Konstantin I. und die Christen. Die Religionspolitik zwischen 313 und 321


Dossier / Travail, 2014

19 Pages, Note: 3,0


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Konstantin und kurzer historischer Kontext

3. Die Mailänder Vereinbarung und ihre Folgen
3.1. Vorgeschichte
3.2. Die Mailänder Vereinbarung
3.3. Nach der Mailänder Vereinbarung

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Konstantin I. ist bis heute ein großes Thema in der Geschichte. Anfang des vierten Jahrhunderts herrschte er im römischen Reich. Über sein Leben und Wirken gibt es zahlreiche Quellen. Dem Laien im Fach Geschichte ist Konstantin nicht zwingend durch seine außenpolitischen Leistungen oder verwaltungstechnischen Reformen ein Begriff; sondern durch seine Beziehung zur Religion des Christentums.

„Liegt seiner Hinwendung zum Christentum ein persönliches religiöses Bekenntnis zugrunde, […], oder nutzte der Kaiser nur eine vorgegebene Denkströmung zu Festigung seiner Macht und zur inneren Einigung des Reiches“[1] ? Warum ließ er sich erst auf dem Sterbebett 337 taufen?

Das sind Fragen, welche einige Diskussionen hervorrufen. Das Verhältnis zwischen Konstantin und dem Christentum hat „welthistorische Dimensionen angenommen und ihre Auswirkungen sind bis heute spürbar“[2]. Auch meine Hausarbeit wird sich mit Konstantin und seiner Religionspolitik beschäftigen. Dabei werde ich jedoch nicht thematisch auf seine Zeit als alleiniger Herrscher ab 324 eingehen, in welcher er bekanntermaßen den Christen Vorrang verschaffte, sondern die Periode beleuchten, in deren Verlauf er zu diesem aufstieg. Dabei werde ich mich aber auf die religionspolitischen Aspekte konzentrieren, die ab der Mailänder Vereinbarung 313 auftraten. Diese Vereinbarung stellte die Christen mit anderen Religionen gleich, und die Frage ist hier, was in den darauffolgenden Jahren mit ihnen geschah. Durch Gesetztestexte wird untersucht, wie das Christentum von Konstantin behandelt wurde.

So formuliere ich als Leitfrage: Wie sah die Christenpolitik Konstantins ab einschließlich 313 aus, und lässt sich ein Prozess von der anfänglichen Gleichstellung zu einer Bevorzugung erkennen?

Um diese Fragen zu beantworten, bedarf es zunächst einmal einer Vorstellung des Lebens von Konstantin I.. Bevor ich dann auf die Mailänder Vereinbarung eingehe, lege ich die Vorgeschichte von ca. 303 dar, auf dessen Boden die Gleichstellung des Christentums fußt. Nachdem ich den Gesetzestext der Vereinbarung interpretiert und ihn historisch eingeordnet habe, werden Erlasse und Gesetze der darauffolgenden Jahre zu dieser in Bezug gesetzet, um im letzten Punkt das Fazit zu ziehen und die Antwort auf die Leitfrage geben.

Als Hilfe diente mir vor allem das Werk des Apologeten Laktanz, der ca. um 250 bis 320 n. Chr. lebte, De Mortibus Persecutorum [3] (ca. 313.316). Zu Konstantins Religionspolitik sind die meisten Quellen von ihm verfasst worden, und er war sogar Mentor von Konstantins Sohn Crispus. Als wichtiger Quellenlieferant neben Laktanz ist noch Eusebios von Caesarea zu nennen, aus dessen Quellen ich ebenfalls zitieren werde.[4]

Die Forschung zum Thema „Konstantin und das Christentum“ ist breit gefächert, z.B. durch mehrere Publikationen der Historiker Alexander Demandt und Klaus-Martin Girardet.

Dabei steht die Frage, wann und ob ich sich Konstantin zum Christentum gewandt habe, im Vordergrund.[5]

Der Althistoriker Hartwin Brandt stellt beispielsweise eine bewusste Hinwendung zum Christentum infrage, verneint sie jedoch auch nicht:

„Er war vor allem Machtpolitiker. Ein Sieger mit dem Ziel, Alleinherrscher zu werden.Er wusste, dass man dafür auf der Klaviatur der Religionen und Kulte spielen musste, um Loyalität herzustellen. Konstantin selbst war sicherlich überzeugt, dass er in der Gunst einer Gottheit stand. Wahrscheinlich dachte er dabei an den Sonnengott.“[6]

Girardet sehe den wichtigsten Zeitpunkt für die conversio im Jahr 312[7], dessen Geschehnisse in 3.1. noch genauer geschildert werden.

Eine weitere Phase, in der Historiker eine conversio zum Christentun sehen, ist z.B. seine Kindheit, wie z.B. T.G. Elliot,[8] wohingegen die andere Seite Konstantin tatsächlich erst seit der Taufe 337 als Christ anerkennt.[9]

2. Konstantin und kurzer historischer Kontext

Der genaue Zeitpunkt der Geburt in Naissus in Illyrien von Flavius Valerius Contantinus, besser bekannt als Konstantin der Große oder I., ist nicht genau überliefert. Er wird zwischen 270 und 288, wahrscheinlich aber um 285 n. Chr. geschätzt.[10] Er war von 306 bis 334 n. Chr. römischer Kaiser bzw. ab 324 alleiniger Herrscher, was im System der Tetrarchie, in welchem vier Kaiser gleichzeitig herrschten, nicht gegeben war. Er hatte insgesamt zwei Ehefrauen, außerdem zeugte er sechs Kinder.[11] Konstantins Eltern waren Helena, die vermutlich eine Herberge leitete, sowie Constantius Chlorus, der 293 zu einem der beiden Caesaren der Tetrarchie ernannt wurde. Neben den beiden Juniorkaisern gab es die ihnen übergestellten Augusti, die Seniorkaiser, sodass das Römische Reich zwischen den vier Herrschern und regional in Ost und West aufgeteilt wurde. Im Jahre 293 wurde das System von Diokletian aus Dalmatien (ca. 240-312 n. Chr.) in Rom installiert und hielt offiziell bis 324 stand.

Es bot einige Vorteile für das vorher von Krisen und Usurpationen gebeutelte Römische Reich. Die Augusti sollten im Idealfall die Caesares einarbeiten können; ein Konflikt konnte schneller vor Ort gelöst werden, weil ein Kaiser nur für sein eigenes Gebiet zuständig war und nicht das komplette Reich durchqueren musste. Durch die Anzahl der Kaiser hätte eine Ermordung von einem dieser keine gravierenden Vorteile gebracht.[12]

Nichtsdestotrotz mündete das durchdachte System Diokletians in diversen Konflikten um einzelne Positionen bzw. Titel in diesem Vierkaisersystem, was letztendlich zu dessen Verfall führte. Konstantin wurde 306 in Britannien nach dem Tod seines Vaters Constantius, welcher zwischenzeitlich zum Augustus aufgestiegen war, von den anwesenden Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Durch diesen Rückhalt im Heer hatte er nun große Macht inne, was auch in der Hauptstadt Rom bekannt war, sodass er „erreichte, […] den Caesarennamen zu erhalten“[13]. Dieser war er neben Maximinus Daia unter den Augusti Galerius, welcher in der Christenverfolgung eine wichtige Rolle spielt, und später Licinius, der vorher nicht einmal Caesar war.[14] Die nächsten drei Jahre waren von Konflikten unter den Herrschern und Anwärtern sowie von Todesfällen überschattet, bis sich ca. zwischen 311 und 312 Licinius und Maximinus Daia im Osten, Konstantin und Maxentius im Westen gegenübersahen. Aus diesen Vergleichen gingen Licinius und Konstantin als Sieger hervor.[15]

Nach anfänglichen Bemühungen, den Frieden zu wahren und Einigkeit über wichtige Fragen, vor allem auch bezüglich des Christentums, z.B. durch die Mailänder Vereinbarung 313, zog Konstantin gegen Licinius in den Krieg, den er 324 schließlich gewann und so die Alleinherrschaft über das Römische Reich erringen konnte.[16] Dessen Mittelpunkt verlegte er 324 aus Rom in das alte Byzanz, was er in Konstantinopel, übersetzt Konstantinstadt, umbenannte. Konstantinopel bot eine strategisch günstige Lage am Meer und die ehemalige Residenzstadt des Kaisers, Nikomedia, war nicht weit entfernt. In seiner neuen, 330 eingeweihten Stadt wusste er es, sich als Monarch in Szene zu setzen, indem er pompöse Bauwerke zu seiner Selbstdarstellung errichten ließ, wie z.B. das Hippodrom.[17] Neben seiner Baupolitik sind auch wichtige Reformen in der Verwaltung zu nennen, wo er u.a. zivile und militärische Ämter trennte, um die Organisation zu erleichtern. Außenpolitisch erreichte er während seiner Herrschaft Siege über die Alamannen (328) oder die Goten (332), sodass sein Reich in den Donauregionen gesichert war.[18] Die positiven Urteile über Konstantins Politik gehen aber auch einher mit negativen Bekundungen: So wird an ihm harsche Kritik bezüglich der sogenannten Verwandtenmorde, in dessen Zuge er die Ermordung seines Sohnes Crispus und seiner zweiter Ehefrau befohlen haben soll, geübt. Die Motive dieser Morde sind viel diskutiert, wobei der Geschichtsschreiber Zosimos ein Verhältnis zwischen Fausta und Crispus impliziert.[19]

Konstantin der Große starb 337 in der Nähe von Nikomedia, nachdem er Vorbereitungen für einen Feldzug gegen das persische Sassanidenreich geplant hatte. Noch auf dem Totenbett wurde er getauft, damit war er der erste römische Kaiser. Die Macht übertrug er an seine drei Söhne, die sich hinterher jedoch in blutige Machtkämpfe verstrickten.[20]

[...]


[1] Demandt, A., Konstantin der Große, in: Goltz, A. (hrsg.)- Schlange-Schöningen, H.(hrsg.), Konstantin der Große. Das Bild des Kaisers im Wandel der Zeiten, Köln 2008 (66), S.1.

[2] Schmitt, O., Constantin der Große (275-337), Stuttgart 2007. S.9.

[3] Über die Todesarten der Verfolger

[4] Vgl. Schmitt, O., Constantin der Große,S.10.

[5] Vgl. Körner, C., [Rezension zu] Klaus Martin Girardet: Die Konstantinische Wende. Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Großen.Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006 (2. Auflage 2007). Plekos 11 (2009). S.38.

[6] http://www.welt.de/kultur/history/article13780650/Kaiser-Konstantin-der-brutale-Machtpolitiker.html 07.05.2014

[7] Schlacht an der Milvischen Brücke (s. 3.1.).

[8] Vgl. Körner, C.: Rezension Girardet. S.38.

[9] Z.B. K. Rosen. Girardet, K. M., Der Kaiser und sein Gott. Das Christentum im Denken und in der Religionspolitik Konstantins des Grossen, Göttingen 2010 (Millenniumstudien 27). S.23 f.

[10] Vgl. Schmitt, O., Constantin der Große,S.84.

[11] Vgl. Leadbetter, B., Galerius and the will of Diocletian, New York 2009 (Roman Imperial Biographies)

[12] Vgl. Schmitt, O., Constantine der Große (275-237), Stuttgart 2007. S.59-83.

[13] Keil, V. (hrsg.), Quellensammlung zur Religionspolitik Konstantins des Großen, Darmstadt 1995. S.22.

[14] Davor Severus, welchem die Augustuswürde nach der Konferenz von Carnuntum aberkannt wurde.

[15] Schlacht an der Milvischen Brücke.

[16] Vgl. Keil, V., Quellensammlung, S.26.

[17] Vgl. Mamboury, E; Wiegand, T., Die Kaiserpaläste von Konstantinopel. Zwischen Hippodrom und Marmara-Meer. Berlin 1934. S.39.

[18] Vgl. Brandt, H., Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser. München 2011. S.134.

[19] Vgl. Schmitt, O., Constantine der Große, S.222 f.

[20] Vgl. Schmitt, O., Constantine der Große. S.260 ff.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Konstantin I. und die Christen. Die Religionspolitik zwischen 313 und 321
Université
University of Münster
Note
3,0
Auteur
Année
2014
Pages
19
N° de catalogue
V339645
ISBN (ebook)
9783668292116
ISBN (Livre)
9783668292123
Taille d'un fichier
514 KB
Langue
allemand
Mots clés
Konstantin, Constantin, Christenverfolgung, Rom, Kaiser, Geschichte der Christen, Diocletian
Citation du texte
Lars Marwinski (Auteur), 2014, Konstantin I. und die Christen. Die Religionspolitik zwischen 313 und 321, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339645

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