechenschwaeche.de download/inforechen.pdf, 1.10.2003) In vielen Fällen wird Dyskalkulie nicht diagnostiziert und bleibt deshalb unbehandelt. Es muss davon ausgegangen werden, dass es eine große Zahl an Betroffenen gibt, die keine Förderung erhalten bzw. erhalten haben.

Im März 1999 führte Kristin Krajewski, Dipl.-Psych., an der Universität in Würzburg eine Längsstudie durch, mit dem Ziel, geeignete Vorhersagen zu finden, mit denen man schon bei Kindergartenkindern den Erfolg im Mathematikunterricht der Grundschule hinreichend gut vorhersagen kann. Es wurden die verschiedenen kognitiven, zahlenrelevanten Fähigkeiten untersucht. Der „Deutsche Mathematiktest für erste Klassen“ (DEMAT 1+) war im Jahr 2000 das erste Ergebnis der Untersuchung. Ein Jahr später erschien der DEMAT 2+. Es wurde festgestellt, dass wie gut ein Kind in der ersten und zweiten Klasse den Mathematikstoff beherrscht, maßgeblich durch das mengen- und zahlenbezogene Vorwissen bestimmt wird.

„Folgendes Vorwissen ist von entscheidender Bedeutung:

- Fähigkeit zur Sereation (ein Element in eine vorgegeben Reihe einorden)
- Mengenvergleiche (erkenne, dass die Zahl einer Menge nicht durch deren räumliche Ausdehnung gekennzeichnet ist)
- Zahlenwissen (wie die Kenntnisse der Zahlenbilder bis 10 und das Zuordnen von Zahlbildern zu akustisch vorgegebenen Zahlen im Zahlenraum bis 20)
- Zählfertigkeiten (wie vorwärts und rückwärts zählen, Vorgänger und Nachfolger von Zahlen bestimmen)
- Erste Rechenfertigkeiten im Umgang mit konkreten Material“ (file://tmp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.13)

Es zeigte sich, dass diese fünf im Kindergarten erfassten Fertigkeiten, ein bzw.

zwei Jahre später mehr Vorhersagekraft in der Mathematikleistung besaßen, als

die Intelligenz der Kinder. (vgl. file://tmp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.12/13)

3. Diagnose

Für die Diagnose von Dyskalkulie muss man wissen, dass es die eine Ursache nicht gibt. Die Ursachen, die zu Dyskalkulie geführt haben sind bei jedem Kind anders. Erst auf diesem Hintergrund kann eine ausführliche Diagnostik durchgeführt werden.

3.1 Ursachen

In der Wissenschaft herrscht weitgehend Einstimmigkeit, dass es die eine Ursache für Dyskalkulie nicht gibt. Es ist ein multikausales Geflecht von Faktoren. Die Faktoren liegen sowohl im Kind selbst, wie auch in der Umwelt des Kindes. „Für Schwierigkeiten beim Rechenlernen ist stets ein individuell gelagertes Ursachengeflecht verantwortlich, wobei die Annahme, dass ausschließlich Begabungsmangel oder Teilleistungsschwäche ursächlich ist, ebenso unzutreffend wäre wie die Verabsolutierung außerindividueller Faktoren (schulisches Umfeld, Stoff, Eltern…). (Ganser, 1995, S.7) Demzufolge unterscheidet man primäre Ursachen (Organische Bedingungen, die genetisch erworben wurden bzw. prä- oder perinatal) von sekundären (nicht Organische).

Die Faktoren stehen meist in Wechselbeziehung zueinander.

3.2. Symptome und Erscheinungsbild

Wichtig für die Diagnose ist es zuerst einmal die Symptome, die das Kind zeigt zu beobachten. Erste Symptome können sich schon im frühen Kindesalter zeigen, besonders wenn das Kind z.B. an Wahrnehmungsschwierigkeiten leidet. Viele Schwierigkeiten sind nicht gleich in den ersten Schuljahren zu erkennen, da die Kinder oft effektive Kompensationsstrategien entwickeln. Solch eine Kompensationsstrategienist z.B. dass das Kind zählend rechnet oder Aufgaben auswendig lernt. Doch je mehr Stoff dazu kommt oder je schwieriger die Aufgaben werden, desto mehr Probleme haben sie. Im folgenden möchte ich eine Reihe von Symptomen auflisten. Zeigt ein Kind mehrer dieser Symptome sollte man stutzig werden und eine Diagnostik durchführen lassen.

3.2.1 „Mengen- und Zahlenvorstellung

- 1:1 - Zuordnung, d.h. ein Gegenstand wird nicht mit einer Zahl gleichgesetzt: 5 Gegenstände, aber das Kind zählt nicht bis 5
- Kind muss Mengen anfassen beim Zählen, um Anzahl nennen zu können
- keine klare Mengenvorstellung (Menge kann nicht gedacht werden)
- Kodierungsschwierigkeiten (Übersetzung von Zahlwort - Ziffer - entsprechender Mengenrepräsentation gelingt nicht)

Mengen im Zahlenraum bis 4 oder 5 können nicht simultan erfasst werden

(….)“ (file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S. 5-6)

3.2.2 „Zahlenschreiben und Zahlen lesen

- Zahlen und Symbole werden falsch geschrieben (Ortner / Ortner, 1995)
- Einzelne Ziffern werden seitenverkehrt geschrieben: aus 3 wird E
- Zahlen werden verdreht: aus 32 wird 23 (Schreibung richtet sich nach der Sprechweise.
- Zahlen werden lautgetreu geschrieben: 800090011 statt 8911
- Zahlen, die sich in der Form ähneln, werden verwechselt: 9/6; 8/3; 6/8.
- Schwierigkeiten beim Zuordnen von Zahlwörtern zu vorgegebenen Zahlen“ (file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.6)

3.2.3 „Zahlenreihe

- In schweren Fällen werden bereits Fehler beim Vorwärtszählen gemacht, besonders aber beim Rückwärtszählen.
- Das Weiterzählen ab einer zweistelligen Zahl ist nicht möglich
Vorgänger und Nachfolger - besonders von zwei- oder mehrstelligen Zahlen - sind nicht bestimmbar.
- Zahlenstrahl wird nicht verstanden und kann daher auch nicht genutzt werden.
- Schwierigkeiten beim Vergleichen und in Beziehung setzten von Mengen und Zahlen
- Zahlen werden benutzt, ohne mit der Position im Zahlenraum verknüpft zu werden. „(file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.6)

3.2.4 „Stellenwertsysteme

- Die Bestimmung von Nachbarzahlen fällt schwer (insbesondere bei Überschreitung des Zehners oder Hunderters).

- Der Zehner- Hunderter-, Tausenderübergang macht Probleme (möglicher Fehler: 199+1= 1000)
- Keine Einsicht in das Dezimalsystem mit seinen Stellenwerten (Zehnerbündelung und Einer)
- Jede Ziffer wird gleich behandelt, egal, an welcher Stelle sie steht.
- Rechenschwache Schüler sind nicht in der Lage, das Zehnersystem als Ordnungsprinzip zu erkennen und anzuwenden.

(…)“(file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S. 6-7)

3.2.5 „ Schwierigkeiten im Umgang mit Rechenoperationen

- Kind verrechnet sich häufig um 1.
- Vertauschung der Rechenzeichen, kein Verständnis der Rechenoperationen
- Schwierigkeiten bei Platzhalteraufgaben
- Kind kann keine Ergebnisse abschätzen.
- Schwierigkeiten mit der Null als Ziffer und Zahl
- zählendes Operieren: Kind kann sich beim Rechnen nicht von den Fingern lösen.
- Klammern an konkrete Zählhilfen, Kind kann Aufgaben nur zählend bewältigen.
- „Klappfehler“ (Wechsel der Rechenrichtung beim Zehnerübergang,

z.B. 62-7 = 65, weil 62-2 = 60, 60+5 = 65)“ (file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.7)

3.2.6 „Schwierigkeiten beim Einmaleins

- Kind zählt die Einmaleinsreihen (5, 10, 15, 20, …) immer wieder von „unten“ hoch, unter anderem mit Hilfe der Finger.
- Keine Sicherheit im Einmaleins trotz ständigem Üben“ (file://temp/wordview.IL4CVJ.htm, 2003, S.7)

[...]

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Details

Title
Diagnose und Therapie von Dyskalkulie
College
University of Augsburg  (Lehrstuhl für Psychologie)
Grade
2,0
Author
Year
2003
Pages
30
Catalog Number
V33838
ISBN (eBook)
9783638342186
File size
592 KB
Language
German
Keywords
Dyskalkulie
Quote paper
Melanie Öd (Author), 2003, Diagnose und Therapie von Dyskalkulie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33838

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