Will man den Mythos um die österreich-ungarische Doppelmonarchie begreifen, ist die Literatur der österreichischen Schriftsteller, angefangen von den Komödiendichtern Ferdinand Raimund und Johann Nestroy über Franz Grillparzer, Adalbert Stifter, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal bis zu Karl Kraus – um nur einige der wichtigsten zu nennen – unverzichtbar. Ein weiterer Autor, der um den 'Weltschmerz' des österreichischen Dichters wusste und es damit verstand, Österreichisches zu repräsentieren, ist Joseph Roth (1894-1939). Was den Entwurf eines Österreichbildes angeht, ist diese Arbeit daher Roths Roman „Die Kapuzinergruft“ aus dem Jahr 1938 sowie seinen politischen Feuilletons der 1930er Jahre gewidmet. Dabei soll aufgezeigt werden, wie Roth in diesen Werken die Idee der Legitimität Österreichs gegen den Nationalsozialismus verteidigt.
Joseph Roth hatte sich selbst stets als Journalist und Schriftsteller definiert und sich im Rahmen beider Tätigkeiten bewiesen. Dementsprechend wehrte er sich gegen eine scharfe Grenzziehung zwischen Journalistik und Literatur, wie sie der Trennung zwischen Politik und Kunst entspricht und wie sie für den deutschsprachigen Raum seit der Romantik üblich ist. Wer deshalb Roths Romane im Kontext seiner publizistischen Arbeiten liest, kann feststellen, dass bei ihm die Fäden zwischen beiden Gattungen hin- und herlaufen: Man findet – wenn auch in unterschiedlicher Bearbeitung – dieselben Themen und Fragestellungen.
An dieser Stelle seien die Vorgehensweise und das Ziel der Seminararbeit kurz er-läutert. Roths literarisches Österreichbild kennzeichnet sich durch einige für ihn zentrale und voneinander abhängige Aspekte. Bei der Lektüre der Kapuzinergruft und der politischen Feuilletons kristallisierten sich als wichtigste Aspekte die Übernationalität, der Traditionalismus, die Beständigkeit, der Glaube und die Dynastie heraus. Im Rahmen dieser Seminararbeit geht es insbesondere um die Frage, wie sich diese Aspekte in den Feuilletons und im Roman darstellen, um dann mögliche Übertragungen oder Brechungen von Roths Österreichidee auszumachen. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass die Komplexität eines literarischen Bildes und damit auch dessen Wirklichkeitsgehalt insbesondere an der Funktion und der Leistung der jeweiligen Gattung liegen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zu Joseph Roths Sprachethos
3. Joseph Roths politische Feuilletons der 1930er Jahre
4. Zur Funktionsweise des Romans „Die Kapuzinergruft“
5. Eine Welt von gestern – ein Mythos von heute: Joseph Roths Österreichbild
5.1 Übernationalität
5.2 Österreichische Tradition: Aristokratie, Militär, Beamtentum
5.3 Österreichische Beständigkeit vs. preußische Dynamik
5.4 Glaube und Monarchismus
5.5 Legitimismus
6. Charakteristika des Österreichbildes
7. Schluss
LITERATURVERZEICHNIS
- Arbeit zitieren
- Verena Fendl (Autor:in), 2011, Die Idee der Legitimität Österreichs. Das Österreichbild von Joseph Roth im Roman „Die Kapuzinergruft“ und den politischen Feuilletons der 1930er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339473
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