Media Bias und seine Wirkung auf die Rezipienten


Hausarbeit, 2016

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Media Bias Forschung

3. Politischer Media Bias
3.1 Fokus USA
3.1.1 Der politische Media Bias existiert
3.1.2 Der politische Media Bias existiert nicht
3.1.3 Fazit USA
3.2 Fokus Bundesrepublik Deutschland
3.2.1 Fazit Bundesrepublik Deutschland

4. Wirkung des politischen Media Bias
4.1 Medienwirkung des Bias

5. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Resultsof Maximum LikelihoodEstimation

1.Einleitung

Die Entwicklungen in den letzten Monaten haben eines sehr deutlich gemacht. Das Vertrauen in die Medien scheint auf einem neuen Tiefstand zu sein. Das Wort Lügenpresse ist dafür ein Sinnbild geworden. Skandiert von Pegida-Anhängern auf Demonstrationen und politisiert von der Alternative für Deutschland. Wer nach Meinungen über die sogenannte Lügenpresse sucht, wird schnell in sozialen Netzwerken fündig. So schreibt ein Twitter-Nutzer am 9. Juli:

„Heute mit nicht politikinteressierten Leuten über AFD &Pegida unterhalten. Alles O-Ton der Lügenpresse. Da sieht man den Einfluss der Medien.“

Was wirft man den Massenmedien also konkret vor?

Ein AFD-Sympathisant äußert im Medienmagazin ZAPP (2015) folgende Kritik:

"Lügenpresse ist ein belastetes Wort. Aber es ist nun mal so, dass die Medien durch die Bank weg, egal ob Öffentlich-Rechtlich oder Privat, die Informationen, die sie bringen, mit einer eigenen Botschaft liefern und Hintergründe verfälscht oder ausgeblendet werden und nur das gebracht wird, was man gerne hätte." (Absatz 2)

In der Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich die Media Bias Forschung, inwiefern Medien verzerrt berichten, eine Seite bevorzugen und welche Einflussfaktoren dafür verantwortlich sind. Auf den folgenden Seiten sollen einige Ansätze aus der Media Bias Forschung kurz vorgestellt werden. Außerdem wird den Fragen nachgegangen, ob es tatsächliche Evidenzen für einen politischen Media Bias in Deutschland und den USA gibt und welche Wirkungen ein Media Bias auf Rezipienten haben kann.

2. Media Bias Forschung

Der Bias, zu Deutsch als Verzerrung oder Neigung bezeichnet, firmiert in der Wissenschaft in Bezug auf Medienberichterstattung unter verschiedenen Synonymen. Während man im deutschsprachigen Raum vor allem von News Bias (vgl. Kepplinger, 2011) spricht, hat sich im englischsprachigen der Term Media Bias(vgl. D´Alessio& Allen, 2000) für ein und dasselbe Phänomen durchgesetzt. Weniger verbreitet ist dagegen die Bezeichnung MediaSlant.

Allgemein formuliert unterstellt ein Media Bias eine einseitige Berichterstattung zu Lasten einer Seite. Eine solche einseitige Berichterstattung verstößt gegen die professionellen Standards des Journalismus. Williams (1975) schließt auf vier Kriterien, „thatarerequiredtomakefindingsoftelevisionnewsbiasremarkable“ (S. 192).

Der Bias sollte willentlich erfolgen, mutmaßlich einflussreich, bedrohlich für allgemein geltende Konventionen und vor allem mehr als ein Einzelfall sein.

Diese Kriterien treffen nicht auf alle in der Medienberichterstattung auftretenden Verzerrungen zu. Dies gilt beispielweise für den anti-communist und den minimal governmentbias. „Most of these are of little concern to most consumers and critics because, although they are usually sustained and arguably influential, such positions do not represent threats to the political beliefs of large numbers of readers and viewers.” (D´Alessio& Allen, 2000, S. 134). Der parteiliche Media Bias bzw. politische Biaserfüllt Williams Kriterien und wird in der Wissenschaft auch überwiegend untersucht.

In der Media Bias Forschungwird geprüft, ob einseitig verzerrte Berichterstattung existiert und welche Einflussfaktoren die Ursache für die Verzerrung sind.

Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Konstruktionen bzw. Operationalisierungs-grundlagen von Bias. Wagner (2007) unterscheidet zwischen vier verschiedenen Bias-Konstruktionen.

Das Verleihen publizistischer Prominenz bezeichnet die Bevorzugung eines Akteurs, in dem häufiger über ihn berichtet wird, als über seinen Konkurrenten. Die Bewertung von politischen Akteuren kann als Bias verbucht werden, wenn es „eine deutlich positivere Darstellung des präferierten Akteurs im Vergleich zu seinem Kontrahenten“ (S. 153) gibt. Dies ist der Fall, wenn er entlang verschiedener Eigenschaftsdimensionen, wie der Problemlösungskompetenz, oder der Integrität, besser bewertet wird. Das Einsetzen von opportunen Zeugen unterscheidet sich bezüglich der Bewertung von politischen Akteuren insofern, dass hier die Bewertung nicht durch eigene Aussagen der Journalisten entsteht. Vielmehr lassen sie externe Personen durch Zitate zu Wort kommen, „die ihre eigene Grundhaltung teilen“ (S. 153). Beim Konzept der instrumentellen Aktualisierung wird eine Bevorzugung eines Akteurs durch eine bewusste Selektion von Themen erreicht. Berichtet wird vor allem das, was dem eigenen Akteur nutzt, oder dem Gegner schadet.

Letzteres geht damit auf die gatekeeping Funktion des Journalismus ein.

Anzumerken ist, dass diese vier Bias-Konstruktionen in der Wissenschaft nicht als allgemeingültig gelten, in abgewandelter Form aber recht häufig verwendet werden. D´Alessio& Allen (2000) unterscheiden beispielsweise zwischen gatekeepingbias, coveragebias und statementbias. Gatekeeping und coveragebias sind dabei gut mit Wagners Konzeption der instrumentellen Aktualisierung und dem Verleihen politischer Prominenz vergleichbar. Statement bias mit der Bewertung von politischen Lagern und Politikern.

Verzerrung der Berichterstattung wird heutzutage fast ausschließlich inhaltsanalytisch überprüft. Vor allem die Untersuchung auf politischen Bias in den Medien beschäftigt die Forschung. Als Untersuchungsobjekt dienen oft (US-)Wahlkämpfe, in denen untersucht wird, ob Medien trotz „Nicht-Aussprechen eines expliziten Endorsements, während des Wahlkampfs nicht neutral berichten“ (Wagner, 2007, S. 151) und die Berichterstattung damit eine versteckte Wahlempfehlung enthält. Ebenfalls üblich ist die Untersuchung der Darstellung politischer Konflikte in der Medienberichterstattung. So stellten Philo& Berry (2011) bezüglich des Israel-Palästina Konfliktsinhaltsanalytisch fest, dass viele Journalisten die israelische Perspektive vermitteln, die palästinensische Sicht allerdings oft fehlt.

3. Politischer Media Bias

Ein Großteil der Studien der letzten Jahrzehnte zum Thema Media Bias fokussiert sich auf die Untersuchung von US-Präsidentschaftswahlkämpfen. Dies mag wohl daran liegen, dass ein Zwei-Parteiensystem, wie in den USA, die Polarisierung fördert und damit ein ausgeprägtes dafür oder dagegen Denken entsteht, was es zu einem guten Untersuchungsobjekt für Medienverzerrung macht. Die Untersuchung einer Verzerrung ist schlicht einfacher, wenn es nur zwei Parteien gibt. Man muss annehmen, dass bei einer nicht 50:50 Verteilung in der Häufigkeit der Berichterstattung, oder der Verwendung bewertender Aussagen, ein Bias vorliegt. WahlkämpfesindzudemeinbeliebtesUntersuchungsobjekt, da „the potential consequences of media bias, particularly ifit can be shown to have influenced the campaign (as is so often the claim), are therefore similarly enormous.” (D´Alessio& Allen, 2000, S. 138).

Im Folgenden soll deshalb der Frage nachgegangen werden:

Welche Evidenzen gibt es für oder gegen die Existenz eines politischen Media Bias in den USA und finden sich ähnliche Ergebnisse für das deutsche Mediensystem?

3.1 Fokus USA

Politisch gesehen ist die USA ein zweigeteiltes Land. Auf der einen Seite die Konservativen in Form der Republikaner, auf der anderen die liberaleren Demokraten.

Welche Seite in der Medienberichterstattung bevorzugt wird, ist eine kontrovers diskutierte Frage. Dabei sollte in Erwägung gezogen werden, dass es durchaus eine Diskrepanz zwischen öffentlicher Wahrnehmung und tatsächlicher Realität geben kann. Nach Daten einer repräsentativen GALLUP (2010) Telefonumfrage, halten 48% der Amerikaner ihre Nachrichtenmedien für zu liberal, 15% dagegen für zu konservativ. Eine genauere Aufschlüsselung der Daten zeigt, dass vor allem konservative Amerikaner und Mitglieder der republikanischen Partei die Medien als biased betrachten. Rund 76% der Republikaner ist die Berichterstattung zu liberal, jedoch nur 22% der Demokraten.

Allein die Wahrnehmung der amerikanischen Bevölkerung ist freilich kein empirischer Beweis für einen politischen Media Bias zu Lasten der Republikaner. Es benötigt empirische Untersuchungen der Medienberichterstattung.

3.1.1 Der politische Media Bias existiert

Als eine der Pionierstudien auf dem Gebiet identifizieren Kepplinger (2011) und Wagner (2007) eine Studie aus dem Jahre 1954.

Anhand der Medienberichterstattung im Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem Republikaner Eisenhower und dem Demokraten Stevenson untersuchten Klein und McCoby „den Zusammenhang zwischen der redaktionellen Linie einzelner Blätter und der Berichterstattung über die beiden Kandidaten“. (Rauchenzauner, 2006, S. 71). Dazu untersuchten sie unteranderem klassisch den Umfang und die Platzierung von Artikeln über die Präsidentschaftskandidaten und die Anzahl einseitiger und wertender Aussagen. Das Ergebnis ist aus heutiger Sicht wenig erstaunlich. Die Zeitungen folgten in der Berichterstattung ihrer redaktionellen Linie und bevorzugten den ihnen nahestehenden Kandidaten. Über ihn wurden mehr und besser platzierte Artikel veröffentlicht.

Mit dieser Studie lässt sich allerdings nicht auf eine allgemeine Tendenz in der gesamtamerikanischen Berichterstattung schließen. Letztlich braucht es Studien, bei denen auf Aggregatebene untersucht wird, ob es unter Betrachtung möglichst vieler Medienangebote eine klare Tendenz zur Bevorzugung der liberalen Seite gibt.Groseclose&Milyo (2005) versuchen sich genau daran. Sie untersuchen eine große Anzahl an nationalen Medienangeboten / Medienformaten und wagen eine Aussage zur allgemeinen Tendenz der gesamtamerikanischen Berichterstattung. Für die Untersuchung auf einen Media Bias entwickeln sie ein neues Messinstrument, das auf inhaltsanalytische Daten zurückgreift. Sie erfassen, wie oft die Medienangebote / Medienformate bestimmte Think Tanks zitieren.

„We compare this with the times that members of Congress cite the same think tanks in their speeches (…). By comparing the citation patterns, we can construct an ADA score for each media outlet.” (S. 1192). Der ADA Score (Americans for Democratic Action) erfasst normalerweise die politische Position amerikanischer Kongressabgeordneter auf Basis ihrer Entscheidung bei Abstimmungen. Auf einer Skala von 0 bis 100 bildet er das politische Spektrum zwischen konservativ und liberal ab. Alles unter einem Wert von 50 gilt dabei als konservativ.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Media Bias und seine Wirkung auf die Rezipienten
Hochschule
Universität Hohenheim  (Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Politische Kommunikation
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V342477
ISBN (eBook)
9783668321816
ISBN (Buch)
9783668321823
Dateigröße
810 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Trump, Pegida, News Bias, Media Bias, USA, Deutschland, Medien, Wirkung, Kommunikation, Zeitung, Rezipient, TV, Amerika, Präsident
Arbeit zitieren
Daniel Setili (Autor:in), 2016, Media Bias und seine Wirkung auf die Rezipienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342477

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Media Bias und seine Wirkung auf die Rezipienten



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden