Oft schaut man auf die eigene Schulzeit zurück und findet dort positive aber auch negative Dinge. So ärgert man sich zum Beispiel über den Lehrer, der langweilig unterrichtet hat und man deshalb kein Interesse am Unterrichtsstoff hatte, oder man erinnert sich wiederum an Unterrichtsfächer, die Spaß gemacht haben. Im Laufe meines Studiums sind mir viele solcher Gedanken gekommen. Ein wesentlicher Gedanke, vor allem zu Beginn meines Studiums, war der des selbständigen Lernens. Mir ist aufgefallen, dass ich kaum Strategien und Methoden kannte, um mir bestimmte Studieninhalte anzueignen. Das Seminar „Selbstgesteuertes Lernen“, innerhalb meiner Lehrerausbildung, füllte diese Lücke. Ein weiterer Grund, sich mit dem Thema „selbstgesteuertes Lernen“ zu beschäftigen sind die sich schnell verändernden beruflichen Qualifikationsanforderungen, die Selbständigkeit und lebenslanges Lernen beinhalten. Wenn den Schülern schon in der Schule vermittelt wird, wie sie selbständiger Lernen und welche Strategien sie dabei anwenden können, erleichtert es ihnen das zukünftige Lernen sowohl motivational, als auch prozessual.
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Das Seminar „Selbstgesteuertes Lernen“ zeigte mir, wie Strategien, die den Lernerfolg verbessern können, in den Unterricht sinnvoll zu integrieren sind, wobei deren Erfolg durch viele empirische Untersuchungen bestätigt wurde. Unsere Seminaraufgabe war es, ein Unterrichtskonzept innerhalb eines selbst gewählten Unterrichtsfaches vorzustellen, in dem den Schülern Strategien zum „Selbstgesteuerten Lernen“ vermittelt werden soll. Dieses Konzept, bei dem noch drei weitere Kommilitonen mitgewirkt haben, werde ich in dieser Hauptseminarsarbeit vorstellen. Es soll die Möglichkeit aufzeigen, dass man den laufenden Unterrichtsstoff einer 7./8. Klasse mit der Vermittlung von Lernstrategien verbinden kann.
Als erstes erfolgt ein Versuch der Begriffsbestimmung des Selbstgesteuerten Lernens, gefolgt von der Begriffsbestimmung der Lernstrategie und den verwendeten Lernstrategien. Damit sind die Vorraussetzungen geschaffen, um unser Unterrichtskonzept im Fach Mathematik mit dem Thema „Umgang mit Körpern“ vorzustellen. Zuvor werde ich einen Überblick und die Rahmenbedingungen für die Unterrichtseinheiten erläutern. Nachdem ich das Unterrichtskonzept näher beschrieben habe, werden im Fazit mögliche Probleme und eine Gesamteinschätzung des Unterrichtskonzeptes diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung :
2. Zum Begriff des Selbstgesteuerten Lernens :
3. Zum Begriff der Lernstrategie :
4. Zu den verwendeten Lernstrategien :
4.1 Kognitive Strategien :
4.1.1 Memorierstrategien :
4.1.2 Elaborationsstrategie :
4.1.3 Transformationsstrategie :
4.2 Metakognitive Strategien :
4.3 Ressourcenmanagement :
5. Unterrichtskonzept zum Selbstgesteuerten Lernen im Fach Mathematik :
5.1 Überblick und Rahmenbedingungen der Unterrichtseinheiten :
5.2 Das Unterrichtskonzept :
5.2.1 1. Unterrichtsstunde :
5.2.2 2./3. Unterrichtsstunde :
5.2.3 4./5. Unterrichtsstunde :
5.2.4 6. / 7. Unterrichtsstunde :
5.2.5 8./9. Unterrichtsstunde :
6. Fazit :
7. Literaturverzeichnis :
1. Einleitung
Oft schaut man auf die eigene Schulzeit zurück und findet dort positive aber auch negative Dinge. So ärgert man sich zum Beispiel über den Lehrer, der langweilig unterrichtet hat und man deshalb kein Interesse am Unterrichtsstoff hatte, oder man erinnert sich wiederum an Unterrichtsfächer, die Spaß gemacht haben. Im Laufe meines Studiums sind mir viele solcher Gedanken gekommen. Ein wesentlicher Gedanke, vor allem zu Beginn meines Studiums, war der des selbständigen Lernens. Mir ist aufgefallen, dass ich kaum Strategien und Methoden kannte, um mir bestimmte Studieninhalte anzueignen. Das Seminar „Selbstgesteuertes Lernen“, innerhalb meiner Lehrerausbildung, füllte diese Lücke. Ein weiterer Grund, sich mit dem Thema „selbstgesteuertes Lernen“ zu beschäftigen sind die sich schnell verändernden beruflichen Qualifikationsanforderungen, die Selbständigkeit und lebenslanges Lernen beinhalten. Wenn den Schülern schon in der Schule vermittelt wird, wie sie selbständiger Lernen und welche Strategien sie dabei anwenden können, erleichtert es ihnen das zukünftige Lernen sowohl motivational, als auch prozessual.
Selbst im Rahmenplan Mathematik der Sekundarstufe I des Landes Brandenburg wird unter anderem die Fähigkeit zum selbständigen Lernen in der Persönlichkeitsbildung mit eingeschlossen und ist somit ein wichtiger Bestandteil in der Unterrichtsplanung. Weiterhin sollen dem Schüler Sach-, Methoden-, Sozial- und personale Kompetenz vermittelt werden. So können zum Beispiel fachunabhängig: Lesefähigkeit, Aneignen, Verarbeiten und Präsentieren von Informationen/Erfahrungen, Organisation des eigenen Lernens, Arbeitens, Übens, Leistens und Gesprächsführung und Kommunikation zur Methodenkompetenz beitragen (MBJS Land Brandenburg, 2002, S.9-10). Vor allem in den Praktika, die ich innerhalb meines Studiums zu absolvieren hatte, suchte ich vergeblich nach Unterrichtsmethoden der Lehrer, die den Schülern diese Kompetenzen vermittelten.
Das Seminar „Selbstgesteuertes Lernen“ zeigte mir wie Strategien, die den Lernerfolg verbessern können, in den Unterricht sinnvoll zu integrieren sind, wobei deren Erfolg durch viele empirische Untersuchungen bestätigt wurde. Unsere Seminaraufgabe war es, ein Unterrichtskonzept innerhalb eines selbst gewählten Unterrichtsfaches vorzustellen, in dem den Schülern Strategien zum „Selbstgesteuerten Lernen“ vermittelt werden soll. Dieses Konzept, bei dem noch drei weitere Kommilitonen mitgewirkt haben, werde ich in dieser Hauptseminarsarbeit vorstellen. Es soll die Möglichkeit aufzeigen, dass man den laufenden Unterrichtsstoff einer 7./8. Klasse mit der Vermittlung von Lernstrategien verbinden kann.
Als erstes erfolgt ein Versuch der Begriffsbestimmung des Selbstgesteuerten Lernens, gefolgt von der Begriffsbestimmung der Lernstrategie und den verwendeten Lernstrategien. Damit sind die Vorraussetzungen geschaffen, um unser Unterrichtskonzept im Fach Mathematik mit dem Thema „Umgang mit Körpern“ vorzustellen. Zuvor werde ich einen Überblick und die Rahmenbedingungen für die Unterrichtseinheiten erläutern. Nachdem ich das Unterrichtskonzept näher beschrieben habe, werden im Fazit mögliche Probleme und eine Gesamteinschätzung des Unterrichtskonzeptes diskutiert.
2. Zum Begriff des Selbstgesteuerten Lernens
Bei meiner Recherche nach einer Definition für das Selbstgesteuerte Lernen ist mir aufgefallen, dass in der Literatur unterschiedliche Definitionen und Auffassungen für den Begriff „Selbstgesteuertes Lernen“ existieren. Eine einheitliche Definition gibt es nicht. So beschreibt Weinert treffend, dass „…zwar alle vom gleichen zu reden glauben, jeder aber etwas anderes darunter versteht“ (Weinert 1982, S.99). Die unterschiedlichen Positionen sind „…Hinweise auf verschiedene Phänomene, Theorien und/oder Ideologien, die lediglich mit dem gleichen Wort bezeichnet werden“ (Weinert 1982, S.102). Auch Deitering bemerkt ähnliches, findet aber Gemeinsamkeiten in den unterschiedlichen Ansätzen: „Der lernende Mensch steht im Mittelpunkt; er ist Initiator und Organisator seines eigenen Lernprozesses. Die Zielvorstellungen der Förderung von Selbstbestimmung, Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung im Lernprozess ist in vielen Ansätzen zu finden“ (Deitering 1995, S. 11). Deitering hält sich an die Umschreibung des Begriffes von Neber: „Selbstgesteuertes Lernen ist eine Idealvorstellung, die verstärkte Selbstbestimmung hinsichtlich der Lernziele, der Zeit, des Ortes, der Lerninhalte, der Lernmethoden und Lernpartner sowie vermehrter Selbstbewertung des Lernerfolgs beinhaltet“ (Neber 1978, S.22).
Die folgenden ausgewählten Definitionen für selbstgesteuertes Lernen spiegeln die Vielfalt der unterschiedlichen Definitionen für selbstgesteuertes Lernen wieder.
Schiefele und Pekrum schlagen folgende Definition für selbstreguliertes Lernen vor: „Selbstreguliertes Lernen ist eine Form des Lernens, bei der die Person in Abhängigkeit von der Art ihrer Lernmotivation selbstbestimmt eine oder mehrere Selbststeuerungsmaßnahmen (kognitiver, metakognitiver, volitionaler oder verhaltensmäßiger Art) ergreift und den Fortgang des Lernprozesses selbst überwacht“ (Schiefele, Pekrum 1996, S.258).
Weinert definiert selbstgesteuertes Lernen als eine Lernform, bei der „ … der Handelnde die wesentlichen Entscheidungen, ob, was, wann und worauf er lernt, gravierend und folgenreich beeinflussen kann“ (Weinert 1982, S.102).
Für Knowles ist selbstgesteuertes Lernen ein Prozess, bei dem „… der Lerner – mit oder ohne Hilfe anderer – initiativ wird, um seine Lernbedürfnisse festzustellen, seine Lernziele zu formulieren, menschliche und dingliche Ressourcen für das Lernen zu identifizieren, angemessene Lernstrategien zu wählen und zu realisieren und um die Lernergebnisse zu evaluieren“ (Knowles 1980, S.18; übersetzt durch den Autor).
In „Dorsch psychologisches Wörterbuch“ findet man folgende Definition: „… beim selbstgesteuerten Lernen bestimmt das Individuum sein Handeln eigenständig unter Verzicht auf Fremdsteuerung“ (Häcker 1998, S. 776).
Die unterschiedlichen Bezeichnungen, die unter den Begriff selbstgesteuertes Lernen fallen, zeigt Schreiber, indem sie eine auszugsweise Auflistung der synonym verwendeten Begriffe im deutschen, sowie im englischen gibt, z.B.:
- Selbstgesteuertes Lernen,
- Autonomes Lernen,
- Selbstbestimmtes Lernen
- Selbstorganisiertes Lernen,
- Autodidaktisches Lernen
- Lernprojekte und
- Selbststudium,
- autodidaxy,
- self – directed learning,
- independent study,
- self – regulated learning,
- self planned learning,
- self – guided learning und
- learner control.
(Schreiber 1998, S. 9).
Kemper findet unter den synonym verwendeten Begriffen in der wissenschaftlichen Fachdiskussion zwei grundlegende Auffassungen: „Zum einen die, die den Begriff des selbstgesteuerten Lernens mit dem des Selbstlernens verbindet, das in einem nicht organisierten oder locker organisierten Rahmen stattfindet. In diesem Verständnis ist selbstgesteuertes Lernen ein nicht geplanter Vorgang, ein offener Prozess, der offene Strukturen der Informationspräsentation im Sinne einer „Lernlandschaft“ unterbreitet. Zum anderen Auffassungen, in denen selbstgesteuertes Lernen als ein intentionaler, zielorientierter aktiver Prozess verstanden wird. Hier wird immer davon ausgegangen, dass Lernen immer Anteile selbstgesteuerten und fremdgesteuerten Lernens enthält, […]“ (Kemper 1998, S.20-21).
Weinert stellt für die Verwendung des Begriffes „selbstgesteuertes Lernen“ einen Kriterienkatalog auf, mit deren Hilfe eine Einordnung der unterschiedlichen Begriffe leichter fällt.
- In der Lernsituation müssen Spielräume für die selbständige Festlegung von Lernzielen, Lernzeiten und Lernmethoden vorhanden oder erschließbar sein.
- Der Lernende muss diese Spielräume wahrnehmen und tatsächlich folgenreiche Entscheidungen über das eigene Lernen treffen und diese wenigstens zum Teil im Lernhandeln realisieren (ohne dass er sich dessen stets bewusst sein muss!).
- Dabei übernimmt der Lernende (vor allem bei auftretenden Schwierigkeiten) zugleich die Rolle des sich selbst Lehrenden (Selbstinstruktion: den Lernvorgang planen, notwendige Informationen beschaffen, geeignete Methoden auswählen, den eigenen Lernfortschritt kritisch überprüfen usw.).
- Die lernrelevanten Entscheidungen müssen zumindest teilweise auch subjektiv als persönliche Verursachung der Lernaktivitäten und der Lernergebnisse erlebt werden und somit im Ansatz Selbstverantwortlichkeit für das eigene Lernen einschließen.
(Weinert 1982, S. 102-103).
3. Zum Begriff der Lernstrategie
In den obigen Definitionen wird sowohl von Lernmethoden als auch von Lernstrategien gesprochen. Da beide Begriffe das Gleiche bedeuten, möchte ich mich in meiner Arbeit auf den Begriff Lernstrategie festlegen. Dabei stütze ich mich, wie auch Baumert (vgl. Baumert 1993, S.328-329), auf die Definition von Mandl und Friedrich, die zuerst den Begriff Strategie definieren und von ihm auf die Definition für Lernstrategie schließen. „Eine Strategie ist eine Sequenz von Handlungen, mit der ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Lernstrategien sind demnach Handlungssequenzen zur Erreichung eines Lernziels“ (Friedrich; Mandl 1992, S.6).
In Dorsch Psychologisches Wörterbuch ist folgende Definition zu finden: „… vom Versuchsleiter meistens nicht kontrollierte Anwendung bestimmter Methoden des Einübens … durch den Lernenden“ (Häcker 1998, S.500).
Ballstaedt, Mandl, Schnotz & Tergan differenzieren zwischen strategischen und taktischen Plänen auf den Bereich des menschlichen Lernens: „Unter Lernstrategien werden zielgerichtete Aktivitäten verstanden, die intentional dazu eingesetzt werden, Prozesse des Verstehens, Einprägens, Behaltens und Erinnerns zu verbessern. … Taktiken sind elementare kognitive Prozesse in einer problemadäquaten Sequenz. Strategien betreffen die Auswahl spezifischer Taktiken für die jeweiligen Anforderungen einer Lernaufgabe, sie erlauben also die flexible oder „intelligente“ Verwendung von kognitiven Operationen. Strategien überwachen, bewerten und regulieren Einsatz, Verlauf und Erfolg von Taktiken“ (Ballstaedt et al. 1981).
An diesen Beispielen für die Definition von Lernstrategie kann man erkennen, dass auch bei diesem Begriff kein einheitliches wissenschaftliches Konstrukt verwendet wird. Somit findet man für den Begriff, je nach verwendeter Literatur viele unterschiedliche Bedeutungsvarianten. Wobei meiner Ansicht nach als Gemeinsamkeit die zielgerichtete Handlung eines Lernenden gesehen werden kann.
4. Zu den verwendeten Lernstrategien
Bevor die verwendeten Lernstrategien näher beschrieben werden sollen, füge ich an dieser Stelle eine Klassifikation von Lernstrategien ein. Diese Klassifikation ist nach Möller und Köller die häufig verwendete Klassifikation von Lernstrategien. Sie soll einen Überblick über die wichtigsten Strategieinventare geben. Berücksichtigt sind dabei nur die deduktiven Verfahren, die aus kognitionspsychologischen Modellen und erwartungswert-theoretischen Ansätzen der Motivationsforschung abgeleitet wurden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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