"Sag es mir, und ich werde es vergessen. Zeig es mir, und ich werde mich erinnern. Beteilige mich, und ich werde es verstehen." (Lao-Tse)
Die Weisheit des chinesischen Philosophen Lao-Tse findet auch im Bereich der Hilfen zur Erziehung breite Zustimmung. Partizipation von Klienten wird zumeist von allen Seiten befürwortet. Kinder und Jugendliche sollen partizipieren, sollen ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Meinungen in den pädagogischen Alltag mit einbringen. „Echte Partizipation“ stößt im Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle jedoch in vielen Situationen an ihre Grenzen.
Es ist sowohl rechtlich als auch fachlich ein Standard der Kinder und Jugendhilfe, die Adressaten an allen sie betreffenden Entscheidungen zu beteiligen. Insbesondere die 1989 international verabschiedete und 1992 von Deutschland ratifizierte UN-Kinderrechtskonvention sowie das 1991 in Kraft getretene Kinder- und Jugendhilfegesetz führten zu einem Aufschwung von Partizipation. Ferner hat Beteiligung in Konzepten, wie der lebensweltorientierten und der dienstleistungsorientierten Jugendhilfe zentralen Stellenwert. Dass Kinder und Jugendliche beteiligt werden müssen, um eine hohe Qualität von Kinder- und Jugendhilfeleistungen zu garantieren ist klar, jedoch ergeben sich in der Umsetzung von Beteiligung in der pädagogischen Arbeit Schwierigkeiten. Obwohl rechtliche Vorschriften Partizipation einfordern, liegt die Umsetzung von Beteiligung im Verantwortungsbereich des jeweiligen Trägers der Jugendhilfe. Was mit Partizipation jeweils gemeint ist, bleibt in den pädagogischen Konzeptionen zumeist unklar. Empirische Studien zeigen, dass die Beteiligungschancen der Kinder und Jugendlichen tatsächlich gering sind und dass eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen sozialpädagogischen Ansprüchen und der Praxis der Jugendhilfe besteht
Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich den besonderen Herausforderungen der Umsetzung von Beteiligung im Spannungsfeld der Heimerziehung. Die Arbeit setzt sich sowohl theoretisch als auch empirisch auf der Basis einer qualitativen Studie intensiv mit dem Thema auseinander und beschreibt Partizipation aus der Perspektive der Adressaten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heimerziehung
- Begriffsbestimmung
- Geschichte der Heimerziehung
- Heimerziehung im Kontext des KJHG
- Partizipation
- Begriffsbestimmung
- Partizipation - Widersprüche zwischen Theorie und Praxis
- Differenzierungsmöglichkeiten
- Die ,,ladder of citizen participation"
- Stufenmodell nach Kriener/Petersen
- Typologie nach Abeling et al.
- Sinn von und Kritik an Partizipationsmodellen
- Gesetzlicher Auftrag zur Partizipation
- UN-Kinderrechtskonvention
- Bürgerrechte
- Kinder- und Jugendhilfegesetz
- Klientenpartizipation in der Heimerziehung
- Beteiligung - ein Thema für die Kinder- und Jugendhilfe?
- Partizipation als Qualitätsmerkmal
- Formen von Partizipation
- Partizipationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen
- Beteiligung der Adressaten - Umsetzung in der Praxis
- Partizipation in der Heimerziehung - Stand der Forschung
- Fehlende institutionelle Verankerung und Machtstrukturen
- Kultur der Partizipation
- Partizipation und Fachlichkeit - ein Gegensatz?
- Institutionalisierte Beteiligungsformen
- Partizipation im Alltag der stationären Erziehungshilfe
- Einengung von Partizipation auf das Hilfeplanverfahren
- Partizipationserfahrungen
- Methodisches Vorgehen der empirischen Studie
- Gegenstand der Untersuchung
- Entwicklung der Fragestellung
- Datenerhebung
- Leitfadeninterview
- Zur Auswertung
- Auswertung
- ,,Wir wurden da einfach hingeschoben, so gesagt“ - Beteiligung bei Auswahl der Hilfe
- ,,Das sind keine wirklichen Rechte, das sind Regeln, die wir befolgen müssen“ - Zwischen Rechten und Regeln im Alltag der stationären Erziehungshilfe
- ,,Das nennt man schon Petzrunde hier in der Gruppe unter den Kindern\" - Institutionalisierte Beteiligungsformen
- ,,Wir wohnen ja auch hier alle zusammen, da sollten wir eigentlich auch alle zusammen entscheiden\" - Eigene Haltung gegenüber Partizipation
- „Aber wie schon gesagt, haben dann die Betreuer das letzte Wort\" - Einfluss der Fachkräfte
- ,,Wir schaffen das, wir machen das jetzt die ganze Zeit so, bis es klappt\" - Durch Beteiligung gewonnene Erfahrungen/Lernprozesse
- ,,Also eigentlich reicht mir das mit der Gruppenrunde“ - Ausblick
- Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen der Partizipation in der Heimerziehung. Sie analysiert die Diskrepanz zwischen dem Ideal der Partizipation und der Realität in der Praxis. Die Arbeit beleuchtet die Perspektiven der Adressaten und untersucht die Möglichkeiten und Grenzen der Beteiligung in der stationären Erziehungshilfe.
- Die Bedeutung von Partizipation in der Heimerziehung
- Die rechtliche Grundlage und die verschiedenen Modelle der Partizipation
- Die Herausforderungen bei der Umsetzung von Partizipation in der Praxis
- Die Erfahrungen und Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung
- Die Rolle der Fachkräfte bei der Förderung von Partizipation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung von Partizipation in der Heimerziehung hervorhebt. Im ersten Teil wird der Begriff der Heimerziehung definiert und die Geschichte der Heimerziehung beleuchtet. Es wird gezeigt, wie sich die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Partizipationsbegriff. Es werden verschiedene Modelle der Partizipation vorgestellt und kritisch betrachtet. Die rechtlichen Grundlagen der Partizipation, insbesondere die UN-Kinderrechtskonvention und das Kinder- und Jugendhilfegesetz, werden erläutert.
Kapitel 4 untersucht die Klientenpartizipation in der Heimerziehung. Es werden Argumente für die Bedeutung von Beteiligung in der stationären Erziehungshilfe dargelegt. Die verschiedenen Formen der Partizipation werden aufgezeigt und die Partizipationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen diskutiert.
Kapitel 5 befasst sich mit dem Stand der Forschung zur Partizipation in der Heimerziehung. Es werden die Herausforderungen bei der Umsetzung von Partizipation in der Praxis beleuchtet, wie beispielsweise die fehlende institutionelle Verankerung und die Machtstrukturen.
Kapitel 6 beschreibt die methodische Vorgehensweise der empirischen Studie. Die Forschungsfrage, die Datenerhebung und die Auswertungsmethode werden erläutert.
Kapitel 7 präsentiert die Ergebnisse der empirischen Studie. Die Ergebnisse werden anhand von Beispielen aus den Interviews mit den Adressaten dargestellt. Es werden die Erfahrungen, Perspektiven und Herausforderungen der Partizipation aus Sicht der Kinder und Jugendlichen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Partizipation, Heimerziehung, Kinder- und Jugendhilfe, stationäre Erziehungshilfe, Adressatenperspektive, Fachlichkeit, Rechtliche Rahmenbedingungen, Empirische Studie.
- Arbeit zitieren
- Dana Swillims (Autor:in), 2011, Partizipation in der Heimerziehung. Beteiligungsmöglichkeiten junger Menschen in der stationären Erziehungshilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339371