Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Frühwarnsysteme
2.1 Qualitative Frühwarnung
2.2 Quantitative Frühwarnung
2.3 Dualform
2.4 Netzwerke
2.5 Funktionsprozess
3 International Crisis Group
4 FAST
5 Vergleich
5.1 Einordnung nach Untersuchungsgegenstand
5.2 Einordnung nach Untersuchungsmethode
5.3 Verbindung in politische Entscheidungsebenen
6 Warum scheitert FAST? Warum ist die ICG erfolgreich?
7 Fazit
8 Literatur- und Abbildungsverzeichnis
9 Anhang
Abkürzungsverzeichnis
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Definitionen
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1 Einleitung
„Spätestens seit der Propagierung der ‚Präventiv-Diplomatie’ und der ‚Friedenskonsolidierung’ (‚post-conflict-peace-building’) in der ‚Agenda für den Frieden’ von 1992 hat der Gedanke der Vorbeugung und der Absicherung von Friedensprozessen bei internationalen Organisationen ebenso wie bei nationalen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen politisch-rhetorische Hochkonjunktur.“ (Matthies, 2002: 123).
Das einführende Zitat von Volker Matthies zeigt, dass Krisenprävention immer wichtiger im internationalen Geschehen wird. Vor allem das Ende des Kalten Krieges brachte eine Wende im internationalen Konfliktgeschehen, denn es sind nicht mehr nur Staaten, die Konflikte gegeneinander austragen, sondern auch immer mehr innerstaatliche Krisenherde vorzufinden. Staaten betreiben intensive und kostspielige Präventionsprogramme und -strategien, um Staatszerfallsprozesse, Genozide, Bürgerkriege oder „ethnische Säuberungen“ zu verhindern. Trotzdem sah sich die Entwicklungspolitik mehr in der Rolle eines „Reparaturbetriebes“, der die Kriegsschäden zu beheben versuchte (vgl.Matthies, 2002: 123). Die Suche nach kostengünstigen und effektiven Lösungen für dieses Problem wurden teilweise in der „Agenda für den Frieden“ 1992 festgeschrieben, welche u.a. Frühwarnung als einen wichtigen Punkt der Friedensschaffung herausfilterte. In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit Frühwarnsystemen und werde zwei Systeme miteinander vergleichen, die unterschiedlich arbeiten, bzw. gearbeitet haben. Die International Crisis Group und das schweizerische System FAST. Ich werde zunächst eine kleine theoretische Einführung in das Thema Frühwarnsysteme geben, danach die beiden gewählten FWS vorstellen und im letzten Schritt einen Vergleich anhand verschiedener Kriterien aufstellen.Ein wichtiger Punkt des Vergleiches wird die Verwendung von Materialien sein, welche FAST und ICG zu den Konflikten in Somalia ausgearbeitet haben.Trotz der Aktualität dieses Themas sind die Analysen aus den Jahren 2005 bis 2007, dasichin diesem Zeitrahmen beide FWSmit dem Bürgerkrieg in Somalia beschäftigt haben.Im Hinblick auf dieseDurch dieGegenüberstellung werde ich die Beantwortung meiner Fragestellung vollziehen und versuchen herauszufinden, warum die International Crisis Group so erfolgreich und etabliert arbeitet und welche Gründe das System FAST zum Einstellen der Arbeit brachten.
2 Frühwarnsysteme
In diesem Abschnitt möchte ich einen kurzen theoretischen Abriss, als Grundlage für die Analyse von Frühwarnsystemen (FWS) schaffen.
Zunächst kann man FWS in zwei grundlegende Arten unterteilen. Es gibt Systeme, die der Verhinderung und Identifikation von Gewalttaten und politischen Krisen dienen und Systeme, die der Vorhersage von Natur- und Humankatastrophen dienen (vgl.Austin, 2004: 4). In der vorliegenden Arbeit werde ich mich lediglich mit FWS des ersten Typs beschäftigen.Martina Fischer nutzt ein neun-Stufen-Modell, welches die Phasen eines nicht eingedämmten Konfliktes darstellt, um die Wichtigkeit von FWS zu unterstreichen.
1)„Politische Spannungen,
2)Offene Dispute über Gegensätze und Spannungen,
3)Militant vorgetragene Forderungen und Ankündigungen konfrontativer Akte,
4)Vereinzelte gewaltsame Übergriffe
5)Militärischer Konfliktaustrag und anhaltende Gewalt (festgefahrener Konflikt),
6)Deeskalation, Feuerpausen,
7)Waffenstillstand, entweder durch Bildung eines politischen Kompromisses oder durch Sieg und Niederlage,
8)Ausbau des Kompromisses mit militärischen Mitteln,
9)Rekonstruktion der Gesellschaft, Rückkehr der Flüchtlinge und langfristige Aussöhnung“ (Fischer: 2004: 186)
Es wird angenommen, dass Gewalt zwischen Staaten und gesellschaftlichen Gruppen am ehesten verhindert werden kann, wenn sie frühzeitig erkannt wird und Einfluss auf die Akteure genommen wird (Fischer: 2004, 186). Die modernen Informationstechnologien machen es den FWS erheblich leichter, genau diese frühe Stufe von politischen Spannungen in einem potentiellen Krisengebiet zu identifizieren.Der erste Schritt in der Krisenprävention ist die Erstellung einer Prognose, um welches Problem es sich handelt, wie dringend es ist und was getan werden kann. Hier wird die Verknüpfung der Krisenprävention mit den Frühwarnsystemen verdeutlicht. FWS sollen also Konflikte und ihre Gründe identifizieren, den Ausbruch vorhersagen und den Konflikt schlichten (vgl.Austin, 2004: 2).Die meisten FWS arbeiten dabei so, dass sie neben der systematischen Erfassung von Datenauch Informationen analysieren und bewerten und Handlungsoptionen und Empfehlungen für politische Akteure bereitstellen (Fischer: 2004, 186).DabeiEsist zu erwähnen, dass FWS nicht nur der Verhinderung von Gewalttaten dienen, sondern auch an der Stärkung eines Friedensprozesses beteiligt sein können (vgl.Krummenacher, 2006: 36).Die große Herausforderung der FWS ist es nicht ihre Notwendigkeit anzuzweifeln, sondern„[...]die gewonnenen Erkenntnisserechtzeitig an die richtigen Institutionen und Personen zu leiten, um von der Frühwarnung zur frühzeitigen Handlung zu gelangen“ (Fischer: 2004, 186 f).Johannes Varwick drückt es als Lücke zwischen dem frühzeitigen Erkennen der Krise(early warning)und dem frühzeitigen Handeln zur Abwendung der Krise(early action) aus, denn das Wissen über Konfliktursachen ist vielfältig (Varwick: 2002).Matthies beruft sich auf zwei Studien, die 1996 herausgefunden haben, dass die Begriffe„Frühwarnung“ und „Prävention“ oftmals verwendet werden, trotzdem eher reaktiver, als präventiver Umgang mit Konflikten vorherrscht(Matthies: 2000, Seite 76).
FWS sind ein Teil der möglichen kurzfristigen Spezialpräventionsmaßnahmen, welche auf konkrete Fälle bezogen ist. Sie dienen dazu Eskalationsprozesse zu verhindern und sind Teil der operativen Prävention. Diese Einordnung macht folgendes Schaubild nach Volker Matthies deutlich.
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Abbildung 1 „Das Grundkonzept von Prävention“ (Matthies, 2002: 129)
Es gibt vier unterschiedliche Arten von FWS: quantitative, qualitative, eine Dualform aus qualitativ und quantitativ („dual process of quantitative and qualitative“ (Austin, 2004: 5)) und Netzwerke. Diese Arten sollen nun etwas genauer verdeutlicht werden, um später eine Einordnung der Beispiele in die jeweilige Gruppe vornehmen zu können.
2.1 Qualitative Frühwarnung
FWS, die nach qualitativen Vorgaben arbeiten, beschäftigen eine gewisse Anzahl an Feld-Daten-Analysten, die oftmals direkt vor Ort agieren, um Befragungen, Beobachtungen und/oder Umfragen durchzuführen (vgl.Austin, 2004: 5). Die gewonnenen Daten werden dann mit den Entscheidungsträgern der Politik geteilt: „The resulting recommendations are then lobbied with key decision makers and policymakers.“ (Austin, 2004: 5).
2.2 Quantitative Frühwarnung
Die Erfindung von PCs und dem Internet brachte der quantitativen Methode eine Hochzeit, denn ihre Aufgabe besteht darin Daten systematisch zu sammeln und zu verarbeiten und die gewonnenen empirischen Informationen nach einer bestimmten Vorgabe zu verarbeiten (vgl.Austin, 2004: 6). Die Hauptaufgabe ist also das Isolieren von Daten und die Verbindung der Daten mit einem potentiellen oder offensichtlichen Krisenherd.
2.3 Dualform
Die Dualform ist eine Mischform, bei der beide Methoden parallel ausgeführt werden, um ein breiteres Spektrum an Daten abzugreifen, damit die Analysen als fundierter angesehen werden können.
2.4 Netzwerke
„Although in a strict definition a network is not a formal system, nevertheless networks provide a contributive role in the warning about conflicts.“ (Austin, 2004: 10). Netzwerke kooperieren und teilen Daten, wie zum Beispiel Feldstudien, Informationen, etc., von NGOs, Regierungsorganisationen, usw. miteinander. Durch eine zentrale Koordination sind diese Systeme oft kostengünstiger und effektiver als herkömmliche Feldstudien. „They continue to offer the greatest chances for bridging the divide between the private and public sectors.“ (Austin, 2004: 10).
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