Die deutsche literarische Romantik erhob die Kunst zur Religion. Am Beispiel von zwei Texten des Frühromantikers Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773 - 1798) wird in dieser Arbeit dargelegt, wie der Schriftsteller biographische Quellen zu Leben und Werk Albrecht Dürers verwendete, um diesen im Sinne der romantischen "Kunst-Religion" zu einem deutschen "Kunst-Heiligen" zu erheben.
Aus den Kunstschriften Wackenroders wurden die Dürer betreffenden ausgewählt, weil sich in dessen Person mehrere Einzelaspekte bündeln, welche für die deutsche literarische Romantik bedeutend werden sollten: Dies ist vor allem die von Wackenroder die Sehnsucht nach Einheit von Kunst, Lebenshaltung und Glauben, zum anderen die Suche nach einer „echt-vaterländischem“ deutschen Kunst und daraus folgend die Rückwendung in eine Zeit, in der dieses beides verwirklicht schient, nämlich das deutsche Mittelalter, repräsentiert vor allem durch die Stadt Nürnberg und ihrer (Kunst-)Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die untersuchten Texte und ihre Quellen
- Wackenroders Dürerbild in Einzelaspekten
- Herkunft und Familie
- Nürnberg
- Kunst und Leben
- Deutsche und italienische Kunst
- Zusammenfassung: „Wo Kunst und Religion sich vereinigen“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert zwei Texte von Wilhelm Heinrich Wackenroder, die sich mit Leben und Werk Albrecht Dürers auseinandersetzen: das „Ehrengedächtnis unsers ehrwürdigen Ahnherrn Albrecht Dürers“ und die „Schilderung, wie die alten deutschen Künstler gelebt haben“. Die Arbeit untersucht, mit welchen konkreten schriftstellerischen Mitteln biographische Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts zu romantischen kunstreligiösen Texten transformiert werden.
- Die Entstehung und Verwendung von Biografien als Quellenmaterial in Wackenroders Texten.
- Die Rezeption von Dürers Familienchronik durch Wackenroder.
- Die Darstellung von Dürers Leben und Werk im Kontext der deutschen literarischen Romantik.
- Die Verbindung von Kunst, Leben und Glauben in Wackenroders Texten.
- Die Rolle von Nürnberg als Zentrum der deutschen Kunst und Kultur in Wackenroders Schriften.
Zusammenfassung der Kapitel
Die untersuchten Texte und ihre Quellen
Das „Ehrengedächtnis Dürers“ erschien erstmals 1796 in der Zeitschrift „Deutschland“. Die Textsammlung „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ mit dem „Ehrengedächtnis“ erschien ebenfalls 1796. Die „Schilderung, wie die alten deutschen Künstler gelebt haben“ ist Teil von „Phantasien über die Kunst“, welches 1799 von Ludwig Tieck herausgegeben wurde.
Als Quellen für seine Dürer-Texte benennt Wackenroder Dürers Familienchronik, Vasaris „Leben des Raffael“ und Sandrarts „Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste“. Die Familienchronik schildert Dürers Familiengeschichte, während Vasaris Werk Dürers Verhältnis zu Raffael beleuchtet und Sandrarts Sammlung Biographien bedeutender Künstler enthält, darunter Dürer, sowie Dokumente aus dessen Umfeld.
Wackenroders Dürerbild in Einzelaspekten
Herkunft und Familie
Wackenroder befasst sich ausführlich mit Dürers Herkunft und Familie. Er betont die Goldschmiedetradition der Familie und die erbliche Tugend der Kunst. Als Quelle dient ihm Dürers Familienchronik, die er aus Sandrarts „Academie“ bezieht.
- Arbeit zitieren
- Gerhard Schmidt (Autor:in), 2016, Konstruktion eines Kunst-Heiligen. Biographische Quellen und ihre Verwendung in W.H. Wackenroders Dürer-Texten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340815