Vor- und Nachteile der Rekonstruktion als Methode der Denkmalpflege


Dossier / Travail de Séminaire, 2010

27 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1.0. Einleitung
1.1. Zwischen Denkmalpflege und Rekonstruktion-Hans Nadler
1.2. Definitionsklärung der B egriffe Rekonstruktion, Kopie, Wiederaufbau und Anastylose
1.3. Versuch einer Positionsbestimmung: Rekonstruktion und Denkmalpflege

2.0. Wesentliche Gründe gegen die Rekonstruktion als Methode in der Denkmalpflege
2.1. Wesentliche Gründe die für eine Rekonstruktion sprechen
2.2. Zusammenfassung der Rekonstruktionsdebatte
2.3. Befürwortung der Rekonstruktion bei Beachtung von Mindestanforderungen

3.0. Resümee

Inhaltsverzeichnis

1.0. Einleitung

Das Verhältnis zwischen Denkmalpflege und Rekonstruktion ist bis heute Gegenstand einer äußerst intensiven wie kontroversen Diskussion, in der sich die Standpunkte der Denkmalpfleger und die der Rekonstruktionsbefürworter zumeist unversöhnlich gegenüberstehen.

Dies ist nicht erstaunlich, scheinen doch die Gebiete der Rekonstruktion und Denkmalpflege im Prinzip keine Berührungspunkte zu haben. Allein die Gegenstandsbestimmung und daraus resultierende Zielsetzungen beider Aufgabengebiete scheinen sich auf den ersten Blick gegenseitig auszuschließen. Die Aufgabe der Denkmalpflege, die Bewahrung des Denkmalwertes eines Objekts1, basiert auf der pflegerischen Erhaltung dessen materieller Substanz, nach Artikel 14 der Charta von Burra.2 Ihr konkreter Gegenstand ist somit ein vorhandenes, materielles Objekt. Bei der Rekonstruktion hingegen kann das Objekt rein hypothetischen Charakter haben: Das Denkmal, welches durch den Prozess der Rekonstruktion erst hergestellt wird, ist hier im Gegensatz zum Gegenstand der Denkmalpflege gewissermaßen ein immaterieller Gegenstand, der erst im Zuge der Rekonstruktion zum tatsächlichen Objekt wird. In der Charta von Venedig wird das Denkmal als Zeugnis bezeichnet, das eine geistige Botschaft der Vergangenheit vermittelt.3 Allerdings wird in der Charta nicht explizit erwähnt, welche Beschaffenheit dieses Zeugnis haben muss, also ob es definitiv einen materiellen Hintergrund haben muss, oder ob es auch eine immaterielle Beschaffenheit haben kann, wie zum Beispiel eine Sprache, die nicht schriftlich fixiert ist.

Pointiert formuliert: Denkmalpflege befasst sich mit dem Denkmal als einem materiellen Gegenstand. Rekonstruktion befasst sich hingegen mit dem Denkmal als einem immateriellen Gegenstand. In diesen gegensätzlichen Ansprüchen von

Denkmalpflege und Rekonstruktion liegen die Gründe für die Debatte zwischen den

Denkmalpflegern und den Rekonstruktionsbefürwortern. Wobei anzumerken ist, dass sich unter den Rekonstruktionsbefürwortern auch Denkmalpfleger befinden. Ein wesentlicher Grund, warum sich die Denkmalpfleger um ihr materielles Erbe sorgen und es ablehnen, sich mit zerstörten oder vergangenen Denkmälern zu befassen, liegt in der sogenannten Authentizität der materiellen Hinterlassenschaften begründet. Die Definition des Authentizitätsbegriffes geht von einem umfassenden historischen Verständnis des Kulturdenkmals aus, das nicht nur seinen ursprünglichen Zustand, sondern auch die im Lauf der Zeit entstandenen Veränderungen am entsprechenden Objekt umfasst.4 Das wesentliche Argument für die Rekonstruktionsbefürworter ist die Wiederherstellung der verlorengegangenen

Erinnerung an das partiell oder völlig zerstörte Denkmal. In folgender Arbeit soll der Frage des Verhältnisses zwischen Denkmalpflege und Rekonstruktion nachgegangen werden. Als Ausgangspunkt soll dabei Hans Nadlers Position dienen, der als Denkmalpfleger wesentlicher Befürworter der Rekonstruktion war und dessen Auffassung zur Rekonstruktion im Gegensatz zur heute überwiegend vorherrschenden Denkmaltheorie steht. Anschließend sollen gängige Definitionen zu den Begriffen Rekonstruktion, Kopie, Wiederaufbau und Anastylose angesprochen werden, um die relevanten Punkte der Diskussion zu markieren und transparent zu machen. Auf dieser Basis soll nachfolgend das Für und Wider des

Rekonstruktionsgedankens erörtert werden, um zu einer Positionsbestimmung und einer abschließenden Bewertung zu gelangen.

1.1. Zwischen Denkmalpflege und Rekonstruktion-Hans Nadler

Hans Nadler s Auffassung zur Rekonstruktion steht im Gegensatz zur heute überwiegend vorherrschenden Denkmaltheorie. Die Position Hans Nadlers zum Thema Rekonstruktion ist im großen Maße auf die Bombardierung Dresdens durch die alliierten Bomberverbände am Ende des zweiten Weltkrieges zurückzuführen. 5

Zwischen 1955 und 1970 wurden viele im Krieg zwar beschädigte, aber durchaus

wiederaufbaufähige Baudenkmale hohen und höchsten Ranges rigoros beseitigt, zum Teil in Nacht- und Nebelaktionen:

In Dresden traf es die erhalten gebliebenen Barockfassaden der Großen Meißner Gasse oder der Rampischen Straße ebenso wie das Neustädter Rathaus und die Johanneskirche. Selbst die Sophienkirche als einziger mittelalterlicher Kirchenbau der Stadt fiel dem Abriss 1962 zum Opfer. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war die Sprengung der Leipziger Universitätskirche am 30. Mai 1968. Als wesentlichen Verdienst konnte Hans Nadler für sich beanspruchen, den Wiederaufbau des von Gottfried Semper erbauten Opernhauses und die Wiederherstellung der fast vollständig zerstörten Altstadtsilhouette (die mittlerweile zum krönenden Abschluss von der Kuppel der wiedererrichteten Frauenkirche überragt wird) eingeleitet zu haben. Die Wiederauferstehung der sächsischen Landeshauptstadt aus einem Trümmermeer ist zusätzlich gekennzeichnet durch die Rekonstruktion der teilweise nur noch aus Fassadenresten bestehenden Bauten des Zwingers, der katholischen Hofkirche, der Sempergalerie, des Japanischen Palais, des Neuen Rathauses sowie des Albertinums. Für den Wiederaufbau der Semperoper, des Schlosses und der Frauenkirche wurden Grundlagen geschaffen. 6 Mit der Aufnahme des Dresdner Elbtals in die UNESCO-Welterbe-Liste fanden diese Erfolge auch international die verdiente Anerkennung, Leider wurde dem Dresdner Elbtal der durch die Welterbe-Organisation der Titel wegen des Bau der Waldschlößchenbrücke wieder aberkannt.

Die durch den Krieg geschaffenen Tatsachen, führten dazu, dass sich für die Denkmalpflege eigentlich nur zwei Möglichkeiten eröffneten. Einerseits zu retten, was zu retten war und ansonsten Neuplanung gemäß den neuen Stadtplanungstheorien oder andererseits den Wiederaufbau der vorhandenen Ruinen und die Rekonstruktion von Totalverlusten ins Auge zu fassen. Andererseits hätte es noch eine Synthese aus Neuplanung und Rekonstruktion geben können. Da aber ein ideologischer Hintergrund für die Neuplanung von Seiten der Staatsführung existierte, der sich von vornherein dafür stand, dass Denkmalpflege und Rekonstruktion nur eine Nebenrolle (abgesehen von gewissen Prestigeobjekten, wie

z. B. Semperoper) spielen sollten, gab es auf den ersten Blick letzten Endes nur die

zwei oben erwähnten Möglichkeiten. Nadler gelang es auf erstaunliche Weise doch

zum Teil diese Synthese zu realisieren.

Für Nadler war es wichtig klarzustellen, dass die Identifizierung mit dem Denkmal sich nicht allein auf seine Materialität bezog, sondern auch auf das Bild, das es von sich aus auf den Betrachter projizierte.

Mit der Projektion eines Bildes auf den Betrachter durch das Denkmal ist folgendes gemeint: Das Material und die Struktur, die Ausschmückungen und die Erhaltung, sowie noch einiges andere rufen beim Betrachter allein noch keinen Aha-Effekt hervor, sondern es sind gewisse immaterielle Gründe, die sich zumeist im historischen Hintergrund manifestieren. Das Problem besteht nun im Folgenden: Dieser soeben erwähnte Effekt kann durch den historischen Hintergrund und die historische Materialität hervorgerufen werden, muss aber nicht, da auch eine Nachbildung die Historizität des verlorengegangenen Originals durch deren Form symbolisieren kann. Das heißt es muss nicht unbedingt ein Original vorhanden sein, um die Identifizierung des Betrachters mit dem Objekt zu verwirklichen. Ein weiterer Punkt besteht darin, dass nicht immer allein das Einzeldenkmal in der Lage ist, Zusammenhänge in der Gestaltung eines Ensembles oder eines Platzes ausreichend zu erklären. So dass Möglichkeiten gefunden werden sollten diese Lücken wieder zu schließen. Diese Lückenschließung kann durch eine Rekonstruktion durchgeführt werden, allerdings reichen auch Andeutungen aus um Zusammenhänge erkennen zu lassen. Jedenfalls sollte die Möglichkeit bestehen, Original von Nachbau zu unterscheiden.

Nadler ging davon aus, dass nicht allein das Einzeldenkmal, sondern das Ensemble (in der Stadt aus Stadtgrundriss und Silhouette bestehend) eine Differenzierung zwischen Außen- und Innenarchitektur ermöglichte und damit die Scheidung zwischen Idee und Ausführung als Argumentationsmöglichkeit gegen die Rekonstruktionskritiker schuf.7

Bevor wir jedoch das Verhältnis von Rekonstruktion zur rezenten Denkmalpflege betrachten, müssen wir den Begriff der Rekonstruktion selbst hinterfragen, indem wir ein paar Definitionen klären, die unabdingbar für eine Diskussion über dieses Thema notwendig sind.

1.2 Definitionsklärung der B egriffe Rekonstruktion, Kopie, Wiederaufbau

und Anastylose

Rekonstruktion wird bei Matthias Staschull, bezogen auf das Gebiet der Wand-und Deckenmalerei, als Imitation eines Kunstwerkes in all seinen Facetten definiert, dessen Wiederherstellung die Erinnerung an dasselbe ermöglichen soll. 8

Das heißt zusammengefasst, dass der eigentliche Sinn der Rekonstruktion allein darin besteht, ein Monument für das nicht mehr Vorhandene zu schaffen. Allerdings nicht nur oberflächlich, sondern bis in die letzte Schicht des ursprünglichen Kulturguts hinein. Bei Ursula Schädler-Saub wird Rekonstruktion in der wortwörtlichen Übersetzung als Wiederaufbau definiert, der, wenn er wissenschaftlichen Kriterien gerecht werden soll, auf umfangreiches Quellenmaterial verschiedener Gattungen zurückgreifen können muss. Anthropogene Faktoren, wie Krieg und dem Menschen nicht zurechenbare Faktoren wie Umweltkatastrophen können einen Wiederaufbau notwendig machen, allerdings sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass die Rekonstruktion kein direkter Ersatz für das verlorengegangene Denkmal sein kann.9

Allerdings ist es fraglich, ob eine Rekonstruktion tatsächlich eine Wiederherstellung eines ursprünglichen Zustandes ist, wenn ihr immer ein hypothetischer Charakter unterstellt wird. Denn zumindest in Fragmenten ist eine Rekonstruktion nicht hypothetisch, wenn genaue Maßangaben vorliegen, die natürlich auch nachvollziehbar sein müssen. Also stellt sich auch die Frage, ob der hypothetische Charakter nur auf die Gesamtrekonstruktion (bei Nadler

wäre dies der Fall), oder auch auf die einzelnen Teile der Rekonstruktion bezogen werden

soll. Wenn aber der Gesamtrekonstruktion tatsächlich ein hypothetischer Charakter unterstellt werden sollte, kann es nicht sein, dass es sich bei dieser Maßnahme um eine Wiederherstellung eines ursprünglichen Zustandes handelt, allenfalls um eine Annäherung an den früher vorhandenen Zustand in Form einer Hypothese.

Nach Enno Burmeister gibt es vier Kernforderungen, die an eine Rekonstruktion zu stellen wären: Der Standort der geplanten Rekonstruktion muss dem des ursprünglichen Originals entsprechen, die Rekonstruktion sollte maßstabsgerecht ausgeführt werden und zwar in der letzten vorhandenen Fassung, und zuletzt ist die Materialität zu beachten, also die Verwendung des Materials, welches auch beim Original verbaut wurde. Das Problem nach der Auffassung von Burmeister besteht darin, dass allein schon bei der Abweichung von einem der oben aufgeführten Punkte, die Rekonstruktion als eine solche nicht mehr bezeichnet werden kann.10

Da die Rekonstruktion gern in einen Topf mit dem Begriff Kopie geworfen wird, ist zu klären, ob beide tatsächlich deckungsgleich sind, oder ob es doch entscheidende Differenzen gibt: 11 Es wird schnell deutlich, dass eine Kopie mit einer Rekonstruktion wenig gemein hat. Der Grund liegt darin, dass der Rekonstruktion das Original fehlt. Das Original aus der Sicht des Historikers bedeutet für ihn die eigentliche Quelle. Nun besteht das Problem, dass die Quelle zumindest als Ganzes nicht mehr vorhanden ist, sondern höchstens in Resten. Das worauf sich also die Rekonstruktion beziehen kann, sind zum größten Teil Sekundärquellen (Pläne, Messbilder, Fotos, Beschreibungen etc.), die nicht den Anspruch eines baulichen Originals erheben können. Wenn wir also von der Rekonstruktion des Berliner und des Potsdamer Stadtschlosses sprechen, können wir also nicht von einer Kopie sprechen, da in beiden Fällen das Original durch Kriegseinwirkung und Abriss nach dem Ende des Krieges verloren ging. Allerdings kann nach Enno Burmeister dann von einer Kopie gesprochen werden, wenn zwei Punkte gegeben sind: Erstens der Verzicht auf die Übernahme der exakten Örtlichkeit

Burmeister, Enno (1997): Gedanken zum Begriff Rekonstruktion, in: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.): Rekonstruktion in der Denkmalpflege (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 57), Bonn, S. 16-17.

und zweitens der Verzicht von Material, welches auch beim Originalbau verwendet wurde.

Dies gilt seiner Ansicht auch dann, wenn das Original nicht mehr vorhanden ist und nur noch Pläne, Abbildungen und Beschreibungen von diesem existieren.12

Auch ist es in den beiden schon erwähnten Fällen nicht möglich von einem Wiederaufbau zu reden, da etwas vorhanden sein müsste um wiederaufgebaut zu werden. Vorhanden sind allenfalls Fragmente, die sich in gewissen Partien als eine Art Anastylose theoretisch wiederherstellen ließen, so dass man maximal von einem teilweisen Wiederaufbau sprechen könnte. Wo der Begriff Wiederaufbau (zu mindestens in größeren Teilen) zutreffend wäre, zeigt das Beispiel Frauenkirche in Dresden. Dort sind ca. 50 Prozent der vorhandenen Trümmerteile „wiederaufgebaut“ worden. Man spricht dort auch von einer sogenannten archäologischen Rekonstruktion, speziell von Maßnahmen einer Anastylose. Eine Anastylose bezeichnet die Zusammensetzung archäologischer Befunde, zumeist aus Stein, damit ihr Gesamtzusammenhang in einem Bauwerk wieder klar zu erkennen ist, wie zum Beispiel die Fassade der Celsusbibliothek in Ephesus, deren Originalteile wieder an ihren Originalort zurückgeführt wurden.

Nun stellt sich die Frage, ob eine Rekonstruktion auch eine Reproduktion sein kann. Reproduktion ist von seiner ursprünglichen Bedeutung her nichts anderes als eine Nachbildung. Nun stellt sich die Frage, worauf sich die Nachbildung bezieht. Auf das Original kann sie sich nicht beziehen, da es nicht mehr vorhanden ist. So sind nur noch die Pläne, Zeichnungen und Photos einschlägig, die als Vorbild für die Nachbildung dienen können. Insofern ist die Reproduktion für unser Thema nicht relevant.

Die abschließende Frage besteht darin, ob Wiederaufbau auch Rekonstruktion im ursprünglichen Sinn sein kann, oder ob es Unterschiede gibt. Schauen wir uns also die Definition des Wiederaufbaus nach Petzet einmal näher an.13

[...]


1 ICOMOS (1999): Charta von Burra, Charta von ICOMOS Australien über den denkmalpflegerischen Umgang mit Objekten von kultureller Bedeutung, Burra 19. August 1979 (in der Fassung von 1999), in: Leo Schmidt, Einführung in die Denkmalpflege (Darmstadt 2008), S. 156-161, Art. 2.2.

2 „Denkmalpflege kann, je nach Umständen, folgende Verfahren einschließen: Beibehaltung oder Neueinführung einer Nutzung; Beibehaltung von Assoziationen und Bedeutungen; Unterhalt, Konservierung, Restaurierung, Rekonstruktion, Anpassung und Vermittlung; und sie wird üblicherweise mehr als eines dieser Verfahren enthalten.“; Ebenda, Art. 14.

3 ICOMOS (1992): Charta von Venedig, Internationale Charta über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles (Denkmalbereiche), Venedig, 25.-31. Mai 1964 (in der Fassung von 1989), in Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.): Denkmalschutz. Texte zum Denkmalschutz und zur Denkmalpflege (=Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. X), München, S. 45-49, Präambel.

4 Vgl., Schädler-Saub, Ursula (2006): Konservierung, Restaurierung, Instandsetzung, in: Martin, Dieter J.; Krautzberger, Michael (Hrsg.), Handbuch Denkmalschutz und Denkmalpflege, D. VI, München, S. 231.

5 „Wer nach 1945 in Dresden erlebt hat, wie 18 Millionen Kubikmeter Steine auf die Halde gefahren wurden, der hängt an jedem alten, noch auf seinem Platz stehenden Stein. Monumente stiften Identität dafür haben Denkmalpfleger zu wirken.“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Schon als Junge war er fasziniert von historischen Bauten, 05.09.1998.

6 Vgl., Helbig, Jochen (1997): Hans Nadler, in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.) Denkmalpflege in Sachsen 1894-1994,Weimar, S. 51.

7 Vgl., Brandt, 2003, S. 275.

8 „Das Spektrum der Varianten, die unter der Bezeichnung Rekonstruktion firmieren, reicht von der formalen und farblichen Andeutung des Bildes bis hin zur „originalgetreuen Wiederherstellung“ des Zerstörten und zeigt die Unschärfe des Begriffs. Wenn hier von Rekonstruktion die Rede ist, so ist damit eine Nachschöpfung des Kunstwerks als Ersatzform für das Verlorene und als Erinnerung an das Vergangene gemeint. (...) Eine Rekonstruktion, die ein Höchstmaß an Informationen über das Vorbild vermitteln möchte, wird sich nicht auf die Übernahme von Form, Maß, Kolorit beschränken, sondern auch den Aufbau und die Oberflächengestaltung nachvollziehen.“, Staschull, Matthias (2008): Rekonstruktion von Wand-und Deckenmalereien an ausgewählten Beispielen in bayerischen Schlössern, in: Wege für das Berliner Schloss/ Humboldt-Forum, Wiederaufbau und Rekonstruktion zerstörter Residenzschlösser (19452007),Regensburg, S. 233-234. in Deutschland und Europ a(19452007),Regensburg, S. 233-234.

9 „Rekonstruieren (vom französischen „reconstruire“) heißt wieder aufbauen. Die wissenschaftlich fundierte Rekonstruktion eines nicht mehr existierenden Objektes setzt voraus, dass sein ehemaliges Aussehen durch Bild und Schriftquellen gesichert ist (z. B. durch historische Fotografien und Beschreibungen). Die Notwendigkeit, ein verlorenes Denkmal zu rekonstruieren, ist im Allgemeinen in der geschichtlichen Situation begründet (z. B. Kriegszerstörungen, Verluste durch Naturkatastrophen u.a.). Eine Rekonstruktion kann kein Ersatz für ein verlorenes Denkmal sein, sie kann jedoch an dieses erinnern. Sinnzusammenhänge werden in Annäherung wieder erfahrbar.“, Schädler-Saub, Ursula (2006): Konservierung, Restaurierung, Instandsetzung, in: Martin, Dieter J.; Krautzberger, Michael (Hg.), Handbuch Denkmalschutz und Denkmalpflege, D. VI, München, S. 229.

10 Burmeister, Enno (1997): Gedanken zum Begriff Rekonstruktion, in: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.): Rekonstruktion in der Denkmalpflege (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 57), Bonn, S. 16-17.

11 „Kopieren (vom mittelateinischen „copiare“) heißt nachbilden eines bestehenden Originals. Die Kopie ist detailgerecht, maßstabs- und formgetreu, gegebenenfalls auch im selben Material des Originals ausgeführt. In der Vergangenheit wurden Kopien vor allem zu didaktischen Zwecken angefertigt (z. B. Abgusssammlungen), heute dienen sie meist dem Schutze des Originals: Falls die Sicherheit und der substantielle Fortbestand eines Objektes am originalen Platz nicht mehr gewährleistet sind, kann es an einen sicheren Ort gebracht und in situ durch eine Kopie ersetzt werden. Der originale Zusammenhang, z. B, bei einer Skulptur in einer barocken Parkanlage bleibt so durch die Kopie ablesbar und das Denkmal selbst ist vor Witterungseinflüssen, Vandalismus u. Ä. geschützt. In der Praxis ist es allerdings oft schwierig, einen konservatorisch und ästhetisch geeigneten Aufstellungsort für ein ausgebautes Original zu finden.“, Ebenda, S. 16-17.

12 Burmeister, Enno (1997): Gedanken zum Begriff Rekonstruktion, in: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.): Rekonstruktion in der Denkmalpflege (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 57), Bonn, S. 16-17.

13 „Mit diesen Beispielen sind wir beim Wiederaufbau von Baudenkmälern nach Katastrophen und kriegerischen Ereignissen, ein Vorgang, der, unabhängig von rein denkmalpflegerischen Überlegungen, auch in vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden nur selten ein sozialer Neubeginn war, da man, schon aus rein wirtschaftlichen Gründen des sparsamen Umgangs mit vorhandenem Material, an das noch Vorhandene anknüpfte, zum Teil tatsächlich „rekonstruierte“, wie etwa das Beispiel der von den Hugenotten gesprengten Kathedrale von Orleans zeigt. Dabei hat Wiederaufbau, wie bereits oben angedeutet, ganz andere„Dimensionen“ als ein bloßes Rekonstruieren auf sozusagen wissenschaftlich- intellektueller Basis. Wiederaufbau der ganz oder halb zerstörten Denkmäler, vor allem der „Monumentalbauten“, in denen die Geschichte einer Stadt oder einer Nation sichtbar verkörpert ist, kann ein Akt der politischen Selbstbehauptung sein, für die Bewohner in gewissem Sinne genauso lebensnotwendig wie „das Dach über dem Kopf“, also ein Vorgang, bei dem die Denkmalpflege nicht als verursachende und bestimmende Kraft agiert. Voraussetzung ist natürlich der „Wiederaufbauwille“ der Generation, die die Verluste noch schmerzlich empfindet. (...) Doch nur am historischen Ort, „an seinem Platz“, kann dassozusagen auf alten Fundamenten des Denkmals wieder errichtete Bauwerk auch die von der Katastrophe verschonten Reste historischer Substanz soweit als irgend möglich integrieren, samt den etwa geretteten Ausstattungsstücken, die dann wieder ganz selbstverständlich ihren alten Platz einnehmen. Dazu gehört eigentlich auch, dass der Wiederaufbau, wenn irgend möglich, auf die Situation des Baudenkmals vor der Zerstörung zurückgreifen sollte – soweit man die Lücke tatsächlich schließen und nicht gerade durch die Katastrophe eingetretenen Bruch verkörpern will.“, Petzet, 1993, S. 88-89.

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Vor- und Nachteile der Rekonstruktion als Methode der Denkmalpflege
Université
European University Viadrina Frankfurt (Oder)  (Kulturwissenschaften, Professur für Denkmalkunde)
Cours
Aufgaben, Arbeitsfelder und Methoden der Denkmalpflege,
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
27
N° de catalogue
V338575
ISBN (ebook)
9783668281370
ISBN (Livre)
9783668281387
Taille d'un fichier
531 KB
Langue
allemand
Mots clés
vor-, nachteile, rekonstruktion, methode, denkmalpflege
Citation du texte
Rüdiger Renisch (Auteur), 2010, Vor- und Nachteile der Rekonstruktion als Methode der Denkmalpflege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338575

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