Das „Il Milione“ liest sich wie eine enzyklopädische Darstellung über asiatische Länder und die mongolische Geschichte. Noch zu Lebzeiten Marco Polos erreichte das Buch einen hohen Bekanntheitsgrad. Die Übersetzung „in fast alle süd-, west- und mitteleuropäische Sprachen“, die noch vom Autor selbst in Auftrag gegeben wurde, ebnete dem Werk den Weg in die verschiedensten Sprachräume und Lesekulturen. In den folgenden Jahrhunderten wurde es zu einem der am weitesten verbreiteten und gelesenen Reiseberichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Doch auch wenn sich das „Il Milione“ bei Marco Polos Zeitgenossen und den folgenden Generationen großer Beliebtheit erfreute, so wurde dessen Inhalt von seinen Lesern immer wieder in Frage gestellt. Heute ist bewiesen, dass viele dieser Zweifel berechtigt waren, da zahlreiche Angaben, Behauptungen und Erzählungen in Polos Bericht widerlegt werden konnten.
Bei Reisebeschreibungen handelt es sich in der Regel um autobiographische Texte, die subjektive Wahrnehmungen ihrer Autoren wiedergeben, deren Themen und Formulierungen an ein bestimmtes Lesepublikum angepasst wurden und deren Überlieferung beabsichtigt war. Historiker betrachten Reiseberichte daher eher misstrauisch, „da sie ganz offensichtlich subjektive Übertreibungen und vielfach sogar Lügen enthalten“ und daher ihr Wert als historische Quelle umstritten ist.
Diese Arbeit möchte deshalb der Frage nachgehen, in wie weit das „Il Milione“ trotz vieler Unwahrheiten im Mittelalter als historische Quelle dienen konnte und noch heute dienen kann. Dafür werden die drei Kapitel, die Marco Polo der Insel Cipangu (Japan) gewidmet hat, exemplarisch auf deren Informationsgehalt untersucht und ausgewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Das Problem des Historikers mit Reiseberichten
- Marco Polos Bericht über die Insel Cipangu
- Erläuterungen zum Begriff „Cipangu“
- Die Kapitel 160 bis 162 des „Il Milione“
- Auswertung der Angaben Marco Polos über Cipangu
- Übernahme von Legenden und Missverständnissen
- Marco Polos Stellung am Hofe des Khans
- Marco Polos Identifikation mit den Mongolen
- Marco Polo als europäischer Autor
- Der Quellenwert des „Il Milione“
- Der Informationsgehalt des Werks für das Mittelalter
- Der Quellenwert des „Il Milione“ heute
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den historischen Quellenwert von Marco Polos „Il Milione“, insbesondere im Hinblick auf dessen Beschreibung Japans (Cipangu). Die Arbeit analysiert die Glaubwürdigkeit des Berichts vor dem Hintergrund der allgemeinen Schwierigkeiten, die Historiker mit Reiseberichten haben. Es wird untersucht, inwieweit Polos Bericht trotz möglicher Ungenauigkeiten und Übertreibungen im Mittelalter und heute als historische Quelle dienen kann.
- Die Problematik der Glaubwürdigkeit von Reiseberichten im Allgemeinen
- Analyse von Marco Polos Bericht über Cipangu (Japan) in den Kapiteln 160-162 des „Il Milione“
- Untersuchung des Einflusses von Legenden und Missverständnissen auf Polos Bericht
- Bewertung des Informationsgehalts von Polos Werk für das Mittelalter und die Gegenwart
- Die Rolle Marco Polos als Reisender, Beobachter und Autor
Zusammenfassung der Kapitel
Das Problem des Historikers mit Reiseberichten: Diese Einleitung beleuchtet die grundsätzliche Skepsis von Historikern gegenüber Reiseberichten aufgrund ihrer subjektiven Natur und potentiellen Übertreibungen. Sie verwendet Goethes Einschätzung von Marco Polos Werk als Ausgangspunkt, um die Spannungen zwischen der Faszination und den Zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Reisebeschreibungen aufzuzeigen. Marco Polos Leben und seine Position am Hof des Großkhans Kublai Khan werden kurz skizziert, um den Kontext seines Werks zu etablieren und die Verbreitung und den Einfluss des „Il Milione“ zu betonen, während gleichzeitig die bestehenden Zweifel an seiner Genauigkeit hervorgehoben werden. Der einleitende Abschnitt dient somit als Begründung für die kritische Auseinandersetzung mit dem Quellenwert von Marco Polos Reisebericht, die im weiteren Verlauf der Arbeit vorgenommen wird.
Marco Polos Bericht über die Insel Cipangu: Dieses Kapitel erläutert zunächst den Begriff „Cipangu“ und dessen Herkunft aus der chinesischen Bezeichnung für Japan. Es folgt eine detaillierte Zusammenfassung der Kapitel 160-162 des „Il Milione“, die sich mit Cipangu befassen. Die Beschreibung der Insel als unglaublich reich an Gold, Perlen und Edelsteinen wird präsentiert, ebenso wie die Schilderung des gescheiterten mongolischen Eroberungsversuchs. Der Fokus liegt auf der Auswertung von Polos Angaben, wobei die Mischung aus faktischen Beobachtungen und legendenhaften Elementen herausgestellt wird. Die Analyse der Kapitel 160-162 bildet den Kern der Arbeit und dient der Untersuchung des Quellenwerts des „Il Milione“ anhand eines konkreten Beispiels.
Schlüsselwörter
Marco Polo, Il Milione, Cipangu, Japan, Reisebericht, Mittelalter, Quellenkritik, historische Glaubwürdigkeit, Mongolen, Kublai Khan, Legenden, Geographie, Ethnographie.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse des Quellenwerts von Marco Polos „Il Milione“
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert den historischen Quellenwert von Marco Polos „Il Milione“, insbesondere seine Beschreibung Japans (Cipangu). Sie untersucht die Glaubwürdigkeit des Berichts und bewertet seinen Informationsgehalt für das Mittelalter und die Gegenwart, unter Berücksichtigung der allgemeinen Schwierigkeiten, die Historiker mit Reiseberichten haben.
Welche Aspekte von Marco Polos Bericht über Cipangu werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf die Kapitel 160-162 des „Il Milione“. Es wird untersucht, wie sich Legenden und Missverständnisse in Polos Bericht niederschlagen, und wie seine Position am Hofe Kublai Khans seinen Bericht beeinflusst hat. Die Arbeit bewertet die Mischung aus faktischen Beobachtungen und legendenhaften Elementen in Polos Beschreibung Japans.
Welche Herausforderungen stellen Reiseberichte für Historiker dar?
Die Arbeit beleuchtet die grundsätzliche Skepsis von Historikern gegenüber Reiseberichten aufgrund ihrer subjektiven Natur und potentiellen Übertreibungen. Die subjektive Perspektive des Reisenden und mögliche Verzerrungen durch kulturelle Unterschiede oder bewusste Übertreibungen werden als zentrale Herausforderungen für die historische Bewertung von Reiseberichten hervorgehoben.
Welche Rolle spielt Marco Polos Position am Hofe Kublai Khans für die Bewertung seines Berichts?
Die Arbeit untersucht, wie Marco Polos Stellung am Hofe des Großkhans seine Beobachtungen und Schilderungen beeinflusst haben könnte. Seine Identifikation mit den Mongolen und seine Perspektive als europäischer Autor werden in diesem Kontext analysiert.
Welchen Quellenwert hat „Il Milione“ im Mittelalter und heute?
Die Arbeit untersucht den Informationsgehalt des Werks sowohl für das Mittelalter als auch für die Gegenwart. Es wird analysiert, inwieweit Polos Bericht trotz möglicher Ungenauigkeiten und Übertreibungen als historische Quelle dienen kann und welche Einschränkungen dabei zu beachten sind.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die Arbeit behandelt die Schlüsselwörter Marco Polo, Il Milione, Cipangu, Japan, Reisebericht, Mittelalter, Quellenkritik, historische Glaubwürdigkeit, Mongolen, Kublai Khan, Legenden, Geographie und Ethnographie.
Welche Kapitelstruktur weist die Arbeit auf?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu den folgenden Themen: Das Problem des Historikers mit Reiseberichten; Marco Polos Bericht über die Insel Cipangu (einschließlich einer Untergliederung zu Erläuterungen zum Begriff „Cipangu“, den Kapiteln 160-162 des „Il Milione“ und einer Auswertung der Angaben Marco Polos über Cipangu); Der Quellenwert des „Il Milione“; Zusammenfassung; Literaturverzeichnis.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den historischen Quellenwert von Marco Polos „Il Milione“ im Hinblick auf seine Beschreibung Japans kritisch zu untersuchen. Sie will die Glaubwürdigkeit des Berichts analysieren und dessen Bedeutung als historische Quelle sowohl im Mittelalter als auch in der Gegenwart bewerten.
- Quote paper
- Tabea Roth (Author), 2005, Marco Polos Bericht über Japan. Der historische Quellenwert des "Il Milione" am Beispiel Cipangus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340049