Die Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef zu Hamburg-Harburg [Band 1 - Teil 4b]

Die Aufzeichnungen des Pfarrers Alban Wüstefeld für die Jahre 1938 bis 1943


Livre Spécialisé, 2016

275 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Die Originalseiten der Chronik, Abschriften der Seiten und Anmerkungen
1 a) Aufzeichnungen 1938
1 b) Aufzeichnungen 1939
1 c) Aufzeichnungen 1940
1 d) Aufzeichnungen 1941
1 e) Aufzeichnungen 1942
1 f) Aufzeichnungen 1943

2. Ergänzungen

3. Abbildungsnachweis

4. Literaturverzeichnis

5. Sachregister

6. Personenregister

Vorwort

Im Archiv der katholischen Kirchengemeinde St. Maria - St. Josef in Hamburg-Harburg befindet sich unter anderen historischen Quellen auch der erste Band der Chronik der Kirchengemeinde St. Maria. Dies ist ein gebundenes Buch, das mit der Hand geschrieben[1] und in seinen ältesten Aufzeichnungen vor 148 Jahren angefertigt wurde. Die Aufzeichnungen des ersten Chronisten, des Pfarrers Meyer, beginnen mit Ereignissen des Jahres 1858. Pfarrer Wüstefeld, der letzte Autor dieses Chronikbandes, schließt seine Aufzeichnungen im Jahr 1943.

Viele Personen, die den ersten Band der Chronik von St. Maria in die Hand bekommen, finden dieses Buch schon deswegen reizvoll, weil es so alt ist und mit der Hand geschrieben. Allerdings ist es oft mühsam, handgeschriebene Texte zu entziffern. Im vorliegenden Fall kommt für den Lese-Interessenten erschwerend hinzu, dass die ersten drei Chronisten, Pfarrer Meyer, Pfarrer Stolte und Pfarrer Krell, ihre Aufzeichnungen in der Deutschen Kurrentschrift geschrieben haben und dass der vierte Chronist, Wüstefeld - bei einer sowieso eigenwilligen Handschrift - unter seine großenteils lateinische Schrift einzelne Buchstaben der Kurrentschrift mengt.

Die Mehrheit der heutigen Lese-Interessenten kann die Deutsche Kurrentschrift nicht lesen. So wird denn der erste Band der Chronik von St. Maria oft - nach einem interessierten ersten Blick - mit Bedauern beiseitegelegt und ungenutzt liegen gelassen. Um das zu ändern, habe ich die einzelnen Originalseiten dieses Chronikbandes digital fotografiert und der fotografierten Seite jeweils eine Abschrift des Textes in lateinischer Schrift folgen lassen.

Dadurch, und weil ich dem Originaltext Anmerkungen und Ergänzungen hinzugefügt habe, ist der Umfang des ersten Bandes der Chronik von St. Maria so erheblich gewachsen, dass es zum Zweck der Handlichkeit sinnvoll erschien, die Chronik zu unterteilen.

Ich habe den ersten Band der Chronik von St. Maria in fünf Teile gegliedert: Teil 1 umfasst die Aufzeichnungen des Pfarrers Johannes Meyer für die Jahre 1858 bis 1898. Teil 2 bringt die Aufzeichnungen des Pfarrers Joseph Stolte für die Jahre 1899 bis 1917. Der dritte Teil, von Pfarrer Robert Krell aufgezeichnet, berichtet aus den Jahren 1917 bis 1932. Die Aufzeichnungen des Pfarrers Alban Wüstefeld habe ich wegen ihres Umfanges zweigeteilt. Der Teil 4a berichtet aus den Jahren 1932 bis 1937, Teil 4b aus den Jahren 1938 bis 1943.

Die Anmerkungen, die ich den Abschrift-Seiten hinzugefügt habe, erläutern Begriffe aus der katholischen Liturgie (z.B. „Levitenamt“) und aus dem katholisch-religiösen Tun (z.B. „ den Rosenkranz beten“), sofern ich annehme, dass diese Begriffe und Bräuche bei Nichtkatholiken unbekannt sind. Vor allem erkläre ich in den Anmerkungen aber historische Begriffe und Sachverhalte, zum Beispiel „Magistrat der Stadt“, „Bürgervorsteherkollegium“ „Klosterkammer“ oder „Konsistorium“. Wo es nötig erscheint, weise ich auf politische Zusammenhänge hin, die in der Chronik unerwähnt bleiben, teils weil die Chronisten dieses Geschehen zu ihrer Zeit als nebensächlich empfunden haben, teils weil eine regimekritische Kommentierung des Zeitgeschehens in einem kirchlich-offiziösen Werk für den Chronisten riskant gewesen wäre (NS-Zeit).

Die Ergänzungen, die ich der Chronik beigegeben habe, bestehen zumeist aus Fotos von Personen und Gebäuden, aber auch aus der Widergabe bedeutsamer schriftlicher Zeugnisse der Zeit, zumindest in Auszügen.

Schließlich habe ich die fünf Teile des ersten Bandes der Chronik von St. Maria für das Nachschlagen leicht zugänglich gemacht: Jedem Teil ist ein Inhaltsverzeichnis, ein Personen- und ein Sachverzeichnis und ein Abbildungsnachweis hinzugefügt.

Ulrich Krieter, Juli 2016

Das Titelblatt der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 155 der Chronik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 155 der Chronik, Abschrift 1938

1938

Infolge der Eingemeindung Harburgs zum Staate Hamburg[2] hat der Präsident der hanseatischen Strafvollzugsanstalten verfügt, dass ab 1.2.1938 der katholische hauptamtliche Strafanstaltspfarrer Behnen auch für das Gerichtsgefängnis zu Harburg die katholische Seelsorge wahrzunehmen hat. Bis 31.1.1938 wurde die katholische Strafgefangenen-Seelsorge seit Jahrzehnten durch den Pfarrer der Harburger Marienkirche ausgeübt. Monatlich wurde ein bis zwei Mal Gottesdienst gehalten und Gelegenheit zum Sakramenten-Empfang, zumal Osterkommunion, gegeben.

Donnerstag, den 17.2.1938, vormittags 7 Uhr 30, gerade als der Pfarrer Wüstefeld zur Zelebration der heiligen Messe gehen wollte, erschienen drei Beamte der Geheimen Staatspolizei und hielten eine einstündige Haussuchung, um die Vereins-Mitgliederlisten zu suchen, die aber bereits im Jahre 1937 auf Verlangen des Diözesanbischofs nach Hildesheim über…

Als Ergänzung siehe:

Seite 244 ,Staatsakt im Hamburger Rathaus am 31.3. 1937 anlässlich des Groß-Hamburg-Gesetzes

156 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 156 der Chronik, Abschrift: 1938

… sandt waren. Die Haussuchung verlief ergebnislos. Es wurden mitgenommen die Akten Vinzenz- und Elisabethverein, Männerapostolat und die Akte „Seelsorge für die Landjahrlager“, welche später zurückgebracht wurden. 2 Tage später, Samstag, den 19.2.1938, wurden durch die Geheime Staatspolizei 300 Broschüren über Kirchenvermögen, Kirchensteuern beschlagnahmt.[3]

Am 22. Februar 1938 im Saale des „Thüringer Hof“ Elternabend der Eltern der diesjährigen Erstkommunikanten. Anwesend 47 Väter bzw. Mütter. Da wir 45 Erstkommunikanten voraussichtlich haben werden, so ist dieser Besuch gewiss ein guter zu nennen, zumal wenn man bedenkt, dass mehrere Eltern sehr weite Wege zu machen hatten: Neugraben, Marmstorf, Neuland. Kaplan Ferdinand Kirchhoff hielt den Vortrag über Mitwirkung der Eltern in Vorbereitung und Erziehung der Kommunionkinder.

Am 23.2.1938 Dekanats-Konferenz in Celle. Am gleichen Tage wurde die Pfarrbücherei (Borromäusbücherei) durch die Hamburger Staatspolizei einer Revision unterzogen und einige Bücher beschlagnahmt.[4] Am 20.3.1938 kirchliche Feier für die Schulentlassenen. Sämtliche Kinder nahmen teil! Auch die Schülerinnen der Mittelschule und des Lyzeums. Am 25.3. 1938 wurden 10 schulentlassene Mädchen bei der marianischen Abendfeier feierlich in die Marianische Kongregation aufgenommen.

Als Ergänzung siehe Seite 245, Brief des Pastors Krieter vom 1.7.1933 an das Generalvikariat Hildesheim betreffend die „Haussuchung“ durch die Kriminalpolizei im Haus Reeseberg 16

Seite 157 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Foto auf Seite 157 der Chronik, gedreht! Der Text unter dem Foto lautet: „Ernte-Dankfest 1935. Die Kommunionbank steht noch oben auf den Chorstufen“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 158 der Chronik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 158, oben

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 158, Mitte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 158 der Chronik, Abschrift des Textes: 1938

Am 1. Ostertage, 17. 4. 1938,[5] wurde der neue Schriftenstand in der Marienkirche begonnen. Der eine Schriften-Auslegekasten, neben der Taufkapelle, enthält vorzugsweise Jugendschriften; der zweite, neben dem Orgel-Aufgang, Schriften für Erwachsene.

Der Text neben dem Foto oben links: „Erstkommunikanten am Weißen Sonntage 1938, 24. April 1938“ Der Text unter dem Foto in der Mitte der Seite, rechts: „Bei der Nachmittagsfestandacht“ Der Text neben dem Foto unten, links: „Pastor Wüstefeld hält die Ansprache, Kaplan Randolf Ludewig (links), Kaplan Ferdinand Kirchhoff (rechts)“

Seite 159 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 159 der Chronik, Abschrift: 1938

Zu Beginn des Schuljahres 1937 wurde auf Befehl der Hamburger Oberschulbehörde der katholische Religionsunterricht in den 3 katholischen Volksschulen zu Harburg und Wilhelmsburg um die Hälfte der bisherigen Stundenzahl gekürzt, so dass für jede Klasse nur 1 Biblische Geschichtsstunde und 1 Katechismus-Stunde blieb. Um den Ausfall in etwa wenigstens auszugleichen, wurde nach Ostern 1937 nachmittags 2 bis 2Uhr 45 in der Marienkirche wieder die Christenlehre eingeführt und zwar an allen Sonntagen während der Schulzeit. Es kamen durchschnittlich 50 bis 60 Kinder. Mit Beginn des Schuljahres 1938 traf uns ein neuer schwerer Schlag: Die Hamburger Oberschulbehörde verbot den hiesigen katholischen Geistlichen, noch weiterhin in den katholischen Volksschulen den Religionsunterricht zu erteilen. Derselbe dürfe nur noch von den Lehrern erteilt werden. Am Weißen Sonntage wurde diese Trauernachricht den Gemeindemitgliedern bekannt gegeben. Es entstand große Aufregung unter den Gemeindemitgliedern, zumal auch noch bekannt geworden war, dass im letzten Schuljahr gar kein Religionsunterricht erteilt werden dürfe, ebenso nicht für die Lernanfänger![6]

Pfarrer Wüstefeld erhob öffentlich Einspruch! Im Laufe der folgenden Woche nahm er Verhandlung mit Schulrat Himstedt auf, und wenn auch nicht die Zurücknahme dieser Verfügung erreicht werden konnte, so wurde doch wenigstens zugestanden, dass …

Seite 160 der Chronik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 160 der Chronik, Abschrift: 1938

… der Vorbereitungsunterricht für die Erste heilige Beichte und Kommunion im 3. Schuljahr schulplanmäßig in 2 Wochenstunden im Schulgebäude durch die Pfarrgeistlichen erteilt werde. Die kath. Schüler und Schülerinnen der beiden städtischen Mittelschulen dürfen ebenfalls nicht mehr vom Geistlichen unterrichtet werden (bisher wöchentlich 8 Religionsstunden). Diese Kinder sollen den beiden katholischen Volksschulen in der Lindenstraße und Maretstraße II für die Religionsstunden zugewiesen werden.

Für die kath. Schüler und Schülerinnen des Real-Gymnasiums, Oberrealschule und Oberlyzeum solle einstweilen der kath. Religionsunterricht in den Händen der Geistlichen bleiben. Ebenso bleibt der Religionsunterricht für die katholischen Kinder zu Hausbruch-Neugraben und zu Marmstorf mit wöchentlich je 2 Stunden in den Händen des Geistlichen in beiden Schulgebäuden. Es wurde ein Hirtenbrief des H.H. Bischofs Dr. Josef-Godehard Machens verlesen, in dem der Bischof seiner Trauer Ausdruck gibt und die Eltern ermahnt, selber ihre Kinder ergänzend zu unterrichten und zu veranlassen, dass die Kinder die vom Pfarrer einzurichtende und weiter auszubauende Kinder-Seelsorge-Stunden besuchen.

Seite 161 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 161 der Chronik, Abschrift: 1938

Im Monat Mai 1938 wurde begonnen, die Kinderseelsorgestunde nach den einzelnen Schuljahren in der Marienkirche einzurichten, nachdem die meisten Eltern schriftliche Zusage gegeben hatten, ihre Kinder regelmäßig zu senden.

Sonntag 8 Uhr 45 bis 9 Uhr 45: heilige Messe mit Katechese oder Predigt für Kinder und Eltern 14 bis 14 Uhr 45: Kinderseelsorgestunde für sämtliche Jahrgänge (Pfarrer Wüstefeld)

Montag 15 Uhr 30 bis 16 Uhr 30: 6. Schuljahr Knaben und Mädchen in der Kirche: Pfarrer Wüstefeld 15 bis 17 Uhr: Diaspora-Kinder-Religionsunterricht durch Kaplan Randolf Ludewig in der evangelischen Schule zu Neugraben

Dienstag 9 bis 10 Uhr: Erstbeicht- und Erstkommunikanten- Klasse (3. Schuljahr) in der kath. Volksschule Lindenstraße 89 lehrplanmäßig a) Knaben: Kaplan Ferdinand Kirchhoff b) Mädchen: Pfarrer Alban Wüstefeld 9 bis 9 Uhr 45: 1. Schuljahr Kaplan Ludewig in der Kirche 15 bis 16 Uhr 30: Sexta, Quinta, Quarta der Oberschule am Postweg Kaplan Ferdinand Kirchhoff im Schulgebäude am Postweg 15 Uhr 30 bis 16 Uhr 30: 7. und 8. Schuljahr Mädchen Pfarrer Wüstefeld in der Kirche

Mittwoch 15 bis 16 Uhr 30: Tertia-Klasse Oberschule Kaplan Kirchhoff 15 bis 16Uhr 30: Sekunda und Prima Oberschule Kaplan Ludewig im Schulgebäude am Postweg 15 Uhr 30 bis 16 Uhr 30: 5. Schuljahr Knaben und Mädchen: Pfarrer Wüstefeld 18 Uhr bis 18 Uhr 45: 7. und 8. Schuljahr Knaben: Kaplan Kirchhoff in der Kirche

Seite 162 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 162 der Chronik, Abschrift 1938

Donnerstag 10 bis 10 Uhr 45: 2. Schuljahr, Kaplan Ludewig in der Kirche 15 bis 15 Uhr 45: Tertia-Klassen des Mädchen-Lyzeums, Pfarrer Wüstefeld im Pfarrhause 15 Uhr 30 bis 16 Uhr 30: 3. Schuljahr Knaben und Mädchen, Kaplan Ludewig in der Kirche

Freitag 9 bis 10 Uhr: Beicht- und Kommunionklasse in der Kath. Volksschule Lindenstraße 89 a) Knaben: Kaplan Kirchhoff b) Mädchen: Pfarrer Wüstefeld 15 Uhr 30 bis 16Uhr 30: 4. Schuljahr Knaben und Mädchen, Kaplan Kirchhoff in der Kirche 15 Uhr bis 16 Uhr 30: Kaplan Ludewig: Diaspora-Kinder in der evangelischen Volksschule zu Marmstorf

Am Samstag beichteten die Schulkinder nach Schluss des Schulunterrichtes einmal im Monat in der Zeit von 11 Uhr 30 bis 12 Uhr 30 oder auch nachmittags. Die Schuljahre 4, 5, 6, 7, und 8 erhalten lehrplanmäßigen Religionsunterricht vom Klassenlehrer; 1 Stunde Katechismus, 1 Stunde Biblische Geschichte

Die Kirchengeschichte wird durchgenommen vom Pfarrer am Sonntag 14 bis 14 Uhr 45 in der Kirche

In der Wilstorfer Franz-Josef-Kirche hat Pastor Leonhard Mock ebenfalls an Werktagen die Kinderseelsorgestunde in mehreren Abteilungen eingerichtet.

Seite 163 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 163 der Chronik, Abschrift: 1938

Den großen Eucharistischen Welt-Kongress zu Budapest, 26. bis 29. Mai 1938, begingen die Harburger Gemeinden in feierlicher Weise: Christi-Himmelfahrt Levitenamt, Festpredigt; morgens gemeinsame heilige Kommunion, 20 Uhr eucharistische Feierstunde nach einem besonderen Text-Heft (Jugendhaus Düsseldorf); Freitag, 27. Mai 20 Uhr Maiandacht, 20 Uhr 30 Beginn der nächtlichen Anbetung; der Hochaltar war sehr festlich geschmückt und behielt den Schmuck bis zum folgenden Sonntage. Dem langjährigen Küster Andreas Beier (Senior) und der Barmherzigen Schwester M. Medarde sei besonders für die große Mühe gedankt! 1 Uhr nachts- mit bischöflicher Genehmigung - hl. Messe und Austeilung von 174 hl. Kommunionen. Die Pfarrgemeinde war in Bezirke eingeteilt für die nächtlichen Anbetungsstunden. Es waren ständig über 100 Personen anwesend (Erwachsene). Einige Männer und Frauen haben von 20 Uhr bis 2 Uhr morgens ununterbrochen die Anbetung gehalten. Sonntag, 29. Mai, abends 20 Uhr Schlussfeier mit Te Deum. Von Donnerstag, 26. Mai bis Sonntag, 29. Mai einschließlich, wurden 912 hl. Kommunionen ausgeteilt in Marien, Maria-Hilf und im Sonntags-Gottesdienst in Bostelbek (21).

Am 8., 9. und 10. Juni 1938, 20 Uhr 15, fand ein Triduum statt zur Vorbereitung auf den Jugend-Bekenntnissonntag am Dreifaltigkeitsfeste, 12. Juni 1938. Die drei Predigten hielt Pastor Leonhard Mock aus Wilstorf, St. Franz-Josef-Kirche. Es waren an jedem Abend 260 bis 270 Personen da, nämlich je 70 männliche Jugendliche, je 170 weibliche Jugendliche, je 30 Verheiratete, =270.

Seite 164 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 164 der Chronik, Abschrift: 1938

Themata: Das Kreuz ist 1.) Kanzel der Wahrheit 2.) Opferaltar 3.) Gnadenthron

Am Dreifaltigkeitsfeste in der Frühmesse gemeinsame hl. Kommunion der Jugendlichen. Es wurden Kommunionen der Jugendlichen - ohne Schulkinder- gezählt: 130. – Es hätte mehr sein müssen! Zu gleicher Zeit war aber eine große politische Jugendveranstaltung mit Aufmärschen und Wett-Turnen. Gesamtzahl der Sonntagskommunionen: 256 19 Uhr in der Marienkirche: Bekenntnis-Feierstunde nach besonderem Text-Heft. Pastor Neisen aus Buchholz, welcher bereits vormittags 3 Predigten gehalten hatte, hielt auch abends die Bekenntnispredigt. Es waren 500 Texthefte beschafft, welche aber bereits 15 Minuten vor Beginn vergriffen waren. Anwesend waren circa 700 Personen (inklusive Franz-Josef-Gemeinde). Fronleichnam: 5 Uhr erste hl. Messe; über 120 Personen; 8 Uhr 30: Levitenamt und Prozession in der Kirche Sonntag nach Fronleichnam: 13-stündiges Gebet; die Anbetungsstunden von 6 bis 19 Uhr waren gut besucht; Schlussfeier circa 500 Personen anwesend.[7]

Am Sonntag, 26. 6. 1938, starb zu Harburg das älteste Gemeindemitglied, Rechnungsrat Hermann Hempen, Amtsgerichtssekretär a. D., gebürtig aus Haselünne, geb. 8.12.1848, im 90. Lebensjahre. Mitglied des Kirchenvorstandes, ein treuer Katholik. R.i.p.

Am gleichen Tage starb nach längerem schweren Leiden zu Duderstadt, wo sie zur Erholung weilte, Fräulein Dora Lippold - gebürtig aus Hermannrode - im Alter von 56 Jahren, welche die Leiterin des Pfarr-Haushaltes im Pfarrhause St. Marien volle 6 Jahre musterhaft und fleißig gewesen ist. R.i.P.

Seite 165 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 165 der Chronik, Abschrift: 1938

Am 29. Juni 1938 starb im 90. Lebensjahre das Mitglied des Kirchenvorstandes, Gütervorsteher a. D. Wilhelm Conrady, geboren 30. März 1848 zu Berka; ein treuer Katholik.

Der Text neben dem unteren Foto: „Innenaufnahme Juli 1938“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abrechnung für Bauplatz, Kirchbau und Pfarrhausbau in Buchholz, Kreis Harburg

I. Ankauf des Bauplatzes zu Buchholz, Lüneburger Straße, anno 1934 in Größe 2000 qm à 2,50 RM. Als Eigentümer im Grundbuch ist eingetragen: Bischöflicher Stuhl zu Hildesheim.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

gleicht sich aus!

Seite 166 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 166 der Chronik, Abschrift: 1938

II. Bau der Petruskirche nebst Pfarrhaus: Baubeginn 23. Juli 1936. Entwürfe, Pläne und Bauleitung : Diplom-Ingenieur und Architekt Max Sonnen zu Paderborn im Auftrage des Generalvorstandes des Bonifatius-Vereines zu Paderborn. Bauherr im Auftrage des Bischöflichen Stuhles war der Kirchenvorstand St. Maria zu Harburg. Grundsteinlegung: 30. August 1936 Konsekration: 22. August 1937 Rev. D. Episcopus Dr. Joseph-Godehard Machens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 167 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 167 der Chronik, Abschrift: 1938

Inventar-Beschaffung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ausgaben laut Akten: 4.605,55 RM gleicht sich aus!

Für die Richtigkeit: Wüstefeld, Pfarrer

Nachdem nunmehr alle Bauschulden in Buchholz bezahlt sind, so dass Bauplatz, Kirche und Pfarrhaus schuldenfrei sind, muss nun das nächste Ziel sein, einen bescheidenen Gottesdienst-Raum zu schaffen für die Katholiken, welche im Randgebiet der Stadt wohnen, nämlich in Richtung Bostelbek, Hausbruch-Neugraben, oder , falls die Besiedelung noch mehr anwächst, in Marmstorf. Die bisher für Buchholz sonntags in allen 4 hl. Messen der Marienkirche gehaltene 2. Kollekte wird nun gehalten für das neue Bauprojekt Bostelbek oder Marmstorf. Die erste Kollekte am 31.7.1938 ergab 30,- RM. Am Sonntag, den 31.7.1938, war Gemeindeausflug zum Hotel „Zur Haake“. Teilnehmer circa 130 Personen.

Seite 168 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seite 168 der Chronik, Abschrift: 1938

Zählung der Kirchenbesucher am Sonntag:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Am 4. 9. 1938 sang der Kirchenchor St. Maria in Buchholz beim Hochamt die 4-stimmige „Salve-Regina-Messe“ von Stelle. Am 5. September begann wieder das gemeinsame Rosenkranzgebet, welches an allen Werktagen- abends 20 Uhr - in der St. Marienkirche stattfindet. (siehe Seite 153!) Nur am Samstag wird der Rosenkranz morgens in der hl. Messe gebetet. Im Juli und August fiel wegen der Schulferien dieses gemeinsame Gebet aus. Im Monat August 1938 wurde die Kirchenuhr St. Marien durch die Firma „Eduard Korfhage und Söhne“ zu Buer /Osnabrück in viertägiger Arbeit gründlich überholt, so dass jetzt der Gang und Anschlag der Uhr wieder ein präziser ist, nachdem in den letzten Jahren oft erhebliche Störungen eingetreten waren. Kosten: 136,85 RM. Am Erntedankfest, 25. 9. 1938 war wiederum eine reiche Fülle von Geben gespendet. 31 Familien konnten mit Broten, Gemüse, Obst, Wurst etc. bedacht werden.[8] Am Sonntag, 23. Oktober 1938 fand in Hamburg ein religiöser Einkehrtag statt (P. Brühl, S.J.) für Kaufleute, an welchem 4 kath. Kaufleute aus der Harburger Mariengemeinde teilnahmen.

Am Sonnabend und Sonntag, 29. / 30. Oktober 1938, Einkehrtag für Rekruten im Bezirk Hamburg im Elisabethheim zu Bergedorf; aus St. Marien, Harburg, nahmen 2 Jungmänner teil. (Rekruten-Einkehrtag)

Seite 169 der Chronik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Gelegentlich klebten die Chronisten neben ihre handschriftlichen Aufzeichnungen auch Zeitungsartikel in die Chronik. Leider haben durch den Klebstoff mehrere Seiten der Chronik so schweren Schaden genommen, dass die Digitalisierung und Abschrift dieser Seiten einer „Rettung in letzter Stunde“ gleichkommt.

[2] Durch das Groß-Hamburg-Gesetz, das am 1. 4. 1937 in Kraft getreten war, hatte die bis dahin preußische Stadt Harburg-Wilhelmsburg ihre Existenz verloren. Sie war Teil der „Hansestadt Hamburg“ geworden. Harburg und Wilhelmsburg hießen seitdem „Hamburg-Harburg“ und „Hamburg-Wilhelmsburg“. Vgl. Pahl-Weber, Elke, Das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 und seine landesplanerischen Folgen für Harburg, in: Harburg. Von der Burg zur Industriestadt, a. a. O., S. 504 ff.

[3] Eine „Haussuchung“ durch die örtliche Kriminalpolizei hatte es in der Gemeinde St. Franz-Josef schon am 1.7.1933 gegeben. Grundlage dieser Aktion war ein Befehl der Gestapo an alle Staatspolizeistellen. Laut diesem Befehl sollten am 1. 7. 1933 die Geschäftsstellen bestimmter katholischer Verbände geschlossen werden. Mit Nachdruck sollte dem Verdacht strafbarer Handlungen und insbesondere Vermögensschiebungen nachgegangen werden. Vgl. Haller, Winfried, Die Aufhebung der katholischen Organisationen, Vereine und Verbände. in: Das Bistum Hildesheim 1933-1945, Eine Dokumentation. a., a., O., S. 457- 460. Der damalige Pastor von St. Franz-Josef, K.-A. Krieter, hat dem Generalvikariat in Hildesheim den Ablauf dieser „Haussuchung“ am 1.7.1933 noch am selben Tage ausführlich geschildert. Sein Brief ist erhalten und veröffentlicht in: Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation , a. a. O., S. 465

[4] Vgl. zur Beschlagnahme von Büchern der Pfarrbücherei das Einlegeblatt zwischen den Seiten 172 und 173 dieser Chronik!

[5] Pfarrer Wüstefeld erwähnt in der Chronik mit keinem Wort die Volksabstimmung zur Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 10.4.1938. Am Vorabend der Abstimmung, die 99,73 Ja-Stimmen erbracht hatte, hatten die „Glocken aller Kirchen und Religionsgemeinschaften“ feierlich zu läuten, auch die von Pfarrer Wüstefeld so geliebten Glocken von St. Maria. Das Bischöfliche Generalvikariat Hildesheim hatte den Pfarrern und selbständigen Seelsorgegeistlichen der Diözese am 4. 4. 1938 den folgenden Schnellbrief des Reichskirchenministers Kerrl zur Kenntnis und Befolgung weitergeleitet: „Der 9. April wird als Tag des Großdeutschen Reiches zu einem überwältigenden Bekenntnis der gesamten Nation für den Führer und sein Werk ausgestaltet werden. Um 20 Uhr beginnt die Schlusskundgebung in Wien. Nach der Rede des Führers wird das `Niederländische Dankgebet´ gesungen. Bei den Worten des 3. Verses: `Herr, mach uns frei!´, sollen in ganz Deutschland einschließlich Österreichs die Glocken aller Kirchen und Religionsgemeinschaften zu einem feierlichen Geläut einsetzen. Ich gebe meiner Erwartung Ausdruck, dass von dort aus die entsprechenden Anweisungen für das Glockengeläut gegeben werden. i. V. gez. Muhs“ . Bischöfliches Generalvikariat Hildesheim, Offenstein, Nr. 3094, 4. 4. 1938, Archiv der Kirchengemeinde St. Bonifatius, Akte „Rundschreiben kirchlicher Behörden 1920 -1944“.

[6] Am 22. April 1938 hatte Pfarrer Wüstefeld, ebenso wie Pfarrer Krieter in Wilhelmsburg einen Brief des Schulrates Himstedt erhalten. Darin stand: „Ab 1. April des Jahres wird der gesamte katholische Religionsunterricht (Unterricht in Biblischer Geschichte und Katechismus) an den Oberschulen für Jungen und Mädchen, den Mittelschulen für Jungen und Mädchen, den Volksschulen Lindenstraße, Maretstraße II und Alte Schleuse und den Hilfsschulen in Harburg / Wilhelmsburg von Lehrern erteilt werden. Indem ich Sie bitte, davon Kenntnis zu nehmen, danke ich Ihnen gleichzeitig für die Erteilung des bisherigen schulplanmäßigen Religionsunterrichts. Heil Hitler! Himstedt“ Das Schreiben findet sich im Archiv der Kirchengemeinde St. Bonifatius, Akte „Schule“

[7] Neben diesem Eintrag steht geschrieben: „vidi 22. 6. 1938 Kopp.“ (= ich habe gesehen, 22.6.1938, Kopp) Dechant Kopp aus Celle hat also am 22.6.1938 die für das Dechanten-Amt verpflichtend vorgeschriebene Visitation der Gemeinde St. Maria durchgeführt und dabei - wie es ebenfalls seine Amtspflicht war - sich die Chronik der Gemeinde vorlegen lassen.

[8] Seit Mai 1938 besteht wegen der so genannten „Sudetenkrise“ bei der großen Mehrheit der Deutschen Angst vor dem Ausbruch eines Krieges. Die Angst steigert sich in den folgenden Wochen kontinuierlich, bis am Samstag, den 1.Oktober 1938, die deutschen Truppen unbehelligt in das Sudetengebiet einmarschieren können. Am Sonntag, den 2.Oktober 1938, lassen die deutschen Bischöfe daraufhin feierlich die Glocken läuten. Kardinal Bertram, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, schickt Hitler ein Glückwunsch-Telegramm „für die Sicherung des Völkerfriedens“. Am folgenden Sonntag verliest Pfarrer Wüstefeld im Hauptgottesdienst den Hirtenbrief seines Bischofs Josef-Godehard. Darin heißt es: „Geliebte Diözesanen! In inniger Dankbarkeit blicken wir empor zu Gott, den Lenker der Welten und Zeiten, der uns in seiner Güte vor Krieg und Kriegsnot bewahrte und den Frieden schenkte. Wir danken ihm, dass unsere sudetendeutschen Brüder mit uns im gleichen deutschen Vaterlande vereint sind. Wir beten zum Herrn über Frieden und Krieg, Leben und Tod, dass er allen Völkern seinen beständigen Frieden geben, der heiligen Kirche Freiheit und Unversehrtheit schenken und uns alle zum Hafen ewigen Friedens leiten wolle. …“ Bischöfliches Generalvikariat, i. V. Schneider, vom 5.Oktober 1938, Archiv der Kirchengemeinde St. Bonifatius, Akte „ Rundschreiben kirchlicher Behörden, 1920-1944“

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Titre
Die Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef zu Hamburg-Harburg [Band 1 - Teil 4b]
Sous-titre
Die Aufzeichnungen des Pfarrers Alban Wüstefeld für die Jahre 1938 bis 1943
Auteur
Année
2016
Pages
275
N° de catalogue
V342342
ISBN (ebook)
9783668363793
ISBN (Livre)
9783668363809
Taille d'un fichier
74842 KB
Langue
allemand
Mots clés
Gründungsgeschichte St. Maria-St. Joseph, Ortsgeschichte habg.-Harburg, St. Maria-St. Joseph in der NS-Zeit
Citation du texte
Ulrich Krieter (Auteur), 2016, Die Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef zu Hamburg-Harburg [Band 1 - Teil 4b], Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342342

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