Migration und Bildung. Wie kann eine Pädagogik der Antidiskriminierung der institutionellen Diskriminierung an Schulen entgegen wirken?


Hausarbeit, 2015

16 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Diskriminierung

2. Institutionelle Diskriminierung
2.1. Definition
2.2. Schule als Ort institutioneller Diskriminierung
2.3. Ebenen institutioneller Diskriminierung an Schulen

3. Antidiskriminierungspädagogik
3.1. Definition
3.2. Antidiskriminierungspädagogik im Kontext Schule
3.3. Ziele der Antidiskriminierungspädagogik

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Diskriminierung in all ihren Erscheinungsformen kann das Leben der davon Betroffenen nachhaltig vergiften, erschweren und einschränken. Zielscheibe diskriminierender Handlungen sind vor allem Minderheiten, die entlang unterschiedlicher Merkmale gebildet werden. Aktuell betroffen sind in allen europäischen Staaten Zuwanderer, die nach Nationalität, Hautfarbe, Sprache und Religion unterschieden werden“ (Gomolla; Radtke, 2009, S. 16). Im breiten Feld der Diskriminierung findet diese Arbeit ihren Schwerpunkt innerhalb der institutionellen Diskriminierung an Schulen und den Möglichkeiten der Antidiskriminierungspädagogik, dieser besonderen Form der Diskriminierung entgegen zu wirken. Angesichts der immer größer werdenden Herausforderung, die Pädagog/Innen mit der wachsenden Heterogenität von bspw. Schulklassen oder Kita-Gruppen auf der einen Seite und einem „nicht der aktuellen Lage entsprechendem Bildungssystem“ auf der anderen Seite bevorsteht, ist es notwendig sich mit einhergehenden Chancen und Risiken zu befassen und diese objektiv zu beleuchten und konstruktiv zu bearbeiten.

Zu Beginn wird der Begriff der Diskriminierung erst allgemein und später ebenen-spezifisch erläutert. So wird der Einstieg zum nächsten großen Punkt – der institutionellen Diskriminierung – erleichtert. Dieser wird unter drei Teilaspekten beleuchtet, wovon sich zwei auf die Institution Schule beziehen.

Im Anschluss wird nun die Antidiskriminierungspädagogik ins Feld geführt – als potenzielle Möglichkeit institutioneller Diskriminierung an Schulen entgegen zu wirken. Zunächst allgemein definiert, folgt im weiteren Verlauf ein – beschränkt auf den schulischen Kontext – detaillierter Blick auf diese Form der Pädagogik.

Ausgerichtet an der Praxis soll das Fazit die Ausgangsfrage beantworten und einen kleinen Ausblick geben, wie Schule zukünftig aussehen kann und soll.

Als Quellen für diese Arbeit dienten vorrangig Aufsätze und Studien, aber auch praxisbezogene Handbücher für (angehende) Pädagog/Innen und Diskussionsbeiträge im schulischen Kontext. Form und inhaltliche Darstellung der Arbeit richtet vorrangig an angehende und lehrende Pädagog/Innen, aber auch an Menschen mit mittelbarer oder gar keiner Beteiligung am Bildungssektor, denn sowohl institutionelle Diskriminierung als auch Antidiskriminierungspädagogik sind in allen Teilen des gesellschaftlichen Lebens auffind- und anwendbar.

1. Diskriminierung

Die verschiedenen Ansätze, die versuchen Diskriminierung zu definieren, können alle nur Teilaspekte dieses vielschichtigen Phänomens erfassen. Unserem Verständnis von Diskriminierung liegen wesentliche Elemente aus soziologischen und formalrechtlichen Definitionsansätzen zugrunde. Werden bestimmte Menschen oder Gruppen als ungleich oder minderwertig angesehen und deshalb schlechter behandelt, so spricht man von Diskriminierung. Diskriminierung knüpft in vielen Fällen an wesentliche Identitätsmerkmale der Betroffenen an, wobei diese Merkmale aber auch zugeschrieben sein können.

Sowohl Institutionen als auch Strukturen können Verursacher von Benachteiligungen sein. Hierunter fallen nicht nur direkte Anfeindungen (z.B. ausländerfeindliche Beschimpfungen) und Ausschlüsse (z.B. ein Vermieter weigert sich an Menschen mit Migrationshintergrund zu vermieten), sondern auch mittelbare Benachteiligungen und Belästigungen. Jedoch ist nicht jede Ungleichbehandlung eine Diskriminierung: ein Einlassverbot für Jugendliche unter 16 basiert auf dem Gedanken des Jugendschutzes und ist somit keine Diskriminierung. Ebenso dient es beispielsweise dem Schutz der eigenen Person, wenn kleinwüchsige Menschen bestimmte Fahrgeschäfte in Freizeitparks nicht nutzen dürfen, weil sie auf Grund ihrer Körpergröße nicht entsprechend gesichert werden können. Diskriminierung findet auf verschiedenen Ebenen statt: die individuelle Ebene erzeugt Diskriminierung auf Grund persönlicher Einstellungen und Vorurteile (z.B. Mobbing homosexueller und/oder behinderter Menschen). Benachteiligungen können aber auch auf institutionell-struktureller Ebene stattfinden und sind die Folge von traditionellen Normen, gesetzlichen oder administrativen Regelungen oder von Praktiken und Routinen in Organisationen und sozialen Institutionen. Auch auf ideologisch-diskursiver Ebene werden mittels und in Diskursen tradierte Rollen und diskriminierende Normen produziert und reproduziert. Diskurse sind gesellschaftlich institutionalisierte Redeweisen, die bestimmten Regeln und Prinzipien folgen. Gemeint sind also das Denken und Reden über „Uns“ und die „Anderen“ in Wissenschaft, Literatur, Sprache, Werbung, in den Medien, in politischen Grundsatzreden oder in Gesprächen im Kolleg/Innenkreis.

Die Ebenen von individueller, institutioneller und ideologisch-diskursiver Diskriminierung existieren nicht unabhängig voneinander. Es besteht vielmehr ein wechselseitiges Verhältnis zwischen den Ebenen, sie bedingen einander und müssen immer im Zusammenhang gesehen werden.

2. Institutionelle Diskriminierung

2.1. Definition

Um den Begriff der institutionellen Diskriminierung definieren zu können, muss man sich zunächst mit seiner Geschichte vertraut machen.

Institutionelle Diskriminierung begreift „Diskriminierung“, „Rassismus“, oder „Sexismus“ als ein Ergebnis sozialer Prozesse, wobei das Wort institutionell die Ursache von Diskriminierung im organisatorischen Handeln im Netzwerk zentraler gesellschaftlicher Institutionen lokalisiert. Seine Wurzel hat der Begriff der institutionellen Diskriminierung in den Debatten über institutionellen Rassismus; zurückgehend auf die Anstöße durch Bürgerrechtsgruppen der1960er Jahre und der Black Movements in den USA.

In Großbritannien wiederholte sich diese Entwicklung etwa 15 Jahre später – unter vergleichbaren ökonomischen und politischen Bedingungen (vgl. Williams 1985; Feagin/Feagin 1986; Omi/Winant 1994 in Gomolla 2010, S. 4).

Hierbei wurde zwischen offenem und individuellem Rassismus und verdecktem und institutionellen Rassismus unterschieden. Dem Ersteren wurde das direkte Handeln von Individuen zugeordnet, dem Letzteren jene Handlungen und Unterlassungen, durch die „Schwarze“ in einer Situation der Benachteiligung gehalten werden, für deren Zustandekommen jedoch nicht individuelle Handlungen und Einstellungen, sondern die etablierten gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse ausschlaggebend sind (Charmichael/ Hamilton 1967, S. 20 in Gomolla; Radtke 2009).

Ausgehend von der Analyse der Wirkweisen rassistisch differenzierter Gesellschaften, versucht der Ansatz der institutionellen Diskriminierung, das Untersuchungsfeld auch auf weitere Formen der Ungleichheit und Diskriminierung auszudehnen. Um Ungleichheitsphänomene klären zu können, wird der Blick weggelenkt von den betroffenen oder beteiligten Individuen und neu ausgerichtet auf die soziale Strukturierung diskriminierender Handlungen und ihre Einbettung in institutionelle und organisatorische Kontexte. Der Begriff der institutionellen Diskriminierung hebt dabei primär auf anonyme Operationen in Organisationen, Berufsgruppen/-kulturen oder sogar ganzen Gesellschaften ab, die diskriminierende Wirkungen hervorbringen können.

Das heißt, in der modernen „verwalteten Welt“ (Adorno) nehmen alle Individuen Funktions- und Publikumsrollen ein und schaffen durch formale Rechte, etablierte Strukturen und Wertvorstellungen, eingeschliffene Gewohnheiten und bewährte Handlungsweisen Möglichkeiten der Diskriminierung „in der Mitte der Gesellschaft“. Solche Regelungen (bspw. Aufenthaltsrecht, Übergangsempfehlungen an Schulen oder Sozialhilfe) stellen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen eine hierarchische Ordnung her, in der z.B. „die Zugewanderten“ zwar von den verschiedenen sozialen Systemen und Organisationen beansprucht, aber auf Dauer durch rechtliche Ungleichstellung direkt und legal benachteiligt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Migration und Bildung. Wie kann eine Pädagogik der Antidiskriminierung der institutionellen Diskriminierung an Schulen entgegen wirken?
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Schulische Sozialisation
Note
1,3
Jahr
2015
Seiten
16
Katalognummer
V342442
ISBN (eBook)
9783668326224
ISBN (Buch)
9783668326231
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diskriminierung, diskriminierung an Schulen, Antidiskriminierungspädagogik, Pädagogik, Bildungssystem
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Migration und Bildung. Wie kann eine Pädagogik der Antidiskriminierung der institutionellen Diskriminierung an Schulen entgegen wirken?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342442

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