„Etwas Entsetzliches ist in mein Leben getreten!“ Diese Zeilen schreibt Nathanael an seinen Freund Lothar und legt sogleich das bedrückende Fundament des weiteren Verlaufs in E.T.A. Hoffmanns Nachtstück „Der Sandmann“. „Dunkle Ahnungen“ breiten sich „wie schwarze Gewitterwolken“ über ihn aus, „undurchdringlich jedem freundlichen Sonnenstrahl“ (S. 3). Das Hässliche erhält somit unmittelbar Einzug in die Erzählung und ist ein zentraler Bestandteil bis zum Tod des Protagonisten.
In dieser Seminararbeit soll herausgestellt werden, wie Hoffmann das Hässliche literarisch einsetzt und wann es auftaucht. Oberflächlich gesehen gibt es im Sandmann nur eine hässliche Figur: den Alchemisten Coppelius, dessen schreckliches Äußeres an mehreren Stellen beschrieben wird. Doch auch das Unheimliche oder die Automatenfrau Olimpia weisen in der Darstellung hässliche Elemente, die allesamt veranschaulicht werden sollen, auf.
Ein Fokus der Arbeit soll auch auf den verschiedenen Perspektiven der Betrachter liegen, gerade bei der Wahrnehmung der Puppe Olimpia. Während Nathanael sie nach Erhalt des Perspektivs schlichtweg vergöttert, löst sie bei seinen Freunden eher Befremden aus. Nathanael nimmt ohnehin im gesamten Verlauf der Erzählung die konträre Perspektive seines Gegenübers ein, man kann behaupten, dass er sich konsequent für die falsche Perspektive entscheidet und sein Tod am Ende unumgänglich ist.
Des Weiteren ist selbstredend auch die Figur des Coppelius/Coppola von großem Interesse. Allein seine äußere Erscheinung ist furchteinflößend. Durch seine zusätzliche Boshaftigkeit macht er Nathanael seit dessen Kindheit das Leben buchstäblich zur Hölle. In jede Katastrophe in Nathanaels Leben ist er aktiv involviert und auch sonst schwebt er wie ein böser Geist über (oder unter) ihm.
Das Motiv des Augenraubs soll abschließend anhand seiner Darstellungen im Text behandelt werden. Die Augen gelten seit der Antike als Spiegel der Seele und damit als das Kostbarste am Menschen. Die bedrohliche Vorstellung des Augenraubs zieht sich wie ein roter Faden durch den Text und soll hier beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Zu Struktur und methodischem Vorgehen
- 2. Die Ästhetik des Hässlichen – ein kleiner Überblick
- 3. Der hässliche Dämon Coppelius
- 4. Olimpia eine Frage der Perspektive
- 5. Der Augenraub
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die literarische Darstellung des Hässlichen in E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann". Das Hauptziel ist es, aufzuzeigen, wie Hoffmann das Hässliche einsetzt und wann es in der Erzählung auftritt. Dabei wird insbesondere auf die Rolle der Perspektive bei der Wahrnehmung des Hässlichen eingegangen.
- Die literarische Darstellung des Hässlichen bei E.T.A. Hoffmann
- Die Rolle der Perspektive in der Wahrnehmung des Hässlichen
- Die Figur des Coppelius/Coppola als Inbegriff des Hässlichen
- Das Motiv des Augenraubs als Symbol der Bedrohung
- Die Ästhetik des Hässlichen in der Literaturgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
1. Zu Struktur und methodischem Vorgehen: Diese Einleitung beschreibt den Ansatz der Arbeit. Sie legt dar, dass das Hässliche in "Der Sandmann" ein zentrales Thema ist, welches sich von Nathanaels anfänglichen "dunklen Ahnungen" bis zu seinem Tod zieht. Die Arbeit konzentriert sich auf die literarische Darstellung des Hässlichen durch Hoffmann, insbesondere bei den Figuren Coppelius und Olimpia, und auf die unterschiedlichen Perspektiven der Figuren. Der Augenraub wird als wichtiges Motiv angekündigt. Die Einleitung stellt die zentrale These auf, dass Nathanael konsequent die falsche Perspektive einnimmt, was zu seinem tragischen Ende führt.
2. Die Ästhetik des Hässlichen – ein kleiner Überblick: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Abriss der Geschichte der Ästhetik des Hässlichen in der Kunst. Es zeigt, wie das Hässliche historisch oft als Gegenpart des Schönen, als etwas Negatives und Destruktives betrachtet wurde, oft mit dem Bösen gleichgesetzt. Der Text skizziert die Entwicklung von einem dualistischen Weltbild in der Antike, wo das Hässliche als fester Bestandteil neben dem Schönen existiert, bis hin zur Romantik, wo eine Aufwertung des Hässlichen stattfindet. Der Einfluss von Denkern wie Platon, Aristoteles und Rosenkranz auf die Betrachtung des Hässlichen wird diskutiert, wobei der Fokus auf dem Wandel des ästhetischen Verständnisses und der zunehmenden Akzeptanz des Hässlichen als integraler Bestandteil der Kunst liegt.
Schlüsselwörter
E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, Ästhetik des Hässlichen, Perspektive, Coppelius, Olimpia, Augenraub, Unheimlichkeit, Romantik, Literaturanalyse.
Häufig gestellte Fragen zu "Der Sandmann" Seminararbeit
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert die literarische Darstellung des Hässlichen in E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann". Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie Hoffmann das Hässliche in der Erzählung einsetzt, wann es auftritt und welche Rolle die Perspektive dabei spielt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die literarische Darstellung des Hässlichen bei E.T.A. Hoffmann, die Rolle der Perspektive in der Wahrnehmung des Hässlichen, die Figur des Coppelius/Coppola als Inbegriff des Hässlichen, das Motiv des Augenraubs als Symbol der Bedrohung und die Ästhetik des Hässlichen in der Literaturgeschichte.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: 1. Zu Struktur und methodischem Vorgehen (Einleitung), 2. Die Ästhetik des Hässlichen – ein kleiner Überblick (historischer Kontext), 3. Der hässliche Dämon Coppelius (Figurenanalyse), 4. Olimpia eine Frage der Perspektive (Figurenanalyse und Perspektivwechsel), 5. Der Augenraub (Motiv-Analyse) und 6. Fazit (Zusammenfassung und Schlussfolgerung).
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These der Arbeit ist, dass Nathanaels falsche Perspektive konsequent zu seinem tragischen Ende führt. Die Arbeit untersucht, wie die Wahrnehmung des Hässlichen durch die Perspektive der Figuren beeinflusst wird.
Wie wird das Thema "Ästhetik des Hässlichen" behandelt?
Kapitel 2 bietet einen historischen Überblick über die Ästhetik des Hässlichen in der Kunst, beginnend von der Antike bis zur Romantik. Es wird der Wandel des ästhetischen Verständnisses und die zunehmende Akzeptanz des Hässlichen als integraler Bestandteil der Kunst diskutiert. Der Einfluss von Denkern wie Platon, Aristoteles und Rosenkranz wird beleuchtet.
Welche Rolle spielen die Figuren Coppelius und Olimpia?
Coppelius/Coppola verkörpert den hässlichen Dämon, während Olimpia ein Beispiel für die Frage der Perspektive und die Konstruierbarkeit des Hässlichen ist. Beide Figuren sind zentral für die Analyse der literarischen Darstellung des Hässlichen in der Erzählung.
Welche Bedeutung hat das Motiv des Augenraubs?
Der Augenraub wird als wichtiges Motiv betrachtet, das die Bedrohung und das Unheil in der Erzählung symbolisiert. Es ist ein zentrales Element der Analyse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, Ästhetik des Hässlichen, Perspektive, Coppelius, Olimpia, Augenraub, Unheimlichkeit, Romantik, Literaturanalyse.
- Quote paper
- Thomas Petrikowski (Author), 2016, Das Hässliche in E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338767