Soziologische Forschung ist seit jeher stark an der Untersuchung von sozialer Ungleichheit an sich und von Determinanten, die diese verursachen, interessiert. Man kann sagen „Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den ‚wertvollen Gütern‘ einer Gesellschaft regelmäßig mehr als andere erhalten“ (Hradil und Schiener 2001: 30). Nun kann man sich generell streiten, welche Güter exakt als „wertvoll“ gelten können und welche nicht. Beim Einkommen dürfte diese Entscheidung jedoch recht leicht fallen. Einkommensungleichheiten können als Ursprung einer Vielzahl an ungleich verteilten Chancen und Risiken im Leben von Menschen gesehen werden und geraten deshalb immer wieder in den Fokus der Forschung. Das Aussehen, und genauer gesagt die körperliche Attraktivität, von Menschen ist in der Soziologie hingegen ein blinder Fleck bei der Erforschung von Ungleichheiten. Dies ist aus zwei Gründen verwunderlich: Erstens handelt es sich bei der Attraktivität um eine Eigenschaft, die man, ähnlich wie andere exzessiv erforschten Quellen sozialer Ungleichheit, nur in recht begrenztem Rahmen selbst beeinflussen kann. Zweitens ist es ein Merkmal, von dem es zugleich in verschiedensten Kontexten immer wieder heißt, es könne bei entsprechender Ausprägung einen Vorteil darstellen und für eigene Profite genutzt werden. Hier stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob attraktivere Menschen auch im Berufsleben bevorzugt behandelt werden und demnach auch eher höhere Einkommen generieren können als unattraktivere. Studien zeigen, dass attraktivere Menschen gegenüber unattraktiveren als intelligenter eingestuft und ihre Bewerbungen tendenziell besser eingeschätzt werden. Es kann auch gezeigt werden, dass mit der Attraktivität das durchschnittliche Haushaltseinkommen steigt. Alles in Allem lässt sich zusammenfassen, dass das Aussehen von Menschen großes Potential für soziale Ungleichheit mit sich bringt. Im Kontext der Forschungsergebnisse kann hier von einer Art Kapital im Sinne Bourdieus gesprochen werden, das bei entsprechender Ausprägung eingesetzt werden kann, um in verschiedensten Lebensbereichen bessere Chancen zu haben. In vorliegender Forschungsarbeit soll nun untersucht werden, ob die Schulbildung und das Berufsprestige – als die neben dem Einkommen wichtigsten Determinanten des sozioökonomischen Status – vermittelnde Faktoren im Einfluss der Attraktivität auf das persönlich erzielten Einkommen darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorie und Hypothesen
- 2.1 Die „objektive Attraktivität“
- 2.2 Der Halo-Effekt (Attractiveness Stereotype) und die selbsterfüllende Prophezeiung
- 2.3 Der „,Beauty is Beastly\"-Effekt
- 3. Daten, Operationalisierung und Methode
- 3.1 Datengrundlage und Einschränkung des Samples
- 3.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung
- 3.3 Methode
- 4. Ergebnisse
- 5. Zusammenfassung und Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Forschungsarbeit zielt darauf ab, den Einfluss der physischen Attraktivität auf das Einkommen zu untersuchen, wobei die Rolle der Bildung und des Berufsprestiges als vermittelnde Faktoren im Fokus steht. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Attraktivität einen direkten Einfluss auf das Einkommen hat und ob dieser Effekt durch Bildung und Berufsprestige vermittelt wird.
- Der Einfluss der physischen Attraktivität auf das Einkommen
- Der Halo-Effekt und die selbsterfüllende Prophezeiung im Zusammenhang mit Attraktivität
- Die Rolle von Bildung und Berufsprestige als vermittelnde Faktoren im Einfluss der Attraktivität auf das Einkommen
- Die Annahme der objektiven Attraktivität
- Der „Beauty is Beastly“-Effekt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Relevanz der Erforschung sozialer Ungleichheit im Allgemeinen und des Einkommens als wichtiges Determinant des sozioökonomischen Status im Besonderen. Es wird die Forschungsfrage gestellt, ob Attraktivität einen Einfluss auf das Einkommen hat und ob Bildung und Berufsprestige als vermittelnde Mechanismen in diesem Zusammenhang fungieren.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der theoretischen Grundlage der Arbeit. Es wird die Annahme der objektiven Attraktivität als ein Kapital, das sich auf das Einkommen auswirken kann, diskutiert. Weiterhin wird der Halo-Effekt und die selbsterfüllende Prophezeiung in Bezug auf Attraktivität sowie der „Beauty is Beastly“-Effekt behandelt. Diese Konzepte sollen die theoretischen Hintergründe für die zu untersuchende Beziehung zwischen Attraktivität, Bildung, Berufsprestige und Einkommen liefern.
Kapitel drei widmet sich der Datengrundlage, der Operationalisierung der Konzepte und der gewählten Methode. Es werden die Datenbasis, die Einschränkungen des Samples sowie die Konzeptspezifikation und Operationalisierung erläutert. Die Methode, die zur Untersuchung der Forschungsfrage eingesetzt wird, wird ebenfalls vorgestellt.
Das vierte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Analyse. Die Untersuchungsergebnisse werden im Hinblick auf die Forschungsfrage interpretiert und diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Untersuchung des Einflusses der physischen Attraktivität auf das Einkommen. Dabei werden die vermittelnden Faktoren Bildung und Berufsprestige berücksichtigt. Schlüsselbegriffe sind: Soziale Ungleichheit, Einkommen, Attraktivität, Halo-Effekt, Selbsterfüllende Prophezeiung, Bildung, Berufsprestige, empirische Sozialforschung, Regressionsanalyse, ALLBUS.
- Arbeit zitieren
- Thomas Beer (Autor:in), 2016, Der Einfluss der physischen Attraktivität auf das Einkommen: Sind Bildung und Berufsprestige vermittelnde Mechanismen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342075