Zehn Thesen zur Willensfreiheit bei Geert Keil


Hausarbeit, 2016

21 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärung / Definitionen
2.1 Willensfreiheit
2.2 Determinismus
2.2.1 Laplacescher Dämon
2.3 Kompatibilitismus
2.4 Inkompatibilitismus
2.4.1 Harter Determinismus
2.4.2 Libertarismus
2.5 Schema der Standartpositionen

3. Zehn Thesen zur Willensfreiheit
3.1 Erste These
3.2 Zweite These
3.3 Dritte These
3.4 Vierte These
3.5 Fünfte These
3.6 Sechste These
3.7 Siebte These
3.8 Achte These
3.9 Neunte These
3.10 Zehnte These

4 Resümee

Literaturliste

1 Einleitung

„Je gründlicher man über ein Problem nachdenkt, desto kompli-zierter wird es. Das Freiheitsproblem ist ein klassisches Beispiel dafür.“ Dies sagt Geert Keil im Vorwort seines Werkes „Willens-freiheit und Determinismus“ (2009, 8), welches auf seiner bereits 2007 veröffentlichten Monografie „Willensfreiheit“ basiert.

Eigentlich wäre es so einfach, sähe man es als Entweder-Oder-Frage: Gibt es einen freien Willen oder ist dieser determiniert? Um das Freiheitsproblem zu lösen, würde es ausreichend sein, zu klären, ob Determinismus wahr ist oder nicht, dass also die Dinge, die passieren, unabänderlich durch Anfangsbedingungen festgelegt und vorherbestimmt sind.

Doch diese scheinbar einfache Beantwortbarkeit der Frage kommt ohne weitere Klärung von Begriffen und Fragen nicht aus. Keil benennt diese mit Freiheit des Willens, Entscheidung, So-oder-anders-Können, alternative Möglichkeiten und Handeln aus einem Grund. Allein die Bestimmung von Determinismus erfordert eine Präzisierung durch Kausalität, Naturgesetzt, Notwendigkeit und Zufall (ebd.).

Keil sieht eine Verdrängung der klassischen Entweder-Oder-Frage des Freiheitsproblems durch die Vereinbarkeitsproblematik von Freiheit und Determinismus, d.h. ob diese einander ausschließen oder nicht. Dieser Vereinbarkeitsproblematik geht Keil in seinem Buch nach und mündet im Aufstellen von zehn Thesen. Dazu nimmt er einen klaren eigenen Standtpunkt ein.

Die vorliegende Hausarbeit wird sich mit den von Geert Keil aufgestellten zehn Thesen zur Willensfreiheit beschäftigen, wird versuchen, sie zu erklären und ihnen kritisch gegenüber zu stehen. Dazu sind eingangs Begriffserklärungen (Determinisimus, Willens-freiheit, Kompatibilitismus, Inkompatibilitismus, Libertarismus) nötig. Die Hausarbeit wird ein kritisches Resümee abschließen.

Ich möchte anmerken, dass ich aufgrund der besseren Lesbarkeit in dieser Arbeit auf eine geschlechterneutralisierende Formulierung verzichten werde. Die Textdarstellung erfolgt in männlicher Form, was jedoch keine persönliche Wertung des Autors wiederspiegelt.

2 Begriffsklärung / Definitionen

Zunächst bedarf es einer Klärung und Definition von Begriffen im Sinne Geert Keils, die für diese Arbeit grundlegend für ihr Verständnis sind. Sollte es nötig sein, werden präzisere Spezifikationen in den Erklärungen der Thesen im weiteren Verlauf der Arbeit erfolgen.

2.1 Willensfreiheit

Eine allgemein akzeptierte Definition von Willensfreiheit gibt es nicht. Wird allein das Wort betrachtet, und stellt man sich die Frage, wer oder was frei ist, so ist bei der Willensfreiheit der Wille des Menschen frei. Wird weiterhin gefragt, wovon und wozu der Mensch frei ist, stößt Keil auf die Unterscheidung zwischen zweierlei Freiheiten, der negativen und der positiven (vgl. Keil, 2009, 21).

Keil bezeichnet die Freiheit von etwas als negative Freiheit, z.B. Steuerfreiheit oder Schmerzfreiheit. Anders hingegen die Freiheit zu etwas, die als positive Freiheit bezeichnet wird, z.B. Redefreiheit oder Reisefreiheit. Dennoch meint Keil, dass der Unterschied der beiden Präpositionen von und zu eher eine Perspektivendifferenz ausdrückt als zwei wohlunterschiedene Arten von Freiheit (ebd. 22).

Willensfreiheit wird in der Philosophie oft von der Handlungs-freiheit unterschieden. Handlungsfreiheit ist die Freiheit, etwas zu tun oder zu lassen, was man will. Ein Mensch ist handlungsfrei, wenn er nicht durch äußeren Zwang daran gehindert wird, seinen Willen in die Tat umzusetzen. Anders hingegen die Willensfreiheit. Selbst durch äußeren Zwang, wie bei der Handlungsfreiheit, ist das Vermögen, einen Willen zu bilden, nicht zu verhindern. An einem Beispiel ausgedrückt hieße das, ein Gefangener im Gefängnis kann nicht durch die Kerkertür, da sie verschlossen wurde, dennoch vermag er, durch eben diese Tür zu wollen (selbst wenn sie verschlossen ist und er dies weiß).

Willensfreiheit ist die Freiheit zu wollen, was man will, wenn Handlungsfreiheit die Freiheit ist, zu tun, was man will. Dennoch müsste dann Willensfreiheit die Freiheit einschließen, etwas anderes zu wollen als man eigentlich will. Diese Frage, ob man sich aussuchen kann, was man will, wurde von vielen Philosophen kritisiert, z.B. von Hobbes, Locke, Tugenthat und Schopenhauer. Letzterer meinte (vgl. Schopenhauer, 1839, 542), man könne zwar tun, was man will, aber nicht wollen, was man will.

Wird jedoch das wollen können durch wählen oder entscheiden ersetzt, bekäme Willensfreiheit eine Bedeutung von Entscheidungs-freiheit und Wahlfreiheit. Keil meint, bei der Willensfreiheit geht es nicht um die Wahl einer ersten Neigung, sondern darum, was mit Neigungen weiter geschieht, die wir in uns haben. Ob also aus diese Neigung eine Entscheidung und schließlich eine Handlung wird. Keil stellt die Frage, ob sich Wünsche und Neigungen automatisch in Handlungen umsetzen, oder ob wir die Möglichkeit haben, innezuhalten und sie zu prüfen, und ob durch dieses Prüfen eine Entscheidung des Distanzierens möglich ist. Willensfreiheit wird also zur Freiheit des Entscheidens und des Wählens.

Keil plädiert in seinem Buch für einen fähigkeitsbasierten Begriff der Willensfreiheit (vgl. Keil, 2009, 24ff.). Dabei ist die entscheidende Frage, ob jeweils die Fähigkeit zur begründeten Willensbildung eingeschränkt ist oder nicht. Ob also Faktoren die Willensfreiheit tangieren, die es dem Menschen unmöglich machen, begründet seinen Willen zu bilden.

Keil zählt ebenso die Fähigkeit, seinen Willen in die Tat umzusetzen zu versuchen, zur Willensfreiheit hinzu. Dann ist Willensfreiheit auch die Fähigkeit zur überlegten hindernisüberwindenden Willensbildung und Willensumsetzung.

Das Festhalten am traditionellen Begriff der Willensfreiheit sieht Keil als gerechtfertigt, da es der einfachste Weg ist, einen Unterschied zur politischen Freiheit zu zeigen, die wiederum eine Unterart der Handlungsfreiheit ist. Dies kann, laut Keil, nicht hoch genug veranschlagt werden.

2.2 Determinismus

Determiniert leitet sich vom lateinischen terminare ab, und bedeutet abgrenzen oder bestimmen. Unter Transzendentalien (Eigenschaften, die allen Seienden zukommen) kennt die Philosophie auch das aliquid in der Formel omne ens est aliquid, was heißt: alles Seiende ist etwas, im Sinne von etwas Bestimmtes. Somit gilt auch: omne ens est determinatum; es existiert nichts Unbestimmtes.

Wird nun das Prinzip des zureichenden Grundes (alles hat einen Grund, weshalb es ist, entweder in sich oder in einem anderen) heran gezogen, lässt sich formulieren, dass alles durch etwas bestimmt ist, entweder durch sich selbst oder durch etwas anderes. Oder anders ausgedrückt hießes es, alles ist entweder selbst-bestimmt oder fremdbestimmt. Dies ist kein Determinismus.

Determinismus ist die Annahme, dass alles durchgängig fremd-bestimmt ist, im Sinne von Vorherbestimmtheit, so dass ausnahms-los jeder Zustand bis ins kleinste durch ihm vorhergehende Zustände festgelegt ist.

Bei Keil ist der universale Determinismus, dass der Lauf der Welt fixiert ist und dass somit zu jedem Zeitpunkt nur genau eine Zukunft möglich ist.

Der logische Determinismus hingegen sagt, dass Aussagen über zukünftig Geschehendes in der Gegenwart schon wahr sind und dass somit die Zukunft feststeht.

Der Fatalismus geht über den logischen Determinismus hinaus. Für den Fatalisten steht jede Zukunft fest und lässt sich nicht beeinflussen. Und weil dem so ist, ist jede Anstrengung im Hier und Jetzt zwecklos.

2.2.1 Laplacescher Dämon

Der Laplacesche Dämon vom Mathematiker Laplace ist ein Gedankenexperiment, dass die Annahme eines Determinismus weiterführt.

Laplace meint, wenn der Determinismus wahr ist, könnte ein superintelligentes Wesen die Zukunft mit beliebiger Genauigkeit voraus berechnen, wenn es den Momentanzustand des Universums und alle Naturgesetze kennt.

Laplace (1814, 1ff.) beschreibt den Dämon wie folgt: „Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Weltalls als die Wirkung seines früheren und als die Ursache des folgenden Zustands betrachten. Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen Augenblick all in der Natur wirkenden Kräfte sowie die gegenseitige Lage der sie zusammensetzenden Elemente kennte, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Größen der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der größten Weltkörper wie des leichtesten Atoms umschließen; nichts würde ihr ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit würden ihr offen vor Augen liegen.“

Keil kritisiert diesen Laplaceschen Dämon. Er sieht Schwierigkeiten darin, ob das gemeinte superintelligente Wesen, der Dämon, von dieser Welt und somit Teil dieser Welt ist. Denn wenn der Dämon Teil dieser Welt ist, führt dies zum Beobachterparadoxon. Denn ein Beobachter beeinflusst die festzustellenden Zustände, wenn er kausal mit der Welt interagiert. Sollte der Dämon aber kein Teil der Welt sein, wie sollte er dann aus ihr Informationen erhalten?

2.3 Kompatibilitismus

Das Vereinbarkeitsproblem ist die Frage, ob Willensfreiheit und Determiniertheit einander auschließen oder ob sie sich nicht aus-schließen (vgl. Keil, 2009, 10). „Dass sie es tun, ist eine still-schweigende Voraussetzung des traditionellen Freiheitsproblems“, so Keil (ebd.). Dieses traditionelle Problem würde sich auflösen, wenn sich Freiheit und Determiniertheit einander nicht ausschließen würden. Denn der Wille wäre dann zugleich frei und determiniert. Eben diese Vereinbarkeit von Freiheit und Determiniertheit wird Kompatibilitismus genannt.

2.4 Inkompatibilitismus

Der Inkompatibilitismus ist die Gegenposition zum Kompatibilitis-mus: Freiheit und Determiniertheit sind nicht miteinander vereinbar. Der Inkompatibilitismus unterscheidet sich bei Keil in zwei Varianten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Zehn Thesen zur Willensfreiheit bei Geert Keil
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
Philosophie
Autor
Jahr
2016
Seiten
21
Katalognummer
V338723
ISBN (eBook)
9783668285187
ISBN (Buch)
9783668285194
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Willensfreiheit, Thesen, Gert, Keil
Arbeit zitieren
Norman Franz (Autor:in), 2016, Zehn Thesen zur Willensfreiheit bei Geert Keil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338723

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