In der vorliegenden Arbeit wird der Kunstmarkt in den burgundischen Niederlanden durchleuchtet. Es wird analysiert, welche verschiedenen Faktoren den Kunstmarkt beeinflussten und somit zur Kreativität in der Malerei beitrugen. Bevor wir jedoch näher auf den Kunstmarkt an sich eingehen, ist es zunächst einmal von großer Wichtigkeit einen Blick auf exogene Faktoren zu werfen, nämlich die wirtschaftliche und soziale Lage in den burgundischen Niederlanden.
Blockmans (1997) gibt in seinem Artikel "Institutionelle Rahmenbedingungen der Kunstproduktion in den burgundischen Niederlanden" zunächst einmal einen Überblick über die soziale und ökonomische Situation der burgundischen Niederlande. Durch die Heirat zwischen dem Herzog Philipp dem Kühnen und Margarete, Gräfin von Flandern, fiel Flandern an Burgund und bescherte dieser Region einen bis dato einzigartigen wirtschaftlichen Aufschwung, der Ende des 14. Jahrhundert begann. Hinzu kamen auch die Städte Antwerpen und Mechelen, später Holland, Seeland, Hennegau (1428), Namur (1429), Brabant und Limburg (1430).
Am Ende der burgundischen Regentschaft fielen Mâcon, Auxerre, die Picardie (1435) und das Herzogtum Luxemburg (1451) unter burgundischer Herrschaft, so dass sich die burgundischen Niederlande in der Mitte des 15. Jahrhunderts zu einer mächtigen Gebietskörperschaft verbanden, in der sich bereits im 14. Jahrhundert einige der größten Städte Westeuropas entwickelt hatten (Brügge mit 46 000 oder Gent mit 64 000 Einwohnern). Die Kunstzentren lagen in Flandern, vor allem in den Städten Brügge, Gent, Tournai, und in Brabant (Brüssel und Leuven), wo im 15. Jahrhundert ein starkes Interesse an Kunst herrschte. Bereits vor der burgundischen Herrschaft war die Region für atemberaubende Bauprojekte, wie das Refektorium in Gent oder das Kloster St. Brice in Tournai bekannt.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dieser Arbeit über den Kunstmarkt in den burgundischen Niederlanden?
Die vorliegende Arbeit analysiert den Kunstmarkt in den burgundischen Niederlanden, wobei untersucht wird, welche Faktoren die Kreativität in der Malerei beeinflussten. Dazu gehören demographische Entwicklungen, ökonomische Rahmenbedingungen, politische Einflüsse des burgundischen Hofs, die Rolle der Zünfte und des Stiftungswesens sowie der Kunststil in der Tafelmalerei.
Welche demographische Entwicklung trug zum Aufkommen des Kunstmarktes bei?
Die burgundischen Niederlande gehörten im 15. Jahrhundert zu den am meisten urbanisierten Regionen Europas, wobei Brügge als Finanzzentrum hervorstach. Der wirtschaftliche Wohlstand und die Nachfrage nach Investitionen trugen dazu bei, dass Bürger und ausländische Händler in den Besitz von Kunstobjekten konkurrierten.
Welche ökonomischen Rahmenbedingungen spielten eine Rolle?
Brabant und Flandern spezialisierten sich seit dem 13. Jahrhundert auf den Fernhandel und den Export von Textilwaren. Brügge war das wichtigste Handelszentrum Nordwesteuropas, wo Kaufleute aus ganz Europa verkehrten. Auch Kunstobjekte wurden auf Jahrmärkten gehandelt.
Wie beeinflusste der burgundische Hof den Kunstmarkt?
Die burgundischen Herzöge waren wichtige Förderer der Kunst. Sie stellten Künstler an ihrem Hof an und ließen Kunstwerke anfertigen. Sie waren Mäzene, die Künstler und Handwerker anzogen. Die Buchmalerei florierte besonders unter Philipp dem Guten.
Welche Rolle spielten Zünfte und Künstlerschaft?
Handwerker schlossen sich zu Zünften zusammen, die die wirtschaftlichen Interessen der Meisterhandwerker vertraten. Die Zünfte regulierten Preise, Löhne, Produktionstechniken und die Ausbildung. Die Jahrmärkte boten jedoch freie Märkte für Kunstwerke, und es durfte mit Rohstoffen für die Künstler frei gehandelt werden.
Wie wirkte sich das Stiftungswesen aus?
Die soziale Elite nutzte Kunst, um ihre Identität und ihren Status auszudrücken. Das Stiftungswesen spielte eine zentrale Rolle. Reiche Bürger ließen Messen sprechen oder spendeten Kunstobjekte, um ihr Seelenheil zu sichern. Die Stifter schätzten den Künstler und wollten sich durch ihre Stiftungen ein Denkmal setzen.
Was kennzeichnet den Kunststil in der Tafelmalerei?
Die niederländische Kunst, angelehnt an die französische Gotik, wurde als "weicher Stil" bekannt. Sie zeichnete sich durch eine plastische und realitätsnahe Darstellung von menschlichen Körpern und Kleidungsstücken sowie durch leuchtende Farben aus. Jan van Eyck gelang es, die sichtbare Welt genau darzustellen.
Was ist "Ars nova"?
"Ars nova" war eine neue Kunstbewegung, die nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Italien revolutionär war. Sie zeichnete sich durch eine neue Schönheit aus, die von ideologischen Fesseln befreit war und aus der Sichtbarkeit und farbigen Erscheinung hervorgeholt wurde.
Welche Faktoren führten zum Aufkommen des weichen Stils?
Religiöse, ökonomische, soziale, politische und historische Aspekte trugen zur Entstehung des weichen Stils bei. Verschiedene Künstler hatten unterschiedliche Auftraggeber, was zu unterschiedlichen Stilen führte.
- Citation du texte
- Christian Sorce (Auteur), 2010, Der Kunstmarkt in den burgundischen Niederlanden. Impulsgeber für die Kreativität in der Malerei?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339701