In der vorliegenden Arbeit geht es um die Klärung der Fragestellung, ob extrinsische (äußere) Belohnungsanreize (materielle Belohnung, soziale Annerkennung = Lob, kein Anreiz) die intrinsische Motivation (in der Person selbst gelegene Tendenz bzw. Motivation) Hilfeverhalten einer hilfsbedürftigen Personen gegenüber zu zeigen, beeinflusst.
Ab wann zeigen Kinder Hilfeverhalten, ist Hilfeverhalten ein Prädiktor für Kooperationsverhalten und untergraben extrinsische Belohnungssysteme die altruistische Hilfstendenz bei Kleinkindern? Die beiden ersten Fragestellungen versuchten die Wissenschaftler Felix Warneken und Michael Tomasello 2007 mit ihrer Studie „Helping and Cooperation at 14 Month of Age“ (2007) zu klären. Sie bildet die Grundlagen- und Vergleichsliteratur dieser Arbeit. Die letzte Fragestellung bildet den zentralen Schwerpunkt dieser Hausarbeit.
Diesem Themengebiet widmeten sich Warneken und Tomasello 2008 mit ihrer Studie „Extrinsic rewards undermine altrusistic tendencies of 20-month-olds“. Sie bildet die Referenzliteratur der nachfolgenden Ausführungen. Neben der Einleitung in den thematischen Hintergrund und den damit verbundenen Fragestellungen, folgt die Darstellung der Studie von Warneken und Tomasello (2008), dessen methodische Herangehensweise, die Ergebnisse der Studie und die Interpretation der Autoren. Abschließend wird die Studie auf potentielle Gefährdungen der Validität untersucht und eine Diskussion zu den Stärken und Schwächen der Arbeit sowie ein Bezug zur Forschungsarbeit (2007) hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Zusammenfassung
2. Einleitung in den theoretischen Hintergrund
3. Darstellung der Studie
3.1. Methode
3.2. Ergebnisse
3.3. Interpretation der Autoren
4. Methodenkritische Evaluation – Review
4.1. Statistische Schlussfolgerungsvalidität
4.2. Gefahren für die Interne Validität
4.3. Gefahren für die Konstruktvalidität
4.4. Gefahren für die externe Validität
5. Diskussion
6. Literatur
1. Zusammenfassung
Ab wann zeigen Kinder Hilfeverhalten, ist Hilfeverhalten ein Prädiktor für Kooperationsverhalten und untergraben extrinsische Belohnungssysteme die altruistische Hilfstendenz bei Kleinkindern? Die beiden ersten Fragestellungen versuchten die Wissenschaftler Felix Warneken und Michael Tomasello 2007 mit ihrer Studie „Helping and Cooperation at 14 Month of Age“ (2007) zu klären. Sie bildet die Grundlagen- und Vergleichsliteratur dieser Arbeit. Die letzte Fragestellung bildet den zentralen Schwerpunkt dieser Hausarbeit. Diesem Themengebiet widmeten sich Warneken und Tomasello 2008 mit ihrer Studie „Extrinsic rewards undermine altrusistic tendencies of 20-month-olds“. Sie bildet die Referenzliteratur der nachfolgenden Ausführungen. Neben der Einleitung in den thematischen Hintergrund und den damit verbundenen Fragestellungen, folgt die Darstellung der Studie von Warneken und Tomasello (2008), dessen , , methodische Herangehensweise, die Ergebnisse der Studie und die Interpretation der Autoren. Abschließend wird die Studie auf potentielle Gefährdungen der Validität untersucht und eine Diskussion zu den Stärken und Schwächen der Arbeit sowie ein Bezug zur Forschungsarbeit (2007) hergestellt.
2. Einleitung in den theoretischen Hintergrund
Die Idee des sozialen Austauschs postuliert, dass Menschen unbewusst oder bewusst, den Kosten und Nutzen einer Hilfsaktion abwägen. Im Vordergrund steht dabei zu helfen um die eigene positive Stimmung aufrecht zu halten, um eine negative Stimmung zu erhellen, oder gar einen materiellen Nutzen zu erhalten (Aronson, Wilson und Akert, 2009, S. 354). Helfen Menschen also nur, wenn sie selber einen erkennbaren Nutzen davon haben oder helfen sie auch ganz selbstlos, also altruistisch?
Dazu gibt es weitere Annahmen von denen im Nachfolgenden drei kurz aufgegriffen werden. Eine Überlegung nennt soziale Anerkennung als andere Form der Belohnung oder des Eigennutzes. Der Annahme der Reziprozitätsnorm untersteht das Prinzip, dass Individuen in der unbewussten Hoffnung helfen, selbst in einer Notsituation Hilfe zu erhalten (Aronson et al., 2009, S. 352). Es gibt aber auch Annahmen, die eine selbstlose Hilfe nicht ausschließen, nämlich immer dann wenn Empathie für eine andere Person aufgebracht werden kann (Aronson et al., 2009, S. 355).
Abgesehen von diesen Überlegungen, gibt es jedoch noch einige andere Faktoren die bei altruistischen prosozialen Verhaltensmanifesten eine Rolle spielen. Bereits im zweiten Lebensjahr beginnt das Hilfeverhalten sich zu entwickeln und abzubilden (Siegler, DeLoache und Eisenberg, 2011, S. 778-779). Altruistisches Verhalten beruht in seiner Basis auf der Fähigkeit, Empathie zu empfinden. Empathisches Vermögen setzt wiederum die Fähigkeit voraus, sich in andere hineinversetzen und mitfühlen zu können (Siegler et al., 2011, Kap. 777-778). Grundprinzipien des Hilfeverhaltens sind die Erkenntnis einer zugrundeliegenden Intention einer anderen Person, sowie die Bereitschaft zu helfen. Das Kooperationsverhalten geht darüber hinaus, hier geht es um die Erkenntnis eines gemeinsamen Ziels, welches nur durch Zusammenarbeit erreicht werden kann (Warneken & Tomasello, 2007, S. 271). Ist Hilfeverhalten also ein Prädiktor für Kooperationsverhalten und welche Rolle spielt die Motivation beim Hilfeverhalten? Die Tatsache, dass schon bei 14 Monate alten Kindern altruistisches Hilfeverhalten bei Out-of-Reach-Aufgaben und ab 18 Monaten auch bei komplexeren Hilfsaufgaben belegt werden konnte (Warnken & Tomasello, 2007, S. 278), deutet darauf hin, dass Altruismus nicht allein auf Sozialisationsprozessen beruht. Des Weiteren stellt der Befund die Ansicht in Frage, dass menschliches Hilfeverhalten allein auf Basis externaler Belohnung basiert (Warneken & Tomasello, 2008 zitiert nach Bar-Tal, 1982; Cialdini, Baumann, & Kenrick, 1981; Dovidio, Piliavin, Schroeder & Penner, 2006, S. 1785). Es ist anzunehmen, dass frühe altruistische Verhaltenstendenzen intrinsisch, also aus dem Kind selbst heraus, motiviert sind und keiner Belohnungsprinzipien bedürfen. Was passiert jedoch, wenn trotz intrinsischer Motivation ein externer Stimulator als Belohnung für ein gezeigtes Hilfeverhalten geboten wird?
Der Overjustification-Effekt beschreibt das Phänomen, dass eine intrinsische Motivation unter Gabe eines externalen Belohnungsreizes vermindert werden kann (Warneken & Tomasello, 2008 zitiert nach Deci, 1971; Lepper, 1981, S. 1785). Die intrinsische Motivation wird in dem Fall durch die externe positive Konsequenz auf das Hilfeverhalten überschrieben. Sie wird durch die Gabe eines salienten Belohnungsreizes auf die extrinsische Motivation umgelenkt. Daraus resultiert, dass bei Ausbleiben des externalen Belohnungsreizes die intrinsische Tendenz, Hilfeverhalten auch ohne einen eigenen Nutzen davon zu tragen, untergraben wird (Warneken & Tomasello, 2008 zitiert nach Fabes, Fultz, Eisenberg, May-Plumlee & Christopher, 1989, S. 1785). Diesen Effekt wollten Warneken und Tomasello (2008) mit ihrer Arbeit „Extrinsic rewards undermine altruistic tendencies in 20-month-olds“ näher untersuchen. In ihrer Studie, die im anschließenden Hauptteil der Arbeit näher dargestellt, methodenkritisch evaluiert und diskutiert wird, forderten sie das kindliche Hilfeverhalten genau in dieser Hinsicht experimentell heraus.
3. Darstellung der Studie
Extrinsic Rewards Undermine Altruistic Tendencies in 20-Month-Olds
Felix Warneken und Michael Tomasello; 2008
Die Autoren der Studie „Extrinsic Rewards Undermine Altruistic Tendencies in 20-Month-Olds“ vertreten die Annahme, dass schon im frühkindlichen Alter, also ab 14 Monaten, prosoziales Verhalten, zu dem auch Hilfeverhalten gehört, gezeigt wird. Erste Belege hierfür wurden durch die Studie „Helping and Cooperation at 14 Months of Age“ (2007) erbracht.
Über verschiedene Altersgruppen hinweg bewährten sich von dieser Studie ausgehend so genannte Out-of-Reach-Aufgaben. Bei diesem Aufgabentyp fällt der Versuchsassistentin bei einer Aktivität etwas aus der Hand auf den Boden. Sie versucht es mit ausgestrecktem Arm zu erreichen, was jedoch nicht gelingt. Das Kind soll daraufhin Hilfeverhalten zeigen, indem es das Objekt aufhebt und der Versuchsassistentin aushändigt. Untersucht wird die Latenzzeit, also die Zeit die vergeht bis ein Kind Hilfeverhalten zeigt und ob ein Kind überhaupt hilft. Diesen Aufgabentypus verwenden sie daher auch zur Klärung, ob extrinsische Belohnungssysteme, altruistische Verhaltenstendenzen von 20 Monate alten Kindern untergraben. Genau dies wollen die Autoren mit ihrer Studie 2008 belegen. Im Rahmen dessen, verwenden sie in zwei Test-Phasen verschiedene Out-of-Reach-Aufgaben. Die erste Phase ist die Treatment-Phase, in der die Kinder zufällig auf drei Bedingungen aufgeteilt werden. Die Bedingungen gliedern sich in zwei Belohnungsbedingungen, materielle Belohnung und soziale Anerkennung in Form von Lob. In der dritten Bedingung, folgt auf ein Hilfeverhalten keinerlei Konsequenz. In der zweiten Phase, der Test-Phase, gibt es für keines der Kinder eine Belohnung und so sollte anhand eines Vergleichs zwischen dem Verhalten in der Treatment-Phase und der Test-Phase festgestellt werden, ob ein Beleg für ihre Annahme gefunden werden kann.
Nachfolgend werden der methodische Aufbau der Studie, die Ergebnisse und die Interpretation der Autoren näher beleuchtet.
3.1. Methode
Die gewonnene Stichprobe der experimentellen Untersuchung erfolgt laut Aussage der Autoren über ein Geburtenregister einer mittelgroßen Stadt Deutschlands mit variierenden sozial-ökonomischen Hintergründen. Die Eltern der noch sehr jungen Probanden und Probandinnen sind deutsch sprechend und versichern, dass ihre Kinder niemals zuvor an einer Studie ähnlicher Art teilgenommen haben. Von ursprünglich 48 Kindern kommen insgesamt 36 Kinder, davon 16 Mädchen und 20 Jungen in die finale Stichprobe. Somit gibt es eine Ausfallrate von 12 Kindern, dies entspricht ¼ der Ausgangsstichprobe.
Die Ausfallrate kommt während der Treatment-Phase zustande. Diese stellt somit die Phase der Manipulation der unabhängigen Variablen dar und übernimmt zugleich auch eine Vortest-Funktion. Wenn ein Kind kein konsistentes Hilfeverhalten zeigt, scheidet dieses aus der Studie aus und gelangt nicht weiter in die Test-Phase. In dieser Studie entspricht konsistentes Hilfeverhalten mindestens 5 Hilfsaktionen bei insgesamt 12 Hilfsaufgabendurchgängen. Von den 12 Kindern, die aus der Studie ausscheiden, lösen sich 8 Kinder nicht vom Schoß ihrer Eltern und 5 explorieren frei im Raum, zeigen aber nicht die vorgesehene Mindestfrequenz von Hilfeverhalten um in die Test-Phase übersetzen zu können. Die 36 Kinder die weiter in die Test-Phase kommen, brauchen im Mittel 5,9 Durchgänge in der Treatment-Phase.
Der Versuchsaufbau besteht aus einer Aufwärmphase, der Treatment-Phase mit drei Belohnungsbedingungen (materielle Belohnung, soziale Anerkennung in Form von Lob und keine Belohnung als Kontrollgruppe) und der nachfolgenden Test-Phase. Die unabhängige zu manipulierende Variable stellt dabei die Belohnung dar und das das Hilfeverhalten bildet die abhängige zu messende Variable. Es gibt zwei Versuchsassistenten, E1 und E2. Das Geschlecht von E1 ist weiblich, das Geschlecht von E2 ist von den Autoren nicht angegeben. Beide Versuchsassistenten sind nicht über die Hintergründe der Studie aufgeklärt (verblindet).
Vor dem eigentlichen Versuchsablauf folgt zunächst eine „Aufwärmphase“. Die Eltern sind die gesamte Versuchszeit, passiv im Raum anwesend. Die Aufwärmphase dient dazu, dem Kind den Umgang mit einem Apparat näher zu bringen, der mit der späteren Belohnung in der materiellen Belohnungsbedingung in Zusammenhang steht. Diese Art der Belohnung hat sich bereits in vorausgegangenen Experimenten (Warneken & Tomasello, 2008 zitiert nach Warneken et al. 2007) gut bewährt. Bei der Vorstellung des Apparates wirft E2 einen kleinen Würfel durch dessen Öffnung. Dieser Würfel gleitet durch eine transparente Röhre hinunter in eine Box, welche dann ein für Kinder schönes Bimmel-Geräusch produziert. Die Würfel fungieren in der materiellen Belohnungsbedingung als extrinsischer Anreiz.
In der nachfolgenden Treatment-Phase, in welche der erste Teil der Testung erfolgt, werden die Kinder randomisiert, also zufällig, auf die drei Versuchsbedingungen verteilt.
Die Test-Phase wird von E1 durchgeführt und E2 wirkt von einem separaten Raum aus an der Dokumentation der Durchgänge via Videokamera und arrangiert die jeweiligen Settings. E1 sitzt während des Versuchsablaufs an einem Tisch in der Ecke des Raumes. Das Kind sitzt auf dem Boden. Bei allen Aufgaben handelt es sich um Out-of-Reach-Aufgaben.
Jede Aufgabensituation dauert 30 Sekunden, wobei in den ersten 15 Sekunden E1 nur das Objekt fokussiert. Zeigt das Kind nach den ersten 15 Sekunden kein eigeninitiiertes Hilfeverhalten, wechselt der Blick von E1 zwischen Objekt und Kind. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Aktivitätsvariationen von E1, welche in je 2 Blöcke mit 3 Aufgaben gegliedert sind. Diese werden durch die nachfolgende Tabelle verdeutlicht:
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