Das kulturelle Gedächtnis soll in dieser Arbeit exemplarisch an der „Melusine“ von Thüring von Ringoltingen analysiert und erörtert werden. Inwiefern ist der Prosaroman von Ringoltingen Gedächtnis- und Erinnerungsraum zugleich? Welche Medien können als Stabilisatoren von Erinnerungen dienen, wie funktionieren sie, und auf welche Art und Weise werden sie in der „Melusine“ umgesetzt?
Im ersten Teil dieser Arbeit soll es darum gehen, den kulturwissenschaftlichen Terminus von Gedächtnis und Erinnerung zu fassen. Er soll den theoretischen Rahmen dieser Arbeit bilden. Gedächtnistheorien sind interdisziplinär verzweigt. Sie sind sowohl Gegenstand der neurowissenschaftlichen als auch der kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung, die sich gegenwärtig damit beschäftigt, wie sich Gedächtnis und Erinnerung im stetigen Wandel der Medien bewegen. Aleida Assmann hat mit der Veröffentlichung ihrer Arbeit „Erinnerungsräume“(1999) den Wandel des kulturellen Gedächtnisses durch die Ablösung der antiken Mnemotechnik zur Schriftlichkeit untersucht. Sie soll die Grundlage der Überlegungen bilden.
Das zweite Kapitel soll sich dem Entstehungsprozess der deutschen Übersetzung der „Melusine“ widmen. Welche Bedeutung kommt dabei dem Medienwandel zu? Welches Interesse hatte der Sprößling einer bürgerlichen Familie am Melusine-Stoff? Welcher gesellschaftspolitische Mehrwert kann der „Melusine“ beigmessen werden? In einem letzten Schritt sollen Erinnerungsräume im Roman ausgemacht werden. In seinem Aufsatz „Zum Kern der Melusinegeschichte“ (2005) hat Christian Kiening Überlegungen zu einem Zeitenraum angestellt, in dem sich die Historie bewegt. Er spricht von einem Raum im Raum und von Heterotopien, die das Vergangene in sich bewahren, um im Affekt wiederentdeckt zu werden.
In einem letzten Schritt soll die Schriftmetaphorik im Text in den Fokus treten. Das Ziel dieser Arbeit soll es sein, wie im Zitat vorangestellt, das Potential der Verschriftlichung von Erinnerung im kulturellen Gedächtnis zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerung, kulturelles Gedächtnis und Totengedächtnis
- Gedächtnis und Erinnerung
- Das kulturelle Gedächtnis
- Totengedächtnis
- Die Melusine des Thüring von Ringoltingen
- Verbürgerlichung der Literatur
- Die Melusine in Bern
- Ringoltingens Interesse am Melusinestoff
- Zeitenräume in der Melusine
- Bergszene Awelon
- Mis en absyme
- Stabilisatoren der Erinnerung
- Tafelgedächtnis
- Körpergedächtnis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert und erörtert das kulturelle Gedächtnis am Beispiel der „Melusine“ von Thüring von Ringoltingen. Sie untersucht, inwiefern der Roman Gedächtnis- und Erinnerungsraum zugleich ist, welche Medien als Stabilisatoren von Erinnerungen dienen, wie sie funktionieren und wie sie in der „Melusine“ umgesetzt werden.
- Die Bedeutung von Gedächtnis und Erinnerung in der Kulturwissenschaft
- Die Rolle des Medienwandels bei der Entstehung der deutschen Übersetzung der „Melusine“
- Die Analyse von Erinnerungsräumen im Roman
- Die Funktion von Stabilisatoren der Erinnerung in der „Melusine“
- Das Potential der Verschriftlichung von Erinnerung im kulturellen Gedächtnis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die zentralen Fragestellungen vor. Sie beleuchtet die Bedeutung von Gedächtnis und Erinnerung als zentrale Konzepte der Kulturwissenschaft und stellt die „Melusine“ von Thüring von Ringoltingen als Gegenstand der Analyse vor.
Kapitel 2.1 widmet sich den Begriffen Erinnerung, kulturelles Gedächtnis und Totengedächtnis und erläutert die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es beleuchtet die Unterscheidung zwischen Gedächtnis und Erinnerung nach Aleida Assmann und die Bedeutung der Mnemotechnik als ein Verfahren zur Speicherung von Wissen und Informationen.
Kapitel 2.2 beschäftigt sich mit der Entstehung der deutschen Übersetzung der „Melusine“ und der Bedeutung des Medienwandels für die Verbreitung des Textes. Es beleuchtet das Interesse des Übersetzers Thüring von Ringoltingen an dem Melusine-Stoff und untersucht den gesellschaftspolitischen Mehrwert des Romans.
Kapitel 3 analysiert die Zeiträume in der „Melusine“ und die Bedeutung der Figuren im Roman. Es stellt die „Bergszene Awelon“ und die „Mis en absyme“ vor und diskutiert ihre Bedeutung als Orte der Erinnerung.
Kapitel 4 untersucht die Stabilisatoren der Erinnerung in der „Melusine“. Es widmet sich den Begriffen Tafelgedächtnis und Körpergedächtnis und untersucht, wie diese im Roman umgesetzt werden.
Schlüsselwörter
Kulturelles Gedächtnis, Erinnerung, Mnemotechnik, Melusine, Thüring von Ringoltingen, Medienwandel, Stabilisatoren der Erinnerung, Erinnerungsräume, Zeiträume, Bergszene Awelon, Mis en absyme, Tafelgedächtnis, Körpergedächtnis
- Arbeit zitieren
- Inga Mueller (Autor:in), 2014, Kulturelles Gedächtnis in der "Melusine" des Thüring von Ringoltingen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339307