Zu den Ursachen des Peloponnesischen Krieges


Dossier / Travail de Séminaire, 2015

13 Pages, Note: 2,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vor dem Krieg: Athen und Sparta als Kontrahenten

3. Der Weg in den Krieg: direkte Ursachen?
3.1. Die Ereignisse um Epidamnos
3.2. Der Konflikt um Poteidaia
3.2. Das Megarische Psephisma

4. Der Krieg beginnt: Die Kriegsschuldfrage

5. Fazit

6. Materialien

7. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

27 Jahre (431 - 404 v. Chr.) dauerte die Auseinandersetzung zwischen den beiden Poleis Athen, den attischen Seebund anführend und Sparta, wiederum den poloponnesischen Bund anführend. In diesem gewaltigen Krieg, in dem Sparta später als Sieger hervorgehen sollte, ging es um die (maritime) Hegemonie im innergriechischen Raum. Nahezu alle damaligen griechischen Stadtstaaten nahmen teil an dem „Krieg zwischen Peloponnesiern und den Athenern“1. Als wichtigste Quelle für die Ereignisse im Peloponnesischen Krieg gilt das Werk des Thukydides, welcher selbst auf der Seite der Athener kämpfte bis er 424 als gescheiterter Stratege in die Verbannung entsendet wurde2. Mit seinen Aufzeichnungen liegt uns nicht nur eine präzise zeitgenössische Darstellung der Geschehnisse vor, sondern es handelt sich hierbei sicherlich um das „bedeutsamste Geschichtswerk der Antike“3. Thukydides beschränkte sich nicht nur auf eine exakte narrative Abhandlung, sondern analysierte ebenso die Umstände des Krieges in einer Art und Weise die auch für die heutige Geschichtsschreibung vorbildlich ist. Seine Analysen betrafen vor allem die komplexe Frage nach den Ursachen und Auslösern des Krieges. In diesem Text möchte ich diese Fragestellung erneut aufwerfen und ihre möglichen Antworten darauf genauer betrachten. Schon Thukydides unterschied in seiner Betrachtung über die Ursachen die zu diesem Krieg führten zwischen direkten Ursachen und einem „wahrsten Grund“.4 Seiner Ansicht nach wurde aufgrund des erheblichen Machtgewinnes der Athener ein Einschreiten Spartas unausweichlich5. Um diese These prüfen zu können möchte ich zu Beginn dieser Arbeit auf die Situation beider Parteien und deren Verbündeten vor Kriegsbeginn eingehen. Durch welche Maßnahmen und Ereignisse erklärt sich Thukydides diesen bedrohlichen Machtzuwachs der Athener und lässt sich in dem Verhalten beider Kontrahenten in den Jahrzehnten vor Kriegsbeginn ein besonderer Kriegswille erkennen? Im Anschluss ist es unumgänglich sich mit den Ereignissen unmittelbar vor der großen Auseinadersetzung zu befassen, um bewerten zu können, inwieweit sie zu dem Entschluss der Spartaner in den Krieg zu ziehen beitrugen. Dabei fokussiere ich mich auf die drei Konflikte, welche ich in meinen Recherchen als Kriegsursachen am meisten genannt sah. Bevor ich am Ende der Arbeit zu einem eigenen Fazit komme, gilt es im Bezug auf die Situation und Ereignisse vor Kriegsbeginn die Kriegsschuldfrage zu stellen, um ihre möglichen Antworten beurteilen zu können. Neben dem Verzeichnis der verwendeten Quelle und Literatur findet sich eine kartografische Darstellung des Peloponnesischen Krieges, in dem neben den einzelnen Feldzügen auch die Konfliktherde zu Beginn des Krieges gekennzeichnet sind. Die Bedeutung dieser antiken Auseinandersetzung, vor allem aber ihre Analyse bezogen auf die Ursachen und Auslöser, scheint auch heute noch von großer Bedeutung zu sein, erklären sich doch auch in heutiger Zeit die ein oder andere politische Konflikte aus ähnlichen Motiven. Nicht nur der Historiker B. Bleckmann erwähnt in seinen einleitenden Worten zum Peloponnesischen Krieg die Vokabel „antiker Weltkrieg“.6 Auch Thukydides selbst beschreibt ihn als nahezu universal: „Es war bei weitem die gewaltigste Erschütterung für die Hellenen und einen Teil der Barbaren, ja sozusagen unter den Menschen überhaupt.“7

2. Vor dem Krieg: Athen und Sparta als Kontrahenten

Nach den Perserkriegen und der danach entstandenen Blütezeit der athenischen Demokratie entwickelte sich ein brisanter Dualismus mit der vorherigen alleinigen Führungsmacht Sparta. Dieser manifestierte sich vor allem in der Bündnispolitik der beiden späteren Kontrahenten. Vor allem die Poleis Athen versuchte, mit dem im Jahr 478/7 v. Chr. gegründeten Delisch- Attischen Seebund, ihre maritime Vormachtsstellung auszubauen, um auch in Zukunft wehrhaft gegen die Perser oder andere Feinde zu sein. Die zeitgenössische Bezeichnung „Die Athener und ihre Bundesgenossen“ bestätigt die einseitige machtpolitische Gewichtung. Athen fungierte als Hegemon in dieser „Anti-Perser-Koalition“8 und profitierte von abzugebenden Leistungen der Bündnispartner in Form von Schiffen oder finanziellen Beiträgen (Phoroi).9 Die Annahme des Thukydides, der wahre Grund des Krieges liege in dem Machtzuwachs Athens, zwingt uns den Blick einige Jahre zurück in die Zeit zwischen den Perserkriegen und dem Beginn des Peloponnesischen Krieges zu richten. Dieser Zeitraum, die „Pentekontaetie“ (annähernd 50 Jahre), war geprägt von der weiteren Destabilisierung der Beziehung zwischen den nun beiden mächtigsten Poleis im gesamten griechischen Raum. Nahezu alle anderen Staaten waren jeweils in eine der beiden Bündnisse integriert und richteten sich nach der Politik ihrer führenden Poleis aus; umgekehrt zogen sie die Großmächte wiederum in ihre regionalen Konflikte mit ein. Diese Zeit der Anspannung bewies sich als eine Korrelation zwischen Machtlust und Angst vor Machtverlust. Der Ausbau der Bündnisse fungierte dabei als zentrales Instrument. Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts formierte sich Sparta zu der stärksten Militärmacht mittels dem auf unbefristeten Einzelverträgen basierenden Peloponnesischen Bund.10 Dieses Netzwerk an einzelnen Offensivbündnissen (Symmachien) verpflichtete die Partner sich im Kriegsfall dem Oberbefehl der Lakedaimonier unterzuordnen („Hegemonie-Klausel“).11 Aus militärischer Perspektive lag Spartas Vorteil vor allem im Kampf auf dem Land. Die Gewissheit darüber dürften sie spätestens in den Auseinandersetzungen des sogenannten „Ersten Peloponnesischen Krieges“ erhalten haben. Sowohl in der Schlacht bei Tangara im Jahr 457 als auch 447 v. Chr. bei Koroneia mussten sich die Athener gegenüber Sparta und seinen Verbündeten geschlagen geben.12 Nur durch das Verhandlungsgeschick des Perikles konnte ein weiterer Durchmarsch zu Lande nach Athen verhindert und an seiner Stelle ein dreißigjähriger Frieden vereinbart werden.13 In dieser Entwicklung lässt sich das Konfliktpotenzial besonders gut erkennen, ging es doch bei diesem ersten Peloponnesischen Krieg erneut um die Ausdehnung der Einflussgebiete innerhalb Griechenlands, wie in diesem Fall ausgelöst durch den Übertritt Megaras zu Athen. Deutlich wird hier auch wie lokale Interessen einzelner Staaten die machtpolitischen Interventionen der beiden großen Poleis auslösten. Durch den im Jahr 446 v. Chr. geschlossenen Friedensvertrag war der „Dualismus Athen-Sparta“ nun auch auf diese Weise „offiziell festgeschrieben“ worden und „die jeweiligen hegemonialen Sphären blieben unantastbar“.14

3. Der Weg in den Krieg: direkte Ursachen?

3.1. Die Ereignisse um Epidamnos

Zu Beginn richten wir unseren Blick auf die Abfolge der Ereignisse um Epidamnos15. Im Grunde genommen handelte es sich dabei um einen Konflikt zwischen den beiden Stadtstaaten Korinth und Kerkyra16. Nach innenpolitischen Auseinandersetzungen in Epidamnos zwischen Demokraten und Adligen wandten sich Gesandte der Stadt mit einem Hilfegesuch an die Mutterstadt Kerkyra. Nachdem dieser jedoch abgelehnt wurde, entschlossen sich die Epidamnier zu einem Bündnis mit Korinth. Damit war der Streit um die Vorherrschaft im Ionischen Meer begonnen. Thukydides führte außerdem weitere Gründe auf, die die eilige Intervention seitens Korinth erklären: „Und die Korinther übernahmen ihren Schutz, um des Rechtes willen, weil Epidamnos so gut ihre eigene wie eine Tochterstadt von Kerkyra sei, zugleich aber auch aus Haß gegen die Kerkyrer. Denn diese kümmerten sich nicht mehr um ihre Mutterstadt, sandten zu den gemeinsamen Festen nicht die üblichen Ehrengaben und ließen einem Korinther beim Opfer nicht das beste Teil, wie doch die andern Tochterstädte [...].“17 Aus der ersten Seeschlacht gegen Korinth im Sommer 435 v. Chr. ging Kerkyra als Sieger hervor. Im Anschluss nahmen sie die abtrünnige Stadt Epidamnos ein und erlaubten sich sogar weitere Angriffe gegen Gebiete des korinthischen Kolonialreiches. Noch bevor sich Korinth zum Gegenschlag rüstete, gewannen die Kerkyrer Athen für ein Bündnis der besonderen Art. Durch ein sogenanntes Defensivbündnis (Epimachie) verpflichtete Athen sich nur im Falle eines tatsächlich stattfindenden Angriffs auf Kerkyra zu einer Hilfeleistung.18 Durch diese taktische Maßnahme versuchte man die Bestimmungen des Friedensvertrags von 446 zu umgehen, der feindliche Auseinandersetzungen und militärische Interventionen mit allen Partnern des Vertrages verbot.19 Korinth empfand jene Bestimmungen des Vertrages jedoch als gebrochen und nachdem während der Verhandlungen in Athen das Bündnis nicht verhindert werden konnte, wendete man sich besorgt an Sparta. Betrachtet man den Aspekt, dass sich Athen durch das Bündnis über weitere Flotten freuen und außerdem eine strategisch wichtige Position für die Überfahrt nach Sizilien gewinnen konnte, so kann man nachvollziehen, was Thukydides sich genauer unter dem „wahrsten Grund“20, nämlich dem Machtzuwachs Athens, vorstellte. Offensichtlich handelte es sich bei diesen Maßnahmen um einen Ausbau der Einflusssphäre gegenüber der ebenfalls starken Seemacht Korinth. Schließlich kam es zur finalen Seeschlacht wobei es Korinth gelang den Gegner Kerkyra nahe der Sybota Inseln im September 433 v. Chr. vernichtend zu schlagen. Durch das Auftauchen der entsendeten Flotten Athens konnte jedoch die Einnahme Kerkyras verhindert werden. Inwieweit diese Geschehnisse Einfluss auf den Ausbruch des eigentlichen Krieges hatten, erklärt sich vor allem im Kontext zu dem zweiten Konflikt zwischen Korinth und Athen, derjenige um Poteidaia.

[...]


1 Die Bezeichnung „Peloponnesischer Krieg“ ist nicht zeitgenössisch, in seinen Aufzeichnungen bezeichnete Thukydides den Konflikt als „Krieg zwischen Peloponnesiern und Athenern“ (Vgl. Thukydides 1, 1).

2 Vgl. Bleckmann 2007: S. 10.

3 Vgl. Ebenda.

4 Vgl. Thukydides. 1, 23.

5 Vgl. Ebenda.

6 Vgl. Bleckmann 2007: S. 8.

7 Vgl. Thukydides 1, 1.

8 Vgl. Weber 1981: S. 165.

9 Vgl. Weber 1981: S. 166.

10 Vgl. Schulz 2005: S. 67.

11 Vgl. Schulz 2005: S. 68.

12 Vgl. Schulz 2005: S. 82.

13 Vgl. Ebenda.

14 Vgl. Bleckmann 2007: S. 25.

15 Epidamnos wurde um 627 v. Chr. gegründet. Heute Durrës genannt, Stadt in Albanien, am Ufer der Adria.

16 Auch Korkyra, das heutige Korfu.

17 Vgl. Thukydides. 1, 25.

18 Vgl. Bleckmann 2007: S. 29.

19 Vgl. Ebenda.

20 Vgl. Thukydides. 1, 23.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Zu den Ursachen des Peloponnesischen Krieges
Université
Free University of Berlin
Note
2,7
Auteur
Année
2015
Pages
13
N° de catalogue
V341831
ISBN (ebook)
9783668318410
ISBN (Livre)
9783668318427
Taille d'un fichier
554 KB
Langue
allemand
Mots clés
Peloponesien, Athen, Sparta, Krieg, Peloponesischer Krieg, Poteidaia, Pseohisma, Kriegsschuldfrage
Citation du texte
Luke Wilson (Auteur), 2015, Zu den Ursachen des Peloponnesischen Krieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341831

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