Intertextualität oder Abschreiben? "Der Schrecksenmeister" von Walter Moers


Trabajo Escrito, 2015

14 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Autorenschaft: Gottfried Keller, Hildegunst von Mythenmetz und Walter Moers

3. Intertextualitätsbegriffe und deren Bedeutung für den Roman

4. „Spiegel das Kätzchen“ vs. „Der Schrecksenmeister“

5. Intertextuelle Bezüge
5.1. Echo das Krätzchen
5.2. Der Baum der Erkenntnuss
5.3. Die Schreckseneichen

6. Fazit

7. Quellenund Literaturangaben

1. Einleitung

Walter Moers, geboren am 24.05.1957 in Mönchengladbach, gilt als erfolgreicher deutschsprachiger Autor. Seit mehreren Jahren veröffentlicht, der nur selten in der Öffentlichkeit auftretende Autor, seine parodiegefüllten Werke. Schon 1988 wurde er mit der Herausgabe von der Geschichte um den Käpt`n Blaubär bekannt, die durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Medien publik wurde. Grundlegend sind seine Comics und Geschichten durch Satiren und Parodien geprägt. Hinzu kommt, dass in seiner Romanreihe, rund um Geschichten über den fiktiven Kontinent Zamonien, eine Fülle an Intertextualität und Intermedialität zu finden sind[1]. Dies allein würde für eine literaturwissenschaftliche Betrachtung ausreichen. Aber auch die Art des Schreibens, ausgezeichnet durch Verweise, Anspielungen auf Fremdtexte, diverse Wortspiele und Anagramme, die dem Leser Aufschluss über die Zusammenhänge der literarischen Welt geben können, und auch die Vielzahl von Illustrationen, die sich durch die Bücher ziehen, zeichnen diese Romanreihe besonders aus. 1999 erscheint das erste Buch der Zamonien-Reihe, „Die 13 ½ Leben des Käpt`n Blaubär“. Moers schuf hier eine Verbindung zu seinen Jugendbüchern und brachte so einen Übergang zu einer „Abenteuerversion, die speziell für Erwachsene gedacht ist.“[2]Der Autor präsentiert seiner Leserschaft eine phantastische, fiktive Welt mit einer Vielzahl von Fabelwesen, die er durch die kreativsten Benennungen in seinem Buch „Zamonien. Entdeckungsreise durch einen phantastischen Kontinent“, wie in einer Art Lexikon, zusammenbringt. Im Fokus soll der fünfte veröffentlichte Zamonien-Roman stehen: „Der Schrecksenmeister“, der 2007 veröffentlicht wurde, und die Intertextualität, die sich darin verbirgt. Einen Aufschluss darauf, zeigt sich schon bei der Betrachtung des Untertitels: „Ein kulinarisches Märchen aus Zamonien von Gofid Letterkerl. Neu erzählt von Hildegunst von Mythenmetz. Aus dem Zamonischen übersetzt und illustriert von Walter Moers“. Allein an dieser Stelle wird die literarische Spannbreite sichtbar, die der Autor mit diesem Roman abdeckt. Dabei findet sich auch der Verweis darauf, dass es einen Prätext geben muss, dieser ist von dem Autor Gofid Letterkerl. Das Anagramm was sich dahinter verbirgt ist leichter zu erkennen als an manch anderen Stellen im Roman. Hierbei handelt es sich um den Autor Gottfried Keller, der eine Spiegelung zu dem Autor des fiktiven Prätextes sein soll. Also befindet sich der Leser zwischen Fiktion und Realität, die aber auf eine einzigartige Weise dargestellt wird. Im weiteren Verlauf wird auf diese Problematik weiter eingegangen.

Der Prätext des Romans ist das Märchen „Spiegel das Kätzchen“ aus der Buchreihe von Gottfried Keller „Die Leute von Seldwyla“. Wenn die Inhalte beider Werke gegenübergestellt werden, lässt sich relativ schnell erkennen, dass es sich nicht nur um eine Anlehnung an Kellers Märchen handelt, sondern der gesamte Plot weitestgehend übernommen wurde und in die zamonische Welt eingefügt wurde. An dieser Stelle stellt sich dann die Frage inwieweit dabei noch von Intertextualität und nicht aber vom Abschreiben zu sprechen ist. Im Folgenden soll diese Problematik geklärt werden, unter anderem auch im Zusammenhang mit der Intertextualitätsthematik von Gérad Genette, mit dessen Hilfe die Einordnung in das literarische Feld der Hypertextualität deutlich gemacht werden soll, was eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik erleichtert. Im Weitern soll auch gezeigt werden welche weiteren Prätexte es gibt und welche Rolle sie spielen.

2. Die Autorenschaft: Gottfried Keller, Hildegunst von Mythenmetz und Walter Moers

Wie im vorherigen erwähnt bewegt sich der Leser des Romans von Walter Moers „Der Schrecksenmeister“ in einem literarischen Raum zwischen Fiktion und Realität. Der Autor stellt es nämlich so dar, als wäre er selbst Teil seiner erdachten Welt, die er geschaffen hat. Das heißt, er stellt einen Roman vor, den er selbst lediglich aus dem „Zamonischen“ übersetzt hat, denn die Geschichte stammt eigentlich von Hildegunst von Mythenmetz, einem Lindwurm, der ein bekannter Autor von Zamonien darstellt. In dem Nachwort des Romans ist des Weiteren zu lesen, dass der vermeintliche Verfasser ein Bewunderer des Schriftstellers Gofid Letterkerl ist und er sich an dessen Novelle „Echo das Krätzchen“[3]orientiert habe. Es handle sich um eine besondere literarische Gattung; das kulinarische Märchen (wie auch der Untertitel des Romans „der Schrecksenmeister“ ist). Das bedeutet in dem fiktiven Raum gibt es einen Prätext an dem Mythenmetz sich orientiert. Auch dieser ist Teil der erdachten Welt.

Den fiktiven literarischen Raum betreffend gab es also, chronologisch geordnet, einen Prätext von Gofid Letterker an dem sich Mythenmetz orientierte und neuschrieb, diesen übersetzte Walter Moers in die deutsche Sprache. In der Realität gab es einen Prätext von Gottfried Keller, den Walter Moers als Vorlage für seinen Roman nahm und ihn in seine Zamonien-Reihe integrierte. Anhand dieser Thematik, die sich zwischen Fiktion und Realität bewegt, zeigt sich die Vielseitigkeit des Autors und seine Verdrehung der literarischen Welten.

3. Intertextualitätsbegriffe und deren Bedeutung für den Roman

„Der Text ist ein „Mosaik aus Zitaten“, der andere Texte in sich aufnimmt […] und deren Bedeutungen innerhalb der eigenen Strukturiertheit verändert […]. Ein Text und die in ihn eingeschriebenen Codes und Diskurse manifestieren sich in Schreibweisen, die eine herausgehobene Stellung des Schreibenden bei der Bedeutungszuweisung […] negieren. D. h., der Schreibende befindet sich mit den Worten, die er verwendet, selbst schon in Interaktion mit anderen Texten.“[4]

Diese Definition zeigt die Unverzichtbarkeit des Intertextualitätsbegriffes in der modernen Literaturwissenschaft. Was Bachtin, der als Begründer der Dialogizität gilt, und auch Julia Kristeva, die beide Termini versuchte zusammenzuführen, damals schon feststellten, ist heute ein fester Bestandteil dessen, was unter anderem auch Gérard Genette, weiterführte. Es wird davon ausgegangen, dass die Intertextualität als übergreifende Eigenschaft gilt und auch wenn ein Autor diese nicht bewusst anwendet, wird es doch immer Referenzen zu anderen Texten geben. Um diese Problematik besser fassen zu können entwickelte Genette eine Einstufung, die die Einordung der unterschiedlichen Begriffe vereinfacht.

Er unterscheidet in „Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe.“ fünf Arten der Transtextualität (Intertextualität, Paratextualität, Metatextualität, Architextualität, Hypertextualität). Mit ihr ist immer eine Beziehung zwischen Texten gemeint. Im Folgenden wird es nur eine kritische Auseinandersetzung mit der Hypertextualität geben, und nicht mit der Intertextualität nach Genette im engeren Sinne, denn damit sind in diesem Fall nur die vom Autor beabsichtigten, die im Text markierten oder Anspielungen der Verweise auf den Prätext gemeint, die von dem Leser im Komplex des Textes erkannt werden müssen. Im Feld der Hypertextualität geht Genette davon aus, dass dies jede Beziehung zwischen Text B (Hypertext) und Text A (Hypotext) beinhaltet, wobei erstgenannter den zweiten überlagert. Aber „es handelt sich hier um eine provisorische Definition.“[5]An dieser Stelle wird dem Leser auch bewusst, dass dieses Feld für Genette einen gewissen Freiraum für verschiedene Ansätze und Interpretationen bietet. Die Transposition ist dann die Art der Hypertextualität, wenn der Autor von Text B das Selbe aussagt, wie in Text A, nur auf eine andere Weise und dies in einem ernsten Kontext der Transformation macht. Wenn diese Aspekte zutreffen, dann können die beiden Texte unter elf verschiedenen Gesichtspunkten analysieren und miteinander in Beziehung gebracht werden.

[...]


[1]Altgeld, Jan-Martin: Intertextualität und Intermedialität in Walter Moers´ „Wilde Reise durch die Nacht“ und „Die Stadt der träumenden Bücher“, Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin, 2008, S. 5.

[2]Zitat aus: http://www.buchnews.com/autoren/walter-moers-walter-moers-der-allrounder-der-literaturszene/17614 [02.09.2015]

[3]Moers, Walter: Der Schrecksenmeister, München: Piper Verlag 2007, S. 379.

[4]Zitat aus: Kristeva, Julia: Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman. In: Literaturwissenschaft und Linguistik III. Hrsg. von Jens Ihwe. Frankfurt am Main: 1972, S. 348.

[5]Zitat aus: Genette, Gérard: Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1993, S. 14-15.

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Intertextualität oder Abschreiben? "Der Schrecksenmeister" von Walter Moers
Universidad
University of Rostock  (Philosophische Fakultät)
Curso
Proseminar
Calificación
2,0
Autor
Año
2015
Páginas
14
No. de catálogo
V339407
ISBN (Ebook)
9783668301139
ISBN (Libro)
9783668301146
Tamaño de fichero
495 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
intertextualität, abschreiben, schrecksenmeister, walter, moers
Citar trabajo
Nadine Langer (Autor), 2015, Intertextualität oder Abschreiben? "Der Schrecksenmeister" von Walter Moers, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339407

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