Interkulturelle und antirassistische Trainings sind dazu konzipiert, Vorurteile, Stereotype und Diskriminierung zu verringern. Obwohl sie meist mit positiven Effekten einhergehen, besteht aber auch die Gefahr, dass die Diskussion dieser sensiblen und emotional beladenen Themen negative Auswirkungen haben kann.
Im Gegensatz zu den positiven Auswirkungen solcher Trainings werden die negativen Auswirkungen in der Forschung vielfach vernachlässigt und erst in jüngerer Zeit näher untersucht. Mit der vorliegenden Arbeit wird ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand gegeben, indem Ergebnisse von 17 Studien in einem systematischen Literaturreview zusammengefasst und kritisch beleuchtet werden.
Es zeigte sich, dass antirassistische und interkulturelle Trainings zum Teil mit einer Verstärkung von Vorurteilen, Stereotypen und wahrgenommenem Essentialismus sowie dem Abbau von einigen Subfacetten kultureller Intelligenz einhergingen. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass die Auswirkungen von der Art des Trainingssettings abhängig waren.
Besonders kontraproduktiv wirkten sich hier die Förderung extrinsischer Motivation und das Erzeugen von Empathie in Intergruppensituationen aus. Des weiteren konnte ermittelt werden, dass die Entstehung negativer Effekte bei Trainings vom Geschlecht der Teilnehmenden abhängig war. Tendenziell zeigten sich bei Frauen weniger negative Auswirkungen als bei Männern; gleichzeitig waren Frauen den Trainings gegenüber aufgeschlossener. Qualitative Studien ergänzen die Ergebnisse, indem sie Einblicke in die verschiedenen Lernphasen und die damit verbundenen kognitiven und affektiven Hindernisse geben, die es zu überwinden gilt, um die z. T. kurzfristigen negativen Auswirkungen langfristig ins Gegenteil umzukehren. Abschließend werden Einschränkungen der vorliegenden Arbeit sowie der untersuchten Studien benannt und mögliche Fragen für weitere Forschungen formuliert.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- 1. Einleitung
- 2. Theorie und Forschungsstand
- 2.1. Definitionen
- 2.1.1. Definition interkultureller Trainings
- 2.1.2. Definition antirassistischer Trainings
- 2.2. Klassifizierung interkultureller und antirassistischer Trainings
- 2.3. Risiken interkultureller und antirassistischer Trainings
- 2.3.1. Wahrgenommener Essentialismus und kulturelle Intelligenz
- 2.3.2. Verstärkung von Stereotypisierung
- 2.3.3. Verstärkung von Vorurteilen in Abhängigkeit vom Trainingssetting
- 2.3.3.1. Einfluss extrinsischer und intrinsischer Motivation
- 2.3.3.2. Einfluss von Empathie in Intergruppensituationen
- 2.3.4. Einfluss positiver und negativer Wahrnehmung kultureller Vielfalt
- 2.3.5. Negative Aspekte in Abhängigkeit von der Eigengruppe
- 2.3.6. Einfluss des Geschlechts
- 2.4. Forschungsfragen
- 2.1. Definitionen
- 3. Methode
- 3.1. Ein- und Ausschlusskriterien für Literatur
- 3.2. Vorgehen
- 4. Ergebnisse
- 4.1. Risiken interkultureller und antirassistischer Trainings
- 4.1.1. Wahrgenommener Essentialismus und kulturelle Intelligenz
- 4.1.2. Verstärkung von Stereotypisierung
- 4.1.3. Verstärkung von Vorurteilen in Abhängigkeit vom Trainingssetting
- 4.1.3.1. Einfluss extrinsischer und intrinsischer Motivation
- 4.1.3.2. Einfluss von Empathie in Intergruppensituationen
- 4.1.4. Einfluss positiver und negativer Wahrnehmung kultureller Vielfalt
- 4.1.5. Negative Aspekte in Abhängigkeit von der Eigengruppe
- 4.1.6. Einfluss des Geschlechts
- 4.2. Psychologische Prozesse in qualitativen Studien
- 4.1. Risiken interkultureller und antirassistischer Trainings
- 5. Diskussion
- 5.1. Wahrgenommener Essentialismus und kulturelle Intelligenz
- 5.2. Verstärkung von Stereotypisierung
- 5.3. Verstärkung von Vorurteilen in Abhängigkeit vom Trainingssetting
- 5.3.1. Einfluss extrinsischer und intrinsischer Motivation
- 5.3.2. Einfluss von Empathie in Intergruppensituationen
- 5.4. Einfluss von positiver und negativer Wahrnehmung kultureller Vielfalt
- 5.5. Negative Aspekte in Abhängigkeit von der Eigengruppe
- 5.6. Einfluss des Geschlechts
- 5.7. Psychologische Prozesse in qualitativen Studien
- 5.8. Einschränkungen und Implikationen für zukünftige Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Risiken interkultureller und antirassistischer Trainings. Sie zeigt auf, wie diese Trainings zu einer Verstärkung von Vorurteilen, Stereotypen und wahrgenommenem Essentialismus führen können und welche negativen Auswirkungen dies auf die Entwicklung der kulturellen Intelligenz der Teilnehmenden hat.
- Wahrgenommener Essentialismus und kulturelle Intelligenz
- Verstärkung von Stereotypisierung
- Verstärkung von Vorurteilen in Abhängigkeit vom Trainingssetting
- Einfluss positiver und negativer Wahrnehmung kultureller Vielfalt
- Einfluss des Geschlechts
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 definiert und klassifiziert interkulturelle und antirassistische Trainings. Es werden theoretische Begründungen für mögliche Risiken und negative Auswirkungen der Trainings geliefert, aus denen sich die Forschungsfragen der Arbeit ableiten lassen. Kapitel 3 stellt die Methodik des Literaturreviews vor, inklusive der Ein- und Ausschlusskriterien für die Auswahl der Studien. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse des Literaturreviews und beschreibt die Risiken interkultureller und antirassistischer Trainings, sowie deren Auswirkungen auf die Entwicklung der kulturellen Intelligenz der Teilnehmenden. Dabei werden die Effekte von unterschiedlichen Trainingssettings, wie z. B. die Förderung von extrinsischer Motivation, untersucht. Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse des Reviews und leitet daraus Empfehlungen für die Gestaltung von Trainings ab. Es werden zudem Einschränkungen der Studien und Implikationen für zukünftige Forschung aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Interkulturelles Training, antirassistisches Training, Bumerang-Effekt, Stereotypisierung, Vorurteile, kulturelle Intelligenz, Essentialismus, Diversität, Empathie, Motivation, Geschlecht, Trainingsetting, psychologische Prozesse.
- Arbeit zitieren
- Nicola Ambrosius (Autor:in), 2016, Risiken von interkulturellen und antirassistischen Trainings. Wie kann ein Bumerang-Effekt minimiert werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340577