Intonation im Französischen. Übernimmt ein französischer Muttersprachler bei der Aussprache eines französischen Deklarativsatzes seine Intonation bei der Aussprache desselben Satzes auf Deutsch?


Hausarbeit, 2013

17 Seiten, Note: 12


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Allgemeine Begrifflichkeiten und Sachlage

3 Analyse
3.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der F0-Verläufe

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vor dem Hintergrund meines persönlichen Wunsches während meiner zukünftigen Berufslaufbahn Deutsch als Fremdsprache in Frankreich zu unterrichten, möchte ich mich in dieser Hausarbeit damit beschäftigen, die Intonationsmuster eines französischen Muttersprachlers zu ermitteln, die es ihm erschweren könnten seine gewohnte französische Intonation zu Gunsten der deutschen abzulegen. In verschiedenen persönlichen Begegnungen mit Deutsch sprechenden Franzosen habe ich gemerkt, wie schwer es vielen Französisch-Sprechern fällt, ihre gewohnte Intonation abzulegen während sie deutsch sprechen. Dies ist vermutlich dadurch zu erklären, dass die Intonation, wie auch der Akzent, von Muttersprachlern beim Sprechen der Muttersprache unbewusst realisiert werden. Jedoch wird die Intonation zumeist auch unbewusst auf das Realisieren einer Fremdsprache übertragen.

Um die Hintergründe dieser Schwierigkeiten zu verstehen und um diese später im Unterricht möglichst gezielt und effizient eliminieren zu können, soll in dieser Hausarbeit mit Hilfe des phonetisch-analytischen Programms Praat unter der Fragestellung „übernimmt ein französischer Muttersprachler bei der Aussprache eines französischen Deklarativsatzes seine Intonation bei der Aussprache desselben Satzes auf Deutsch?“ ein Vergleich aufgestellt werden, an dessen Ende anhand der Analyseergebnisse ein detaillierter Einblick auf die Gründe möglicher Schwierigkeiten zu gewinnen versucht wird, um entsprechend die Fragestellung, unter der diese Arbeit verfasst wird, beantworten zu können.

Hierfür werden zunächst jegliche bekannten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zwei Sprachen herauszuarbeiten sein. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird ein detailliertes Beispiel als Hilfe dafür dienen, die zuvor diskutierten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Sprachen zu analysieren.

Es werden hierzu von jeweils zwei französischen Muttersprachlern, wohnhaft im Schweizer Kanton Vaud, der Satz „Nous avons une nouvelle maison“ und der entsprechend auf Deutsch übersetzten Satz „Wir haben ein neues Haus“ aufgenommen. Zum Vergleich wird von einem deutschen Muttersprachler der Satz „Wir haben ein neues Haus“ ein weiteres Mal aufgenommen, sodass insgesamt fünf Aufnahmen zur Analyse und zum Vergleich zur Verfügung stehen.

2. Allgemeine Begrifflichkeiten und Sachlage

Bei den Analysen wird sich grundlegend auf das Autosegmental-Metrische Modell, das von Pierrehumbert (1980) entwickelt wurde und in dieser Arbeit als analytisches Fundament gelten soll, bezogen.

Zu Beginn soll auf grundlegende Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden betreffenden Sprachen aufmerksam gemacht werden, denn die Sprachen Deutsch und Französisch weisen sowohl sprachwissenschaftliche Unterschiede, als auch Gemeinsamkeiten auf.

Um die Fragestellung dieser Arbeit zu legitimieren, ist folgende Tatsache wichtig: In beiden Sprachen ist Intonation eine Eigenschaft des Satzes bzw. einer aus einem oder mehreren Wörtern bestehender Äußerungseinheit.1Um deutlich zu machen, wo eine Äußerungseinheit sprachwissenschaftlich einzuordnen ist, hier eine prosodische Hierarchie:2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Beide Sprachen gehören entsprechend zu den so genannten Intonationssprachen3, jedoch wird das Französische zu den silbenzählenden Sprachen und das Deutsche zu den akzentzählenden Sprachen gezählt.4 In den akzentzählenden Sprachen ist der Abstand der Akzente zueinander gleich, der Rhythmus wird also auf den Akzenten aufgebaut. In den silbenzählenden Sprachen wird der Rhythmus hingegen auf den Silben aufgebaut. Der Abstand der Silben zueinander ist also gleich.5 Im Französischen ist keine Akzentverschiebung möglich. Der Akzent sitzt immer auf der letzten Silbe, denn das Französische ist eine oxytone Sprache, das heißt, die Betonung liegt in der Regel auf der letzten Silbe.

Im Deutschen hingegen gehört ein freier Satzakzent zum sprachlichen Gebrauch und es herrscht ein Wortakzent vor, dessen Betonung in jedem Wort auf einer bestimmten Silbe liegt. Häufig liegt der Wortakzent auf der ersten Silbe.6

Im Französischen ist auffällig, dass Wortgrenzen nicht ähnlich deutlich artikuliert werden wie im Deutschen. Phonetische Grenzen wie Akzent oder Pause sind im Französischen nicht identisch mit der Wortgrenze. Dieses Phänomen wird mot phonétique genannt.7Innerhalb des mot phonétique gibt es keinen Wortakzent wie im Deutschen, sondern einen Gruppenakzent.8An dieser Stelle könnten somit weitere Schwierigkeiten zu vermuten sein, die es einem französischen Muttersprachler erschweren seine gewohnte Intonation bei der Aussprache eines deutschen Satzes abzulegen.

Nach Stein (2005) ist der Begriff Intonation nicht eindeutig: Er bezeichnet sowohl Prosodie im Allgemeinen als auch die Tonhöhe.9Die prosodische Struktur der Rede ist an die Merkmale der Silbe, die bei der späteren Analyse der aufgenommen Sätze eine Rolle spielen, gebunden: die Tonhöhe, die Betonung und die Dauer.10

Weitere Unterschiede zwischen den beiden Sprachen liegen in der sprachlichen Realisierung von Konsonanten, Plosiven, Frikativen, Affrikanten, Sonoranten, Nasalen, Lateralen, Vibranten und Vokalen.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich die aufgezählten Fachtermini selbstverständlich unterschiedlich in den beiden Sprachen Deutsch und Französisch verhalten, die Analyse sich jedoch auf die Beschreibung der funktionalen Ebene von Lauten der unter Phonologie einzuordnenden Prosodie bezieht. Der weitere Verlauf soll sich entsprechend nicht komplett den phonetischen Eigenschaften, Gemeinsamkeiten und Unterschieden widmen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch hier Unterschiede und maßgebliche Schwierigkeiten für die Bearbeitung der Fragestellung zu finden sind.

Es ist anzunehmen, dass französische Muttersprachler Schwierigkeiten dabei haben könnten, die französische liaison bei der Aussprache eines deutschen Satzes deutlich abzulegen. Eine weitere Schwierigkeit könnte die mögliche Realisierung oder Nicht-Realisierung des e-muet sein, die im Französischen, jedoch nicht im Deutschen auftaucht. Als Beispiel für das e-muet sei das Wort quatre aufgegriffen. Während <quatre> als [katRɘ] zweisilbig ist, wird es als [kat] nicht nur einsilbig, sondern auch um einen Konsonanten ärmer.11

Es wurden zur allgemeinen Orientierung bisher grundlegende Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Sprachen Deutsch und Französische dargestellt. Aus der Vielzahl von Unterschieden und Gemeinsamkeiten erklärt sich, dass ein alleiniges Analysieren des Tonhöhenverlaufs nicht ausreichend ist, um die Fragestellung dieser Arbeit beantworten zu können. Es sind alle prosodischen Elemente zur Analyse und zum späteren Vergleich heranzuziehen.

Als prosodische Elemente oder Suprasegmentalia werden lautliche Phänomene bezeichnet, die über den Einzellaut (Phonem, Allophon) und die Silbenstruktur hinausgehen. Hierzu gehören der Akzent (Betonung), die Tonhöhe (Melodie), die Längung (Dauer) sowie die Intensität (Lautstärke).12

All diese Details lassen sich mit Hilfe des phonetisch-analytischen Programms Praat deutlich aufzeigen.

Es werden im weiteren Verlauf die aus Praat exporierten Textgrids der aufgenommenen Sätze eingefügt und diese auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede überprüft, um letztendlich die Fragestellung dieser Arbeit und eventuelle weitere, sich aus der Analyse ergebende, Fragen zu beantworten.

[...]


1Jin, F. (1990). Intonation in Gesprächen. Tübingen: Niemeyer, S. 3, Z. 24-25.

2Vgl. Meisenburg, T.; Selig, M. (1998). Phonetik und Phonologie des Französischen. Stuttgart: Klett, S.118, Z. 21-27.

3Vgl. Jin, F. (1990). Intonation in Gesprächen. Tübingen: Niemeyer, S. 3, Z. 25-28.

4Vgl. Jin, F. (1990). Intonation in Gesprächen. Tübingen: Niemeyer, S. 3, Z. 30-32.

5Jin, F. (1990). Intonation in Gesprächen. Tübingen: Niemeyer, S. 3, Z. 32-34; S. 4, Z. 1.

6Jin, F. (1990). Intonation in Gesprächen. Tübingen: Niemeyer, S. 4, Z. 2-6.

7Vgl. Stein, A. (2005). Einführung in die französische Sprachwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 20, Z. 6-12.

8Vgl. Stein, A. (2005). Einführung in die französische Sprachwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 20, Z. 12-13.

9Stein, A. (2005). Einführung in die französische Sprachwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 19, Z. 19.

10 Stein, A. (2005). Einführung in die französische Sprachwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 19, Z. 19-20.

11Sokol, M. (2007). Französische Sprachwissenschaft. Tübingen: Gunter Narr Verlag, S. 93, Z. 27-29.

12Sokol, M. (2007). Französische Sprachwissenschaft. Tübingen: Gunter Narr Verlag, S. 92, Z. 24; S. 93, Z. 1.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Intonation im Französischen. Übernimmt ein französischer Muttersprachler bei der Aussprache eines französischen Deklarativsatzes seine Intonation bei der Aussprache desselben Satzes auf Deutsch?
Hochschule
Universität Kassel  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Intonation im Französischen
Note
12
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V339377
ISBN (eBook)
9783668289963
ISBN (Buch)
9783668289970
Dateigröße
1442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
intonation, französischen, übernimmt, muttersprachler, aussprache, deklarativsatzes, satzes, deutsch
Arbeit zitieren
Niklas Werner (Autor:in), 2013, Intonation im Französischen. Übernimmt ein französischer Muttersprachler bei der Aussprache eines französischen Deklarativsatzes seine Intonation bei der Aussprache desselben Satzes auf Deutsch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339377

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