Tiergestützte Pädagogik in einer Jugendwohngruppe


Seminararbeit, 2016

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhalt

1. Einleitung

2. Formen der tiergestützten Arbeit
2.1 Tiergestützte Aktivität
2.2 Tiergestützte Pädagogik
2.3 Tiergestützte Therapie

3. Mensch-Tier-Beziehung
3.1 Jäger-Sammler-Gesellschaft
3.2 Griechische Antike
3.3 Mittelalter
3.4 Neuzeit
3.5 Zeit der Aufklärung
3.6 Sechziger Jahre
3.7 Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

4. Lernchancen
4.1 Allgemeine Lernchancen:
4.2 Am Beispiel der tiergestützten Aktivität in meinem Oberstufenpraktikum
4.3 Am Beispiel einer Fernsehsendung

5. Grundbedingungen:
5.1 Raum
5.2 Zeit
5.3 Geld
5.4 Tierschutz
5.5 Personal / Ausbildung
5.6 Schulungen

6. Probleme und Grenzen

7. Geeignete Tierarten

8. Möglicher Versorgungsplan am Beispiel „Hund“

9. Pädagogisches Handeln
9.1 In der Gruppe
9.1.1 Regeln:
9.1.2 Rituale
9.1.3 Fairness

10. Elternarbeit

11. Das Team

12. Institutionen

13. Tod des Tieres

14. Schluss / Fazit

15. Literaturverzeichnis / Quellenverzeichnis

16. Abbildungsverzeichnis:

1. Einleitung

„Der junge Mensch braucht seinesgleichen, nämlich Tiere, überhaupt Elementares, Wasser, Dreck, Matsch, Gebüsche, Spielraum Man kann ihn auch ohne das alles aufwachsen lassen, mit Teppichen, Stofftieren oder auf asphaltierten Straßen und Höfen. Er überlebt es, doch soll man sich dann nicht wundern, wenn er später bestimmte soziale Grundleistungen nie mehr erlernt, z.B. ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Ort und einer Initiative.“

(Mitscherlich, Psychoanalytiker, 1908 – 1982)

Ich wählte das Thema „Tiergestützte Pädagogik im Jugendalter“, da mich diese Pädagogik sehr interessiert und ich diese eventuell in meinem späteren Berufsleben ausüben möchte.

Meinen Eltern war es sehr wichtig, dass meine Geschwister und ich mit Tieren aufwuchsen und sie waren stets bemüht, uns den richtigen Umgang zu lehren. Bereits als kleines Kind fand ich, den Charakter der Tiere, deren Lebensweise und deren Rückmeldung auf das Verhalten des Menschen sehr interessant und die Tiere wurden ein Teil meines Lebens. So zum Beispiel lernte ich, dass mein Pferd meine eigene, innere Stimmung widerspiegelte. Wenn ich, als Reiter Unsicherheit und Angst fühlte, wurde er selbst schnell ängstlich und unsicher.

Zudem bekam ich in meinem Oberstufenpraktikum, welches ich in einer Jugendwohngruppe im „Dinglinger Haus“ in Lahr absolvierte, bereits einige Einblicke in einer tiergestützten Aktivität.

Den Schwerpunkt meiner Facharbeit möchte ich daher auf den praktischen Teil legen.

Die tiergestützte Pädagogik verbreitet sich immer mehr, doch wie unterscheidet sich die Pädagogik zu den anderen tiergestützten Formen? Was gilt es im Vorhinein zu bedenken, welche Grundbedingungen müssen gegeben sein und wo liegen die Grenzen dieser Pädagogik?

Als ersten möchte ich die verschiedenen Formen der tiergestützten Arbeit, anhand eines Schaubildes, erklären.

Anschließend auf die Veränderungen der Mensch-Tier-Beziehung in den verschiedenen Epochen eingehen.

Danach werde ich über die Lernchancen die der tiergestützten Pädagogik, anhand meiner Erfahrungen in meinem Oberstufenpraktikum und einer Dokumentation in der Fernsehsendung „Hund-Katze-Maus“ eingehen.

An 5. Stelle liste ich die Grundbedingungen auf. Wie viel Geld, wie viel Zeit und welche Schulungen benötigt die tiergestützte Pädagogik.

Wo gibt es Probleme und Grenzen und welche Tierarten sind überhaupt dafür geeignet?

Am Ende meiner Facharbeit werde ich meinen erstellten Versorgungsplan am Beispiel „Hund“ erklären und dadurch das nötige pädagogische Handeln in der Gruppe erklären.

Anschließend werde ich noch auf die Elternarbeit, das Team, die Institutionen und den Tod des Tieres eingehen.

2. Formen der tiergestützten Arbeit

Welche Formen der tiergestützten Arbeit gibt es überhaupt und wie unterscheiden sie sich?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Anhand des Schaubildes (Abbildung 1, S.4) ist zu erkennen, dass es drei unterschiedliche Formen von tiergestützter Arbeit gibt. Diese drei Formen liegen nahe beieinander und ergeben zusammen die sogenannte tiergestützte Intervention.

2.1 Tiergestützte Aktivität

Nach Schneider und Vernooij wie tiergestützte Aktivität wird von Laien oder ehrenamtlichen Personen mit einem geeigneten, nicht dafür ausgebildeten, Tier durchgeführt.

Diese Arbeit muss weder protokollarisch festgehalten werden, noch ist ein zeitlicher Rahmen festgelegt (vgl. Schneider; Vernooij 2013).

2.2 Tiergestützte Pädagogik

Hierfür werden Personen, die eine Berufsqualifikation im pädagogischen Bereich haben, benötigt.

Nur Tiere, welche domestiziert[1], speziell ausgebildet, gut versorgt und gut untergebracht sind, werden für diese Pädagogik ausgewählt. Hierfür gelten die Richtlinien der IAHAIO.[2] Der Pädagoge muss zudem Kompetenzen gegenüber dem Tier haben. Das bedeutet, dass der Mensch die Stärken und Schwächen des Tieres genauestens kennt und über den richtigen Umgang Bescheid weiß.

Die Sitzungen werden durch Protokolle dokumentiert und geplant. Der zeitliche Rahmen ist umfangreich und wird zuvor festgelegt. Die tiergestützte Pädagogik verfolgt konkrete, pädagogische Ziele, um den Menschen im sozialen und emotionalen Bereich zu stärken (ebd., S.5).

„Tiergestützte Pädagogik beschreibt einen von Tieren begleiteten (Heil-) Pädagogischen Erziehungs- und Förderansatz, sowie die Integration von Tieren in das Leben von Menschen jeden Alters. Die Tiere können den Pädagogen nicht ersetzen, sondern erweitern deren Erziehungs- und Fördermöglichkeiten. […]“

(Schaumweber 2009, S. 47)

2.3 Tiergestützte Therapie

Ist der tiergestützten Pädagogik sehr ähnlich. Hierfür werden Personen, die eine Berufsqualifikation im therapeutischen Bereich haben, benötigt. Nur Tiere, welche domestiziert, speziell ausgebildet, gut versorgt und gut untergebracht sind, werden für diese Pädagogik ausgewählt.

Auch hier gelten die Richtlinien der IAHAIO. Der Therapeut muss, genauso wie bei der tiergestützten Pädagogik, Kompetenzen gegenüber dem Tier haben.

Sitzungen werden durch Protokolle dokumentiert und der Therapieplan wird mit klaren Zielvorgaben geplant.

Die tiergestützte Therapie verfolgt therapeutische Ziele. Die Therapie läuft über einen längeren Zeitraum und es werden regelmäßige Sitzungen zu festgelegten Zeiten festgelegt (ebd., S. 5).

3. Mensch-Tier-Beziehung

3.1 Jäger-Sammler-Gesellschaft

In der Jäger-Sammler-Gesellschaft wurden Tiere als wesensverwandte Geschöpfe des Menschen angesehen. Sie wurden verehrt und es wurde ihnen großen Respekt entgegengebracht. „In den alten schamanischen Jägerkulturen galten die weißen Knochen eines erlegten Tieres als heilige Garanten seiner Wiedergeburt. Besonders die Schädel bargen nach diesem Glauben die Kraft ewiger Lebenserneuerung, deshalb wurden sie nie weggeworfen, sondern an Ehrenplätzen aufgestellt.“ (Otterstedt; Olbrich 2003, S.17)

3.2 Griechische Antike

In der griechischen Antike wurde, nach Otterstedt, auf einen Zusammenhang zwischen der Heilung von Krankheiten und dem Einsatz von Tieren verwiesen. Beispielsweise trug der griechische Heilgott eine Maske, in Form einer Schlange oder einem Hund, um Wunden und schmerzende Körperstellen zu belecken und dadurch zu heilen (ebd., S.6).

In der griechischen Kultur der Antike verkörperte das Tier das Symbol der guten als auch der schlechten Eigenschaften des Menschen. (vgl. Otterstedt, S. 19).

[…] beispielsweise [wandte sich] der griechische Philosoph Empedokles (490-430 v.Chr.) gegen Tiertötung und Tierfleischnahrung […], weil dabei die in gewandelter Gestalt weiterlebenden Verwandten ermordet und verzehrt werden könnten […] (ebd., S.6).

3.3 Mittelalter

Im Mittelalter wurden psychisch Kranke oder Menschen mit einer körperlichen Behinderung in Gefängnisse und Verließe gesperrt oder als Aussätzige behandelt. Dass es sich bei diesen Menschen um Kranke handelte, die eine eigene Versorgung bräuchten entwickelte sich erst im Laufe der Zeit.

Im Mittelalter dienten Tiere in erster Linie als Handelsware und Nahrungslieferanten.

(ebd., S.6)

3.4 Neuzeit

„Den Tieren wurde prinzipiell jede Art von Verstand, Sprache, Bewusstsein und Seele verweigert. Sie wurden mit Maschinen verglichen. Es wurde ihnen auch kein Schmerzempfinden zuerkannt.“ (ebd., S.6)

Ich merke, dass dieser Gedanke bis heute in der Gesellschaft teilweise immer noch besteht.

3.5 Zeit der Aufklärung

Erstmals wurde von Rechten der Tiere und Tierschutz gesprochen. Jean-Jacques Rousseau, einer der einflussreichsten Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, vertrat die These, dass Tiere ähnlich fühlen wie Menschen und der Mensch daher eine gewisse Verpflichtung gegenüber Tieren habe.

Im 18. Und 19. Jahrhundert wurde darauf geachtet, dass die psychisch kranken Menschen respektiert und wertgeschätzt werden. Durch das Leben in der Natur und mit den Tieren sollte ihre Selbstheilung gestärkt werden. Durch den Umgang mit Tieren sollten Wohlbefinden, Selbstständigkeit und eine emotionale Zufriedenheit erlangt werden (ebd., S.6).

3.6 Sechziger Jahre

Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde mit der Dokumentation der tiergestützten Arbeit begonnen. In seinem Buch „Pet-oriented child-psychotherapy“ dokumentierte der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson, seine Erfahrungen mit seinem Hund in seiner Arbeit mit Kindern. Zufällig entdeckte er die Wirkung seines Hundes auf einen kleinen Jungen, der mit seiner Umwelt keinen Kontakt aufnehmen wollte. Aller menschliche Aufwand, den Jungen zum Reden zu bringen, war bislang umsonst gewesen. Mit dem Hund fiel es ihm bedeutend leichter als mit Menschen. Levinson erkannte dies und setzte seinen Hund gezielt in der Therapie mit Kindern ein.

Ab diesem Zeitpunkt wurde begonnen, die Mensch-Tier-Beziehung sowie deren Auswirkungen zu erforschen (vgl. Baur 2013).

3.7 Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

Nach Otterstedt veränderte sich in der Zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Umgang mit Tieren sehr. Tierrechte wurden mehr Bedeutung zugesprochen und gesetzlich festgehalten. In der Gesellschaft wurden Haustiere gehalten und das Tier galt als Freund und Partner. Aber auch Tierversuche im medizinischen und wissenschaftlichen Bereichen gewannen zunehmend an Bedeutung (vgl. Otterstedt 2003).

„So hat der Mensch das Tier mal vergöttert, mal geächtet, immer aber scheint es eine Verbindung zwischen Mensch und Tier gegeben zu haben“ (Olbrich 2003, S.15). Diente das Tier früher vorrangig als Nahrungsmittel, Jagdgefährte oder Arbeitstier, so rücken die damaligen Motive heute in den Hintergrund und das Haustier als Partner gewinnt an Bedeutung (vgl. Otterstedt 2001, S.10).

„Der Wandel der gesellschaftlichen Stellung des Tieres sowie seine Nutzung sind von der sozialen und kulturellen Entwicklung des Menschen stark beeinflusst.“ (Otterstedt 2001, S. 15)

4. Lernchancen

4.1 Allgemeine Lernchancen:

- Inklusion
- Erziehungsziele / Beziehungen im

- Umgang mit dem Tier:
- Vermittlung von artgerechter Tierhaltung
- Respekt, Achtung und richtiger Umgang mit dem Tier vermitteln
- Freude im Umgang mit dem Tier
- Emotionale Bindung aufbauen
- Alternative sinnvollerfüllte Freizeiterfüllung

- Umgang mit anderen Personen:
- Einübung und Verbesserung von Sozialverhalten
- Grenzen werden erlebt und respektiert
- Frustrationstoleranz wird erlernt
- Verantwortungsbewusstsein und Pflichtbewusstsein steigern
- Erleben eines Gemeinschaftsgefühls und einer Freundschaft
- Gruppendynamik wird gestärkt

- Umgang mit sich selbst / persönliches Empfinden:
- Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstachtung, Selbstsicherheit
- Abbau von Aggression, Stress und Ängsten
- Glücksgefühl / Fröhlichkeit
- Gefühle können zugelassen und gezeigt werden
- Sensibilität / Empathie
- Verbesserte Beziehungsfähigkeit
- Vertrauensaufbau
- Gesteigerte Aufmerksamkeit und Konzentration
- Verbesserung der Grob- und Feinmotorik
- Verbesserung der Körperwahrnehmung
- Verbesserung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Unterstützung und Ermöglichung von Reflektion der eigenen Rolle
- Naturerlebnisse

- „Klima“/Atmosphäre
- Lärmpegel sinkt
- Friedlicher Umgang untereinander
- Verbesserung der Beziehung untereinander

- Pädagogik erfolgt unbewusst:

Den Kindern / Jugendlichen, die bereits über einen längeren Zeitraum in Therapie sind, fällt es oft schwer, sich darauf einzulassen und möchten nicht weiter therapiert werden. Bei der tiergestützten Arbeit erfolgt die Pädagogik / Therapie für das Kind / den Jugendlichen jedoch unbewusst und das Tier steht im Vordergrund (vgl. Otterstedt 2003).

„[…] Mit Hilfe eines Tieres bieten sich neue Möglichkeiten weitere Entwicklungsschritte zu machen, die ohne die Mithilfe des Tieres langsamer oder gar nicht möglich gewesen wären. Es gilt dann, diese positiven Erfahrungen, die in der Arbeit mit Tieren gemacht wurden, auf andere Bereiche des Lebens zu übertragen. Weiterhin wird durch das Zusammensein mit Tieren das Annehmen von Anders-Sein, und somit Empathie und Beziehungsfähigkeit eingeübt.“ (Tiergestützte Pädagogik und Therapie)

4.2 Am Beispiel der tiergestützten Aktivität in meinem Oberstufenpraktikum

In der Jugendwohngruppe, in der ich arbeitete, gab es neun Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis achtzehn Jahren. Jeder bekam einmal die Woche die Möglichkeit einen Reitstall im selben Ortsteil zu besuchen. Diese Reit-AG leiteten zwei Mitarbeiter des Dinglinger Hauses. Das Pferd wurde von dem Reitstall zur Verfügung gestellt und jeweils vier bis fünf Kinder und Jugendliche waren in einer Gruppe. Der Umgang mit dem Pferd half den Kindern sich gegenüber den anderen Kindern und den Erwachsenen zu öffnen. Während dem Putzen, Führen und Reiten fiel es ihnen leichter in ein Gespräch zu kommen. Sie waren so damit beschäftigt sich um das Tier zu kümmern, dass sie teilweise ihre Schüchternheit vergaßen oder überwinden konnten. Besonders wenn der Erwachsene das Gespräch mit offenen Fragen wie „Was magst du besonders an dem Pferd? Was kannst du hören oder fühlen?“ begann, führten die Kinder das Gespräch weiter.

Den Betreuern war es wichtig, die Reit-AG anschaulich und unterschiedlich zu gestalten. Einmal wurde ein Parcours mit Bällen, Ringen, einem Korb und einem Gehstock vorbereitet. Die Aufgabe war es die Bälle, während dem Reiten, in den Korb fallen zu lassen und die Ringe mit dem Stock zu transportieren. Hier stand die gemeinschaftliche Arbeit, Konzentration und das Vertrauen in sich selbst und zu dem Pferd im Vordergrund. Ein Kind musste dem anderen Kind den großen Ball in die Hand geben, zwei andere Kinder die Ringe so in die Luft heben, dass der Reiter diese mit dem Stock aufnehmen konnte. Während dieser Übung ließ sich sehr gut beobachten, wie sich das Gruppenklima entspannte. Auch wenn sich die Jungs ansonsten untereinander ärgerten, waren sie zu diesem Zeitpunkt bemüht, miteinander die Aufgabe erfolgreich zu meistern.

„Bisweilen vergraben wir unsere Gefühle tief in uns selbst, was sich in körperlichen Beschwerden und gesundheitlichem Verfall bemerkbar macht. Unsere Tiere schaffen es, uns dabei zu helfen, Zugang zu diesen Emotionen zu finden.“ (Walker 2013, S. 15)

4.3 Am Beispiel einer Fernsehsendung

In der Fernsehsendung „Hund, Katze, Maus“ erfuhr ich über die tiergestützte Arbeit in einem Gefängnis. Ein Strafgefangener kümmerte sich täglich um ein Schwein und um Kleintiere, die einen Stall abseits des Gefängnisses hatten.

Er erzählte, dass eine Verbindung zwischen den Tieren und ihm bestehe, da die Tiere dieselbe Vergangenheit hatten. Keiner glaubte an sie, keiner kümmerte sich um sie, die Tiere wurden alleine gelassen, genau wie er auch. Er erzählte, dass die Tiere ihn so akzeptierten, wie er sei. Sie verurteilten ihn nicht und verziehen ihm seine Fehler. Ein Tier braucht keinen reichen, perfekten Menschen. Ein Tier braucht einen Menschen mit Herz und Gefühl.

Die Kinder und Jugendlichen, die in einer Wohngruppe leben, fühlen sich manchmal, besonders anfangs, einsam, verzweifelt und sehen keine Zukunftsperfektive. Eben wie in einem Gefängnis. Ein Tier kann für sie eine Ablenkung, ein Lichtblick, eine wichtige Aufgabe, ein Gleichgesinnter mit derselben Vergangenheit oder ein Freund sein.

Das Tier wird als unparteiisch erlebt. Tiere werten und etikettieren nicht. Sie senden keine Doppelbotschaft und die Kommunikation wird spielerisch erlernt. Der Wunsch nach Nähe kann zum Tier ohne Ängste konkretisiert werden. Die Tiere machen dem Kind Grenzen deutlich, die jedoch im nächsten Moment ohne Bedeutung sind, wenn das Kind sich dem Tier gegenüber angemessen und tiergerecht verhält (vgl. Heilpädagogische Wohngruppe Hof Grasdorf).

5. Grundbedingungen:

5.1 Raum

Bei Kleintieren, zum Beispiel zwei Kaninchen, würde ich darauf achten, dass das Tiergehege an einem Platz steht, an dem es ruhiger ist und die Kinder / Jugendlichen nicht andauernd vorbeilaufen. Optimal wäre ein Stall mit einem Auslauf, der in dem Außenbereich steht.

Bei der tiergestützten Pädagogik mit Pferden wären die Räumlichkeiten ein Reitstall, eine Reithalle oder Reitplatz und im Optimalfall ein Wald oder eine Wiese.

Besteht die Möglichkeit, zum Beispiel bei einer langwirtschaftlichen Einrichtung, können die Tiere auch neben der Jugendwohngruppe auf einem Hof gehalten werden.

Dem Hund würde ich vermutlich zwei Körbe zur Verfügung stellen. Einen in den Gemeinschaftsraum und einen in das Büro der Mitarbeiten. So kann er sich immer aussuchen, ob er sich in das Büro zurückziehen möchte oder ob ihm nach Gesellschaft ist.

5.2 Zeit

Gibt es genug Zeit, um sich um das Tier zu kümmern und sowohl dem Tier, als auch den Kindern / Jugendlichen gerecht zu werden?

5.3 Geld

Wird die tiergestützte Pädagogik durch Spenden, durch ehrenamtliches Engagement, privates Engagement, durch die Einrichtung, dem Träger, von der Krankenkasse, dem Land, Verein, der Kommune oder dem Bund übernommen?

„Die Angaben der monatlichen Ausgaben für den Einsatz und die Haltung der Tiere differieren je nach Einrichtungsform, Größe und Tierarzt, die eingesetzt wird, erheblich“ (Dahlmann; Reuter 2005):

- Kinder- und Jugendhilfe: 0 – 400 Euro
- Kinder- und Jugendarbeit: 40 – 100.000 Euro
- Frühkindliche Erziehung: 0 – 400 Euro
- Kliniken: 60 – 13.000 Euro
- Freie Praxen: 0 – 750 Euro
- Schulen und Werkstätten: 0 – 900 Euro
- Seniorenwohnheime: 0 – 1000 Euro
- Wohnheime: 0 – 60.000 Euro“
- Sonstige Institutionen: 0 – 5000 Euro

(ebd., S.12)

In Abbildung 2[3] ist gut zu erkennen, dass die meisten Einrichtungen ihre tiergestützte Arbeit durch Spenden finanzieren. Nicht weit dahinter finanziert eine Privatperson, das Ehrenamt oder die Einrichtung selbst die Arbeit. An fünfter Stelle, knapp über 25 Einrichtungen, kommt der Träger.

Etwas weiter darunter wird die tiergestützte Arbeit von Klienten / Angehörigen oder der Kommune finanziert. Unter zehn Einrichtungen finanzieren ihre tiergestützte Arbeit durch die Krankenkasse, das Land oder den Bund.

5.4 Tierschutz

Hierfür gelten die Richtlinien der IAHAIO.

5.5 Personal / Ausbildung

Wie bereits in „Formen der tiergestützten Arbeit“ geschrieben, benötigen sowohl Mensch als auch Tier eine bestimme Ausbildung.

[...]


[1] Ein innerartlicher Veränderungsprozess von Wildtieren / Wildpflanzen, bei dem diese durch den Menschen über Generationen hinweg von der Wildform genetisch isoliert werden. Wildtiere werden durch Domestikation zu Haustieren […].

[2] International Association of Human-Animal Interaction Organizations

[3] 16. Abbildungsverzeichnis, S.23

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Tiergestützte Pädagogik in einer Jugendwohngruppe
Hochschule
Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Freiburg
Veranstaltung
-
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
25
Katalognummer
V340944
ISBN (eBook)
9783668304673
ISBN (Buch)
9783668304680
Dateigröße
547 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
-
Schlagworte
tiergestützte Pädagogik, Schule, Facharbeit, Tiere, Pädagogik, Ausbildung, Erziehung, Jugendwohngruppe, Jugendliche, Kinder, Unterschied zwischen tiergestützter Pädagogik - Therapie und Arbeit
Arbeit zitieren
Denise Hofmann (Autor:in), 2016, Tiergestützte Pädagogik in einer Jugendwohngruppe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340944

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