Auswirkungen von Web 2.0 auf Identität, Kreativität und Musikgeschmack


Term Paper, 2010

35 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition Web

3. Digital Natives

4. Du bist, was du zu sein vorgibst – Virtuelle Identitäten

5. Kreativität im Netz

6. Das Internet hat mir die Ohren geöffnet – Einfluss von Web 2.0 auf den Musikgeschmack
6.1. MySpace
6.2. Last.FM
6.3. Das Internet hat mir die Ohren geöffnet – Teil II

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Soziale Netzwerke, Online Games, YouTube und technische Geräte wie Ipods, Mobiltelefone und Co sind feste Bestandteile der heutigen Jugendkultur. Aufgrund der Präsenz der Jugendlichen innerhalb von Plattformen und Anwendungen, die dem Web 2.0 zugeordnet werden, wird die heutige Generation auch als „Generation Web 2.0“ oder „Generation Internet“ bezeichnet. 90% der Jugendlichen gehen täglich oder mehrmals wöchentlich online.[1]

In der folgenden Arbeit sollen drei Aspekte innerhalb des Web 2.0 aufgegriffen und näher erläutert werden. Zunächst wird der Begriff des Web 2.0 definiert. Anschließend wird der Begriff der virtuellen Identität erörtert. Geklärt werden soll, inwieweit sich offline und online Identität unterscheiden bzw. welche Auswirkungen die virtuelle Identität auf die reale Identität hat. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit Kreativität in der digitalen Welt. Welche neuen Wege eröffnen sich in der digitalen Welt, um kreative Einfälle zu entwickeln, zu veröffentlichen und mit anderen Nutzern zu teilen.

Nachstehend soll geklärt werden, ob sich durch Internet und vor allem Web 2.0 Anwendungen Veränderungen des Musikgeschmacks der Nutzer erkennen lassen. Im Rahmen dessen werden mit MySpace und Last.FM die zwei erfolgreichsten Musikplattformen vorgestellt. Abschließend wird ein Fazit gezogen.

Im Rahmen dieser Arbeit habe ich Freunde und Bekannte zu einigen Themen bezüglich des Internets und insbesondere des Web 2.0 befragt. Einzelne Zitate möchte ich zur Veranschaulichung meiner Ausführungen einfügen. Dass diese Zitate kein repräsentatives Meinungsbild wiedergeben können, zeigt schon alleine die Stichprobengröße (20 Personen). Dennoch lassen sich in einigen Aussagen Gemeinsamkeiten erkennen, die auch in der Literatur verbreitete Thesen stützen.

2. Definition Web 2.0

Der Begriff Web 2.0 entstand auf einer Konferenz zwischen Dale Dougherty (O`Reilly Media) und Craig Cline (Media Live). Viele Leute hielten das Web nach dem Zerplatzen der Dot-Com-Blase für überbewertet. Dougherty hingegen bemerkte, dass das Web nicht etwa zusammengebrochen, sondern im Gegensatz wichtiger als je zuvor sei.[2]Die Firmen, die auch nach dem Crash der New Economy Bestand hatten, fielen durch einige gemeinsame Prinzipien auf. Die Unterschiede zwischen dem „alten“ Web und Web 2.0 wurden zunächst beispielhaft in einer Gegenüberstellung von Web 1.0 und Web 2.0 Anwendungen und Grundsätzen dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[3]

Der Begriff Web 2.0 impliziert, durch die Verwendung von Versionsnummern, welche in der Softwareherstellung üblich sind, eine Weiterentwicklung. Gegenüber der Version 1.0 hat es demnach größere oder gravierende Veränderungen gegeben.[4]

Gibt man Web 2.0 bei Google ein, werden dort heutzutage über 330 000 000 Millionen Treffer gefunden (Stand 30.03.2010). Dennoch existiert eine andauernde Unstimmigkeit über eine endgültige Definition des Begriffs. Renate Panke kommt in ihrem Blog zu folgender Definition:

„Der Begriff ist kein technischer, sondern umfasst schlagwortartig alle interaktiven und gruppendynamische Anwendungen des heutigen “Mitmach-Internets”. Dazu gehören Weblogs, Wikis, Videoportale, Tauschbörsen und soziale Netzwerke. Während das Internet in den 90er Jahren eher statisch war, versetzen neue Techniken und größere Internetbandbreiten die Anwender zunehmend in die Lage, selbst Inhalte im Internet zu erstellen und weiterzugeben (User Generated Content).“[5]

Das Web 2.0 ist dennoch keine vordergründig technische Angelegenheit, obzwar durch Technologien bestimmte qualitative Sprünge erst ermöglicht wurden. Jedoch wird das Web 2.0 nicht durch bestimmte plakative Träger dargestellt, wie sie vor Jahren das Handy oder die CD waren. Technische Entwicklungen wie Internet-Telefonie oder Podcast sind schon vor dem Ausrufen des Web-2.0-Zeitalters technisch möglich gewesen und meist nur Weiterentwicklung vorhandener Technologien. Folglich stellt das Web 2.0 keine plötzliche Revolution dar, sondern markiert einen evolutionären Schritt.[6]

Die neue Qualität der Mediennutzung ist vor allem definiert über die Dimensionen „Gestaltung“ und Kommunikation. Das bedeutet, der Internetnutzer kann nicht nur anschauen, beobachten und lesen, sondern mitgestaltend und öffentlich kommunizierend teilnehmen.

Eine besondere Qualität im Web 2.0 ist die Verschlagwortung. Durch sogenannte Tags werden Inhalte im Internet miteinander vernetzt. Hochgeladene Fotos werden kommentiert, Blogger nehmen Bezug auf andere Blogger und Links werden in Sozialen Netzwerken wie Studi vz oder Facebook angegeben. Das in Abbildung 1 dargestellte Mind Map von Markus Angermeier visualisiert die Prinzipien des Web 2.0.

Abbildung 1 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[7]

3. Digital Natives

Sie sind überall. Der Jugendliche mit dem IPod in der S-Bahn, der mit dem neuen IPhone eine SMS nach der anderen verschickt. Die 14-jährige Nichte, die Ihren Kopf mithilfe von Photoshop gekonnt aus dem letzten Familienfoto schneidet und diesen auf den Körper von Guido Westerwelle montiert. Oder auch der Neugeborene des weit entfernt wohnenden Neffen, den Sie zwar noch nie gesehen haben, aber dank eines Blogs inklusive unzähligen Babyfotos, immer auf dem neusten Stand über sein Befinden sind. All diese Personen werden als Digital Natives bezeichnet. Personen, die nach 1980 in das digitale Zeitalter hineingeboren worden sind und mit dessen Technologien bestens vertraut sind.

Der Begriff Digital Natives wurde entwickelt von dem amerikanischen Autor Marc Prensky. Nach Prensky werden Digital Natives folgendermaßen definiert:

“They are native speakers of technology, fluent in the digital language of computers, video games and the Internet[8]

Demnach bezeichnet der Begriff Digital Natives Personen, die die digitale Sprache wie ihre Muttersprache sprechen. Es handelt sich dabei um die Generation, die von klein auf mit den neuen Technologien des digitalen Zeitalters aufgewachsen ist. Computerspiele, E-Mails, Internet und Instant Messenger sind integrale Bestanteile ihres Lebens, sie wurden schon früh damit sozialisiert. Die digitale Umgebung und virtuelle Welt ist eine Erweiterung ihrer physischen Welt und sie verbringen einen großen Teil ihres Lebens in vernetzten öffentlichen Räumen. Daneben unterscheidet Prensky die Digital Immigrants von den Digital Natives. Digital Immigrants werden wie folgt definiert:

So what does that make the rest of us? Those of us who were not born into the digital world but have, at some later point in our lives, become fascinated by and adopted many or most aspects of the new technology are, and always will be compared to them, Digital Immigrants.”[9]

Bei den Digital Immigrants handelt es sich nach Prensky um ältere Mitbürger, die die digitale Sprache mit Akzent sprechen. Das bedeutet, E-Mails werden ausgedruckt und abgeheftet und um ein lustiges Video bei YouTube zu zeigen, wird kein Link verschickt, sondern der Kollege aus dem Nachbarbüro ins eigene Büro gebeten.

Zwar sind diese beiden Gruppen nicht klar voneinander abgrenzbar, dennoch möchte ich in der vorliegenden Hausarbeit den Begriff „Digital Native“ verwenden, um Personen zu beschreiben, die mit den Internet und den dazugehörigen Plattformen wie YouTube, Flickr etc. bestens vertraut sind.

4. Du bist, was du zu sein vorgibst – Virtuelle Identitäten

Sie bloggen hier, laden dort Filme hoch und schreiben in der Mittagspause schnell einen neuen Tweet.Internetnutzer sind multiple Persönlichkeiten mit Dutzenden Passwörtern und Login-Namen.

Auf den ersten Blick erscheint das digitale Spiegelbild des Internetnutzers in unzählige Einzelteile zersplittert. Derselbe Mensch heißt auf verschiedenen Plattformen mal Badezimmerteppich328, mal Dr. Pendergast oder Heyuhan. Verschiedene Passwörter und Login-Namen sind keine Seltenheit und über die Mitgliedschaft in den vielen sozialen Netzwerken lässt sich leicht die Übersicht verlieren.

Im folgenden Abschnitt soll geklärt werden, ob sich die Identität im Netz ähnlich eines Mosaiks aus vielen kleinen Teilen zusammensetzt, oder sich eine „ganze“ Identität erkennen lässt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Art, wie wir uns im Netz geben, Einfluss auf unser Verhalten und insbesondere unsere Identität im realen Leben hat.

Virtuelle Identitäten werden in der Literatur äußerst kontrovers bewertet. Oftmals wird kritisiert, dass sich Personen in der digitalen Welt hinter beliebig ausgedachten Scheinidentitäten verbergen und die Kommunikation im Internet somit zur puren Maskerade verkommt. Demgegenüber steht die genau gegensätzliche Position. Die Konstruktion virtueller Identitäten bietet Raum für Experimente und eine Erkundung von Aspekten des eigenen Selbst, die in vielen realen Situationen ausgeblendet werden.

Die Annahme, dass Nutzer des Internets dort virtuelle Identitäten annehmen, die rein fiktiven Charakter haben, ist in der Fachliteratur, wie auch in der Öffentlichkeit weit verbreitet. (z.B. Opaschowski, 1999, S. 134ff.; Turkle 1998, S. 12). Das Internet bietet einen Raum, in dem man sich anonym und unsichtbar bewegen kann und die Möglichkeit hat, in beliebige und neue Rollen zu schlüpfen, die mit der eigenen Person nichts gemeinsam haben. Viele Nutzer zeichnen innerhalb des Netzes ein idealisierendes Bild von sich selbst.[10]Opaschowski schreibt in seinem Buch „Generation @“, dass jeder dritte PC-Nutzer die Auffassung vertritt, dass man im Internet eine Rolle spielen und sich anders geben kann, als man wirklich ist.[11]Das Internet bietet sich dar als virtueller Maskenball, „man ist der, für den man sich ausgibt“.[12]Opaschowski führt aus, dass Jugendliche in der digitalen Welt gerne mit wechselnden Rollen und Personen experimentieren und so ein „multiples Selbst“[13]von sich entwerfen.

Zu ähnlichen Einschätzungen wie in der Literatur kamen auch von mir befragte Studenten.

„Zudem ist auch oft fraglich, inwiefern das veröffentlichte Profil mit der Wirklichkeit dieser Person übereinstimmt und in wiefern es eher einer idealisierten Darstellung entspricht (also wie die betreffende Person gerne wahrgenommen werden möchte).“

(Marcel, 27)

„Ich gehe davon aus, dass viele Nutzer Statusmeldungen nur deshalb veröffentlichen, weil sie damit ein interessantes oder auch aufregendes Bild von sich zeichnen möchten. Der Freund, der noch vor kurzem im Studi VZ von einem „gigantischen Konzerterlebnis“ schwärmte, wirdauf Rückfragen eventuell zugeben, dass er an dem Tag gewaltige Kopfschmerzen hatte und am liebsten zu Hause geblieben wäre.“

(Kristin, 25)

Neben einer Idealisierung der eigenen Identität ist auch ein Rollenwechsel im Netz weit verbreitet. Schließlich ist die Erschaffung einer völlig neuen Identität noch nie so einfach gewesen wie heute. Mit wenigen Klicks bietet sich die Möglichkeit eine komplett neue Biographie zu erstellen. Wollte man früher, außerhalb des digitalen Raums, eine neue Identität erschaffen, war dies mit immensem Aufwand verbunden und letztlich auch nicht in dem Umfang möglich, wie es im Netz praktikabel ist. Damit einher gingen Umzüge, Kontaktabbrüche etc. und durch den Verwaltungsapparat (z.B. das Einwohnermeldeamt), wurde der Beständigkeitsgrad einer Identität erhöht. Darüber hinaus stößt die Wandlungsfähigkeit einer Identität durch Aussehen, Geschlecht etc. an Grenzen.

„Ich kann mich als eine je nach Kontext erfundene Xoder Y-Identität präsentieren. Natürlich könnte ich das im realen Leben oder, wie es im Internet abgekürzt heißt: IRL[14], auch in irgendeiner Kneipe tun. Aber da stoße ich durch mein Aussehen, mein Geschlecht, meine physischen und meine soziale Identität schnell an Grenzen. Das ist im Netz nicht der Fall. Im Netz ist das alltägliche Konzept der Identität außer Kraft gesetzt.“[15]

Im Internet ist die Erschaffung einer völlig neuen Identität zumindest für eine Zeitlang denkbar. Soziale Netzwerke bieten die Möglichkeit, Profile mit falschen Angaben zu erstellen und sich dort völlig anders darzustellen, als man sich normalerweise in der Realität präsentiert. Desgleichen kann in Chaträumen unter Pseudonymen gechattet werden, die nichts über die eigene Identität verraten.

[...]


[1]Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest. Jim Studie 2009. Jugend, Information, (Multi) Media. Basisstudie zum Medienumgang 12bis 19-jähriger in Deutschland. Stuttgart 2009. URL: http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf09/JIM-Studie2009.pdf S. 33 Download vom 28.03.2010.

[2]O’Reilly, Tim: What is Web 2.0? Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software URL: http://www.oreilly.de/artikel/web20.html. Download vom 17.03.2010.

[3]Holz, Patrick: O-Reilly Artikel.Designvorlagen und Geschäftsmodelle für eine neue Software-Generation. URL: http://www.pytheway.de/index.php/web-20. Download vom 25.03.2010.

[4]Vgl. Alby, Tom: Web 2.0. Konzepte, Anwendungen, Technologien. 3.überarbeitete Auflage. München 2008. S. 17f.

[5]Panke, Renate: Glossar. URL: http://www.pankemarketing.de/blog/glossar/. Download vom 11.03.2010

[6]Vgl. Büttner, Karsten: Web 2.0 Veränderungen in leisen Schritten. URL: http://online-marketing-praxis.de/wissen/web2.0.php Download vom 2.03.2010

[7]Angermeier, Markus : Netz 2.0 deutsch. URL : http://nerdwideweb.com/web20/index.html#web20de. Download vom 29.03.2010

[8]Prensky, Marc (2001): Digital Natives – Digital Immigrants URL: http://www.twitchspeed.com/site/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-%20Part1.htm. 18.01.2010

[9]Prensky, Marc (2001): Do They Really Think Differently? URL: http://www.marcprensky.com/writing/default.asp, 17.01.2010

[10]Vgl. Döring; Nicola: Identität + Internet = Virtuelle Identität. URL: http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/doering_identitaet/doering_identitaet.html Download vom 20.03.2010.

[11]Vgl. Opaschowski, Horst W.: Generation @. Die Medienrevolution entlässt ihre Kinder. Leben im Informationszeitalter. Hamburg, 1999. S. 135

[12]Turkle, S.: Leben im Netz. Identität in Zeiten des Internet. Reinbek bei Hamburg 1998, S. 12.

[13]Opaschowski, Horst W.: Generation @. Die Medienrevolution entlässt ihre Kinder. Leben im Informationszeitalter. Hamburg, 1999. S. 135

[14]IRL = in real life

[15]Sandbothe, Mike: Interaktivität, Hypertextualität, Transversalität. In: Münker, Rösler (Hrsg.): Mythos Internet, Frankfurt 1997, S. 66.

Excerpt out of 35 pages

Details

Title
Auswirkungen von Web 2.0 auf Identität, Kreativität und Musikgeschmack
College
TU Dortmund
Course
Generation und Identität – Begriffsgeschichte und Alltagsgeschichte
Grade
1,7
Author
Year
2010
Pages
35
Catalog Number
V339369
ISBN (eBook)
9783668291386
ISBN (Book)
9783668291393
File size
573 KB
Language
German
Keywords
auswirkungen, identität, kreativität, musikgeschmack, web 2.0
Quote paper
Dana Swillims (Author), 2010, Auswirkungen von Web 2.0 auf Identität, Kreativität und Musikgeschmack, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339369

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