Intersektionalität beschreibt mögliche Wechselwirkungen zwischen Dimensionen sozialer Ungleichheit, die aufgrund ihres Zusammenwirkens eine besondere Komplexität und Qualität von Benachteiligungsmustern erzeugen. Dabei bezieht sich der Terminus „soziale Ungleichheit“ auf eine ungleiche Verteilung von Ressourcen, die sich auf die Einnahme einer sozioökonomischen Stellung in einer Gesellschaft auswirkt und auf der Basis sozial konstruierter Kategorien vollzogen wird.
Im Referat wurden Geschlecht und Ethnizität, in diesem Zusammenhang, zunächst jeweils als eine Dimension sozialer Ungleichheit betrachtet. Zur Veranschaulichung diente der Bezug auf das deutsche Bildungssystem. Abschließend wurden Interferenzmodelle dargestellt um mögliche Wechselwirkungen, zwischen den Kategorien „Geschlecht“ und „Ethnizität“ aufzuzeigen. In dieser Ausarbeitung möchte ich mich auf den Inhalt meines Referatsteils beschränken. Dazu beschäftige ich mich mit der Kategorie „Ethnizität“. Mein Ziel ist es, am Beispiel des deutschen Bildungssystems, darzustellen, wie Ethnizität als Ordnungsprinzip etabliert werden kann und wie das Bildungssystem zu einer (Re)Produktion sozialer Ungleichheiten beiträgt.
Das Bildungssystem erscheint zur Veranschaulichung als besonders geeignet, weil Bildung, neben Wohlstand, Macht und Prestige, als eine Basisdimension sozialer Ungleichheit, d.h. einer Kategorie, in die Formen von Ungleichheiten eingeordnet werden, verstanden wird (vgl. Hradil 1999: 24). Zusätzlich gilt Bildung, in Form eines hohen Bildungsabschlusses, als eine erstrebenswerte Ressource, da dieser dazu genutzt wird einem jeweiligen Individuum eine soziale Stellung in der Gesellschaft zuzuweisen, die mit Vorzügen, wie z.B. der Möglichkeit des Erwerbs eines vergleichsweise höheren Kapitals, verbunden wird. Damit können Bildungsinstitutionen auf die Re(Produktion) sozialer Ungleichheiten einwirken und zur Herstellung einer vertikalen Ordnungsstruktur der Gesellschaft beitragen. Im Nachfolgenden sollten Bildungseinrichtungen als Organisationen verstanden werden, denn diese bilden in der heutigen Gesellschaft „(…) den legitimen Modus der Produktion sozialer Ungleichheit (…)“ (Hormel 2011: 219).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ethnizität
- Begriffsherkunft und Definition
- Ethnizität als Gegenstand empirischer Bildungsforschung
- (Re)Produktion sozialer Ungleichheit durch das deutsche Bildungssystem
- Die Einschulung als Ausgangspunkt für Selektions- und Verteilungsprozesse
- Selektions- und Verteilungsprozesse des deutschen Bildungssystems
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Ausarbeitung ist es, anhand des deutschen Bildungssystems aufzuzeigen, wie Ethnizität als Ordnungsprinzip etabliert werden kann und wie das Bildungssystem zur (Re)Produktion sozialer Ungleichheiten beiträgt. Der Fokus liegt dabei auf der Kategorie „Ethnizität“ und deren Einfluss auf Bildungserfolg, wobei der Zusammenhang mit dem deutschen Bildungssystem im Vordergrund steht.
- Etablierung von Ethnizität als Ordnungsprinzip im Bildungssystem
- Zusammenhang zwischen Ethnizität und Bildungserfolg
- Re(Produktion) sozialer Ungleichheiten durch das Bildungssystem
- Bildung als Basisdimension sozialer Ungleichheit
- Bildungseinrichtungen als Organisationen zur Produktion sozialer Ungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Intersektionalität ein und stellt die beiden Dimensionen sozialer Ungleichheit, Geschlecht und Ethnizität, vor. Sie erläutert die Relevanz des deutschen Bildungssystems als Beispiel für die Veranschaulichung dieser Ungleichheiten. Die Ausarbeitung konzentriert sich auf die Kategorie „Ethnizität“ und deren Einfluss auf die (Re)Produktion sozialer Ungleichheiten im Bildungssystem.
Ethnizität
Begriffsherkunft und Definition
Dieser Abschnitt beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs „Ethnizität“ und seine Bedeutung als Kategorie zur Unterscheidung von Menschengruppen. Es werden Gemeinsamkeiten, wie Sprache, Verhaltensmuster, Denkweisen und Moralvorstellungen, als Merkmale ethnischer Zugehörigkeit hervorgehoben. Die Zuordnung zu einer ethnischen Gruppe erfolgt sowohl durch Selbstdefinition als auch durch die Zuschreibung durch andere.
Ethnizität als Gegenstand empirischer Bildungsforschung
Der Abschnitt beleuchtet die Problematik der empirischen Erfassung ethnischer Zugehörigkeit und stellt den Indikator „Migrationshintergrund“ als Ersatz in der Bildungsforschung vor. Er beleuchtet die Verwendung des Migrationshintergrunds in Studien wie PISA und IGLU und erläutert die statistische Bedeutung von Migranten und Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Es werden Zusammenhänge zwischen Migrationshintergrund und Bildungserfolg aufgezeigt, wobei Unterschiede in den Bildungsabschlüssen zwischen Migranten und Einheimischen deutlich werden. Der Abschnitt zeigt auch, dass sich bereits bei der Einschulung herkunftsbedingte Disparitäten feststellen lassen, die auf die unterschiedliche Behandlung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund hinweisen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Ausarbeitung sind Ethnizität, Bildungssystem, soziale Ungleichheit, (Re)Produktion, Migrationshintergrund, Bildungserfolg, Selektion, Verteilung, Intersektionalität.
- Quote paper
- Ella Lamper (Author), 2016, Ethnizität als Ordnungsprinzip. Die (Re)Produktion sozialer Ungleichheit im deutschen Bildungssystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341919