Bis heute gibt es in der Literatur unterschiedliche Meinungen darüber, ob Versicherungsunternehmen ein systemisches Risiko darstellen können, da sie im Vergleich zu Banken nicht von „Insurance-Runs“ von Anlegern und dadurch nicht von plötzlichen Liquiditätsengpässen betroffen sind. Zudem gibt es die Meinung, dass das traditionelle Versicherungsgeschäft ein stabilisierender Faktor im Finanzsystem sein könnten, da sie durch im Vorhinein bezahlte Prämien finanziert werden, langfristige Geschäfte eingehen und kontrollierte Abflüsse haben. Auch unter den Forschern, die von einer Systemrelevanz von Versicherungsunternehmen ausgehen, gibt es Uneinigkeit über die Ursachen der Relevanz.
In dieser Arbeit werden jene möglichen Ursachen für die Systemrelevanz von Versicherungsunternehmen dargestellt, die bisher von in wissenschaftlichen Arbeiten herausgearbeitet worden sind. Anschließend wird diskutiert, inwiefern diese in der Realität anwendbar sind und ob sie geeignet sind, ein systemisches Risiko in der Versicherungswirtschaft zu begründen. Zudem wird aufgezeigt, ob es in der Praxis bereits Fälle gegeben hat, in denen ein Versicherungsunternehmen aus einem dieser Gründe systemrelevant geworden ist.
Anschließend werden die Regulierungsmaßnahmen thematisiert, die seit der Wirtschaftskrise auf supranationaler und europäischer Ebene eingeführt wurden, um das mögliche systemische Risiko von Versicherungeneinzugrenzen und die Effekte dieser Regulierung diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Ursachen von Systemrelevanz in Versicherungsunternehmen
- 2.1 Institutsgröße (Size)
- 2.2 Marktmacht
- 2.3 Nicht-traditionelles und Nicht-Versicherungsgeschäft (NTNI)
- 2.4 Ersetzbarkeit (Substitutability)
- 2.5 Vernetzung mit anderen Finanzinstituten (Interconnectedness)
- 2.6 Vernetzung zwischen Versicherungen und Rückversicherungen
- 2.7 Globale Aktivitäten (Global Activity)
- 2.8 Zeitliche Abläufe im Versicherungsgeschäft
- 2.9 Komplexität
- 2.10 Zwischenfazit
- 3 Finanzmarktregulierung
- 3.1 Supranationale Regulierung
- 3.1.1 Global Systemically Important Insurers
- 3.1.2 Gemeinsames Rahmenwerk für die Versicherungsaufsicht für international tätige Versicherungskonzerne (IAIS)
- 3.1.3 Internationaler Kapitalstandard für Versicherungen (ICS)
- 3.2 Europäische Regulierung
- 3.2.1 Solvency II
- 3.2.2 Auswirkungen von SII für die Versicherungen und Rückversicherungen
- 3.2.3 Restriktionen von Leerverkäufen und Handel mit Credit Default Swaps
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Systemrelevanz von Versicherungsunternehmen im Finanzsystem. Sie analysiert die Ursachen für die Systemrelevanz von Versicherungen und untersucht, inwiefern diese in der Realität anwendbar sind. Darüber hinaus werden die Regulierungsmaßnahmen auf supranationaler und europäischer Ebene beleuchtet, die seit der Finanzkrise eingeführt wurden, um das mögliche systemische Risiko von Versicherungen einzuschränken.
- Ursachen für die Systemrelevanz von Versicherungsunternehmen
- Regulierungsmaßnahmen zur Eindämmung von Systemrisiken im Versicherungssektor
- Auswirkungen der Regulierung auf Versicherer und Rückversicherer
- Vergleich von Banken und Versicherungen im Hinblick auf Systemrelevanz
- Kontroversen und unterschiedliche Meinungen zur Systemrelevanz von Versicherungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von systemischen Risiken im Finanzsystem und zeigt auf, wie die Finanzkrise die Relevanz von Versicherungsunternehmen für das Systemrisiko verdeutlicht hat. Kapitel 2 analysiert verschiedene Ursachen für die Systemrelevanz von Versicherungsunternehmen, wie z.B. die Größe des Unternehmens, die Marktmacht, das Nicht-traditionelle und Nicht-Versicherungsgeschäft, die Ersetzbarkeit der Dienstleistungen, die Vernetzung mit anderen Finanzinstituten und die Komplexität des Geschäfts.
Kapitel 3 behandelt die Finanzmarktregulierung im Kontext der Systemrelevanz von Versicherungen. Es werden sowohl supranationale Regulierungsmaßnahmen wie z.B. die Einführung von G-SIIs und der Internationale Kapitalstandard für Versicherungen, als auch europäische Regulierungen wie Solvency II diskutiert. Abschließend werden die Auswirkungen dieser Regulierungsmaßnahmen auf die betroffenen Versicherer und Rückversicherer erläutert.
Schlüsselwörter
Systemrelevanz, Versicherungsunternehmen, Finanzsystem, Systemrisiko, Finanzkrise, Regulierung, Supranationale Regulierung, Europäische Regulierung, Solvency II, G-SIIs, IAIS, ICS, Nicht-traditionelles und Nicht-Versicherungsgeschäft, Vernetzung, Komplexität, Marktmacht, Ersetzbarkeit.
- Citar trabajo
- Hannah Christina Glock (Autor), 2016, Die Finanzmarktregulierung. Systemrelevanz in Versicherungsunternehmen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339718