Die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieg herrschende Bipolarität des Systems der internationalen Beziehungen, zwischen dem Ostblock unter Führung der Sowjetunion und dem Westen unter Führung der USA, war so allumfassend, dass sie viele weltweit latent vorhandene Konflikte überdeckte. Anfang der 1990er Jahre fand mit dem Zerfall der Sowjetunion diese Bipolarität ein jähes Ende, und somit gab es nur noch eine einzig verbliebene Supermacht, „(...) the United States became the first and the only truly gobal power.” Unter anderem aufgrund ihrer einzigartigen militärischen und ökonomischen Macht sind sie der heutige Hegemon der internationalen Beziehungen. Es existieren jedoch eine Reihe von Akteuren, die sich auf verschiedenste Art und Weise dafür einsetzen, dass sich diese aktuelle Unipolarität zu einer Multipolarität wandeln könnte. Dies sind z.B. nicht-staatliche Akteure wie islamistische Terroristen, ein supranationaler Akteur wie die EU oder auch Staaten wie Russland und die Volksrepublik China.
In der folgenden Arbeit wird nun diese Volksrepublik China näher untersucht und der Versuch unternommen, die Frage zu klären, ob sie sich – getragen von einer äußerst rasanten Entwicklung der letzten zwanzig Jahre – auf dem Weg befindet, eine Weltmacht der Zukunft zu werden. Die Frage ist von großer Bedeutung, da ein Aufstieg einer neuen Großmacht stets destabilisierend für das internationale System war und für große Konflikte gesorgt hat.
Die aktuelle Diskussion über die Zukunft Chinas ist außerordentlich vielfältig und kontrovers: Gerald Segal vertritt in seinem Aufsatz „Does China matter?“ den Standpunkt, dass China für die westlichen Staaten kaum eine Rolle spiele und nur eine Mittelmacht unter vielen sei. Laurence J. Brahm hingegen zeichnet in seinem Buch „China as No. 1“ das Bild einer kommenden Supermacht China, die in wenigen Jahrzehnten den Globus bestimmen werde.
Chinas geographische Größe und seine Bevölkerung von knapp 1,3 Milliarden Menschen sind sehr beeindruckend, doch müssen sicherlich noch andere Kriterien angelegt werden, um die gewählte Fragestellung beantworten zu können. Im Hauptteil der Arbeit werden zentrale Kriterien, wie z.B. wirtschaftliche Stärke und kulturelle Attraktivität in die Untersuchung einbezogen und auch Faktoren wie innere Stabilität und auswärtige Beziehungen Chinas analysiert. Vorangestellt ist ein ausführlicher geschichtlicher Teil, der erst ein Verständnis des Denkens und Handelns der chinesischen Führung ermöglicht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Historischer Hintergrund
- 2. Kriterien einer zukünftigen Weltmacht
- 2.1. Wirtschaft
- 2.2. Militär
- 2.3. Innere Stabilität
- 2.4. Auswärtige Beziehungen
- 2.4.1. Vereinigte Staaten von Amerika
- 2.4.2. Japan
- 2.4.3. Russland
- 2.4.4. Indien
- 2.4.5. Andere Staaten im asiatischen Umfeld
- 2.4.6. Europäische Union
- 2.5. Internationale Popularität
- 2.6. Kulturelle Attraktivität
- III. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Volksrepublik China im Kontext der internationalen Beziehungen und analysiert die Frage, ob China auf dem Weg zu einer Weltmacht ist. Die Arbeit stellt die historische Entwicklung Chinas in den Vordergrund und beleuchtet, wie diese den heutigen Stand und die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten Chinas prägen. Darüber hinaus werden wichtige Kriterien wie wirtschaftliche Stärke, militärische Macht, innere Stabilität, auswärtige Beziehungen, internationale Popularität und kulturelle Attraktivität untersucht, um die Position Chinas im internationalen System einzuschätzen.
- Die Rolle des historischen Hintergrundes für Chinas Position im internationalen System.
- Die Bedeutung der wirtschaftlichen Stärke und der militärischen Macht für Chinas Aufstieg zur Weltmacht.
- Der Einfluss der inneren Stabilität und der auswärtigen Beziehungen auf Chinas Fähigkeit, eine globale Führungsrolle einzunehmen.
- Die Analyse von Chinas Beziehungen zu wichtigen Akteuren auf der Weltbühne, wie den USA, Japan, Russland, Indien und der Europäischen Union.
- Die Faktoren, die Chinas internationale Popularität und kulturelle Attraktivität beeinflussen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert einen umfassenden historischen Hintergrund zur Entwicklung Chinas. Die Arbeit beleuchtet die Prägung durch historische Ereignisse und das Selbstbild der chinesischen Führung, das stark von der langen Geschichte Chinas beeinflusst ist. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Kriterien, die für eine zukünftige Weltmacht relevant sind. In diesem Kapitel werden die wirtschaftliche Stärke, die militärische Macht, die innere Stabilität und die auswärtigen Beziehungen Chinas analysiert. Hierbei werden auch die Beziehungen zu wichtigen Akteuren im internationalen System wie den USA, Japan, Russland, Indien und der Europäischen Union beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Internationalen Beziehungen, Weltmacht, China, historischer Hintergrund, wirtschaftliche Stärke, militärische Macht, innere Stabilität, auswärtige Beziehungen, internationale Popularität, kulturelle Attraktivität, Konfuzianismus, Selbstbild, "Reich der Mitte", "Sohn des Himmels", "ungleiche Verträge", Boxeraufstand, Kuomintang.
- Citation du texte
- MA Internationale Beziehungen Jan Fichtner (Auteur), 2002, Chinas Position im System der internationalen Beziehungen - Auf dem Weg zur Weltmacht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33966