Die Königswahl Friedrich Barbarossas 1152. Eine kritische Betrachtung in den Gesta Frederici


Seminararbeit, 2016

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 DIE DARSTELLUNG DER KÖNIGSWAHL IN DEN GESTA FREDERICI

3 KRITISCHE ARGUMENTATION DURCH OTTO VON FREISING
3.1 REICHSINSIGNIEN UND EMPFEHLUNG DURCH KONRAD III
3.2 VON ALLEN GEFORDERT - DURCH DIE GUNST ALLER
3.3 BARBAROSSA ALS ECKSTEIN

4 FAZIT

5 LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Epoche des Mittelalter wird dem Historiker schnell bewusst, wie wichtig Quellenarbeit ist. Ganz im Gegensatz zur Neuzeit ist die Quellengrundlage im Mittelalter stark eingeschränkt und der Historiker muss sich auf einige wenige Quellen bei der wissenschaftlichen Arbeit beziehen. Besonders wichtig, nicht nur bei einer Fülle von Quellen sondern auch gerade bei einer eingeschränkter Quellengrundlage, ist daher der kritische Umgang mit den Quellen.

Im Falle der Königswahl Friedrichs I. im Jahre 1152 spielt die Quellenarbeit und gerade die kritische Quellenarbeit ebenfalls eine wichtige Rolle. Die vermeintlich ausführlichste Quelle zur Königswahl Barbarossas bieten die Gesta Frederici, verfasst 1156 vom Geschichtsschreiber Otto von Freising. Warum hier im Zusammenhang mit den Gesta Frederici der Begriff „vermeintlich“ benutzt wird, soll in der folgenden Seminararbeit geklärt werden. In der Staufer Forschung ist es Odilo Engels gewesen, der als erstes die Objektivität Ottos anzweifelte und der Ansicht war, dass Zusammenhänge welche die Königswahl betreffen durch Otto von Freising unterschlagen wurden.[1] Seitdem wurde das Bild, welches Otto von Freising von der Königswahl Barbarossas vermittelte, mehrfach untersucht. Besonders der Betrachtung der Wahl im Kontext der mittelalterlichen Geschichte wurde größere Bedeutung zugemessen, da diese wichtige Aspekte der Königswahl in ein neues Licht rückte.[2]

Als erstes soll daher in dieser Seminararbeit kurz die Darstellung der Königswahl durch Otto von Freising erläutert werden. Die Argumentationspunkte, welche Otto von Freising aufführt um die Krönung Friedrichs zu beschrieben, sollen dabei kritisch mit Hilfe von Auszügen des aktuellen Forschungstandes untersucht werden.

Das Ergebnis dieser Seminararbeit soll zeigen, inwieweit Otto von Freising mit seiner Schilderung ein vollständiges und objektives Bild der Königswahl von 1152 widerspiegelt.

2 DIE DARSTELLUNG DER KÖNIGSWAHL IN DEN GESTA FREDERICI

Die Gesta Frederici entstanden in der Zeit zwischen 1157-1160 und berichten über die Zeit zwischen 1076-1160. Verfasser der Gesta Frederici war bis zu seinem Tod 1158 der Bischof und Geschichtsschreiber Otto von Freising.

Die Königswahl Barbarossas wird im zweiten Buch der Chronik behandelt und ist dieser Seminararbeit die zu Grunde liegende Quelle.

Bevor Otto von Freising in seiner Chronik den Ablauf der Krönung beschreibt, führt er einige Erklärungen auf, warum denn nun letztendlich die Wahl auf Friedrich gefallen war.

Als erstes weist er auf das „besondere(s) Privileg“[3] hin, welches den Fürsten des Reiches erlaubt sich per Wahl auf den nachfolgenden König zu einigen da sich die Königswahl nicht durch Blutsverwandtschaft determinieren lässt. Jedoch der „tiefste Grund“[4] den Otto von Freising anführt ist, dass Barbarossa durch seine cognatische Abstammung als Welfe und durch agnatische Abstammung als Staufer „als Eckstein die Feindschaft beider Häuser überwinden könnte“ [5]. Des Weiteren wird durch Otto von Freising betont, dass sich auf Grund Barbarossas Funktion als Schlichter, zweier rivalisierender Familien, die Wahl zu seinen Gunsten entschieden hat und nicht etwa um den verbliebenden Sohn König Konrads aus Boshaftigkeit zu übergehen.

Erst am Ende dieser Ausführungen beginnt Otto von Freising mit der eigentlichen Schilderung der Königswahl und der Krönung. Die Tatsache, dass Otto erst eine Reihe von Erklärungen anführt um die Wahl Friedrichs zu rechtfertigen wirft die Frage auf warum er diese Erklärung oder eben sogar Rechtfertigung für notwendig gehalten hat. Im folgenden Abschnitt sollen die einzelnen Argumentationen auf diese Fragestellung hin untersucht werden.

3 KRITISCHE ARGUMENTATION DURCH OTTO VON FREISING

„[...]von allen gefordert und durch die Gunst aller zum König gewählt“[6] So beschreibt Otto von Freising bereits im ersten Absatz der Gesta Frederici die Wahl des Herzogs Friedrich von Schwaben zum König. Diese Aussagen vermitteln das Bild einer durchaus reibungslosen Entscheidungsfindung und eine sich daran anschließenden Wahl des neuen Königs.

Warum also hält es Otto von Freising für nötig die Entscheidungen der Wahl zu erklären und mehrere Argumente aufzuführen, die Barbarossa als Wahlkandidaten rechtfertigen? Die verschiedenen Gründe und Argumente welche Otto von Freising aufführt sind zum einen die Übergabe der Reichsinsignien und die persönliche Empfehlung durch Barbarossas Onkel Konrad III. kurz vor dessen Tod, die Bezeichnung Barbarossas als Eckstein, welcher die Fehde zwischen den staufischen und welfischen Häusern beilegen sollte, das Privileg der Fürsten den König durch freie Wahlen bestimmen zu können sowie die Äußerung Barbarossa sei als Wahlkandidat von „allen gefordert“ worden[7].

In den folgenden Abschnitten soll auf die einzelnen Ausführungen Ottos eingegangen werden.

3.1 REICHSINSIGNIEN UND EMPFEHLUNG DURCH KONRAD III.

Im ersten Buch der Gesta Frederici berichtet Otto von Freising über den Tod Konrads und wie dieser kurz vor seinem Ableben Friedrich Barbarossa die Reichsinsignien übergab.

Darüber hinaus wurde ihm Konrads minderjähriger Sohn Friedrich anvertraut. Otto berichtet weiterhin, Konrad habe auf Grund der besonderen Eigenschaften seines Neffen erkannt, dass dieser im Gegensatz zu seinem eigenen Sohn der geeignetere Kandidat für die Thronfolge sei. So sei es außerdem für Konrad auch unwahrscheinlich, dass sein Sohn Friedrich auf Grund seiner Minderjährigkeit zum König gewählt werden würde.[8]

Die Übergabe der Reichsinsignien wird durch Otto von Freising als Designation dargestellt, aus deren Folge und im Zusammenhang mit den weiter aufgeführten Argumentationen die einmündige Wahl Barbarossas zum König hervorging. Der Erhalt der Reichsinsignien und eine persönliche Wahlempfehlung durch den König waren sicherlich große Vorteile, die Friedrich Barbarossa ein Mittel boten die Thronfolge für sich zu beanspruchen und sich in das Blickfeld der Großen zu rücken. Es kann allerdings nicht davon ausgegangen werden, dass allein dadurch eine Wahlgarantie geleistet worden wäre.[9] Denn obwohl ein unmündiger Sohn als Nachfolger des Königs grundsätzlich als problematisch angesehen wurde, war es dennoch als Lösung anerkannt. [10]

Die Äußerung Konrad habe sich, laut Otto von Freising auf Grund der Minderjährigkeit seines Sohnes, keine Hoffnung gemacht dieser könne für die Thronfolge in Frage kommen wirft also weitere Fragen auf. Es war trotz des stärker werdenden Wahleinflusses durch die Großen des Reiches immer noch der Regelfall den Sohn des vorangegangenen Königs zu wählen, sofern ein lebender Sohn vorhanden war.[11] Die Wahl Friedrich Barbarossas ist also in dieser Hinsicht eine Besonderheit im Gegensatz zum immer noch gängigen Kindkönigtum.

Da während der Königswahl 1152 mit dieser Regel gebrochen wurde, galt der Umstand der Wahlentscheidung zu Gunsten Friedrich Barbarossas als erklärungsbedürftig. Dies lässt Ottos Erwähnungen bezüglich Konrads Beweggründen, sein Neffe sei der geeignetere Nachfolger schlüssig wirken. Ein Bruch mit der gängigen Norm bedarf Erklärung wenngleich nicht sogar einer Rechtfertigung.

[...]


1vgl. Niederkorn, Jan Paul: Friedrich von Rothenburg und die Königswahl von 1152. In: Festschrift Gerhard Baaken. Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten staufischer Geschichte. Hrsg. Lorenz, Sönke; Schmidt, Ulrich. Sigmaringen 1995. S.1.

2vgl. Laudage, Johannes: Friedrich Barbarossa (1152-1190), Eine Biografie. Hrsg. Hageneier, Lars; Schrör, Matthias. Regensburg 2009. S. 34.

3Otto von Freising: Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters: Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe. Hg. v. Schmale, Franz-Josef. Band 17. Darmstadt 1965. S. 285.

4ebd. S. 285.

5ebd. S. 287.

6Otto von Freising: Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica. S. 285.

7ebd. S. 285.

8vgl. Otto von Freising: Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica. S. 281.

9vgl. Laudage, Johannes: Friedrich Barbarossa (1152-1190). S. 36.

10vgl. Dick, Stefanie: Die Königserhebung Friedrich Barbarossas im Spiegel der Quellen - kritische Anmerkungen zu den „Gesta Friderici" Ottos von Freising. In: Zeitschrift der SavignyStiftung für Rechtsgeschichte, Hg. v. Knütel R.; Thür, G.; Köbler G.; E. Wadle; Becker, H.J.; Nörr, W. 121 Band. Wien-Köln-Weimar 2004. S. 215.

11vgl. ebd. S. 221.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Königswahl Friedrich Barbarossas 1152. Eine kritische Betrachtung in den Gesta Frederici
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Geschichtswissenschaften)
Veranstaltung
Proseminar
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
12
Katalognummer
V339567
ISBN (eBook)
9783668292239
ISBN (Buch)
9783668292246
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
königswahl, friedrich, barbarossas, eine, betrachtung, gesta, frederici
Arbeit zitieren
Sarah Kaiser (Autor:in), 2016, Die Königswahl Friedrich Barbarossas 1152. Eine kritische Betrachtung in den Gesta Frederici, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339567

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