„Die Kulturgeographie [als die der Wirtschaftsgeographie übergeordnete disziplinäre Kategorie, d. V.] [...] stellt Systemzusammenhänge zwischen Mensch, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Technik dar, die sich sowohl im Raum manifestieren, als auch nicht räumlich manifestierte Funktionsnetze und Prozeßbeziehungen bilden, deren räumliche und gesellschaftliche Gültigkeit für verschiedene Dimensionen [...] untersucht wird.“ [LESER (2001), S. 424] In exakt d iesem Schnittfeld bewegt s ich auch die Gründung neuer Unternehmen. Ökonomische „Organisationen“ [vgl. BYGRAVE & HOFER (1991)] sind zunächst einmal nichts anderes als das (zumeist) räumlich manifestierte Ergebnis eines durch gesellschaftliche, ökonomische, politische (und gelegentlich auch technische ) Faktoren beeinflussten menschlichen Handelns und damit materieller Ausdruck von Mensch-Umwelt-Beziehungen. Die in der Gründungsforschung zu beobacht ende Tendenz, diese Manifestation nicht mehr als einmaligen Akt, sondern als kontinuierlichen Prozess zu begreifen [vgl. z. B. SHAVER & SCOTT (1991)], unterstreicht zudem die kognitive Nähe zu einer Geographie, die wie kaum eine zweite Disziplin einem Denken in Prozesssystemen verhaftet ist. Trotz dieser grundsätzlich viel versprechenden Voraussetzungen sind in der geographischen Relevanz für die Gründungsforschung noch starke bereichsbezogene Unterschiede festzustellen. Anders als eher auf der strukturellen Ebene angesiedelte Themenkomplexe 1 fristet gerade die Gründerperson - zumindest in ihrer individuellen Reinform quasi der natürliche Feind einer räumlich und damit auch personell aggregierenden Wissenschaft - in der Geographie konzeptionell ein Schattendasein. Es wird naturgemäß nicht als Aufgabe der Geographie wahrgenommen, die Dispositionen, Ressourcen, Motivlagen und das Verhalten der Gründerperson auf der individuellen Ebene fassbar zu machen. Hier verlässt man sich auf die Konzepte von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, und so wird deren Präzision zur conditio sine qua non einer geographischen Auseinandersetzung mit der Gründerperson: [...]
Inhaltsverzeichnis
- Die personenzentrierten Ansätze im Gesamtkontext der Gründungsforschung
- Was ist ein Unternehmer? – zur Anthropologie der Gründungsforschung
- Was tut ein Unternehmer? – die ökonomisch-funktionale Perspektive
- Warum tut ein Unternehmer das, was er tut? – die motivationale Perspektive
- Die Person des Unternehmensgründers
- Empirie
- Theorie
- Der Merkmalsansatz
- Der Verhaltensansatz
- Zwischenfazit
- Eigene Untersuchung
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Person des Unternehmensgründers im Kontext der Gründungsforschung. Ziel ist es, die Probleme und Grenzen einer personenzentrierten Gründungsforschung aufzuzeigen und die Bedeutung der Persönlichkeit des Gründers für den Gründungserfolg zu beleuchten. Dabei wird die empirische und theoretische Forschungslandschaft der personenzentrierten Gründungsforschung kritisch beleuchtet.
- Die Bedeutung der Person des Gründers für die Gründungsforschung
- Die Herausforderungen und Grenzen einer personenzentrierten Forschungsperspektive
- Die Relevanz von Merkmals- und Verhaltensansätzen in der Analyse der Gründerperson
- Die Integration geographischer Perspektiven in die personenzentrierte Gründungsforschung
- Die Rolle von Humankapital und Netzwerkstrukturen für den Gründungserfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die personenzentrierten Ansätze in der Gründungsforschung vor und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Rolle des Unternehmers. Es werden ökonomisch-funktionale, motivationale und anthropologische Ansätze betrachtet. Das zweite Kapitel widmet sich der Person des Unternehmensgründers und untersucht die empirischen und theoretischen Ansätze zur Erforschung von Gründerpersönlichkeiten. Dabei werden Merkmals- und Verhaltensansätze sowie ihre jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert. Die Arbeit gipfelt in einer eigenen Untersuchung, die die Ergebnisse der bisherigen Forschung zusammenfasst und die Bedeutung der Gründerperson für den Gründungserfolg analysiert.
Schlüsselwörter
Gründungsforschung, Unternehmertum, Gründerperson, Merkmalsansatz, Verhaltensansatz, Humankapital, Netzwerkstrukturen, Gründungserfolg, geographische Perspektive.
- Quote paper
- Stefan Heumann (Author), 2004, Die Person des Unternehmensgründers , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34339