Die vorliegende Arbeit will zeigen, dass das Genre des Märchens in der Postmoderne sich insoweit gewandelt hat, dass es inzwischen unmöglich ist, ohne Verwendung von Ironie alle archetypischen Genremerkmale einzuhalten, ohne unfreiwillige Komik zu erzeugen, da sich die gesellschaftlichen Wertesysteme und die Reflexionsfähigkeit durch eine beständige Dekonstruktion des Märchen verändert haben.
Zuerst wird festgestellt, dass sich das Märchen historisch schon immer gewandelt hat, nicht nur auf einer semantischen Ebene, sondern auch in seinem Medium. Während die orale Tradition durch Menschen wie die Gebrüder Grimm und Perrault verschriftlich wurde, so vollzog das Märchen eine weitere Entwicklung mit dem Aufkommen des Films vor allem durch Walt Disney, der mit seinen Adaptionen so populär wurde, dass sie der neue Archetyp wurden.
Aus diesem Grund betrachtet diese Arbeit auch Filme, da die wesentlichen Genreveränderungen an diesen am besten abzulesen sind. Im Folgenden wird versucht, nachzuweisen, dass sich die moderne Märchenverfilmung der Parodie, Satire und Selbstironie bedienen muss, um überhaupt noch zu funktionieren. Zur Analyse werden die Filme „Shrek – der tollkühne Held“ von Dreamworks und „Enchanted“ von den Disney Studios herangezogen.
Wer heutzutage das Wort "Märchen" verwendet, verbindet damit eine von zwei Ideen: Einmal meint man damit eine Geschichte, die der Unwahrheit entspricht, sogar absichtlich zur Täuschung fabriziert worden ist. Die andere Bedeutung ist die "überlieferte Volkserzählung, in der übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen und meist am Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden."
Mit einem "märchenhaften" Erlebnis oder einer "Märchenhochzeit" verknüpft man Vorstellungen einer perfekten, idyllischen und romantischen Situation, in einem durchaus positiven, nicht ironischen und erstrebenswerten Sinn. In unserem Kulturkreis existieren also gleichzeitig und parallel zwei unterschiedliche Konzepte hinter der Bedeutung des Wortes „Märchen“. Unterzieht sich dieses Wort gerade einem Bedeutungswandel? Sind einfach gestrickte, utopische Konzeptionen der klassischen Märchen heutzutage überholt?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes „Märchen“ im Alltag
- 2. Die Entwicklungen des Märchens und der Disney-Paratext
- 3. Satire, Parodie und Selbstironie im Märchen als Kritik am Kitsch
- 3.1. Kitsch, Komik und Kritik
- 3.2. "Shrek" als Dekonstruktion des Märchens und gleichzeitig seiner Aktualisierung
- 3.3. "Enchanted" und die Reaktion Disneys
- 4. Feminist Backlash oder Fortschritt?
- 5. Das postmoderne Märchen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Märchengenres in der Postmoderne und analysiert, wie die modernen Märchenverfilmungen mit den Elementen der Parodie und Satire arbeiten, um die archetypischen Genremerkmale zu bewältigen, ohne in unfreiwillige Komik zu verfallen. Die Arbeit beleuchtet den Wandel der gesellschaftlichen Wertesysteme und die zunehmende Reflexionsfähigkeit als Gründe für diese Entwicklung.
- Der Bedeutungswandel des Wortes „Märchen“
- Die Entwicklung des Märchens von der oralen Tradition bis zur Disney-Adaption
- Die Verwendung von Parodie und Satire in modernen Märchenverfilmungen
- Kritik am Kitsch in traditionellen Märchenverfilmungen
- Die Frage nach Fortschritt oder Rückschritt in der feministischen Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes „Märchen“ im Alltag: Der Text untersucht die doppelte Bedeutung des Wortes „Märchen“: einerseits als bewusste Lüge und andererseits als überlieferte Volkserzählung mit übernatürlichen Elementen. Er stellt die Frage nach einem möglichen Bedeutungswandel und der Aktualität klassischer Märchenkonzepte in der heutigen Zeit. Die Arbeit argumentiert, dass das Märchen in der Postmoderne einen Wandel erfahren hat, der die Verwendung von Ironie notwendig macht, um die archetypischen Genremerkmale ohne unfreiwillige Komik einzuhalten. Die gesellschaftlichen Wertesysteme und die zunehmende Reflexionsfähigkeit haben diese Dekonstruktion des Märchens bewirkt. Der Text kündigt die Untersuchung der Märchenverfilmung als Medium an, in dem sich diese Veränderungen besonders deutlich zeigen.
2. Die Entwicklungen des Märchens und der Disney-Paratext: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Märchens, von der oralen Tradition über die schriftliche Fixierung durch die Gebrüder Grimm und Perrault bis hin zu den Disney-Verfilmungen. Es wird der Wandel des Mediums und die damit verbundene Anpassung der Erzählungen an die jeweiligen gesellschaftlichen Normen und Werte diskutiert. Der Text betont die Ambiguität und Intertextualität als charakteristische Merkmale des Genres. Die Disney-Adaptionen werden als neuer Archetyp betrachtet, der das konventionelle Märchen für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht hat. Die Arbeit analysiert, wie Disney die Märchen vereinfachte, stereotypisierte und an kapitalistische Strukturen anpasste. Der Text schließt mit der Feststellung, dass die Veränderungen des Märchens ein Ausdruck seiner genrespecifischen Möglichkeiten sind und eine kritische, postmoderne Dekonstruktion mit Parodie und Satire nach sich ziehen.
3. Satire, Parodie und Selbstironie im Märchen als Kritik am Kitsch: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse, wie moderne Märchenverfilmungen Parodie, Satire und Selbstironie einsetzen, um zu funktionieren. Der Text beginnt mit einer Betrachtung des archetypischen Disney-Schemas und seiner Kritikpunkte wie Trivialität, Unoriginalität und Kitsch. Die Kapitel 3.2 und 3.3 werden als Analysen von "Shrek" und "Enchanted" dienen, die aufzeigen, wie diese Filme das traditionelle Märchen dekonstruieren und gleichzeitig aktualisieren. Die jeweiligen Kapitel werden die Bedeutung von Parodie und Satire als Mittel der Kritik am Kitsch und der Anpassung an moderne gesellschaftliche Normen erörtern. Insgesamt untersucht dieser Abschnitt, wie diese kritischen Ansätze neue Perspektiven eröffnen und eine Aktualisierung des Genres ermöglichen.
Schlüsselwörter
Märchen, Märchenfilm, Postmoderne, Parodie, Satire, Selbstironie, Kitsch, Disney, Dekonstruktion, Genremerkmale, gesellschaftliche Wertesysteme, Reflexionsfähigkeit, "Shrek", "Enchanted".
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Postmoderne Märchenverfilmungen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Märchengenres in der Postmoderne und analysiert, wie moderne Märchenverfilmungen mit Parodie und Satire die archetypischen Genremerkmale bewältigen, ohne in unfreiwillige Komik zu verfallen. Der Wandel der gesellschaftlichen Wertesysteme und die zunehmende Reflexionsfähigkeit werden als Gründe für diese Entwicklung beleuchtet.
Welche Aspekte der Märchen werden untersucht?
Die Arbeit betrachtet den Bedeutungswandel des Wortes „Märchen“, die Entwicklung des Märchens von der oralen Tradition bis zur Disney-Adaption, die Verwendung von Parodie und Satire in modernen Verfilmungen, die Kritik am Kitsch in traditionellen Märchenverfilmungen und die Frage nach Fortschritt oder Rückschritt in der feministischen Darstellung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 untersucht den Bedeutungswandel des Wortes „Märchen“ im Alltag. Kapitel 2 beleuchtet die Entwicklung des Märchens von der oralen Tradition bis zu Disney. Kapitel 3 analysiert die Verwendung von Satire, Parodie und Selbstironie als Kritik am Kitsch in modernen Märchenverfilmungen, mit Fokus auf "Shrek" und "Enchanted". Kapitel 4 befasst sich mit der feministischen Darstellung in Märchen und Kapitel 5 gibt einen Ausblick auf das postmoderne Märchen.
Wie wird die Verwendung von Parodie und Satire in modernen Märchenverfilmungen analysiert?
Die Arbeit analysiert, wie moderne Verfilmungen Parodie, Satire und Selbstironie einsetzen, um das traditionelle Märchen zu dekonstruieren und gleichzeitig zu aktualisieren. "Shrek" und "Enchanted" dienen als Fallbeispiele, um die Bedeutung von Parodie und Satire als Mittel der Kritik am Kitsch und der Anpassung an moderne gesellschaftliche Normen zu erörtern.
Welche Rolle spielt Disney in der Analyse?
Die Disney-Adaptionen werden als neuer Archetyp betrachtet, der das konventionelle Märchen für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht hat. Die Arbeit analysiert, wie Disney die Märchen vereinfachte, stereotypisierte und an kapitalistische Strukturen anpasste. Disney dient als Ausgangspunkt für die Kritik am Kitsch und der Betrachtung der Dekonstruktion in modernen Verfilmungen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Märchen, Märchenfilm, Postmoderne, Parodie, Satire, Selbstironie, Kitsch, Disney, Dekonstruktion, Genremerkmale, gesellschaftliche Wertesysteme, Reflexionsfähigkeit, "Shrek", "Enchanted".
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt auf, wie der Wandel der gesellschaftlichen Wertesysteme und die zunehmende Reflexionsfähigkeit eine Dekonstruktion des Märchens mit Hilfe von Ironie, Parodie und Satire notwendig gemacht haben, um die archetypischen Genremerkmale ohne unfreiwillige Komik zu bewahren und das Genre für die Moderne zu aktualisieren.
- Citar trabajo
- Thomas Laschyk (Autor), 2016, Die postmoderne Subversion eines Genres. Warum der Märchenfilm heute nur noch mit den Elementen der Parodie funktionieren kann, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343434